Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 285 – Nr. 310 (1. Dezember – 31. Dezember)
DOI Kapitel:
Nr. 310
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1559

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Rr. 310

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens iu 1800
Exempl. und kostet mit dem Unter-
haltuvgSblatte Vierteljahr!. L fl.

Freitag, 31 Dezember

Anzeige» werden iu dem „Mann-
heimer Anzeiger" nud dem tägli-
chen „Straßenplakat" zusammen
die gewöhnl.Zeile berechn, mit Z kr.

1838.

Das /enerwehrwesen hiesiger Stadt.
S Bei dem kürzlich unserm Mitbürger, Herrn Kahn, wider-
fahrenen Brandunglücke hatten wir auf'S Neue Gelegenheit, den
Eifer, die Geschicklichkeit und die begeisterte Hingebung unseres
Feuerwehrkorps in glänzendster Weise bewährt zu sehen, und die
Behörden haben sich auch, in verdienter Anerkennung der groß-
artigen Leistungen dieses Corps, beeilt, ihren Dank in wärmster
Weise auszusprechen.
Während wir und alle unsre Mitbürger in diese Danksagung
von Herzen einstimmen, halten wir uns aber doch für verpflichtet,
auf einige Uebelstände aufmerksam zu machen, welche zur Zeit
in hiesiger Stadt einem völlig eracten und raschen Ankampfen ge-
gen die Gewalt des Feuers im Wege stehen. Wir halten uns
zu dieser Critik um so mehr für verpflichtet, als gerade der letzte
Brandfall uns gezeigt hat, in wie schneller Zeit ungeheurer Scha-
den durch das feindlich-gesinnte Element entstehen kann, und wir
hoffen dabei, daß die Tendenz dieser Zeilen nicht falsch verstan-
den, vielmehr lediglich als das ausgefaßt wirb, was sie sein soll,
nämlich als Beitrag zur möglichsten Sicherstellung gegen Wie-
derkehr so großer Brandschäden, 1) Gehen wir zunächst auf die
Leistungen unseres Feuerwehrkorps selbst über, so hat sich bisher
stets gezeigt, daß, wenn solches einmal am Brandplatze versam-
melt ist, unglaublich schnell das Feuer bemeistert oder doch abge-
grenzt ist. Aber es dauert verhälmißmäßig lange, bis die Samm-
lung stattgesunden hat. Der Grund hiervon liegt freilich außer-
halb der CorpSmitglieder, und ist vielmehr vorerst darin zu su-
chen, daß die Thürmer des Rathha s- und Jesuitenkirchen-Thur-
mes erst auf erhaltenen Auftrag von der Wachlstube stürmen,
statt sofort nach Entdeckung eines Brandausbruchs wenigstens
ein weithin vernehmbares Brandsigual zu geben. Dadurch ver-
streichen oft mehrere Minuten, eine kostbare Zeit. Ungleich grö-
ßere Schuld trägt aber der weitere Umstand, baß sich in dem
südöstlichen Theile der Stadt, wie in dem nordöstlichen und öst-
lichen Theile, keine Vorrichtung zum schnellen Feuersignal befin-
det. Es ist eine von vielen Seiten bestätigte Thatsache, daß bie
Nachricht vom letzten Brande in die entfernteren Quadrate der
Parallelen 0. lV. Ll. erst ziemlich spät gedrungen ist, wovon die
nothwendigc Folge war, daß auch die dort wohnenden Feuer-
wehrmänner mrr sehr spät am Brandplatz erscheinen konnten.
ES erscheint daher dringend geboten, daß die städtischen Behör-
den hierfür in irgend einer Weise geeignet abhelfen.
Außerdem bemerkten wir aber, daß beim Erscheinen auf dem
Brandplatze selbst die Feuerwehrmänner auch noch einige Minu-
ten damit verlieren, ihre Compagnie zu suchen, indem kein sicht-
bares Unterscheidungsmerkmal hierfür geboten ist, und mündliche
Erkundigung in der ersten Verwirrung sehr schwer zu erzielen
ist. Dürfte dem nicht leicht dadurch abgeholfen werden, daß
jede Compagnie, sowohl der aktiven Feuerwehr, als der Reserve
eine nach der Farbe verschiedene Fahne an der Stelle ihrer Thä-
tigkeit zur Orientirung ihrer Mitglieder aufpflanzt, was bei der
hiesigen Eintheilung nach Quadraten sehr leicht zu bewerkstelligen
wäre? Der Feuerwehrmann hat dann nicht mehr nöthig zu
fragen, wo seine Compagnie arbeitet, er eilt einfach nach dem
Brandplatze und orientirt sich selbst wegen dcS Standorts. Wenn
diese Maßregel gewiß bei Tage sehr ersprießlich ist, so schlagen
wir für nächtliche Brände eigene Sammelsignale für jede Com-
pagnie vor, die an den Standorten so lange abgegeben werden,
bis die Mannschaft ziemlich vollzählig ist. Gewiß wird dadurch
für das rasche Wirken des Corps ohne viele Mühe viel ge-
wonnen-
WaöZ die stets sehr rege Reservemannschaft anbetrifft,Z so
würde solche gewiß zweckdienlicher verwendet werden können, wenn

