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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 260 – Nr. 284 (1. November – 30. November)
DOI Kapitel:
Nr. 272
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1313

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Mannheimer Anzeiger.

Erscheint, Montag« au-geuom- Anzeigen werden in dem „Mann-
men, täglich Morgen« in 180« 16 NoVembLk Heimer Mzetger" Md dem täM
Exempl. und kostet mit dem Unter- Lv. cheu „Straßenplakat" zusammen
haltungsblatte vierteljährl. 1 fl. die gewöhnl.Zetle berechn, mit Skr.

1838.

"Der Verein für Naturkunde in Mannheim
feierte Sonntag den 14. November sein 25jähriges Stiftungsfest'
Bei dem raschen Wechsel aller neuzeitigen Verhältnisse darf es
alö ein Ereigniß von Bedeutung angesehen werden, wenn ein
wissenschaftlicher Verein das Fest seines 25jährigen Bestehens
feiern kann.
Die würdige Feier dieses Tages bestand in einer Reihe von
Vorträgen, gehalten vor Mitgliedern und Freunden des Vereins,
im kleinen Bibliotheksaale des großh. Schlosses.
Herr Graf von Oberndorfs, der verehrte Präsident der
Gesellschaft, eröffnete die Feier mit nachstehender gehaltvoller Rede:
„Hochgeehrteste Versammlung!
Wir beschließen mit dem gegenwärtigen Jahre das erste
Vierteljahrhundert seit dem Bestehen des Vereines und ich er-
laube mir daher bei diesem Zeitabschnitte, Ihnen einige Worte
über die Entstehung und seitherige Wirksamkeit unseres Vereines
mitzutheilen.
Hervorgerufen wurde derselbe durch die Liebe zu dem Stu-
dium der Natur-Wissenschaften, welchem die hiesigen, noch aus
früheren Zeiten stammenden, naturhistorischen Sammlungen, sehr
kräftige Unterstützung zu gewähren versprachen, sobalv dieselben
ihrem etwas verwahrlosten Zustande entrissen, und wissenschaftlich
geordnet, der allgemeinen Benützung mehr zugänglich gemacht
werden konnten.
Dieses wo möglich zu bewirken, veranlaßte eine Anzahl von
Männern, denen es Ernst um die Beförderung der Wissenschaft
war, die Gründung eines Vereines anzuregen, und, einmal an-
geregt, fand die Sache bei skhr vielen Bewohnern Mannheim's
sowohl, als bei auswärtigen Freunden und Pflegern der Natur-
kunde, eine so rege Theilnahme, daß durch die Gnade Sr. K.
Hoheit des hochstieligen Großherzogs Leopold, dem eifrigen Be-
förderer alles Guten und Nützlichen, auf das huldvollste unter-
stützt, es ihren Bemühungen gelang, den hiesigen Verein für
Naturkunde ins Leben zu rufen, und dessen Thätigkeit mit der
ersten Versammlung am 16. November 1833 zu eröffnen.
Dem nun förmlich constituirten Vereine geruhten Se. K.
Hoh. der Großherzog die Gnade zu erweisen, sich als hoher Pro-
tektor an die Spitze zu stellen, und sämmtliche hohe Glieder des
Großh. Hauses hatten die Gnade, denselben durch ihre Theil-
nahme als Mitglieder zu beglücken.
Sämmtliche vorhandenen Sammlungen geruhte Se. K. H.
der Großhcrzog dem Vereine zur Aufsicht und freien Benützung
allergnädigst zu übertragen, und die zu deren zweckmäßigen Auf-
stellung nöthigen Räume, so wie das zur Anlage eines botanischen
Gartens nöthige Gebäude anweisen zu lassen, wodurch der Ver-
ein alsbald in den Stand gesetzt wurde, seine Thätigkeit zu be-
ginnen.
Mit den ihm allergnädigst bewilligten Zuschüssen, und ven
ihm durch seine Mitglieder zufließenden Mitteln, wurde die zweck-
mäßige Anlage des botanischen Gartens sammt Zubehörden als-
bald in Angriff genommen, die vorhandenen Sammlungen wur-
den systematisch geordnet und für deren zweckmäßige Aufstellung
Sorge getragen, mit der Gründung einer entsprechenden Biblio-
theke begonnen, und dahin zu wirken gesucht, alle Sammlungen
möglichst zu vermehren, und so weit wie immer möglich, der
öffentlichen Benützung zugänglich zu machen.
Hiezu kam noch, daß aus Liebe zur Wissenschaft und zu
seiner Vaterstadt, der hiesige Kaufmann Vogt, der sich seit lan-
gen Jahren mit dem größten Eifer dem Studium der Naturkunde
hingegeben hatte, sich entschloß, auf die uneigennützigste Art, gegen
eine billige Leibrente auf die Dauer seines und seiner Töchter
Leben, ferne reichhaltigen, mit vieler Mühe und Fleiß zusammen-
gebrachten Sammlungen, ven der Aufsicht des Vereines übertra- s

