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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 78 – Nr. 102 (1. April – 30. April)
DOI Kapitel:
Nr. 83
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0349

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Erscheint, Montags ausgenom- Anzeigen werden im „Mannhei-
Nr. 83. Donnerstag, 8. April 1858
vierteljährlich S-L kr. net mit T kr.

..^^'7.7':-.. Bestellungen nuf den „Mannheimer
Anzeiger" und das „Unterhaltungs-
blatt" für die Monate April, Mai und
Juni können für 3L kr. täglich gemacht werden bei den Gr.
Postanstalten, den Boten der Umgegend, den Trägern in der
Stadt und der Expedition, Lit- N 2 Nr. 9.

-Mannheim, 7. April. Mit den Unannehmlichkeiten
des Winters verlassen uns auch die Annehmlichkeiten dieser Jah-
reszeit. Seitdem das offene Buch der Natur wieder zu Betrach-
tungen in'ö Freie lockt, haben die verschiedenen Vorlesungen un-
serer Wintersaison ihr Ende erreicht. Die Urtheile über den
Werth derselben haben sich festgestellt; alle hinterließen fruchtbare
Erinnerungen. Professor Zimmermann aus Worms las die
Geschichte der Hohenstaufen. Bereits un vierten Jahre verdankt
das gebildete Publikum Mannheims den Bemühungen Zimmer-
manns eine gar reiche Anregung und Belehrung. Zn früheren
Jahren waren es ästhetische Vorträge über das deutsche Drama
und über Shakespeare, womit er unsere winterliche Muße würdig
erfüllte, und wofür er eine ganz seltene Begabung mitbringt.
Denn er vereinigt gelehrte, und zwar ebensowohl spekulative, als
literar-historische Studien mit feinem Geschmack und versteht es,
tiefer als die meisten Andern in die geheime Werkstätte des Genius
zu dringen und mittelst einer ganz ungemeinen Darstellungs- «nd
Rednergabe den Zuhörer mit sich zu führen oder, was Dasselbe
heißt, in diesem die Werke des Genius zu reproduziren. — Herr
Schöchlin las vor Neujahr über die Geschichte des Theaters,
und nach Neujahr über Göthe's Faust. Trotz eines fließenoen
Vortrages, einer raschen Erfassung und einer fleißigen Ausfüh-
rung war es dem ausdauernden Redner nur möglich, den ersten
Theil dieser großartigen Schöpfung Göthe's zu bewältigen. Die
Hörer des begabten Redners hoffen auf die Freude, im nächsten
Winter auch den zweiten Theil hören zu können. — Auch der
Nestor der Gelehrten, der allverehrte Professor Beil hat seine
Vorträge über die Geschichte Frankreichs abgeschlossen. Mit einer
philosophischen Ruhe führte der liebenswürdige Greis die Geschichte
Frankreichs bis auf unsere Tage vor seine Hörer hin mit einer
Frische des Geistes und in einer jugendlichen Kraft, welche in Er-
staunen und Bewunderung setzte. Möge er noch recht viele
Winter seinen wissenödurstigen Zuhörern weitere Mittheilungen
aus dem reichen Schatze seines umfassenden Wissens machen.
Angeregt durch seinen angenehmen Umgang, bildet sich stets un-
vermerkt so ein recht inniges Freundschastöverhältniß zwischen dem
verehrten Redner und seinen Zuhörern, welches wohl erlaubt,
diesem Ehrengreise auch hier den freundlichsten Lebensabend zu
wünschen.
* Mannheim, 7. April. Die von uns gestern gebrachte
Nachricht von dem Beinbruche eines Tünchergesellen beschränkt
sich glücklicherweise auf eine Verstauchung des Beines. Der Fall
geschah übrigens nicht im Hofe von einem Gerüste, sondern im
Zimmer von einer Leiter durch eigene Unvorsichtigkeit.
* Mannheim, 7. April. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 6. — 7. April: 270 Personen.
* Aus Baden. Das Rettungshaus in Weinheim er-
hielt in Folge testamentarischer Verfügung des vorigen Jahres in
Mailand verstorbenen Herrn Mplius aus Frankfurt ein Legat
von 1000 Lire ausbezahlt. — Aus Müllheim schreibt die
„Freiburger Zeitung": Bekanntlich beabsichtigte der Oberländer
Sängerbund auf kommenden Pfingstmontag in Haltingen das
diesjährige Oberländer Sängerfest zu feiern. Da jedoch ans die-
sen Tag vas allgemeine badische Sängerfest in Baden stattfinden
soll, so ergaben sich bei den verschiedenen Gesangvereinen Mei-
nungödifferenzen, hinsichtlich des Bejuchs dieser Feste. Zn der
vor einigen Tagen dahier abgehaltenen Generalversammlung des

