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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 285 – Nr. 310 (1. Dezember – 31. Dezember)
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Nr. 301
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1495

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Erscheint, Moutags ausgenom- Tuzeigeu werde« in dem „Mann-
E» meu, täglich Morens iu 1800 W ^ereMÜLV hetmer Anzeiger" nud dem tägli-
SVl Fxemvl. und kostet mit dem Unter- LN- cheu „Straßenplakat" z-.sammeu
haltiwgsblatte Vierteljahr!. tt st. die gewähul.Zeile berechn, mit Tkr.

Der
„Mannheimer Anzeiger"
erscheint, mit Ausnahme Montags, täglich als Morgenblatt
in einer Auflage von mehr als 1800 Exemplaren, und bringt,
neben der Beachtung der lokalen Verhält,risse, die amtlichen Mit-
theilungen der Größh- badischen höchsten und hohen Stellen,
zeitgemäße Leitartikel, eine Uebersicht der politischen Tagesneuig-
keiten , Handels- und Eoursberichte u- s. w.
Als unterhaltende und wissenschaftliche Beilage erscheint mit
dem Hauptblatte das
„MnterhaltungslüM zum Mannheimer Anzeigers
welches ausgewählte Erzählungen, gut geschriebene Theater- und
Literatur-Kritiken, populäre und gemeinnützige Mittheilungen aus
den verschiedenen Zweigen des menschlichen Wissens u. s. w.
enthalt.
Sammtliche Inserate, die in dem „Mannheimer Anzeiger"
bereits in mehr als 1800 Exemplaren verbreitet sind, werden noch
einmal durch das
„Tägliche Straßenplakat"
in 100 Abdrücken an allen öffentlichen Gebäuden, den frequente-
sten Straßen-Ecken, den Thoren und Brücken der Stadt, den
Essenbahnhöfen dies- und jenseits des Rheins, so wie ans den
Bahnstationen täglich früh angeschlagen.
Die Redaktion und Expedition des „Mannheimer Anzei-
gers", des „Unterhaltungsblattes" und des „Täglichen Straßen-
plakates" erlauben sich, diese gerne und in allen Ständen gelese-
nen Blätter bei dem bevorstehenden Quartal-Wechsel zu empfehlen :
1) zum Abonnement für die Monate Jam ar, Februar
und März mit 1 fl.;
2) zur Jnferation, welche sehr billig besorgt wird: die
gewöhnliche Zeile zu 2kr.; außerdem wird bei größeren Anzeigen
und bei öfterer Einrückung ein Rabatt von 250/„ bewilligt. Für
diese einmalige Gebühr geschieht die Bekanntmachung doppelt,
einmal durch den „Anzeiger", einmal durch das „Straßenplakat",
also in der gewiß lohnendsten Weise;
3") zur Ginsendnng von Beilagen, die unentgeldlich
mit dem Blatte ausgegeben werden;
4) zur Besprechung lokaler Verhältnisse, neuer Erschei-
nungen der Kunst und Literatur u. s. w., zur Mittheilung Von
Erfindungen und neuer industrieller Etablissements, Fabrikge-
schäfte rc. re. rc.
Man abonnirt sich bei allen Postanstalten, den Boten
der Umgegend, den Trägern in der Stadt und der Expedition,
Lit. 0 3 Nr. 6.
HZ Ein pädagogischer Weihnachtsbaum für Eltern und
Wohlthäter.
„Tllahre Wohlthäter haben, man darf es
zur Ehre der Menschheit sagen, nie Undank-
bare verpflichtet/'
Unser Zeitalter ist die Epoche der Humanität. Dies ist kein
leerer Schall; Beweise hiefür sind unsere zahlreichen, wohlthäti-
gen Anstalten: Kein unverschuldet Unglücklicher kann, wie einst,
zu Grunde gehen; das Mitlied und die daraus folgende Hilfe
begleiten den Fremdling, wie den Einheimischen.
Dagegen hören wir manche betrübte Mutter klagen,
manchen sorgenvollen Vater seufzen: „Ist das der Dank, habe
ich dieses an meinem Kinde verdient!"
Der Wohlthäter spricht: „Was man diesen Menschen thut,

