Erscheint, Montags ausqcnom- Anzeigen werden im „Mannbei-
men, täalick Morgens und kostet mer Anzeiger'^ und dem täglichen
mit dem Unterholtungs - Blatte . „Straßeuplakat" die Zeile berech-
viertelsährlicb L-L kr. net mit S kr.
1838.
Denkschrift über den Kehler Brückenbau.
Vom Rhein, 28. Jan. Die „Deutsche Vierteljahrsschrift"
bringt in ihrem neuesten Heft wieder eine Reihe interessanter
Aussätze, die jedenfalls einem weitern Lesekreis willkommen sind.
Riehl's „Augsburger Studien" schließen sich den srühern eultur-
geschichtlichen Arbeiten des bekannten Schriftstellers ebenbürtig an.
Wer Augsburg kennt, wird durch sie das nähere Verstäudniß
für den Entwicklungsgang jener altberühmten Stadt erhalten.
Nicht minder schätzenswerth, namentlich durch ein sehr reiches
beigebrachtes Material, ist ein anderer Aufsatz, über die „Han-
deiskrisis und das Bankwesen;" am lebhaftesten berührt indessen
uns hier am Rhein die erste Abhandlung des Bandes, der die
Eisenbahnbrücken über den Oberrhein zum Gegenstand hat. Die
beabsichtigte unmittelbare Schieneuverbinduug zwischen Kehl und
Straßburg ist während der letzten Zeit in der deutschen Presse
mehrfach zur Erörterung gekommen; die „N. P. Ztg." einerseits
und einige süddeutsche Blätter andererseits chabcn darüber ver-
schiedenemale entgegenstehende Ansichten ausgetauscht, die ihren
offiziösen Charakter kaum verläugnen konnten; die Angelegenheit
wurde sogar hie und da zu einer Parteisache gemacht. Unter
solchen Umständen ist denn eine Denkschrift, welche mit der gründ-
lichsten Fachkunde eine große Klarheit und Ruhe verbindet, ge-
wiß im hohen Grade dankenswert!), weil hier nicht etwa eine
speziell badische, sondern eine gesammtdeutsche Frage vorliegt, die
aber auch vom nationalen Standpunkt aus beantwortet werden
muß. Der Verfasser hat iudeß schon früher in derselben Zeit-
schrift verwandte Themata näher entwickelt. Die Artikel „Be-
festigung des Schwarzwalds" (Juli 1852 Nr. 59), „der Ober-
rhein als Operationsbafis der Franzosen und als Vertheidigungs-
linie der Deutschen" (Januar 1855 Nr- 69) und „deutsche In-
teressen an der oberrheinischen Gränze" (April 1852) stehen alle
zu den beim Kehler Brückenbau in Betracht kommenden Rück-
sichten in näherer oder fernerer Beziehung; wir haben also keine
flüchtige Auffassung, sondern ein aus Studieu von langer Hand
her gestütztes Urtheil vor uns. Um so schwerer fällt es daher
auch ins Gewicht, wenn voll solchem eompetenten Munde gleich
im Anfang (S. 2) anerkannt wird: „Das Großherzogthnm
Baden war in seinem Recht, als es den bewußten Vertrag mir z
Frankreich abschloß, und es hat als Glied des Bundes feine
Pflicht erfüllt, da es die Uebereinkunst diesem zur Genehmigung
vorlegte." Daß dem Bunde die eommereielle Wichtigkeit jener
Eisenbahnverbindung nicht entgehen könne, steht dem Verfasser
dabei fest; allein er hält es zugleich für eine unerläßliche Ver-
pflichtung desselben, darüber zu wachen, daß die stehende Brücke
bei Kehl dem mächtigen, stets schlagfertigen Straßburg gegenüber-
ausreichend mit Fortifikationen geschützt werde. Wenn es jedoch
keinem Zweifel unterliegt, daß an den Vortheilen, welche die Ver-
bindung der deutschen Eisenbahn mit dem französischen Communi-
kationsnetz gewährt, nicht nur das anliegende Großherzogthum
Baden, sondern auch Württemberg, Bayern, Oesterreich, Frank-
furt u. s. w- theilnehmen, wo ist daun der Maßstab, nach wel-
chem die gegenseitigen Größen dieser Vortheile, und folglich die
Größen der Leistungen jedes einzelnen Staates, ermessen werden
können? Und verbreiten sich die Vonheile weit über die anliegen-
den Granzlaude, so ist dies nicht minder für die Nachtheile der !