genen Sammlungen für alle Zeiten einzuverleiben, und- durch
diese Acquisition sowohl, als durch die vielseitigen Beiträge und
Geschenke, deren der Verein sich zu erfreuen hatte, so wie durch
die aus den Mitteln desselben veranstalteten Vermehrungen, ge-
lang es schon im Verlaufe der ersten Jahre, die Sammlungen,
welchen inzwischen mit allerhöchster Erlaubniß der Name eines
Großh. naturhistorischen Museums beigelegt wurde, auf einen
Stand zu bringen, welcher dieses Museum den bedeutenderen
derartigen Sammlungen Deutschlands würdig an die Seite stellt.
Dieses Museum nun, den botanischen Garten und die Bi-
bliotheke in einem der Stadt Mannheim und der Wissenschaft
würdigen Stande zu erhalten, nach Kräften zu vermehren und
zu vervollkommnen, und dadurch seinen Mitgliedern sowohl, als
den sonstigen Freunden der Naturkunde, ihr Studium zu erleich-
tern , auch durch gelegenheitliche wissenschaftliche Vorträge die
Lust zu demselben immer mehr zu erwecken, war und ist fortan
die Aufgabe des Vereines geblieben. Seine Bestrebungen sahen
sich immer durch den zahlreichen Besuch des Museums und der
gehaltenen Vorträge, so wie durch die zahlreiche Betheiligung bei
den, durch die Huld Ihrer K. Hoheit der Frau Großherzogin
Stephanie kräftig unterstützte, Blumen - Ausstellungen, auf daS
freudigste belohnt, so wie sich derselbe stets auch des freundlich-
sten Entgegenkommens aller, ein gleiches wissenschaftliches Ziel
verfolgenden Vereine und Anstalten zu erfreuen hatte, und zu
allen Zeiten fanden sich Freunde und Pfleger der Natur-Wissen-
schaften, welche sowohl durch gediegene Vorträge bei den Ver-
sammlungen , wie durch interessante Abhandlungen, als Anhang
zu dessen Rechenschaftsberichten, dem Vereine ihre Theilnahme zu
erkennen gaben, denselben in seinem Wirken kräftig .unterstützten,
und sich bleibende Verdienste um die Wissenschaft und unver-
gängliche Ansprüche auf unsere Dankbarkeit erworben haben.
Ihnen alle Diejenigen namhaft zu machen, welchen der Ver-
ein bei seiner Entstehung und in seinem Fortgänge so vieles zu
verdanken hat, erlaubt mir leider die Zeit nicht; deren Namen sind
aber in den Berichten des Vereins ausgezeichnet, und wird das
Daukgefühl für deren Leistungen bei dessen Mitgliedern wohl nie
erlöschen.
Wenn auch der Gang der Ereignisse und die wechselnden
Zeitverhältnisse im Verlaufe der Jahre hin und wieder fühlbare
Störungen in daS Wirken des Vereines gebracht, und seine
Kräfte, so wie die Anzahl seiner Mitglieder vermindert haben,
die Liebe zu der Wissenschaft ist bei demselben doch immer dieselbe
geblieben, und das eifrige Streben, derselben nach Kräften zu
dienen, wird wohl bei dessen Mitgliedern nie erkalten, und auch
heute wieder, wird Ihnen durch die interessanten Vorträgewo-
mit die Herren Geh. Hosrath Döll, Direktor Dr. Schröder
und Dr. Hirschbrunn, uns zu erfreuen die Güte haben wollen,
der freudige Beweis geliefert werden, daß auch die Männer der
Wissenschaft noch nicht ermüdet sind, die Bestrebungen des Ver-
eines auf das Bereitwilligste zu unterstützen.
Wir dürfen uns daher mit aller Zuversicht der frohen Hoff-
nung hingeben, daß auch für die kommenden Zeiten dem Vereine
die allseitige Theilnahme, deren er sich bisher zu erfreuen hatte,
nicht fehlen werde, und daß durch das kräftige Zusammenwirken
seiner Mitglieder, verbunden mit der thätigen Hülfe seiner Freunde
und Gönner, es dem Vereine unter dem Schutze seines hohen
Protectors, unseres allergnädigsten Großherzogs, stets mehr und
mehr gelingen werde, Nützliches zu wirken, und der Wissenschaft
nach Kräften zu dienen."
Diesen allseitig dankbar aufgenommenen Worten folgte.ein
Vortrag des Herrn Geh. Hofraths Döll von Karlsruhe „über
Farrenkräuter". In außerordentlich klarer Sprache entwickelte
der gelehrte Forscher Natur und Wesen des Farrenkrautes, und
veranschaulichteseineUntersuchungen durchZeichnungencmsder Tafel.
 
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