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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 154 – Nr. 180 (1. Juli – 31. Juli)
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Nr. 156
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0671

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Erscheint, Montags ausgeuom-
Men, täglich Morgens in 1800
Excmpl. und kostet mit dem Unter-
haltungsblatte Vierteljahr!. LL kr.

Samstag, 3. Juli

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßenplakat" zusammen
die gewöhnt. Zeile berechn, mit T kr.

1888.

Mannheim, 2. Juli. Die bevorstehenden Erneue-
rnngs- und Eraänzungswahlen des großen Bürgerausschusses
haben eine vielseitige Thätigkeit unter den Wählenden hervorge-
rufen. Wir freuen uns dessen, weil dies ein Zeichen der wieder
erwachten Theilnahme an den öffentlichen Interessen unserer Va-
terstadt ist. Die nach K. 25 des Gesetzes über die Verfassung
und Verwaltung der Gemeinden vorzunehmende Wahl vergibt
die Leitung der städtischen Verhältnisse auf 6 Jahre in die Hände
der Gewählten. Sechs Jahre aber sind eine lange Zeit m veil
raschen Gestaltungen der gegenwärtigen Epoche. Es ist deßhalb
wohl schwer, unter der großen Zahl ,o vieler würdigen Bürger
die wenigen auszusuchen, denen das öffentliche Wohl und Wehe
der Gemeinde anzuvertrauen ist. Der große Ausschuß reprchen-
tirt die Gemeinde. Da nun das Wahlgesetz die ganze Gemeinde
klaffenweise zur Wahl beruft, so ist es die heiligste Pflicht eines
jeden Gemeindebürgers, seine Stimme nach seiner Ueberzeugung
auf die Männer seines Vertrauens zu übertragen. Die Stim-
menabgabe soll nach freiem Antrieb geschehen, damit nicht die
§K. 20 und 21 der Gemeindewahlordnung zur Anwendung zu
kommen haben. §. 20 sagt: „Ist am Ende der für eine Klasse
zur Stimmenabgebung anberaumten Frist nicht wenigstens die
Hälfte aller Wahlberechtigten dieser Klasse erschienen, so sind, ohne
daß das Ergebniß der bereits abgegebenen stimmen bekannt ge-
macht wird/die Nichterschienenen unter Androhung einer Geld-
strafe von Einem Gulden für jeden und mit dem wettern An-
fügen sogleich nochmals vorzuladen, daß, wenn die zur Ergänzung
der vorgeschriebenen Stimmen erforderliche Anzahl derselben wie-
der nicht erscheine, die Wahl als nicht zu Stande gekommen be-
trachtet, und der große Ausschuß am Schluffe des ganzen Wahl-
geschäfts nach Vorschrift des §. 21 gegenwärtiger Verordnung
ergänzt werde." §.21 aber lautet: „Erscheint die vorgeschriebene
Zahl wieder nicht, so wird, wenn vorerst die etwa noch rückstän-
digen Wablen der andern Klassen ebenfalls vorgenommen sind,
die erforderliche Zahl von Stellvertretern durch den Gemeinderath
und kleinen Ausschuß und die bereits vorhandenen oder neu ge-
wählten Mitglieder des großen Ausschusses ernannt, und zwar
für jede Klasse so viel, als bei der nicht zu Stande gekommenen
Wahl durch diese Klasse hätten gewählt werden sollen, und je
für die Zeitdauer, während welcher die zu Wählenden im Amt
zu bleiben gehabt hätten." Nicht diese Paragraphen, die nur zur
näheren Kenntniß hier stehen, sollen die Bürger der gerade zur
Wahl berufenen Klasse der Niederstbesteuerten veranlassen, ihre
schönste Bürgerpflicht auszuüben, sondern ihr eigener, freier Wille,
zu dessen freier Bekennung ihnen durch das Gejetz die rechte
Gelegenheit geboten ist. Es wähle daher jeder berufene Bür-
ger frei nach freier Ueberzeugung die Männer seines Ver-
trauens!
D. Mannheim, 2. Juli. Sicherem Vernehmen nach wird
der hiesige Singverein Donnerstag, den 22. d. M. im Aula-Saale
ein Coneert geben. Die Leistungen dieser wackeren Gesellschaft,
unter der Leitung ihres verdienstvollen Dirigenten, berechtigen um
so mehr zu den schönsten Erwartungen, da 2 Kompositionen ihres
Herrn Direktors Guth (Männerchöre mit Orchesterbeglei-
tung) zur Aufführung kommen, die bei der anerkannten musikali-
schen Thätigkeit dieses Mannes, gewiß zum Voraus etwas Ge-
digenes versprechen. — Da das Coneert durch das freundliche
Mitwirken des Herrn Concertmeisters Becker verherrlicht werben
soll, so dürfte den Freunden und Gönnern dieses Vereines ein
genußreicher Abend bevorstehen. — Der auf diesen Coneerttag
folgende Sonntag (25. Juli) wird die Mannergesangvereine von
Mainz, Alzey, Oppenheim und den hiesigen Singverein zum ge-
selligen Vergnügen in Oppenheim vereinigen und wird dieser
Tag sofern der Himmel denselben mit freundlichem Wetter begünstigt,
bei der bekannten Eordialität der Mainzer und des Singvereines
ein schöner Festag werden.

