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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 154 – Nr. 180 (1. Juli – 31. Juli)
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Nr. 175
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Nr. 175

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens in 1800
Exempl. und lostet mit dem Unter-
halcurigsblatte Vierteljahr!. kr.

Sonntag f 2s Juli

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßenplakat" zusammen
die gewöhnl.Zeile berechn, mit T kr.

1858.

* Mannheim, 24. Juli. Die Generalversammlung der
pfälzischen Schleppschifffahrtsgesellschaft wählte in ihrer gestrigen
Sitzung Herrn Philipp Frey von hier zum Direktor der Gesell-
schaft. Herr Frey gehörte seither dem Hause W. Bunge u.
Comp. in Rotterdam an.
* Mannheim, 24. Juli. D-e Dampfschleppschifffahrt auf
dem Rheine wird in der nächsten Zeit durch eine neue Gesellschaft
vertreten sein. In Amsterdam hat sich nämlich eine Mannheim-
Amsterdamer Schleppschifffahrts-Gesellschaft, vorerst jedoch nur mit
zwei Güterbooten, gebildet.
* Mannheim, 24. Juli. Zu den verschiedenen Sänger-
fahrten, die wir von den älteren Sing-Vereinen hiesiger Stadt
mitzutheilen das Vergnügen hatten, sind wir heute in der ange-
nehmen Lage, auch der eines strebsamen noch jungen Vereines !
zu gedenken. Der hiesige sich immer mehr vervollkommnende
Gesang-Verein „Frohsinn" macht Sonntag, den 25. Juli,
mit dem 10 Uhr-Zuge eine Sängersahrt nach Wiesloch, um
neben des Zweckes der eigenen Erholung auch Anderen durch
ihre Vorträge einen nicht alltäglichen Genuß zu bereiten. Möge
dieser Ausflug in jeder Beziehung ein gelungener werden!
* Mannheim, 24. Juli. Heute Nachmittag fiel ein Schiff-
mann in der Nahe des Ludwigsbades in den Rhein und ertrank.
Die Leiche desselben wurde alsbald aufgefunden und in das all-
gemeine Krankenhaus verbracht. Zwei Kinder, welche sich, von
der Neugierde getrieben, zu weit vorwagten, fielen ebenfalls in's
Wasser, konnten aber glücklicher Weise gerettet werden.
Mannheim/24. Juli. Stand der Fremden hiesiger
Stadl vom 23.-24. Juli: 342 Personen.
* Aus Baden, S. K. H. der Großherzog haben mittelst
höchster Entschließung, ä. ck. Rippoldsau, den 17. d., den Forstin-
spektor Oberforstmeister v. Drais zu Freiburg auf sein unterthänig-
stes Ansuchen wegen vorgerückten Alters unter Anerkennung sei-
ner langjährigen treu geleisteten Dienste in Ruhestand zu ver-
setzen und die dadurch erledigte Forftinspektion Freiburg dem Be-
zirksförster Forstmeister v- Rotberg daselbst zu übertragen geruht, i
— Das Abgabewesen auf dem Rhein ist bekanntlich schon lange
ein Gegenstand vielfacher und dringender Klagen. Ueberzeugt von
der Nothwenoigkeit einer Erleichterung des Verkehrs auf dieser
wichtigsten Handelsstraße des westlichen und südwestlichen Deutsch-
lands, ist die großh. Regierung schon seit Jahren eifrigst bemüht
gewesen, eine durchgreifende Ermäßigung der Rheinzölle herbeizu-
führen. Leider haben ihre Bemühungen bisher nicht den gewünsch- ;
teu Erfolg gehabt. Die Gefahr aber, welche dem Rheinverkehr
durch konkurrirende Transportwege droht, wächst täglich mehr
und mehr. Sicherem Vernehmen nach hat nun die großh. Re-
gierung ihre dermalige Auffassung der Sache neuerdings in einer
Denkschrift niederlegt, worin die Nothwendigkeit jener Maßregel
eindringlich dargestellt, ihr Zusammenhang mit der nicht minder
nöthigen Ermäßigung der Landdurchgangs-Abgaben auseinander
gesetzt, und es als eine der angelegentlichsten Sorgen des Zollver-
eins bezeichnet ist, in beiderlei Hinsicht in thunlichcr Balde zufrie-
denstellende Vereinbarungen zu treffen. Zu dem Zweck ist den
übrigen deutschen Rheinufer-Regierungen der Vorschlag gemacht !
worden, bei Gelegenheit der im nächsten Monat zu Han- s
nover zusammentretenden Generalzollkonferenz Separaiverbandlun-
gen stattfinden zu lassen, um eine Ermäßigung der Rheinzölle §
zu erzielen, damit alsdann der Zollverein selbst sofort bei der Ta- i
rifrevision des nächsten Jahres eine entsprechende Minderung des !
Tarifs der Durchgangabgaben zu vereinbaren in Stand "gesetzt j
werde. „Die großh. Regierung — so lautet der Schluß der l
Denkschrift — kann diese Erörterung nicht schließen, ohne wieder- j
holt auszusprechen, wie sehr es ihr im allgemeinen Interesse zu
liegen scheint, daß die bevorstehende Generalkonferenz die Rhein-
und Landdurchgangs-Zoll-Ermäßigung endlich zu Stande bringe,
und dadurch, im großen Bereiche des Verkehrs nach allen Richtun-