wird mit Undank belohnt!" — Dies ist leider in der That Wahr-
heit. Manche herrliche Absicht, manche gute Handlung, viele
reiche G^ben werden nicht mit Dank, ja sehr oft mit dem Ge-
gentheil erwidert.
Woher kommt dies?
Wir fanden in der Hütte, wie in Palästen diese traurige
Erscheinung, sahen aber auch bei der Armuth, wie beim Ueber-
fluß die zärtlichste, rührendste Liebe und die wärmste Dankbar-
keit. Auch sieht man fühlende Menschen., wie man zu sagen
pflegt, Anstands halber (kalt) danken; ebenso Gaben zurück-
weisen.
Nach diesen Erfahrungen kann der Grund des Undankes,
wie der Dankbarkeit entweder im Geber, oder im Object der
Gabe, auch im Subject, welchem gegeben wird, oder in je zweien
oder in allen dreien liegen.
Wenn der Geber berechnend giebt (wie jener Bauer in der
Fabel, der eine bunte Schlange in seinen Busen steckte — vor-
gebend, ihr Wärme mitzutheilen, damit sie nicht erfriere — um
ihr die schöne Haut zu Hause abzustreiscn) und er erhält Un-
dank, wie Dieser da, der tödtlich gebissen wurde, so geschieht ihm
Recht!
Das Extrem von diesem Geber sind viele Mütter und Vä-
ter, welche es sich am Munde abbrechen (wie man zu sagen
pflegt), damit ihr Kind nach Herzenslust schwelgen kann; wenn
solche Undank ernten, dürfen sie gewiß nur einer ewigen Vorseh-
ung Gerechtigkeit preisen.
(Eine Erziehung, im Entbehren übend, macht praktische
Leute, für das bürgerliche Leben mit allen Tugenden ausgc-
stattet.)
Wenn der Wohlthäter einem Menschen schenkr, welcher zur
Empfangsmaschine herabgesuuken ist, kann von Dank keine Rede
sein; denn dieser ist gefühllos und sobald er Kraft und Gelegen-
heit besitzt, wird er Dieb und Räuber. Wer immer unvkrdient
empfängt, hält den Geber zu seinem Amte von deS lieben Herr-
gottes wegen verpflichtet, und der erste Blick aus das schönste
Geschenk, schätzt schon dessen Werth ab. So ist es aber auch
mir den Gebern, welchen Schenken zur Gewohnheit wurde, sie
sind Maschinen; fühlen und denken nimmer und streuen so
bösen Samen.
Wenn einem Menschen gegen Rang und Stand eine Gabe
wird, und der Dank ist nnr formell, oder die Gabe wird zurück-
gewiesen, so ist die Ursache gewiß nur in dem Geschenk zu.
suchen.
Der edelste Geber, unser wahrer Wohlthäter, den wir im
Eingang meinen, ist derjenige, welcher dem braven Menschen
wohlthut, der dem fleißigen Unglücklichen auS seiner Noch hilft,
der Schmerz fühlt, wenn er nicht geben kann, dem Geben eine
Seligkeit ist. In diesem Falle findet das Sprichwort An-
wendung :
„WaS von Herzen kommt, geht zum Herzen."
Dieser Glückliche im Geben spekulirt nicht aus einen Antheil
Himmel für seine Gabe; schon herzlicher Dank erröthet ihn. Ein
solcher Wohlthäter wird nie von Undank sprechen, weil er nicht
auf Dank rechnete, aber noch am Grabe bezeugen Thränen,
auch von denjenigen, die nicht von ihm Wohlthaten genossen,
seinen Verlust.
Wir sehen, daß unser Wohlthäter nur mit edler Bedingung
gibt, er hat Grundsätze und ein Herz. Wie man gibt, um nicht
Unwürdige zu machen, muß gelernt werden und der würdige
Empfänger muß erzogen werden. Tiefes Gefühl, aus welchem
Liebe und Dankbarkeit entsprießen, ist naturwüchsig, sogar beim
Thiere. Wo cs bei Menschen fehlt, erzeugt es schlimme Folgen:
Blinde Liebe, zu große Güte, gleichgiltiges Schenken. Allzugute
 
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