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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 233 – Nr. 259 (1. Oktober – 31. Oktober)
DOI Kapitel:
Nr. 243
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1127

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ManHmncr Aiizcigcr.

1838,

zu

I zu übernehmen; setzen wir sodann voraus, eben diese Fabrik
werde inzwischen von einem Brande heimgesucht: Wer hat nun
den Schaden? Natürlich nur der oder die Eigenthümer der
Fabrik, und zwar deßwegen, weil es mit dem besten Willen un-
möglich war, sich zu versichern.
(Schluß folgt.)

V Mannheim, 12. Okt. Heute Mittag, gegen 12 Uhr,
hängten 4 Schiffer, von Ludwigshafen kommend, den mit Koh-
len beladenen Nachen, auf welchem sie sich befanden, an das zu
Berg fahrende Dampfboot „Graf von Parw.'1-,,7mr sich von dem-
selben aufwärts an das hiesige Ufer schleppen zu lassen. An-
fänglich ging dieses Manöver gut von Statten, bis der Nachen,
nach einer kleinen und wahrscheinlich unvermutheten Wendung
des Dampsbootes, in die Mitte der Strömung zu laufen kam.
Hierdurch kam der Nachen Plötzlich quer gegen den Strom zu
liegen, und da der am Steuer sich befindliche Mann nicht kräf-
tig oder nicht mehr rasch genug war, um demselben die richtige
Lage wieder zu geben, wurde der Nachen von der Strömung auf
der einen Seite hinuntergcdrückt und schöpfte Wasser, was sein
augenblickliches Versinken zur Folge hatte. Einer, der auf dem
Nachen befindlichen Männer, rettete sich mittelst Schwimmens an
das Land, während die drei anderen sich an die von dem Nachen
losgelösten Diel- und Bordstücke klammerten, bis ihnen die Scha-
luppe des genannten Dampsbootes, von Matrosen desselben ge-
leitet, zu Hülse kam, und ihre Rettung von dem drohenden Tode
auch glücklicherweise bewerkstelligt wurde. Ehre und Dank den
wackern Männern, welche die in Gefahr geschwebten Men-
schenleben derselben entrissen und dadurch den Verlust auf
den Nachen und die Ladung beschränkten. Möge aber dieser
Vorfall endlich einmal eine heilsame Lehre sein, die möglichen
und bekannten Zufälle bei solchen Gelegenheiten besser zu achten,
und bet Zeiten darauf bedacht zu sein, bevor einer derselben ein-
tritt, und es alsdann allen Anstrengungen nicht mehr möglich
wiro, die Folgen aufzuheben.
ch Mannheim, 12. Oktober. Stand der Fremden hiesiger
Stadt am 11. Oktober: 491 Personen.
Heidelberg, 10. Okt- Der Einführung der barmher-
zigen Schwestern hier ist eine andere vorangeeilt: die der Kon-
gregation „zum göttlichen Erlöser" in Niederbronn. Mehrere
Schwestern sind bereits hier eingetroffen um die Pflege der Kran-
ken in den einzelnen Häusern, wann solche gewünscht wird,
übernehmen. ' (F. I
* Aus dem Oberamte Bruchsal wird berichtet, daß über-
all eine eifrige Theilnahme in Herstellung der Gotteshäuser lebe.
In Münzcsheim, Menzingen und Tiefmbach wurden schöne Got-
teshäuser errichtet; die Kirche zu Hambrücken ist seit einem Jahre
um Vieles vergrößert; den schönen Wald bei Weiher und Lan-
genbrücken ziert ein hübsches Kapellchen; das Kirchlein auf dem
St. Michaelsberge bei Untergrombach ist restaurirt, und in der
Pfarrkirche Odenheim wird gegenwärtig der ganze Jnbau neu
gefaßt.
* Die Direktion des Heidelberger Theaters macht gegen-
wärtig den Versuch, in Bruchsal regelmäßige Vorstellungen zu
geben.
* Stiftungsverwalter Mietinger ist bereits zur Verbü-
ßung seiner Strafe in das neue Männerzuchthaus in Bruchsal
eingebracht worden.
Karlsruhe, 10. Okt. Seine Königliche Hoheit der
Großherzog haben Sich nach höchster Entschließung aus großh.
Staatsministerium vom 5. d. M. gnädigst bewogen gefunden:
den Amtsrichter Müller in Rheinbischofsheim dem Hofgerichte
des Seekreises zur Aushilfe mit Sitz und Stimme beizugeben;