eine Vereinfachung im Commando dadurch erzielt werden wollte,
daß je eine Compagnie Reserve als solche einer aktiven Com-
pagnie zugetheilt würde, um, in voller Uebereinstimmung mit die-
ser Rettungsmannschaft, ihren Dienst zu versehen. Es würde
dadurch mancher Anlaß zu momentanen Complicationen und
Störungen beseitigt werden-
Haben wir bis jetzt einige Punkte hervorgehoben, die mit
dem Wirken der Feuerwehr selbst zusammenhängen, und, wenig-
stens die zwei letztem, nur von weniger Relevanz sein mögen, so
behalten wir unS für das nächste Mal vor, einen Hauptübel-
stand zu rügen, durch den das Löschwesen außerordentlich ge-
hemmt wird, der aber daS Feuerwehrcorps nicht berührt. Wir
meinen damit die mangelhafte Sorge für das zum Löschen nöthige
Wasser. __

Die neue österreichische Landeswährung und Münzen und
ihr Verhältrnß zur süddeutschen Währung.
Bekanntlich hat Oesterreich in Folge des Übereinkommens
mit Deutschlands Staaten (Münzvertrag vom 24. Jan. 1857)
einen in allen Kronländern vom I.Nov- d. I. an gütigen glei-
chen Landeömünz- und Rechnungssuß erhalten , welcher nunmehr
die alleinige Landeswährung ist, und da alle Geldgeschäfte nur
tin derselben jetzt abgeschlossen werden, so ist es gewiß auch für
«ns von größter Wichtigkeit, die österreichischen Münzen, die seit
U. Nov. geprägt werden, so tme ihr Verhältniß zu unserem Gelde
ffmau zu kennen. Jlss österr^Staate sind im Verlauf von 50
bis 60 Jahren verschiedene Währungen angenommen und ver-
schiedene Münzen geprägt worden- Ursprünglich war Konven-
tions- oder Zwanzigguldenfuß die allein herrschende Landeswäh-
rung, dann folgte die sog Wiener Währung, Konventionsmünze,
Reichöwährung rc. Der jetzige und alleinige LandeSmünzfuß in
Oesterreich ist der 45 fl.-Fuff Aus dem Pfunde feinen Silbers
werden nämlich jetzt 45 fl. Silbermünze geprägt, und dieses bil-
det jetzt die österr. Währung, Landeswährung (valula), und zwar
im gesummten Kaiserstaat; vom 1- Nov. an haben nämlich alle
andern Währungen aufgehört. Gemäß des Münzvertrags muß
jeder Staat, der demselben beigetreten ist, diejenigen Münzen
auöprägeu lassen, welche durch den Vertrag bestimmt sind. Die
Münzgattungen sind entweder Landesmünzen oder Vereinsmün-
zrn. Diese dienen zum Verkehr mit den deutschen Staaten, und
erstere zum Verkehr im Innern des Staates. Als Landesmünzen
befinden sich nun in Oesterreich: 1) Hauptmünzen, 2) Scheide-
münzen. Zu 1. a. 2 fl.-Stücke, b. l fl.'St., o. fl.-St. Zu
2. a. 10 kr.-St-, b. 5 kr.-St. o. 3 kr.-St., ü. 1 kr.-St. und 6.
Vr kr.-St- Letztere 3 Münzen sind Kupferscheidemünzen. Als
VereinSmünzen prägt Oesterreich ein Vereinsthalerstück und zwei
Vereinsthalerstück. Zur Förderung des Handels mit dem Aus-
lande läßt die österr Regierung auch noch Vereinshandelsmünzen
in Gold unter der Benennung „Krone" und „halbe Krone" aus-
prägen. Die Krone zu chz, des Pfundes feinen Goldes und die
halbe Krone zu Vioo deS Pfd. feinen Goldes. Die Vereinsgold-
münze trägt das Brustbild des Kaisers mit der Umschrift: „Franz
Joseph I. V. G- G. Kaiser von Oesterreich." Die Rückseite
enthält den Namen der Münze und die Jahreszahl der Ausmün-
zung in einem offenen Kranze von Eichenlaub, mit der Umschrift
oben: „Vereinsmünze", unten bei den Kronen: „50 ein Pfund
fein", bei den halben Kronen: „100 ein Pfund fein". Der
Rand ist glatt und enthält in vertiefter Schrift den Wahlspruch:
„Mit vereinten Kräften." Die Vereinsgoldmünzen werden zwar
in allen Vereinsländern angenommen, es besteht aber keine Ver-
pflichtung, in dieser Münzsorte zu zahlen, wenn dies nicka aus-
drücklich bedungen ist. Nach 19 des Münzvertr^^ hat jede
 
Annotationen