Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 103 – Nr. 128 (1. Mai – 30. Mai)
DOI Kapitel:
Nr. 127
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0553

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Erscheint, Montags ausgenom- Anzeigen werden in dem „Mann-
ei« 197 men, täglich Morgens in 1860 Heimer Anzeiger" und dem tägli-
Exempl. und kostet mit dem Unter- chen „Slrapcnvtakat" zusammen
Haltung?blatte vierteljährl. »L kr, die gewöhnl.Zeile berechn, mit'4 kr.

* Mannheim, 28. Mai. In Viesen Tagen wurde un-
sere Sternwarte durch den Direktor der Bonner Sternwarte Herrn
Dr. Archelander, Herrn Prof. Sch werdt von Speyer und
Herrn Hofrath Eisenlohr von Karlsruhe einer wissenschaftlichen
Prüfung unterzogen. Es sollen vabei sowohl die neueren
wie die alten Instrumente nicht nur brauchbar, sondern einzelne
sogar als vorznglich, Alle aber in sehr gut erhaltenem Stande erfun-
den worden sein. Zum Zwecke der Ausstellung der neuesten Instru-
mente dürste unsere Sternwarte noch einen zweckentsprechenden
Oberbau erhalten. Aus der ganzen Aufmerksamkeit zu schließen,
die unserer Sternwarte von Seiten der Regierung, des Landtages
und der Gelehrten gewidmet wird, glauben wir hoffen zu dürfen,
daß dieselbe durch baldige Besetzung mit einem tüchtigen Astro-
nomen sich recht rasch wieder aus den ruhmvollen Stand erheben
werde, den sie am Schluffe des vorigen Jahrhunderts unter dem
gefeierten Astronomen Mayer erlangt hatte.
* Mannheim, 28. Mai. Tas auf nächsten Frohnleich-
namstag projektirte Concert unserer vereinigten Mannergesangvereine
zum Besten des „Allgemeinen Kranken-Ünterstützungs-Bereinö in
Mannheim" findet nach heutiger Beschlußfassung jetzt Samstag,
den 5. Juni, Abends 6 Uhr, auf dem Löwenkeller statt.
Als Gesammtchöre kommen dabei zum Vortrage: „Christenglaube"
von Spohn; „Sängergruß" von Strauß; „Im wunderschönen
Monat Mai" von Zimmermann; „Das deutsche Lied" von
Kalliwova; „Odin-Chor" von Kunz; „Der frohe Wanders-
mann" von Mendelssohn; „Wachet auf" von Kücken;
„Frühlingsmarsch" von Becker. Zwischen diese Gesammtchöre
werden noch näher zu bezeichnende Spezial-Chöre der einzelnen
Gesangvereine eingelegt. Zur Abwechslung werden durch Vie
Blanck'sche Gesellschaft Musikstücke und nach dankenswerthem
Anerbieten des Hornquartetts ein oder zwei Horn-Quartette ein-
schoben. Tas gewählte Programm, das mit Ausnahme ver
Spezialchöre Vas vollständige Programm des Badener
Gesangfestes ist, der gute Zweck des Ccncertes, lassen als öffent-
lichen Ausdruck der Dankbarkeit und Liebe für unsere verehrungs-
würdigen Sänger einen Abend erwarten, an dem die Gesammtein-
wohnerschaft Mannheims zahlreich vertreten sein wird.
stfi Mannheim, 27. Mai. Die diesjährige Frohnleich-
namsprozession wird, wie es bereits festgestellt ist, folgenden j
Weg nehmen. Nachdem das Hochamt in der Iesuitenkirche, ?
welches um 8 Uhr beginnt, zu Ende ist, setzt sich der Zug nach
dein Programm in Bewegung und geht von der Kirche gerade
aus bis zur Wohnung des Herrn von Stengel, hierauf rechts
hinaus gegen das Schloß durch die Industriehalle bis auf die
Terrasse des Schlosses, sodann durch das Schloß, die breite Straße
herab bis an den Speisemarkt, hierauf umbiegend um das Rath-
Hauö-Und die untere Pfarrkirche, die anvere Straße herauf an
der Harmonie vorbei bis zum Konsul Eissenhardt, hier rechts
gegen das Theater umbiegend auf den Theaterplatz und sodann
zur Kirche zurück. Man siebt, es ist mit wenigen Abweichungen
derselbe Weg, den die Prozession vor Jahren genommen hat. So
durch die schönsten Straßen gehend, welche, wie man von der
Freundlichkeit der Bewohner erwarten kann, mit Fahnen, Blumen-
kränzen und anderem geziemendem Schmuck versehen sein werden,
wird die Prozession bei einer noch größern Theilnahme als das
letzte Jahr einen recht feierlichen Anblick gewähren. Zwei ebenso i
natürliche und billige Wünsche, die sich bei einem solchen Fest
zeigen, sind folgende: Diejenigen, welche mit der Prozession gehen,
wünschen ungehindert und ungestört in bester Ordnung einher- ,
zugehen, und die Zuschauer wünschen, alles recht gut sehen zu i
können. BeidenWünschen kann unseresErachtens anr bestell dadurch >
genügt werden, wenn die Zuschauer sich auf den Trottoirs längs
der Häuser halten, so daß der Zug von beiden Seiten frei mitten i
durchgehen und sich entfalten kann. Besonders imposant ist der "
Anblick auf den Plätzen vor den Altären, wenn die Zuschauer