i ff Mannheim, 2. Juli. Stand der Fremden Wesiger
' Stadl vom 1.—2. Juli: 310 Personen.
j ' Aus Baden. S. K. H. der Prinz von Preußen traf
i am 1. Juli in Baden-Baden bei der Großherzogliäcn Fa-
milie ein. — Die Untersuchung der Mietinger'schm Unterschla-
gung ist beendet und liegt seit mehreren Tagen bei dem Großh.
Staatsanwalt des Hofgerichtes in Bruchsal. — Seit dem 30.
Juni ist die Dampfschifffahrt auf dem Neckar, des niedern
Wasserstandcs wegen, eingestellt.
* Am letzten Sonntag Mittag entstand in dem Forlenwald
bei Speyer durch ausströmende Funken der vorbeifahrenden Lo-
komotive ein Brand, der etwa ein halbes Tagewerk Wald verzehrte.
Bis jetzt sind für das Luthcrdcnkmal in Worms 60,000 fl.
eingegangen. Rietschel hat für die Ausführung 60,000, resp.
100,000 fl. beansprucht, je nachdem die Ausführung in größerem
oder kleinerem Maßstab beliebt wird. Ob der Reformator in
der Mönchskutte oder in dem vor dem Reichstage getragenen
Gewände dar- und ob das Denkmal aus dem Markt- oder einem
andern Platze aufgestellt wirb, ist noch nnentscbieden.
Stuttgart, I.Juli. Gestern Morgen 5 Uhr zeigte das
Thermometer nur 6 Grad Wärme. Der Thau war eigentlich
— Reif! — Der abnorme Witterungswechsel hatte auch bereits
mehrere plötzliche Todesfälle im Gefolge.
* Der König von Württemberg hat sich am 30. Juni
nach Baden-Baden begeben, um daselbst eine Kur zu gebrauchen.
'' Die Zeichnungen zur Erbauung einer Tonhalle in Wies-
baden für das dritte mittelrheinische Musikfest nehmen einen er-
freulichen Fortgang.
Dresden, 30. Juni, Das soeben erschienene „Dresdener
Journal" bezeichnet als völlig unbegründet, daß Frankreich in
der deutsch-dänischen Angelegenheit Schritte gethan hätte, zum
Zwecke, diese Angelegenheit vor die Pariser Conferenz zu bringen.
Das „Dresdener Journal" fügt hinzu, daß Seitens des deut-
schen Bundes ernste Schritte gegen Dänemark in Aussicht ständen.
Königsberg, 26. Juni, Nach der enormen Hitze hat
es hier in der Nacht auf den 1s. Juni gefroren, wodurch Scha-
den in den Gärten und Feldern verursacht ist.
Paris, 2. Juli. Nach tel. Nachrichten aus Madrid von
gestern ist das spanische Ministerium (in liberalem Sinne) gewech-
selt: ODonne! Ministerpräsident, Finanzen Salvavarria, Justiz
Negrete, Bauten Corvera, Marine Manesada, Inneres Posada
Herrera. (Sch. M.)
London, 2. Juli. Lueans Bill zu Gunsten der Judenzu-
lassung ist angenommen. — Das Unterhaus beschäftigte sich mit dem
indischen Komitee. Die Majorität unterstützte die Regierung.
Handel und Verkehr.
Heidelberg, 29. Juni. An dem am 28. d. M. dahier abge^
haltenen Viehmarkte wurden 195 Stuck Vieh verkauft und dafür
15.587 si. 24 kr. erlöst.
Fruchtmittelpreise.
Heidelberg, 30. Juni. Spelzkern 13 fl. 6 kr., Gerste 9 fl.
37 kr., Spelz 6 fl. — kr. Hafer 7 fl. 25 kr., Heu, pr. Ctr. 3 fl.
! — kr^. Korn 10 fl. — kr., Gem. Frucht 9 fl.
Speyer, 29. Juni, per Centner: Warzen — fl. — kr. Korn
4 fl. 56 kr., Gerste 4 fl. 27 kr., Spelz 4 fl. 51kr„ Spelzkern — fl.
— kr., Hafer 5 fl. 24 kr., Linsen — fl. — kr., Revs — fl- — kr.
Zweibrücken, 1. Juli, per Centner: Waizen 6 fl. 16 kr.,
Korn 5 fl. 17 kr., Gerste, zweireihige, 4 fl. 12 kr., vierreihige 3 fl.
40 kr., Spelz 4fl. 23kr., Hafer 6 fl. — kr., Kartoffeln Ist. 8 kr.,
Kandel, 30. Juni, per Centner: Waizen 6 fl. 30 kr., Korn
! 4 fl. 30 kr., Spelz 4 fl. — kr., Gerste 5 fl. 8 kr., Hafer 5 fl.
! 8 kr., Mischfrucht — fl. — kr.. Erbsen - fl. — kr._
Für Schleswig-Holstein.
Uebertrag 689 fl. 17 kr.
Salvatortropfeu aus der alten Pfalz . . . 4 „ 3 „
Summa 693 fl, 20 kr.
 
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