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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
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Nr. 48
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Erscheint, Montags ausgcnom- Anzeigen werden im „Mannhci-
men, täglich Morgens und kostet Ai'IilNkftf' mer Anzeiger" und dem täglichen
dem Unterbaltungs-Malte „Straßenplakat" die Zeile berech-
vicrtcljährlich «S kr. nct mit T kr.

1838.

* Badischer Landtag.
IK. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Dienstag, L3. Fedruar 1858.
Die Tagesordnung führte zunächst zur Discussion des Bud-
gets der Berg- und Hüttcnverwaltung. Nach Abzug der zu
-1,004,709 fl. veranschlagten Ausgaben, ist die jährliche Rein-
einnahme auf 111,184'fl. berechnet. . Die Kammer bewilligte
diese Anforderung, womit sie zugleich 2100 si. zur Aufbesserung
für die drei Hüttenverwalter und eines Dienstverwesers geneh-
migt. Kassierer erwähnt bei dieser Gelegenheit des befriedigten
Ergebnisses über den Betrieb der Berg- und Hüttenwerke, Bissing
wünscht, daß im Laude geognostische Untersuchungen augestellt
und mehr wie bisher von der Regierung unterstützt werden möch-
ten, und Rottra frägt an, warum das Hüttenwerk in Wehr nicht
mehr betrieben werde. Geh. Rath Regenauer erwiedert, daß er
den von Bissing angeregten Gegenstand in nähere Erwägung
ziehen werde, da er von Beachtung sei; das Hüttenwerk in Wehr
glaube er, daß es nicht mehr mitVortbeil werde betrieben wer-
den können. Allerdings habe das Werk eine sehr günstige Lage
zum Betrieb eines andern Geschäfts, und die Regierung werde
nicht ermangeln, es an einen Privaten zu verkaufen. Schaafs
empfiehlt die Herrichtung zweier Straßen. Hieranf wird zur Er-
stattung von Pctitionsberichten übergegangen: Küßwieder über
die Bitte des Heinrich Forschner in Mannheim wegen Wirth-
schastSrecht -- Antrag und Beschluß: Tagesordnung; ferner über
die Bitte der Actuare um Besserstellung — Antrag auf Tages-
ordnung wird, da 6500 fl. für Besserstellung der Actuare im
Budget ausgenommen find, von der Kammer angenommen; wei-
ter über die Bitte des Hcchtwirths Schott in Lahr, wegen Rück-
erstattung zu viel bezahlter Sporteln, — Antrag auf Tagesord-
nung wird, nach Verwerfung eines von Fiugado gestellten An-
trages auf empfehlende Ueberweisung, angenommen; endlich über
die Bitte des vormaliger Kaufmanns Rund von Mannheim, nun
in Mainz, um Entschädigung wegen einer durch den im Jahre
1846 staltgefundenen Zusammenstoß zweier Bahuzüge in St. Il-
gen erfolgten Beschädigung, — Antrag und Beschluß: Tages-
ordnung; Fiugado, über die Bitte dreier vormaliger Soldaten,
um Unterstützung — gleichfalls Uebergang zur Tagesordnung.
Schluß der Sitzung.
-^Mannheim, 24. Febr. Nicht nur seit Menschenge-
dcnken, sondern soweit alle Auszeichnungen reichen, ist kein so
niederer, kein so anhaltend niederer Wasserstand eingetreten,
als gegenwärtig. In dieser Beziehung liegen Berichte vom Ober-,
Mittel- und Niederrhein vor uns, die wirklich Erstaunen erregen.
Oberhalb des Binger Leches ist die tiefste Stelle des Fahrwassers
9" und unterhalb desselben schwankt die Tiefe zwischen 15 und
19"., Das Kauber Fahrwasser hat 22". In Wesel stehen die
Pontons der Schiffbrücke nach der Insel beinahe sämmtlich auf
dem trockenen Flußbette. Der Rheinfall bei Schaffhausen besteht
dermalen noch aus zwei Kandelrinnen und die Besucher können
trockenen Fußes zwischen denselben spazieren gehen. Ter Mann-
heimer Pegel zeigt heute 10' 2" unter Mittel. Daß unter die-
sen Umständen die Schifffahrt nicht betrieben werden kann, ist
selbstverständlich. Selbst Fahrzeuge von geringer Tragfähigkeit
können sogar uubeladen manche Stellen nicht mehr passiren.
Im Rheingau und im Gebirge ist der Strom schon vor einigen
Wochen öfters zu Fuß durchschritten worden. Air komischen
Zwischenfällen fehlte es bei diesem Anlasse auch nicht! — In
Aßmaunnsbausen wurde am vergangenen Sonntage auf verschie-
dene, im Rheine liegende Felsen, an der Stelle, wo sie zur Zeit
vom Wasser bespült werden, die Jahreszahl 18^58 cingemeißelt.
Die Jungen der dortigen Kahnführer, etwa ein Dutzend, und
Rangen von 14 bis 16 Jahren, wollten alsdann, wie sie sich