soweit zurücktreten, daß die Prozession sich sammeln kann. Möge
nur ver Himmel gutes Wetter geben.
ff Mannheim, L8. Mai. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 27.—28. Mai: 292 Personen.
" Aus Baden. Am 27. Mai wurden die ersten Kirschen
auf ven Markt zu Karlsruhe gebracht. — Am Pfingstmontage
fand in der Pfarrkirche zu Bargen eine seltene und erbauende
Feier statt, die Feier einer Iubelehe. Das ehrwürdige Jubel-
paar, Georg Heinrich Weder, 75 Jahre alt, und Maria Anna,
geborene Müller, 77 Jahre alt, in der katholischen Filialgemeinde
Asbach wohnhaft, erfreut sich noch solcher Gesundheit und Rü-
stigkeit, daß es, umgeben von zahlreichen Kindern und Enkeln,
den beschwerlichen Weg zur ferngeiegencn Pfarrkirche behufs der
Feier seiner goldenen Hochzeit zu Fuß zurücklegen konnte. —
Der Pfingstmontag übte durch daö unbeständige Wetter einen
nachtheiligen Einfluß auf die Kehler, an diesem Tage sonst so
bedeutende Frequenz von Fremden am dortigen Orte aus. Rhein-
brücken Bildete wurden etwas mehr als 6000 gelöst; an son-
stigen Pfingstmontagen belief sich die Zahl fast' auf das Dop-
pelte; an ver dasigen Eisenbahn-Kaffe sollen 7- bis 800 fl. ein-
gegangen fein. Auch hier fand ein Ausfall statt, indem sonst
12- bis 1400 fl. eingehen. — Dem ausgegebenen Programm
entsprechend, wurde am Pfingstmontag das Gesangfest in Hal-
lingen aufs feierlichste begangen. Böllersalven verkündeten
weithin das Eintreffen der 25 Vereine uait vielen Hunderten
von Sängern. Alle Tische auf der Wiese waren besetzt, alle
Räume in Hallingen in Anspruch genommen; überall Frohsinn,
Heiterkeit.
Stuttgart, 26. Mai. Die Abgeordnetenkammer beschäf-
tigle sich in letzter Zeit mit dem Eisenbahn-Gesetz. In der gest-
rigen Sitzung kamen die Linie von Heilbronn nach Mosbach
und die Oberneckarthal-Bahn zur Sprache. Hinsichtlich der
erstern lautet die betreffende Stelle der Regierungsvorlage: „Falls
im Großherzogthum Baden eine Bahn durch den Odenwald über
Mosbach gebaut würde, soll von Neckarsulm ab eine Bahn bis
an die badische Grenze gegen Neckarelz hergestellt werden." Die
Kommission beantragt einstimmig Zustimmung. Eine Debatte
erhebt sich nicht. Nach Schmitzer's Antrag wird gesetzt: über
Neckarsulm (statt von Neckarsulm ab) und der Regierungsent-
wurf genehmigt. „Die Neckarbaha ist von Reutlingen nach Rot-
tenburg und, falls badischer Seits eine Bahn vom Kinzigthal
nach Schaffhausen gebaut und eine Verbindung mit dieser Bahn
zu erreichen sein wird, durch das Flußgebiet des obern Neckars
über Rottweil gegen die badische Grenze fortzusetzen." DieKom-
mission ist im Wesentlichen einverstanden, und beantragt, den
Artikel in folgender Fassung anzunehmen: Die Neckarbahn ist
von Reutlingen nach Rottenburg und, falls eine Verbindung
mit der Schweiz durch Anschluß an das Bahnsystem im badischen
Oberlande zu erreichen sein wird, durch das Flußgebiet des obern
Neckars über Rottweil gegen die Grenze fortzusetzen und der k-
Regierung die Voraussetzung auszudrücken: daß durch den In-
halt des Art. 3 ver Bau bis Rottweil nicht von einem Anschluß
Badens unbedingt abhängig gemacht werde, waö nach längerer
Debatte genehmigt wird. (K. Z-)
Dem Vernehmen nach dürfte der greise Fürst v. Metternich,
dessen 85. Geburtstag kürzlich gefeiert wurde, für dieses Jahr
wieder auf Johannisberg eintreffen. (M. Z.)
Die seit vielen Jahren in Schuldarrest gelegene Bundes-
Fahne des Thüringer Sängerbundes ist dieser Tage ihrer
Haft entlassen und von der Eisenacher Liedertafel feierlich ent-
faltet worden- Das Sängerfest im Jahre 1847 hatte nämlich
viele Schulden hinterlassen und keinen persönlichen Haftpflichti-
gen, so daß man das Bundesinventar mit Beschlag belegte.
Der Hauptmann Frhr- v. Ende, vom 14. Infanterieregi-
ment, hielt in Spanvan ein Uebungöschießen ab, wobei jever
 
Annotationen