Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI chapter:
Nr. 207 – Nr. 232 (1. September – 30. September)
DOI chapter:
Nr. 214
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0927

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

1858

Erscheint, Montag» auSgenom- Anzeigen werden in dem „Mann-
SIL men, täglich Morgen» in 1800 9 ^eVtembLk Heimer Anzeiger" nnd dem tagli-
.Lr. LI» Exempl/und kostet mit dem Unter- «-'vttklrr N. chen „Straßenplakat" zusammen
baltungsblatte vierteljährl. S4 kr. die gewöhnl.Zeile berechn, mit T kr.

Feier - Klänge
zum hohen Geburtsfeste des allgeliebten Landesfürsten
Friedrich von Baden
am 9. September 1858.
Kann was heiliger uns/ als ein Gebieter sein/
Der die höchste der Würden
Durch stch selber noch mehr erhöht?
Klov stock.
Den morgenrothen Gluthen entweicht die stille Nacht.
Und lrcht au» Purpnrfluthen ersteigt des Tages Pracht;
Der Glocken Festgeläute erschallet fern' und nah',
Cs ist ein Tag der Freude für Dich, Baden ia!
Der Donner des Geschützes erdröhnt durch Berg und Tbal
Und in den Tempelballen tönt festlicher Choral!
Badenia, Du stolze! im hoben Festgewank,
Beflaggt sind Deine Hauser, geschmückt ist Stadt und Land.
lind ernsten Feierklängen erschließt stch unser Aerz.
Und Opfer frohen Dankes aufsteigen himmelwärts;
Cs gilt dem besten Fürsten der schöne Festtag heut'.
Ihm, den uns Gott in Gnaden zum Segenshaupt geweiht!
Und Arm und Herz des Fürsten, mit Kraft und Muth gestählt,
Und Haupt und Hand sind Bürgen, daß Gott Ihn auSerwähli.
Und Ihn zum Herrscher krönte zu Badens Ruhm und Stolz,
Ckn Sohn und Enkel würdig Karl Friedrich'» — Leo pol d's!
Gerechtigkeit und Friede sind Seines Thrones Glanz,
Des Volke- treue Liebe Sein schönster Ehrenkranz;
Und unter seinem Scepter, geführt mit Iugendkraft,
Erblüht des Landes Wovlfakrt und Kunst und Wissenschaft.
Und Gnad' und Milde strahlet in Seiner Fürstenkron,
Und tausend Herzen schirmen in Liebe Seinen Thron,
Und tausend Hande pflegen mit Ihm des Geistes Saat,
Und beben unser Baden empor zum Musterstaat!
Und eine milde Fürstin aus ruhmbedeckten Gau n ,
Erlauchten Stammes Tochter, die edelste der Fran'n,
Des Fürsten treuer Engel, der Tugend reinster Kern,
L-ie ist des Landes Mutter, des Volkes Liebesstern!
Und dann der holde K n a b e, gewiegt im Muttcrschovß
Dereinst deS Thrones Erbe, Iahringen's jüngster Spioß,
Er hat noch keine Ahnung, was Ihm das Leben gibt,
Und Ihm ist noch verborgen, wie heiß Sein Volk Ihn liebt!
O, Badnerland, gesegnet! Du hochgesegnet' Land!
Wo Fürst und Volk treuinnig umschlingt der Liebe Bank ;
Wo jede Kraft und Starke hinstrebt zur Einigkeit,
Wo sich das Volk des Fürsten, der Fürst des Volks sich freut!
O, ew'ger Weltenlenker.' Oer Völker Schirm und Hort!
^rdore unser Bitten und unser Dankeswort:
,,Laß Deine Huld und Gnade - wie heute — immerdar
,,Ob unserm Lande walten durch unser Fürstenpaar!
,,DeS Thrones Erben schlitze, erhalt' ibn für und für,
dem Vater ähnlich, einst Badens Krone zier'!
,,O, ipinn den Lebensfaden der Theuern weit hinaus,
,,Und halt' den TodeSeugel lang' fern vom Fürstenhaus!"
Der Weihrauch des Gebetes steigt anf zu Gottes Thron:
" ^ür st und Fürstin und unfernFii r ste n l o h n!
,,Gott. legne unter Wünschen, erhöre unser Fleh'n,
„Dock Gütigster! Dein Wille, nicht unser soll gescheh«!"

Und wa« ,ch hier in Versen aus tiefer Seele sang,
ES tönt von Herz zu Herzen im frohen Wiederklang-,
Und was ich hier zur Stunde, zur-Feierstunde, sprach.
Es Halit von Mund zu Munde in tausend Echo nach!
M. Haug er.

