Erscheint, Montags auSgenom- Anzeigen werden in dem „Maun-
918 men, täglich Morgens in 1800 13 SkÜtembek Heimer Anzeiger" und dem tägli- 1HA8
«flr. LIN, Exempl. und kostet mit dem Unter- IS, cheu „Straßenplakat" zusammen
boltungSblatte vierteljährl. kr. die gewöhnt.Zeile berechn, mit A kr.
-1: Ueber die Theater-Pensions-Anstalt in Mannheim.
In letzterer Zeit erhebt sich wieder die oft gehörte Klage
der Pensionäre des hiesigen Theaters, daß die monatlichen Ge-
halte nicht voll ausgezahlt werden können, weil die dazu erfor-
derlichen Geldmittel fehlen. Vor wenigen Jahren schöpfte man
die beste Hoffnung für das Aufblühen der Anstalt, da fast alle
schuldigen Reste bezahlt waren, die Einnahmen als zufriedenstel-
lend bezeichnet werden konnten; aber schon sind wieder zwei volle
Monate in Rückstand und in den 3 letzten Monaten erhielten die
Mitglieder nur 2/4 ihrer oft geringen Gagen. Dazu haben in
jüngster Zeit mehrere Pensionsberechtigte ihre Ansprüche erhoben,
weßhalb für die Zukunft der Anstalt das Schlimmste zu befürchten
steht. DaS sind sehr beklagenswerthe Thatsachen und Zustände,
deren Besprechung wohl eines tüchtigen Kopses und einer gewand-
ten Feder werth wäre. Möchte es der schwachen Feder des Schrei-
bers nur. einigermaßen gelingen, dem Leser einen Blick in dieses
wichtige Institut zu eröffnen und vielleicht hie und da eine An-
regung zu etwaiger Abhülfe der Mißstände zu geben!
Bei dem regen Sinn und der großen Liebe zum Theater,
die sich in den reichlichen Unterstützungen und dem lebhaften Be-
suche genugsam kund geben, klingt es wie ein Räthsel, daß ge-
rade in Mannheim die Pensions-Anstalt stets kränkelt. Schauen
wir nach andern Theatern, so gibt sich ein erfreuliches Leben in
dieser Beziehung kund; selbst an Stadttheatern, denen Privat-Di-
rektoren vorstehen. Sie gebieten über einen beträchtlichen Fond,
zahlen ihre Mitglieder regelmäßig, machen oft Geschenke, zahlen,
Gnadengehalte aus, und es fließt am Schluffe jeden Jahres noch
ein erhebliches Sümmchen zum Stammkapital. Prag besitzt z- B.
einen Pensions-Fond von mehr als 200,000 fl, Leipzig von 67-
bis 68000, fl. und alljährlich vergrößern sich diese Summen.
Blicken wir auf eine uns näher liegende Stadt, auf Frankfurt
a. M., so müssen wir beschämend auf die hiesigen Pensions-Ver-
hältnisse zurückschauen. . So könnten wir auf mehrere andere, nicht
einmal in gleichem Range stehende Theater Hinweisen, denen eine
blühende Versorgungsanstalt ihrer verdienstvollen Mitglieder zur
Seite steht, jedoch es sei, um Weitläufigkeiten zu vermeiden, mit
den eben angeführten genug! Bei solchen für Mannheim so un-
günstigen Vergleichen drängt sich uns die Frage auf: Worin
liegen denn nun die Gründe solcher Mißstände? — Wollte man
antworten, die andern Institute waren gleich bei ihrer Entstehung
mit einem ansehlichen 'Fond beglückt, so würde dieses nur theil-
weise wahr sein, denn wir können deren anführen, bei welchen
es durchaus nicht der Fall war, und sie haben sich dennoch glän-
zend erhoben. Wollte man die Ursache in der Unzulänglichkeit
der Statuten, besonders der Hülfsquellen, ferner in einer schwachen,
energielosen Ueberwachung der Interessen und endlich in einer ge-
wissen Theilnahmlosigkeit des Publikums suchen, so würde man
sich nach unserer Meinung schon mehr der Wahrheit nähern.
Nehmen wir das Statut der Mannheimer Pensions-Anstalt
zur Hand und unterwerfen wir namentlich die dort angegebenen
Hülfsquellen einer genaueren Prüfung, so wird uns das so eben
Ausgesprochene bald zur Ueberzeugung werden. Bei dieser Opera-
tion wollen wir die als Grundursachen des Verfalles angegebenen
Punkte im Auge behalten und sie nicht nur als geträumte, son-
dern als wirklich vorhandene zu beweisen uns bemühen. Zugleich
wollen wir nach, unfern schwachen Kräften auf Ratbschläge sinnen,
wie diesen Mißständen wohl abzuhelfen sei und wünschen wir nur,
daß Niemand unS andere Beweggründe unterschiebe, als das
Wärmste Juteresse sowohl an dieser Anstalt als auch an dem da-
mit in naher Verbindung stehenden Kunstinstitute. Auch sind
wir keineswegs der festen Ueberzeugung, in allem das Rechte zu
treffen, — weil uns, wir gestehen es offen, der tiefere Blick in das
Räderwerk mangelt — sondern wir bitten im Voraus um Ver-
zeihung, wenn wir Jemanden durch diese in bester Absicht geschrie-
benen Zeilen Unrecht zufügen sollten- Wir erklären uns gerne
bereit, Belehrungen entgegen zu nehmen, vielleicht, daß durch die-
sen Austausch der Ideen der schwachen Pensionsanstalt Kraft und
Hülfe erwache! Die Quellen der Anstalt, woraus sie die Sub-
sistenz-Mittel schöpfen soll, bestehen nach dem Statut vom 8. Feb.