Fall; denn hat ein französisches Heer" den Oberrhein überschritten,
so werden die norddeutschen Staaten die Wirkungen sogleich em- !
pfinden. Heißt es doch, von strategischen Rücksichten 'abgesehen, '
in der Wiener Schlußakte: „Wenn daS Bundesgebiet von einer
auswärtigen Macht feindlich überfallen wird, so tritt sofort für
den Bund der Stand des Krieges ein." „Da nun, so fährt der
Verfasser später fort, die Bundesgesetze verfügen, daß die Bun-
desversammlung verpflichtet sei, die Vertheidigungsanstalten zu
beschließen, welche die Sicherstellung des Bundesgebietes erfordere,
und daß sie die außerordentlichen Ausgaben sowohl, als die Bei-
träge zu bestimmen habe, welche zur Ausführung der gefaßten
Beschlüsse nöthig seien, so scheint durch dieses Gesetz nun die
Frage über die Leistungen der Kosten für die Vertheidigungsan-
stalten bei Kehl gelöst: der Bund kann die Leistung der Beiträge
verfügen, wenn er die Nothwendigkeit der Befestigungen erkannt,
und deren Anlage beschlossen hat." Wir heben hier nur das
Endergebniß der ganzen Untersuchung heraus; der Leser möge der
Begründung derselben in der Denkschrift selbst nachgehcn. Die
Entscheidung der Frage ist aber für uns um so wichtiger, weil
die stehende Kehler Brücke unausbleiblich eine gleiche Verbindung
zwischen Mannheim und Ludwigshafen nach sich ziehen muß, und
dieser Bau wieder auf die endliche Ausführung der längst gewünschten
Heidelberg-Würzburger Eisenbahnlinie zurückwirkt! (A. Z.)
O Mannheim, 1. Febr. Der von dem Kirchhofe bis
zur Ziegelhütte ziehende Graben wird eben ausgesüllt und dadurch
mit der dortselbst gebildeten Insel ein bedeutendes Stück Land
gewonnen werden. Die seither etwas schwierige Arbeit ist durch
die Erlaubniß der großh-Wasserbauinspeklion bedeutend erleichtert,
da der nöthige Kies wieder dem eben blosgelegten Bette des
Neckars, in nächster Nähe, entnommen und an die betreffende
Stelle verführt werben kann.
i Mannheim, 2. Febr. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 1. — 2. Febr.: 233 Personen.
Freiburg, 1. Febr. Die Reihe der Kunstausstellungen
des rheinischen Kunstvereins für dieses Jahr wird mit der am
15. April hier stattfindenden beginnen und ihr solche in den.
Städten Straßburg (11. Mai bis 8. Juni), Karlsruhe (9. Juni
bis 4. Juli), Mainz (5. Juli bis 2. August), Darmstadt (3. bis
28. August), Mannheim (29. August bis 23. September) und
Stuttgart (24. September bis 19. Oktober) folgen. Es ist dies
die 21. Ausstellung feit dem Bestehen des Gesammtvereins- Im
vorangegangenen Jahre (1857) zählte die rheinische Kunstaus-
stellung überhaupt 560 Nummern. Die Ankäufe sowohl der
Vereine, als einzelner Mitglieder derselben überstiegen etwas die
Summe von 20,000 fl. '(B. L.-Z.)
Freiburg, 1. Febr. Heute starb dahier der älteste Mann
unserer Stadt, der verwittwete Bürger und Schneidermeister Jo-
seph Maier im Alter von 96 Jahren. Er lebte, wohl ein selte-
ner Fall, unter elf Landesfürsten von Maria Theresia an, bis
aus Großherzog Friedrich Königl. Hoheit, sah in seiner Knaben-
zeit noch die gräulichen Zerstörungen der letzten Belagerung un-
serer Stadt und das allmälige Abtragen und fleißige Umwandeln
der öden Festungswerke in liebliche Gärten, freundliche Rebhügel,
grünende Wiesen und fruchtbare Accker, sowie die fortschreitende
Entwickelung der hiesigen Stadt bis zu ihrem gegenwärtigen
Wohlstände/ . ' (F. Z.)
* In Wiesbaden hat die Regierung mehrere Baulinien
zur Vergrößerung der Stadt eröffnet, um dem täglich fühlbar-
werdenden WohnungSmangel abzuhelfen. Den Bauliebhabern ist
auf die Dauer von 10 Jahren eine Befreiung von allen Steuern
zugesichert. So wird nach und nach allenthalben dem im Laufe
der jüngsten Zeit fühlbar gewordenen WohnungSmangel nach
reiflich gepflogenen theoretischen Verhandlungen praktisch abgehol-
sen. Nur in Mannheim scheim's oei dem WohnungSmangel
und den Wünschen zur Abhülfe verbleiben zu wollen.
* Das Berliner Rathhaus wird am Einzugstage des
Prinzen Friedrich Wilhelm und seiner Gemahlin, der Prinzeß
Royal von England, am 8. Februar mit 20,000 Gasflammen
„erleuchtet" sein. Ob man da wohl hell genug sehen wirb im
Rathhause?
* Berlin, 29. Jan. Der Prinz-Bräutigam trat nach der
„Zeit" unter den Klängen des „alten Dessauer-Marsches" bei