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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
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Nr. 16
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Nr. 16

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhaltungs-Blatte
viertcljährlick kr.

Dienstage 19. Januar.

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und deni täglichen
„Straßeuplakat" die Zeile berech-
net mit T kr.

1838.

Mannheim, 18. Jan. Das Gr. Reg.-Bl. Nr. 1 vom
16. Jan. enthält unter Anderm: Verordnungen über die Stel-
lung der Bezirksstaatsärzte; die Errichtung und Beaufsichtigung
der Industrieschulen, und über die Führung der Erspectantenlisten
für Amts- und Amtsgerichtsregistratoren, ferner eine Bekannt-
machung des Gr. Finanzministeriums, die 4te diesjährige Gewinn-
ziehung des Lotterie-Anlehens zu 14 Millionen Gulden vom
Jahre 1854.
* Mannheim, 18.Jan. Die „Pf. Zeitung" bestätigt unsere
Nachricht von der Zopfabschneidung in Ludwigshafen mit den
Worten: Als gestern Abend (16. Jan) nach sieben Uhr das
dreizehnjährige Mädchen des Briefträgers Friedrich aus der
Strickschule nach Hause ging, wurde ihm einer seiner zwei langen
Zöpfe hart am Hinterkopfe weggeschnitten. Der Thäter, welcher
nach der Angabe des Mädchens 16 bis 17 Jahre alt sein mag
und ein Täschchen trug, ergriff hieraus die Flucht und konnte
bisher, aller Bemühungen ungeachtet, nicht entdeckt werden.
* Mannheim, 18. Jan. Ueber den in der Nacht vom
16. auf den 17. Januar hier ausgebrochenen Brand haben wir
bereits am Sonntag früh eine Mittheilung gemacht. Heute ver-
vollständigen wir dieselbe durch die Anerkennung, die wir den
Bierbrauern und Küfern für die rasche und ausdauernde Herbei-
schaffung von Wasser hiermit zollen. Wer die Brandstätte jetzt be-
sucht, bewundert gewiß die rasche Löschung des Feuers, das ver-
möge der Oertlichkeit und der dabei obwaltenden Umstände nur
durch die entschiedensten Mittel auf den Ort seines Ausbruchs
beschränkt blieb. Immerhin ist der Schaden ein beträchtlicher zu
nennen; zum größten Theile trifft derselbe einen Mann, der
vor kaum Jahresfrist schon einmal das Unglück hatte, durch
Fcuersgesahr einen großen Verlust zu erleiden. Damals hatte
derselbe nichts versichert, während jetzt nun seine Werkzeuge ver-
assekurirt sind. Ein bedeutender Vorralh fertiger und angefange-
ner Möbel aber ist in den Flammen aufgegangen oder beschädigt
worden, was nach dem vorhergegangencn Unglück doppelt be-
dauerlich ist. Die allgemeine Theilnahme muß den hart Betrof-
fenen trösten. Bereits schon wurden dem geschickten Meister von
mehreren Seiten nötlnge Werkzeuge angeboten. Ein passendes
Lokal bis zur Wiederherstellung der beschädigten Werkstätte und
zahlreiche Aufträge könnten den Schaden mildern und einen fühl-
baren Verlust erträglicher gestalten.
* Mannheim, 18. Januar. Die Abgeordneten der Ge-
sangvereine von Darmstadt, Mainz und Mannheim wer-
den sich, gutem Vernehmen nach, Montag den 25. Januar, in
Wiesbaden versammeln, um wegen des im Laufe dieses Som-
mers in Wiesbaden stattfindenden „Dritten mittelrheinischen Mu-
sikfestes" zu berathen.
Mannheim, 15. Jan. Heute ist die Verlobung der Ber-
liner Hosschauspielerin, Fräulein Emilie Heusser, einst eine
Zierde unserer Bühne, mit einem unserer geachtetsten Anwälte,
Obergerichtsadvokat v. Engel berg, durch Karten kundgegeben
worden. — Der Tenorist Nach bauer ist, wie wir vernehmen,
auf 5 Jahre bei hiesiger Hofbühne angestellt tporden. (K. Z.)
7 Mannheim, 18. Jan. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 16.—17. Jan.: 210 Personen.
* Aus Baden. Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz
Wilhelm überbringt im Auftrage Sr. Königlichen Hoheit des
Großherzogs Sr. Majestät dem Kaiser von Frankreich die Glück-
wünsche für dessen glückliche Lebensrettung. — Generalmajor
Schuler ist am 15. Januar im Auftrage Sr. Kgl. Hoheit des
Großherzogs nach Wien gereist, um den Trauerfeierlichkeiten zu
Ehren des verstorbenen Feldmarschallö Radetzky beizuwohnen. —
Das erwähnte Concert der Frau Klara Schumann war in Aus-
führung und Besuch der großen Künstlerin würdig.— Die neu-
lich mit vielen Bijouteriewaaren in Kehl arretirten Franzosen
find eigentlich keine Diebe, sondern Bankerotteurs. — Die allge-

