Mannheimer Anzeiger (1858)

Nr. «2

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Uuterhaltuugs - Blatte
vierteljährlich » L kr.

Samstag, 13 März

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit Ä kr.

1838.

* Mannheim, 12. März. Wir erlauben uns, unsere
verehrten Leser wiederholt auf die Sonnenfinsterniß aufmerksam
zu machen, welche am nächsten Montag stattfinden wird; denn
sie wird beinahe jener, welche wir vor sieben Jahren (am 23.
Juli 1851) beobachteten, an Größe gleichkommen und ist die letzte
ganz große, welche wir während des laufenden Jahrhunderts in
unseren Gegenden noch sehen können. Sie dauert überhaupt von
10 Uhr 7 Minuten Vormittags bis Uhr 14 Minuten Nach-
mittags. Der Eintritt geschieht am Sübwestrande der Sonnen-
scheibe, über welche der Schatten des dunkeln Mondkörpers so
hinstreicht, daß in unserer Gegend eine sichelförmige Bedeckung von
11 Uhr 17 Minuten bis 2 Uhr 4 Minuten dadurch verursacht wird;
die stärkste Bedeckung ist um 1 Uhr 20 Minuten Nachmittags; der
Austritt ist am südöstlichen Nande so, daß wir vorher von der Sonnen-
scheibe nur eine drei Zoll breite leuchtende Sichel sehen. Diejeni-
gen, welche sich ausführlicher über dieses Ereigniß in unserer
Weltordnung unterrichten wollen, verweisen wir auf ein Schrist-
chen des hier in so achtungsvollem Andenken stehenden Astrono-
men Dr. Nell, dem wir auch neulich das interessante Schauspiel
der Darstellung dieser Sonnenfinsterniß durch Apparate ver-
dankten. * *)

Das Scdriftchen führt den Titel: ,,Darstellung und Beschrei-
bung der Mondsfinsterniß am 27. ltebruar und der Sonnenfinsterniß
am l5. März des Jahres 1858, von Dr. A. M. Nell, Ingenieur.
Mit einer lithographirten Tafel." Preis 15 kr. Mainz, bei Victor
v. Zabern. In Mannheim zu haben in der Buchhandlung von
Tobias Lösfler.
* Mannheim, 12. März. Nach der „Karlsruher Ztg."
hatte die außerordentliche Gesandtschaft Badens zur Erledigung
der Kirchenfrage vor ihrer Abreise bei Sr. Kgl.Hoh. dem Groß-
herzog die Ehre einer längeren Audienz, und wurde nachher zur
Tafel geladen. Die Gesandtschaft nimmt ihren Weg über Mar-
seille und Civita Veechia, und wird am 16. März in Rom
eintreffen.
— Mannheim, 12. März. Heute Morgen halb 10
Uhr verschied Herr Friedrich Werner, (geboren am
21. Juni 1822 zu Leipzig) im kräftigsten Mannesalter, nach
kurzem, aber schmerzvollem Krankenlager, an den Folgen eines
Nervenfieberö. " Er hinterläßt eine trostlose Gatün und drei
unmündige Kinder. Früher Mitglied des Hamburger Stadt-
theaters, betrat er im Mai 1846 als Gast die hiesige Bühne,
und erwarb sich durch seine angenehme Persönlichkeit, sein wohl-
klingendes Organ und gewandtes Spiel gleich Anfangs die Gunst
des Publikums in solchem Grade, daß er vom I.Juni 1846 an
hier engagirt wurde. Seitdem wirkte er ununterbrochen mit
rastloser Thätigkeit in dem Fache der jugendlichen Liebhaber, und
seine fast 12jährige Dienstzeit war ein fortlaufender Triumph,
den er bei jeder größeren Darstellung feierte. Sein Tod ist für
unsere Bühne ein herber Verlust, der eben so wenig leicht zu er-
setzen sein dürste, als das Andenken des auch als Mensch belieb-
ten Künstlers dem Gedächtnisse seiner zahlreichen Freunde und
Cvllegen je entschwinden wird. Friede seiner Asche!
p Mannheim, 12. März. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 11.-12. März: 224 Personen.
* Aus Baden. Ihre Kaiser!. Hoh. die Großfürstin Olga
von Rußland (Prinzessin Cäcilie von Baden) hat den verschiede-
nen Wohlthätigkeitsanstalten der Residenz Karlsruhe namhafte
Geschenke gemacht. — In Karlsruhe hat sich ein „Vorschuß-
Verein" gebildet, an dessen Spitze Buchhändler Holtzmann steht.
— Um ein Bild des Schnee's auf dem Schwarzwalde zu
geben, sei erwähnt, daß jüngst der Postomnibus auf der Som-
merau buchstäblich aus dem Schnee gezogen werden mußte. —
Der Absatz letztjähriger Weine aus her Gegend des Kaiser-
stuhles ist fortwährend äußerst lebhaft. Die geringsten Sorten
des gewöhnlichen Gewächses sind unter 18 fl. die Ohm, und die !