Eine Schulrede.
* Mannheim, 8. Sept. Wir fühlen uns glücklich, nach-
stehend die Rede mittheilen zu können, die Herr Professor Bau-
mann gestern beim Schlüsse des Lyceumsjahres an die Abiturien-
ten hielt. Wir danken zugleich Herrn Professor Baumann für
die Bereitwilligkeit, womit "er unserer Bitte nm Erlaubnis: der
Veröffentlichung entsprach; indem wir überzeugt sind, daß die guten
Wirkungen, welche diele auserwahlten Worte im begründen Zu-
hörerkreise sanden, auch in der Oeffentlichkeit ihre fruchtbringende
Anerkennung finden werden-
Meine junngen Freunde!
So stehen Sie denn nun an dem Ziele, auf welches sei! Jah-
ren schon Ihr Streben, Ihre sehnsuchtsvolle Erwartung gerichtet
ist; Sie stehen an der Ausgangspforte Ihrer Gymnasiallaufbahn,
den von Hoffnung leuchtenden Blick hinaus gewandt auf eine
Zukunft, welche auch für Sie, wie für Alle, die vor
Ihnen in gleichem Falle auf dieser Stelle gestanden, durch den
Glanz der frohesten und erhebendsten Verheißungen verklärt ist.
Wohl gerne hätte der Vorstand unserer Anstalt, Ihr letzt-
jähriger Ordinarius, in dieser Stunde Ihnen noch manche Ihren
Individualitäten und besonderen Bedürfnissen entsprechende Wünsche
und Fingerzeige mitgegeben auf diese neue Strecke des Lebensweges,
die nun "vor Ihnen aufgethan liegt Ich glaube aber der Dol-
metsch seines Sinnes zu sein, wenn ich in einem Worte alle die
Wünsche zusammenfasse, mit denen unsere Anstalt Sie entläßt:
Möge der sehnsuchtsvoll erwartete Tag der akade-
mischen Freiheit Sie nicht unvorbereitet überraschen!
Unvorbereitet nicht etwa in Bezug auf die bestimmte Summe des
erworbenen Wissens; wie bescheiden oder wie beträchtlich und aner-
kennenswert!) diese baaren Resultate Ihrer Gymnasialstudien sein
mögen: sie sind in vorschriftmäßiger Prüfung als genügend be-
funden worden zur Betreibung Ihrer akademischen Studien. Aber
was in allen Studien und in aller Arbeit immer zwischen den
Zeilen steht, die treibende Kraft des wissenschaftlichen und sittlichen
Geistes, die nicht leicht in concreten Nachweisungen sich wägen
und bestimmen läßt, diese höhere Frucht alles Lernens muß bei
Ihnen zur Reife gekommen sein, wenn der Tag der akademischen Frei-
heit Sie nicht unvorbereitet überraschen soll. Mögen Sie die wis-
senschaftlichen Studien erkoren haben als Schmuck und Würze
eines unabhängigen Lebens, zur Nutzbarmachung im Diem e des
Vaterlandes und Ihrer Mitmenschen, zur Gründung einer ehren-
vollen Lebensstellung für Sie selber: Das Gymnasium, das zu
diesen Studien vorbereitet, hat seinen Endzweck für Sie nicht er-
füllt, wenn es nicht in Ihrer Seele die selbständige Liebe zur Wis-
senschaft erweckt und genährt, wenn es nicht die schwache und
schwankende Willenskraft für die Arbeit gestählt, wenn es Ihnen
nicht die geistige Spannkraft gegeben hat, ohne welche Sie in
mechanischem, unsreudigem und unfruchtbarem Thun sich crbmuhen
werden nach dem vorgesteckten Ziele Ihres dereinstigen Brodfaches.
Wenn Sie, nachdem Ihnen der Tag der akademischen Freiheit an-
gebrochen, ei nm al sich zurücksehnen nach dem Zwang nnd der Nöthi-
gung der Schule, weil Sie des äußeren Spornes sich bedürftig
fühlen, dann sind Sie von diesem Tage unvorbereitet überrascht
worden; er ist für Sie ohne die verheißende Morgenröthe ansge-
gangen, und er wird an Ihnen als ein unbegriffenes Räthfel vor-
übergehen, ohne daß Sie seine Früchte geerndet und ohne daß sein
Abendroth noch über die späten Jahre Ihres bürgerlichen Lebens
seine verklärenden Strahlen senden wird.
Aber schlimmer, ungleich schlimmer wäre es noch, wenn Sie
in sittlicher Hinsicht von dem Tage der akademischen Freiheit über-
rascht würden, wenn Sie der heilsamen Zucht der Schule noch
nicht entbehren könnten, wenn Sie dem unvernünftigen Füllen
gleichen würden, das, weil nun die Schranke des angewiesenen
 
Annotationen