1845:
1) in den 5000 fl., welche von der Stadt für Pen-
sionen beigesteuert werdeu. Die Gemeinde Mannheim hat
sich bei dieser Bestimmung wiederum als großer Kunstfreund be-
währt und trifft sie der Vorwurf der Theilnahmlosigkeit hierin durch-
aus nicht, denn wenn die jährlichen Pensionen die Summe von
ungefähr 8000 — 8200 fl. erreichen, so ist eine sichere Beisteuer
von 5/g ves Betrags höchst anerkennenswerth! Diese Hülfsquelle
ist aber fast die einzige, welche stets gleichmäßig und dauernd
fließt. Gäben alle übrigen Quellen so lauteres Wasser, wir wür-
den nicht nöthig haben, ein Klagelied anzustimmen; aber schon
bei der Betrachtung der zweiten Quelle überkommt uns ein weh-
müthiges.Gefühl. Diese besteht nämlich:
2) in dem reinen Ertrage zweier von dem Thea-
ter jährlich zu g ebenden Vorst ellungen. In den früher«,
alten Statuten war die Bestimmung beigesetzt, daß dieselben im
Frühjahr und Herbst gegeben werden müßten, also in einer gün-
stigen Theaterzeit. Diese Bestimmung fehlt in dem vorliegenden
Statut,, und wahrlich nicht zum Besten der Anstalt. Eine wach-
same Direktion mußte sich diesen Vortheil nicht entwinden lassen und
auf vie beigesetzte Bestimmung auch in den neuen Statuten drin-
gen. Das die Direktion des Hoftheaters bildende Konnte gibt
nun die Benefice nach Belieben, vielleicht in der Mitte der heiße-
sten Sommerzeit, oder kurz vor dem Weinachtsseste, oder bleibt sie
auf längere Zeit schuldig, wie zur Zeit ein rückständiges Benefiz
es genugsam beweist. Die Gelder fließen dann nicht regelmäßig
und ein bekiagenswerther Zustand der Finanzen ist die natür-
liche und unausbleibliche Folge- Warum die jeweilige Direktion
des Großh. Hoftheaters sich leicht einer Nachlässigkeit gegen die
Pensionsanstalt schuldig macht, wollen wir kurz zu erläutern
suchen, und bitten um Entschuldigung, wenn wir jetzt einen Sei-
tenweg betreten. (Forts, folgt.)
* Mannheim, 13. Sept. Während der Sitzungen des
Schwurgerichts des Unterrheinkreises für das dritte Quartal kom-
men folgende Fälle zur Aburtheiluug: 1) Donnerstag, 23. Sept.,
Joseph Anton Tremmel von Sattelbach, Anklage: Nothzuchts-
Versuch, Vertheidiger: Engelhorn; Sitzung geheim. 2) Freitag-
24. Sept., Franz Heuß von Diedesheim, Anklage: Nothzuchts-
Versuch, Vertheidiger: Dr. Barazetti; Sitzung geheim. 3) Frei-
tag, 24. Sept., Leopold Spitzenberg von Jöhlingen, Anklage:
Unzucht mit einem Kinde, Vertheidiger: Gerlach; Sitzung geheim.
4) Samstag, 25. Sept., Franz Mich. Katzenberger von Rettig-
Heim, Anklage: gefährlicher Diebstahl. 5) Montag, 27. Sept.,
Wenzeslaus Strackau von Wertheim, Anklage: Unzucht mit einem
Kinde; Sitzung geheim. 6) Montag, 27., und Dienstag, 28.
Sept-, Michael Hennrich von Schollbrunn, Anklage: Meineid.
>> Mannheim, 12. Sept. Dem Vernehmen nach beab-
sichtigt die hiesige deutsch katholische Gemeinde einen eigenen
Belsaal zu bauen und damit eine eigene Schule zu verbinden.
Es soll dies durch freiwillige Beiträge an Geld, Materialien,
Diensten und Actien ausgeführt werden.
si Mannheim, 13. September. Stand der Fremden hiesi-
ger Stadt vom 12. September: 372 Personen-
* Während der Schwurgerichtssitzungen des 3. Quartals im
Mittelrheinkreise zu Bruchsal kommen im Ganzen folgende 5
Fälle zur Verhandlung. 1) Am 27. Sept, gegen Karl Vollmer
! "von Huchenfeld, wegen Raubs; 2) am 28. Sept, gegen Johann