meine Geld- und Handelskrisis hat auch dem Uhrenhandel auf
dem Schwarzwalde arge Wunden geschlagen. — Kürzlich hei-
rathete ein Mädchen von Burg bei Görwihl, Amt Waldshut,
einen jungen Mann von Luttingen. Dies verdroß einen frühe-
ren vieljährigen Liebhaber des Mädchens, Jakob Strittmatter von
Rüßwihl, der Art, daß er dem Bräutigam das Haus anzuzünden
drohte. Es wurde hierüber Untersuchung eingeleitet, welche selbst
zwar nichts Besonderes ergab, im Laufe deren aber Jnzeichen zu
Tag traten, wornach dieser Liebhaber sich schon im Jahr 1844
einer Brandstiftnng zu Burg schuldig gemacht habe, bei welcher
zwei Häuser mit Nebengebäuden und Vieh ein Raub der Flam-
men geworben sind- Der Beschuldigte soll den 14. d. die That
gestanden haben.
Karlsruhe, 18. Jan. Heute verschied hier der durch
sein Wirken in seinem früheren Berusskreue, wie durch seine ge-
müthvollen, ansprechenden Dichtungen rühmlichst bekannte Ober-
kirchenrath a. D. Dr. F. Eonntag. (B. Ldsz.)
* Nach der „Neustadter Zeitung" soll König Ludwig im
Laufe des nächsten Sommers wieder einige Monate in Ludwigs-
höhe zubringen.
Stuttgart, 15. Jan. Gestern wurde Herr Hofrath
Hackländer per Telegraph schleunigst nach Wien berufen, um der
Leichenfeier des Feldmarschalls Radetzky beizuwohnen. Er ist heute
früh dahin abgereist. (S. M-)
Darmstadt, 12. Jan. Dieser Tage starb in Offenbach
ein Greis von 93 Jahren, Namens Mackinsky, dessen Tod un-
willkürlich an eine langst verflossene Zeit mit ihren Erscheinungen
erinnert. Der Verstorbene gehörte zu den Anhängern und "zu
der Umgebung jenes Sektirers Baron Jakob Frank (Dabrutschi),
welcher im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts in Offenbach
jene glänzende und mysteriöse Rolle spielte und am 10. Dez. 1791
(am Schlagfluß) starb, obgleich er von seinen dadurch bis zur
Betäubung überraschten Anhängern für unsterblich gehalten wurde,
und zu seinem berüchtigten Nachtreter den berüchtigten Paoli
(Bernhard Müller) hatte, welcher vor 30 Jahren ebenfalls Of-
fenbach zu seiner Residenz nahm- Man hofft, daß der Verstor-
bene Papiere hinterlassen hat, welche ein weiteres Licht über jene
noch immer nicht aufgeklärte Erscheinung werfen. (A. Z.)
* Mainz, 16. Jan. Die Commission, welche mit der Auf-
nahme der durch die Pulver-Erplosion angerichteten Beschädigun-
gen beauftragt war, hat ihre Mission nunmehr beendigt.
* Frankfurt, 13. Jan. Im Laufe der vorigen Woche
waren hier süddeutsche Pvlizeibeamte zu einer Konferenz zusam-
mengekommen.
* Frankfurt, 15. Jan. Der Bericht des Ausschusses in
der holstein-lauenburgischen Angelegenheit spricht sich, nach einer
Mittheilung der Berliner „Zeit", im Wesentlichen dahin aus:
daß die behufs der Neugestaltung der Vcrfassungsverhältnisse
Holsteins und Lauenburg's 1854—1856 erlassenen Verordnun-
gen als nicht verfassungsmäßig zu betrachten seien; sowie daß in
denselben die den Herzogthümern zugesicherte gleichberechtigte und
selbstständige Stellung in der Gefammtmonarchie nicht gewahrt
sei. Hieran schließt sich die Aufforderung an die dänische Regie-
rung, in den Herzogthümern einen den Bundesgrundgesetzen und
den ertheilten Zusicherungen entsprechenden Zustand herbeizufüh-
ren. — Für die Einholung der Instruktionen bei den deutschen
Bundesregierungen zur Abstimmung über die dem Ausschußbe-
richte beigesügten Anträge über die Verfaffungsangelegenheit der
Herzogthümer Holstein und Lauenburg wurde, wie man versickert,
ein vierwöchentlicher Termin festgesetzt. Die Abstimmung würde
also um Mitte des nächsten Monats erfolgen. — Eine andere
Angelegenheit, die Verstärkung der Bundesfestung Mainz durch
Ankauf des zerstörten „Kästrich", um darauf fortifikatorische Werke
zu errichten, gelangte gleichfalls zur Vorlage.
Gotha, IT Jan- Die „Gothaer Z." bringt eine telegr»
 
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