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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 181 – Nr. 206 (1. August – 31. August)
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Nr. 196
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0843

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Mannheimer Anzeiger.

Erscheint, Montags auSgenom- Anzeigen werden in dem „Manu-
196 men, täglich Morgens in 1800 19 UlMIlft Heimer Anzeiger" und dem tagli-
«/Tk. Exempl. und kostet mü dem Unter- chen „Straßenplakat" zusammen
Haltungsblatte viertelsährl. SL kr. die gewbhnl.Zeile berechn, mit T kr.

1838.

Mannheim, 19. Aug. Gestern Abend tratcher „Kran-
kenunterstützungS-Verein zum weißen Lamm" dahier zu dem „All-
gemeinen Kranken-Unterstützungs-Vereine" über. Abermals ein
erfreulicher Schritt zur Einheit im Unterstützungswesen unserer
Stadt.
f Mannheim, 18. August. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 16.—17. August: 343 Personen-
* AuS Baden. Am 31. August wird die Ziehung von
50 Serien der 35-fl.-Loose vom Jahr 1845 und am 1. Sep-
tember die 22. Gewinnziehung der 50-fl.-Loofe vom Jahr 1840 im
Ständehause in Karlsruhe vorgenommen. — Unter den am
stärksten im Jahre 1849 politisch Gravirten, welche bisher in der
Amnestie ausgeschlossen waren, befand sich der frühere Advokat
Junghanns von Mosbach. Demselben ist nunmehr ebenfalls
Begnadigung und die Erlaubniß zur Rückkehr in das Vaterland
zu Theil geworden. Junghanns, Bruder deö Präsidenten der
zweiten Kammer, war früher Landtagsabgeordneter, später Par-
lamentsmitglied und sodann Mitglied der konstituirenden Versamm-
lung. Er hielt sich bis vor etwa zwei Jahren in Brüssel
auf und durfte seitdem mit Erlaubniß der badischen Regierung
seinen Aufenthalt in der Schweiz nehmen. Er lebt in Bern
und wird nun zu den Seinigen baldigst zurückkehren. — Am
15. Ang., Nachmittags 4 Uhr, hat sich inLörrach ein sehr bedauer-
licher Unglücksfall ereignet Die dortige Schützengesellschaft hielt
Schießübungen: da prallte einem Schützen eine Fehlkugel au
einem Steine ab, die unglückseliger Weise einen vierzehn Jahre
alten Knaben der in einiger Entfernung von dem Schützen-
haus spazieren ging, traf und so schwer verletzte, daß er im Ver-
lauf der letzten Nacht den Geist aufgab. — Stadtpsarrer und
Dekan Heitzmann in Hüfingen feierte am 16. August unter
großer Theilnabme der Gemeinde sein 25jähriges Priesterjubiläum.
* In der Magistrats-Sitzung der Stadt M ü nchen am 13. d.
suchten mehrere Brauer um die Bewilligung nach, mit dem Bier-
einsieden früher beginnen zu dürfen als gesetzlich bestimmt ist.
Obwohl heuer um 54,480 Eimer mehr Sommerbier eingesotten
wurde als im Vorjahr, so betragen die Vorräthe im Augenblick
doch verhältnißmäßig weniger, denn sie sind seit Mai bereits auf
152,145 Eimer gesunken und der tägliche Bedarf entziffert sich
aus 2859 Eimer nach dem Durchschnitt der verflossenen 100
Tage. Dieser Rest wird daher höchstens noch 50 bis 60 Tage
reichen. Diese Gesuche wurden genehmigt.
* König Mar ließ denjenigen Gemeinden der Pfalz, welche
er in diesem Sommer besuchte, zur Unterstützung ihrer Armen
aus der k. Kabinetskasse an die Gemeinden Speyer, Ludwigsha-
fen, Edenkoben und Zweibrücken je 1000 fl.; Germersheim, Lan-
dau, Dürkheim mit Grethen und Hardenburg, Neustadt, Elmstein
mit Iggelbach und Appenthal je 500 fl.; Wachenheim 300 fl.;
Homburg, Frankenstein, Frankeneck nnd Hambach je 100 fl.: zu-
sammen 7200 fl. zahlen. Außerdem hat der König den im Lause die-
ses Jahres durch Hagelschlag heimgcsuchten Gemeinden der Pfalz
4800 fl. zugewendet.
In Ko bürg ist ein Gesetz erschienen, welches die Juden
den Christen im Handel und Wandel, überhaupt im Staatsleben
völlig gleichstellt. Seither hatten namentlich im Handel zwischen
Christen und Juden alle von Juden außergerichtlich ausgestellte
Schriftstücke keine Beweiskraft? Jetzt hat der im Staatsgesetze
vorgeschriebene Artikel für die Christen und Juden gleiche Be-
deutung im Staats-, Privat- und Geschäftsleben.
* Prof. Kuno Fischer in Jena erhielt vom Großherzoge
von Sachsen-Weimar einen Orden erster Klasse.
Berlin, 16. August. Die erlauchten Gäste aus England,
Ihre Majestät die Königin Viktoria und der Prinz-Gemayl be-
suchten heute gegen 11 Uhr Vormittags in Begleitung des Prin-
zen und der Prinzessin von Preußen, des Prinzen und der Prinzessin j