bessern, edlern Qualitäten, nicht unter 22 fl. zu kaufen, so daß
der Durchschnittspreis zu 19 bis 20 fl. angegeben werden kann.
* Der Spezialgerichtshof zu Zweibrücken verurtheilte den
schon einmal wegen Brandstiftung zum Tode verurtheilten 23-
jährigen Kettensträfling Karl Eichler aus Eberbach in Baden,
wegen Ermordung seines Mitgefangenen, Ludwig Hirth von
Lembach, mittelst der an seinen Ketten befindlichen Kugeln, zum
zweiten Male zum Tode.
* Darmstadt, 10. März. Die erste Kammer der Stände
hat heute die Präposition der StaatSregierung wegen Unterstützung
des Baues einer steinernen Brücke über den Rhein von der Main-
spitze aus das linksseitige Ufer oberhalb Mainz einstimmig ge-
nehmigt.
* Am 15. März, an demselben Tage, wo sich der Mond
in gerader Linie zwischen die Erde und die Sonne stellt, tritt in
Mainz dre Central-Rheinschifffahrts-Commission zu neuen Sitzun-
gen zusammen; hoffentlich ist darin kein schlimmes Omen zu er-
blicken, daß sich eine undwchläßliche Eisenbahnbrücke zu Köln
zwischen uns und Holland legt; es stehen dabei viele Millionen
Gulden Kapital aus dem Spiel!
* In Büdingen in Hessen-Darmstadt sind wegen Forst-
angelegenheiten Unruhen ausgebrochen, so daß Militär requirirt
wurde.
* Frankreich. Eine Fluth von Gerüchten verbreitet sich
über dieses Land, mehr oder minder ohne Grund. Der Vorfall
in Chalons am Abend des 6. März wird von vielen Jour-
nalen verschieden erzählt. Im Ganzen genommen verhält sich
derselbe so, wie wir ihn.bereits mitgetheitt.

Parteihkasse.

Auszug aus dem Abschlüsse vom 28. Februar 1858.

Gegebene Darlehen im Monat Februar d. I,
Zueückbezahlte Darlehen im ,, do. d. I.
Zunahme der ausstehenden Darlehen ....
Stand derselben:
Auf 6 Monate . . 16,545st.30kr. Zunahme . .
„12 „ . . 10,31! st. 15 kr. ,. . .
„ unbestimme Zeit 22,895 st. — kr. ,, /.
,, laufendeRechnung 19,580 fl, — kr. ,, . .

Aeltere Faustpfänder 60 st. 30 kr. Abnahme . .
bleibt Kapital . . 69,422 st. 15 kr. Zunahme . .

t0,540 fl. — kr.
6,328 st. 30 kr.
4,211 st. 30 kr.

428 st. 45kr.
175 st. 15kr.
. 770st.-kr.
. 2 840 st. — kr.
4,214 st. - kr.
2fl. 30kr.
. 4,21t st. 30 kr.

Für die Familie des verunglückten Konrad Dann
sind ferner Angegangen'
' Am 12. März:
Bon einer heitern Gesellschaft !0 st — M. W. I. 30 kr. —
Mit dem Transport aus Nr. 6t zusammen 89 fl. 48 kr.
Die Expedition des „Mannheimer Anzeiger".

Aus den Mannheimer Kirchenbüchern.
Getraute:
16. Febr.: Zu Langenschwalbach: Michael Groß, B. daß., z- Z.
Wirth in Langenschwalbach, Wittwer, mit Maria Mag-
dalena Mayer von hier.
!0, Marz: Der L., Bäckermeister u. Schenkwirth Wflbelm Kist-
ner, Wittwer, mit Philippina Dorothea König, geb.
Angerer.
tl „ Der hief. B. und Steinkohlenhandler Simon Weger,
mit Louise, geb. Menges, verw. Klar.

Geborene:
13. Dz. 1857: d. B. u. Vergolder Franz Wilhelm Schillinger e. T-
Julie Karoline Louise, ev.
t6.Fb.1858: d. B. u. Flößer Adam Dann e T. Barbara Elisabeth
Josepha, «v.