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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 154 – Nr. 180 (1. Juli – 31. Juli)
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Nr. 161
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0691

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Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens in 1800
^^4.. ^vL Exempl. und kostet mit dem Unter-
haltungsblatte Vierteljahr!. L-L kr.

Freitag, 8. Juli

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßenplakat" zusammen
die gewöhn!.Zeile berechn, mit T kr.

1838.

* Mannheim, 8. Juli. Das Heidelberger Sängerfest
zum Besten der Schleswig-Holsteiner findet eingetrerener Hinder-
nisse wegen erst Sonntag den 18. Juli statt. Wir werden
uns beeilen, gelegentlich Näheres mitzutMm. Durch diese Ver-
legung des Heidelberger SängerfefteS ändert sich auch der Aus-
flug des „Sängerbundes" nach Dürkheim, welcher, wenn sonst
nichts Störendes in Weg tritt, also acht Tage später, am 25.
Juli abgehalten wird.
* Mannheim, 8. Juli- Die AktuariatSprüfung und die
praktische Prüfung der Notariatspraktikanten für den Unterrhein-
kreis findet Montag, den 26. Juli, im großh. Regierungsgebäude
dahier statt.
Mannheim, 8. Juli. Heute Mittag um halb 12 Uhr
hatten wir in, badischen Bahnhofe einen Brand, der jedoch durch
rasche Hülse schnell gelöscht wurde. Wahrscheinlich entströmten
der Lokomotive des 11 Uhr 10 Minuten nach Frankfurt abgehen-
den Zuges unbemerkt Feuerfunken, welche sich am Dache des
Bahnhofgebäudes festsetzten und aus einem Fortglimmen rasch zur
Flamme wuchsen, so daß das Feuer zum Dache hinaus schlug.
Der 11 Uhr 36 Minuten von Offenburg kommende Zug mußte
wahrend des Löschens vor dem Bahnhofe warten, und selbst der
12 Uhr 5 Minnten nach Karlsruhe abgehende Schnellzug war
in seiner pünktlichen Abfahrt gehemmt. Ein Dachbalken ill durch-
gebrannt. Bei der Dürre des Holzes hätte leicht zur Nachtzeit
ein großes Unglück entstehen können, vor dem uns glücklicherweise
der lichte Tag behütete.
* Mannheim, 8. Juli. Gutem Vernehmen nach wurde
der vermißte Rheinzollamtsdiener Bomätsch in Rheindürkheim
aufgefunden. — Dagegen nahm der Rhein von der hiesigen
Brücke heute ein neues Opfer in Empfang, der Sage nach einen
Wirth aus Friesenheim.
* Mannheim, 9. Juli. Gestern Abend halb 10 Uhr er-
schoß sich rechts vom neuen Wege nach der Eisenbahn, am Stadt-
graben, ein Gensd'arme mit seinem Gewehr, welches sehr stark
geladen gewesen zu sein scheint, da es vollständig zersprang.
V Mannheim, 8. Juli. Die Worte, welche man dem
Prinzen von Preußen bei Gelegenheit der Kammerwahl in den
Mund gelegt, verhalte es sich damit, wie es wolle, haben bereits
durch viele der renommirtesten Blätter die Runde gemacht und
vielseitige Erörterungen veranlaßt, welche zu der freudigen Hoff-
nung berechtigen, daß die Wahlen im Allgemeinen endlich wieder
frei gegeben, d. h. daß die Beeinflußung von Oben nicht mehr
zulässig erachtet wird.
Auch auf unsere Gemeindewahl, resp. die Anfangs diefir
Woche begonnene Wahl des großen Dürgerausschusseö, scheint
dies gewirkt zu haben, indem sich ein seit saft einem Jahrzehnt
ungewöhnlich reges Leben kund gibt.
Wenn nun ihr geschätztes Blatt kürzlich die betreffenden §§.
der Gemeindewahlordnung ansührte, s» vermißten wir doch darin,
daß die Wähler nicht aufmerksam gemacht wurden, wie ihnen
ohne alle Beschränkung und unbeschadet der von dem Gemeinde-
rath verkündeten alphabetischen Wahlordnung das Recht zusteht,
während der ganzen Dauer der Wahl ihre Stimmen abzugeben.
Außerdem wäre jeder Bürger aufmerksam zu machen, daß im
Falle er zur Wahl nicht eingeladen, ihm allo kein Wahlzettel zu-
gestellt wurde, solcher auf dem Rathhause zu reklamiren sei. Es
scheint überhaupt, nach den von uns gemachten Wahrnehmungen,
daß viele Bürger, welche unstreitig zur Klasse der Niederstbesteuer-
ten gehören, ohne Einladung, resp. ohne Wahlzettel geblieben
sind, was wir nur beklagen können und nachträglich Abhülfe
wünschen müssen.
st Mannheim, 8. Juli. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 7.-8. Juli: 352 Personen.
Aus Baden. Dem Vernehmen nach werden die Plenar-
sitzungen der Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Karls-