Gesangvereines entschied sich die Mehrheit der erschienenen Mit-
glieder für den Besuch des badischen Sängerfestes in Baden, von
der richtigen Ansicht ausgehend, daß das Oberland da nicht zu-
rückbleiben dürfe, wo es gelte, das große Ganze, ein ächt patrio-
tisches Werk, zu fördern. Hinsichtlich der Abhaltung des Ober-
länder Sängrrfesteö wurde der Wunsch ausgesprochen, daß das-
selbe für einige Wochen hinausgeschoben werden möchte, ein
Wunsch, der jedenfalls bei den übrigen Vereinen Anklang fin-
den wird.
Regensburg, 5. April. Vor einer Stunde landete, unter
Salutschüssen und deren Erwiederung von den königl. Booten,
der erste Remorqueur der österreichischen Gesellschaft'Flora mit
einem Schleppzug im Tau. (A. Z.)
Mainz, 2. April. In der vorgestrigen Gemeinderaths-
Sitzung wurde unter 17 Bewerbern um das hiesige Stadttheater
mit großer Stimmenmehrheit Herr Philipp Walburg Kramer,
gegenwärtig in Heidelberg, als Leiter des Mainzer Stadt-Thea-
ters vorläufig auf die Dauer von fünf Zähren gewählt. Der-
selbe bezahlt weder Pacht noch sonstige Abgaben, sondern erhält
aus der Stadt-Casse einen baaren jährlichen Zuschuß von 2800fl.;
außerdem jährlich 500 fl. für neue Anschaffungen an Dekoratio-
nen; ferner werden ihm die Einnahmen der Theater-Maskenbälle,
welche zu 3000 fl. veranschlagt sind, überwiesen, die Verpachtung
der Wirthschaftslocale anheimgegeben und ihm selbst eine freie
Wohnung im Theatergebäude eingeräumt. Das feste Abonnement
in Mainz beträgt gewöhnlich für die Saison 20,000 fl. (H. Z.)
* Auch aus Rhein Hessen wird von verletzten Weinreben
gemeldet, eine traurige Erscheinung, die sich wohl noch in andern
Gegenden zeigen und der anhaltend trocken-kalten Witterung zu-
geschrieben wird.
Dresden, 31. März. Eine im November v. Z. allhier
unternommene Sammlung zum Besten für vertriebene Schleswig-
Holsteiner hat bis jetzt über 1717 Thlr. 24 Ngr- 8 Pf. ergeben,
welche bereits an den Hauptverein in Altona abgeliefert wor-
den ist. Bis zum 18. April wird die Sammlung noch fort-
gesetzt- , (Dr. I.)
Die Zustände in österreichisch Italien erwecken in
Wien einige Besorgniß; denn ungeachtet der Erzherzog Gouver-
neur nichts verabsäumt, um seine Sympathien für die Italiener
an den Tag zu legen, ungeachtet er sie bei jedem Anlasse mit
Schmeicheleien überhäuft, so ist doch gegenwärtig die Stimmung
eine sehr aufgeregte, und eö hat großes Aufsehen erregt, daß an-
gesehene Leute sich durch einige Malcontenten hinreißen ließen, in
einer größeren Stadt der Lombardei einen Trauergottesdienst für
Orsini abzuhalten. (F. I.)
Triest, 5. April. Nachrichten aus der Herzegowina mel-
den: die bei Klek gelandeten türkischen Truppen haben ein Lager
nächst Stolaez bezogen. Gerüchtsweise verlautet von Concentri-
rung 6000 Irregulärer bei Kuczko. Kein Zusammenstoß erfolgte.
Es scheint auch, daß die Montenegriner ruhig innerhalb ihrer
Gränzen sich verhalten. (A. Z.)
Turin, 27. März. In San Remo fand man in diesen
Tagen an mehreren Häusern die Worte: „Viva Or8misil ange-
schrieben, am Thor der Wohnung des französischen Viceeonsuls
waren Schmähungen gegen Kaiser Napoleon zu lesen. Auf die
Beschwerde des Viceeonsuls ließ der Intendant die, anstößigen
Schreibereien sogleich beseitigen. Die „Armonia" wünscht, daß
auch in Turin in gleicher Weise vorgegangen würde. (Oestr. C.)
- Unterm 23. März versammelte sich in Stans das Prie-
sterkapitel, um gegen den Gesetzesvorschlag, welcher zu Gunsten
der alten Tanzsreiheit, wie solche vor 1847 in Nidwalden bestan-
den hatte, der nächsten Landgemeinde vorgelegt werden soll, die
nöthigen Prävenlivmaßregeln anzuordnen.
Paris, 3. April. Am 31. März endete der Termin für
Anmeldungen zur Erlangung der Medaille von St. Helena.
 
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