gen hin erfreuend und befriedigend, das Vertrauen in die Wirk-
samkeit des Zollvereins von neuem belebe und dessen Ansehen
kräftige." — König Mar von Bayern besuchte während seines
Aufenthalts in unserer Gegend zweimal, am 6. und 11. Juli das
Heidelberger Schloß und durchwanderte in Begleitung des
Herrn Kastellans Richard-Janillon fast die ganze Ruine. Indem
der König die reizende Gegend bewunderte, sprach er sich zugleich
lobend über die Ordnung, Zugänglichkeit, und praktische Einrich-
tung aus, neben welcher ven Desüchern der Ruine Alles erklärt und
gezeigt werde. Vor wenigen Tagen wurde nun dem Herrn Ka-
stellan die große Auszeichnung zu Theil, daß ihm von dem Kö-
nige Mar das Ritterkreuz 2. Klasse des Verdienstordens vom hl.
Michael allergnädigst verliehen und ihm durch die k. bayr. Ge-
sandtschaft am grotzh. bad. Hofe Übermacht wurde. — Die Un-
tersuchungsakten über den Mietinger'schen Unterschlagungsprozeß,
der im September vor das Schwurgericht des Mittelrhein-
kreises kommen wird, umfassen über 4300 Folioseiten. — Am
20. Juli starb in Karlsruhe der großh Oberst im Kriegsmi-
nisterium Friedrich Walz im 64. Lebensjahre. — In Baden-
Baden wurde Advokat Leopold Walther zum Bürgerin« .r ge-
wählt, lehnre jedoch die Wahl ab. — I. kais. H. die Großher-
zogin Stephanie ist von Umkirch über Breisach nach Plom-
bieres zum Besuch des Kaisers Napoleon abgereist. — In Ober-
biederbach bei Waldkirch schlug letzten Montag den 19. Juli
der Blitz ein; das Feuer verzehrte einen Bauernhof und hätte
fast ein Menschenleben gekostet.
Frankfurt, 23. Juli. Wie äußerlich verlautet, ist die
holsteinische Angelegenheit in der gestrigen Bundestagssitzung
nicht zur Verhandlung gekommen; auch die Rastatter Desatzuugs-
frage ruht dem Vernehmen nach. — Auf ihrer Reise zum Bremer
Schützenfest begriffen, kam gestern die eidgenössische Schützendepu-
tation hier an. (F. J-)
* Die Zeitung „Deutschland" in Frankfurt ist eingegan-
gen, seitdem der Konkurs über das ganze Geschäft ausbrach.
* In der preußischen Armee hat ein großes Avancement
ftattgefunden, durch welches fast alle Regimentskommandeure und
Staabsossiziere der Cavallerie zu höheren Stellen befördert wur-
den. Dabei sind auch viele Staabsoffiziere pensionirt worden.
Man kann sich seit langer Zeit nicht so vieler Veränderungen
im Militärwesen erinnern.
* Die schweizerische Bundesversammlung hat der neuen
Constitution des Kanton Base! (Stadt) ihre Genehmigung ver-
sagt, weil sich in ihr der Artikel findet, daß die Thürsteher und
Dienstboten (!) nicht zu Mitgliedern des großen Rathes gewählr
werden dürfen. Eine solche Bestimmung "stehe mit dem Prinzip
der Gleichheit aller Bürger im Widerspruch, welche der Artikel
4 der Bundes-Constitution garantire.
* Am 22. Juli fand die zwölfte Sitzung der Pariser Con-
ferenz statt.
* Nach wiederholten Versicherungen der englischen Mini-
ster im Parlamente sind die Genugthuungen der türkischen Re-
gierung wegen der Vorfälle in Dscheddah so vollkommen ausrei-
chend, daß die englische Regierung von jeder weitern Verfolgung
dieser Frage absteht.
* Der König Dom Pedro hat befohlen, baß alle armen
Waisen der an der Cholera von 1856 und dem gelben Fieber
von 1857 Gestorbenen in dem Waisenhause von Lissabon ausge-
nommen werden.
Fruchtmittelpreise.
Rastatt. 82. Zull. Kernen >4 fl.38kr., Waizen l2 fl. 34 kr.
Korn 7 fl. 47 kr., Gerste 7 ft. 28 kr., Motzer — fl. — kr Welsch-
korn 10 fl. — kr., Hafer 6 ft. 51 kr.
Gernsbach, <0. Juli. Spelz 6 fl. — kr.. Neuere Kernen 14
fl. 55 kr., Korn 0 fl 55 kr., Molzer 8fl. 45 kr., Gerste —fl. — kr.
Welschkorn 12 fl. — kr., Welzen 14 fl. - kr., Hafer 7 fl. 40 kr.
 
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