Gin Wort
über -as Concessilmsmsetl für Verstcherungs - Gesellschaften.
(Fortsetzung.)
Zuvörderst entsteht die Frage, welches Interesse findet eine
Regierung darin, daß eine Feuer-Versicherungs^Gesellschaft nur
gegen ihre Concession zum Geschäfts - Betriebe zugelassen wird ?
Wir können diese Frage nur damit beantworten, daß die Regie-
rungen kein uns bekanntes Interesse dabei haben, obwohl wir
recht gerne jeder Regierung das Recht zuerkennen und es sogar
für deren Pflicht halten, das Thun und Lassen der im Betriebe
befindlichen Affecuranz - Gesellschaften zu überwachen und jede
Unzulänglichkeit, oder gar Gesetzwidrigkeit und Nichterfüllung der
eingegangenen Verbindlichkeiten strenge zu ahnden. Wenn man
nach der Ursache der nicht bewilligten Concession einer Feuerver-
sicherungs-Gesellschaft fragt, so ist die gewöhnliche Antwort:
„Es ist kein weiteres Bedürfniß da." Wenn nun kein ande-
rer Grund dazu vorhanden ist, so erlauben wir uns den Be-
weis zu verlangen, daß wirklich „kein Bedürfniß" da sei. Die-
ser dürste jedoch schwer zu liefern sein. Als Gegenbeweis stellen
wir aber auf, daß die Assecuranz Gesellschaften entstanden sind
und sich stets mehren, weil eben das Bedürfniß nach den-
selben wächst und noch lange nicht befriedigt ist. Ohne
Bedürfniß entsteht kein industrielles, noch sonstiges Unternehmen;
auch möchten wir gerne Den sehen, welcher diesen praktischen Er-
fahrungssatz zu widerlegen vermöchte!
Angenommen, aber nicht zugegeben, daß wirklich „kein
Bedürfniß" nach Zulassung neuer Feuer-Versicherungs-Gesell-
schaften in unserem Lande vorhanden sei, so fragen wir, welchen
Schaden die vermehrte Konkurrenz für Regierung oder
Volk haben könnte oder sollte? Und da wir glauben, daß nur
auf sophistischen! Wege ein solcher nachzuweisen wäre, so behaup-
ten wir eben ganz herzhaft, daß in den jetzigen Verhältnissen
des Feuer-Versicherungswesens ein ganz positiver Schaden
für das Versicherung suchende Publikum zu finden ist. Man
sehe nur, welche Mühe es manchmal kostet, selbst zu hohenPrä-
»nien Versicherung zu finden, und es dürfte nicht schwer fallen,
dieses nachzuweisen. Vielleicht könnte man jetzt noch, z. B. in
Walldorf, Leute finden, die vergeblich gegen Brandschaden
Versicherung suchten, die sich aber nicht decken konnten, weil die
befugten Gesellschaften eine Versicherung nicht mehr aufnehmen
wollten, oder nicht konnten, weil sie die Summen des lokalen
Risikos bereits erreicht hatten.
So können wir berichten, daß in Worms in Folge des
Brandes einer Lederlackirfabrik, eine große Verlegenheit unter den
dortigen Fabrikanten von lackirtem Leder deßhalb entstand, weil
die in Hessen konzessionirten oder tolerirten Versicherungs-Gesell-
schaften Miene machten, die Versicherung zu kündigen, oder theil-
weise sehr hohe Prämien zu verlangen, was einer Kündigung
beinahe gleich kömmt. In diesem Augenblicke ist die Sachlage
noch in einer Crisis begriffen, die, wir wollen es hoffen, zur
Befriedigung der betreffenden Fabrikanten endigen wird. Unter
den in Hessen nicht konzessionirten oder tolerirten Gesellschaften
wäre aber manche, die an dem Risiko sich betheiligen möchte,
und damit wäre das Entstehen einer Verlegenheit, wie die be-
regte, gar nicht möglich. Wo keine freie Concurrenz besteht,
da muß daS Publikum jede Forderung sich gefallen lassen;
wo aber der Geschäftsbetrieb frei gegeben ist, da findet Jeder-
mann Mittel und Wege, sich auf allseits billige Weise zu
befriedigen.
Setzen wir endlich den Fall, eine große Fabrik wäre außer
Stande, eine ablaufende Versicheruug sofort wieder zu decken,
weil es keiner der konzessionirten Gesellschaften gefiele, den Risiko

Erscheint, Montags an-geuom-
men, täglich Morgen- in 1800
, Exempl. und kostet mit dem Unter-
haltuugSblatte Vierteljahr!. L fl.

Anzeigen «erden in dem „Mann-
Mittwoch, 13. Oktober
die gewöhul.Zefle berechn, mit S kr.
 
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