Friedrich Wilhelm zum ersten Male Berlin. Das Publikmn
empfing die hohen Fremden mit ebensoviel Achtung als Herzlichkeit.
Berlin, 16. August. Die „Zeit" dementirt die Nachricht
der neuen Hannov. Zeitung, daß der Bundestag die Motivirung
des Ausschußantrags angenommen habe; sie bezeichnet die Nach-
richt als Fälschung, Und behauptet, daß Preußen und die Ma-
jorität mit der Motivirung nicht einverstanden seien. (A. Z.)
Berlin, 14. August. Ludwig Rellstab ist in Segel plötz-
lich vom Schlagfluß getroffen worden, und liegt schwer krank dar-
nieder. Rellstab wurde im April 1799 geboren, hat also noch
nicht das 60. Lebensjahr erreicht. — Mit der vorgestern erfolg-
ten Abstimmung über den Antrag des holsteinischen Ausschusses
hat sich der Bundestag bis zum 9. k. M. vertagt. (W- S. A.)
In Cöln bieten schon bis jetzt vier Handlungen ihren Wein
zu 4 Silbergroschen das Quart an, sehr wahrscheinlich wird sich
deren Zahl in Bälde noch vergrößern, da dem 1858er nothwen-
dig Platz gemacht werden muß. (B-- H.-Z.)
Am 10. August ist der Regimentsarzt Dr. Böger aus
Düsseldorf in Tegernsee angekommen, welcher den Leibarzt
Dr. Grimm vertreten soll, der, nach Angabe der „Zeit," aus
Rücksichten der eigenen Gesundheit sich nach Bad Gastein be-
gibt- ' (A. Z.)
Paris, 16. August. Die Fest- und Reiseberichte aus der
Bretagne fließen im „Moniteur" und in den offiziösen Blättern
nicht minder reichlich als bisher. Das offizielle Blatt verschwen-
det seine Kolonnen. Der Empfang des Staatsoberhauptes war
in der Bretagne, äußerlich wenigstens, überhaupt glänzend, aber
trotzdem daß die Geistlichkeit aller Orten sich betheiligt hat, nicht
so warm als in der Normandie. — Auch in der großen Kriegs-
werste Frankreichs, Loricnt, von welcher der Moniteur einen orien-
ttrten Plan bringt, hat der Kaiser alle Etablissements be-
sucht. Der Hafen LorientS vom Vor- bis zum Hinterhafen hat
1400 Meter Länge auf ungefähr 200 Meter Breite. Von da
bis zur Kettenbrücke, wo gleichfalls noch Marine-Etablissements
lind, ist die Länge 1000 Meter. Die Ausdehnung der Rhede,
des Hafens und der Durchfahrten LorientS ist ungefähr lOKilom-
Die Ankerplätze sind ausgezeichnet und sehr zahlreich. Es ist an-
zunehmen daß große Neubauten dem kaiserlichen Besuch sowohl in
Cherbourg als in Brest und Lorient folgen werden. Ein nicht
gleichgültiges Ergcbniß der Reise ist die Aussöhnung des Kaisers
Louis Napoleon mit der Marine selbst. Bis jetzt hielten die
Erinnerungen an den Prinzen von Joinville sehr fest irr der Ma-
rine.« In dem Brief eines wohlunterrichteten Correspondcnten wird
erwähnt, daß die Marine von der persönlichen Annäherung des
Staatsoberhauptes und der Art seines Auftretens sehr befriedigt
sei- Sehr guten Eindruck soll auch die Begnadigung einer Reihe
von Gefangenen in Brest und der Erlaß aller verhängten Dis-
ciplinarstrafen in der Marine gemacht haben. Die große Beför-
derung in der Marine, die bereits dekretirt ist, wird dazu kom-
men und manchen Riß aussüllen.
* Aus Anlaß des Festes vom 15. August wurden 506 Mili-
tärstraflingen die noch zu büßende Strafe erlassen, und 348 an-
dern die Strafzeit gekürzt.
London, 16. August. Gestern, als am Napoleonstage,
war großes Diner bei dem Herzoge von Malakoff; Lord Derby
brachte einen Toast auf den Kaiser aus und äußerte dabei in
herzlicher Weise sein Vertrauen auf die Dauer der Allianz zwi-
schen Frankreich und England. (F. I.)
London, l7. Ang. Die unterseeische Verbindung zwischen
Valentin und Neufundland bewährt sich gut. Eine Depesche der
Königin an Buchanan, Präsident der Vereinigten Staaten, von
99 Worten wurde gestern in 67 Minuten befördert. Die Ant-
wort aus Neufundland, 38 Worte zählend, traf in 22 Minuten
in Valentin ein. (F. I.)
 
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