ruhe in der großen Glashalle des Gr. Wintergartens abgehalten
werden, welche auf allerh. Befehl in einer diesem Zweck ent-
sprechenden Weise hergerichtet werden soll. — Die überall aus
allen Bädern und Sommeraufenthaltsorten ertönende Klage über
Fremdenmangel wird auch ans Heidelberg laut. — Von den
33 seit 1834 bis jetzt errichteten Gewerbschulen ist die zu Wald-
kirch die jüngst gegründete; sie wurde am 20. April d. I. feierlich
eröffnet und hat sich eines ziemlichen Besuchs zu erfreuen. Diese
neue Anstalt zählt gegenwärtig 76 pflichtig und 14 freiwillig am
Zeichenunterricht theilnehmende, somit im Ganzen 90 Schüler.
Für sämmtlichen Unterricht betragt das Schulgeld jährlich 2 fl.
24 kr-, also monatlich nur 12 kr., und für den Zeichen Unterricht
jährlich 1 fl. Unbemittelte Schüler sind nicht nur von der
Entrichtung des Schulgeldes befreit, sondern erhalten auch von
der Anstalt die nöthige Unterstützung.
Fast keine Zeitung aus der Pfalz kommt uns zu Gesicht,
in welcher nicht irgend eine wohlthätige Handlung König Lud-
wig's verzeichnet ist. An jeden Schritt des Königs heftet sich
daher auch die Liebe und Verehrung des Volkes zu ihm.
* Am 6. Juli gerieth ein Waggon des Eisenbahnzuges von
Cannsta tt ganz in der Nähe von Stuttgart in Brand. Die
erschreckten Passagiere wollten herausspringen, wurden aber be-
schwichtigt und kamen mit der Angst davon.
Franfurt a. M., 6. Juli. Den Verhandlungen über
die holstein-lauenburgische Sache sieht man für den 15. Juli,
als dem Tage des Ablaufs des Termins der Insinuation des
Bundeöbeschlusfes vom 20. Mai an das Kopenhagener Cabinet,
entgegen. Hingegen bezwecken wiederholte Ausschußberathungen
die Maßnahmen des Bundes für alle Eventualitäten vorzube-
reiten. (A- Z)
* Am 26. und 27. d. M. wird in Gießen ein großZ)
„Landwirtschaftliches Volksfest" veranstaltet werden.
Die Leipziger Studentenangelegenheit ist auf dem Wege
der besten Erledigung. Die Universität versprach, die augenblick-
lichen sowie die seit lange bestehenden Beschwerden zu prüfen und
ihnen abzuhelfen; während die Regierung Veranlassung nahm,
öffentlich zu erklären, daß sie nicht daran denke, die Universität
nach Dresden zu verlegen.
* Der Düsseldorfer Zeitung zufolge werden am 10. August
in Köln der Prinz und die Prinzessin von Preußen, so wieder
Prinz und die Prinzessin Friedrich Wilhelm mit der Königin von
England und ihrem Gemahl zusammentreffen und von da ver-
muthlich eine gemeinsame Rheinfahrt nach Coblenz und Stolzen-
fels machen.
* Ein Erlaß des Erzbischofs von Wien ordnet Gebete an
für die glückliche Niederkunft der Kaiserin.
* Von Paris aus sind in dielen Tagen 70 Centner Ge-
päcke gegen Erlegung des höchsten Zollsatzes von 15 Franken
per Centner ununtersucht, mit einer Krone über einem IX, nach
dem kaiserlichen Schlosse zu Arenenberg abgegangen.
* Es heißt, der Kaiser wünsche, daß ein Gesetzvorschlag die
Bezahlung der Schulden von Herrn v. Lamartine dem Staate
zuweise-
Handel und Verkehr.
* Heidelberg, 6. Juli. Au dem am 5. d. M. dahier abge-
haltenen Viehmarkte wurden 209 Stück Vieh verkauft und dafür
22.483 fl. 36 kr. erlöst.
* Pforzheim, 6. Juli. Oer gestrige Funiviehmarkt war bei
weitem nicht so weit befahren, wie man bei dem drohenden Futter-
mangel erwartet hatte. Es wurden im Ganzen nur 332 Kaufe mit
einem Gesammterlös von 22,739 fl. 38 kr. abgeschlossen. Die Preise
des Fettviehes blieben fast dieselben, wie am letzten Viehmarkt;
dagegen zeigte sich beim Durchschnittspreis des Schmalviehes ein Rück-
gang von 51 fl. 35 kr. auf 3l fl. 53 kr-, beim Melkvieh von 64 fl.
55 kr. auf 49 fl. 13 kr. und bei einem Pferde von 1!9fl. 20 kr. auf74 fl.
 
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