ausdrückten, einen „Schwabenstreich" ausführen und durchschrit-
ten im Gänsemarsch zu Fuß das Bett deS Rheines. Sie kamen
nach Verlaus einer Viertelstunde wohlgemut!) und das Liedchen
trillernd: „Es kann ja nicht immer so bleiben re." am jenseitigen
Ufer in der Nähe des Rheinsteius an, von wo aus der Rückweg
mittelst eines Nackens bewerkstelliget wurde. So lange die Wel-
len die Ufer des Rheins bespülen, wird neben der Legende vom
Mäusethurm der „Gänsemarsch über den Rhein" im Munde
der Aßmanushäuser Bevölkerung sortleben.
7 Mannheim, 24. Febr. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 23. — 24. Febr.: 249 Personen.
* Aus Baden. Das „Central - Comito der badischen
Landes-Bibelgesellschaft" veröffentlicht einen Bericht über die Tbä-
tigkeit der letzten 4 Jahre. Unter den Hilfs-Comits's wird
Mannheim rühmend hervorgehoben. Da aber das Verlangen
nach Bibeln und neuen Testamenten stets größer sei als der
Kassenvorrath, so werden alle Pfarrämter und Freunde des hei-
ligen Werkes nm Unterstützung der Bibelverbreitung gebeten. —
Der Heidelberger „Gewerbverein", weicher nach achtjähriger
Ruhe auf's Neue wieder in das Leben getreten ist, hat sich zur
Aufgabe gestellt, für das Gedeihen und Fortschreiten der Gewerbe
kräftig zu wirken. Zu diesem Zwecke werden unter Anderm wö-
chentliche, auf das gewerbliche Leben sich beziehende Vorträge ge-
halten, gemeinnützige und technische Werke, in welchen der Ge-
werbtreibende über neue, in sein Geschäft einschlagende Erfindun-
gen und Verbesserungen Nachlesen kann, angeschafft werden u. s. w.
Daß daraus ein Aufschwung des Gewerbewesens und der In-
dustrie, materieller Nutzen sowohl für den Gewerbtreibenden als
auch für das Publium erwachsen müsse, bedarf keiner weiteren
Erörterung. Da aber dazu eine Vereinigung von Kräften und
Mitteln unentbehrlich ist, so hat der sehr verdiente und thätige
Ausschuß des Vereirrö einen Ausruf an die Bewohner Heidel-
bergs ergehen lassen, sich als Mitglieder betheiligen und so
der guten Sache Kraft und Gedeihen geben zu wollen. —
In Weinheim und Rastatt wurden in diesen Tagen die seit
1849 mit Beschlag belegten Gewehre ihren Besitzern wieder zu-
gestellt. — In Freiburg wurde ein projektirtes Pistolenduell
zwischen einem Militär und einem Studenten noch rechtzeitig durch
die Polizei verhindert. — Aus dem Schwarzwalde ist die
Wasserönolh so groß, daß hie und da der Kübel zu 2 Kreuzer
verkauft wird. Der Preis wird durch die Thonarbeiter nach
technischer Verwerthung regulirt. — In der Gemeinde Scho nach,
Amt Triberg, hat das beklagenswertste Unglück stattgesuuden, daß
ein Schulkind von einer herabstürzenden Schneelawiue erreicht
und verschüttet wurde. Trotz der alsbald herbeieilenden Hülse
ward dasselbe als Leiche herausgcgraben.
Neustadt, 23. Februar. In der Nacht von gestern auf
heute starb Herr Jean Louis Dacqus, einer der Chefs des ge-
achteten blühenden Banquierhauses L- Dacque dahier, in seinem
51. Lebensjahre. (Pf. Ztg.)
Kaiserslautern, 22. Febr. In der verwichenen Nacht
verwundete im Centralgesängnisse der bei letzter Assise zu lebens-
länglicher Zwangsarbeit verurtheilte Brandstifter Eichler aus
dem großh. bad. Gebiete mit raffiuirter Grausamkeit mittelst einer
seiner Kugeln den Kettensträfling Hirth dermaßen am Kopfe, daß
derselbe heute Nachmittag seinen Geist aufgab. Die Veranlassung
zu diesem scheußlichen Morde wird sich durch die Untersuchung
Herausstellen. - (B. f. St. u. L.)
* Nachdem die Commission für Entwerfung eines deutschen
Handelsgesetzes in Nürnberg die zweite Lesung des dritten
Buches vollendet, kommt der ganze Entwurf in Druck. Die
Commission wird sodann die ihr vom Bundestage überwiesenen
Wechselfragen in Berathung ziehen. In der zweiten Hälfte des
April wird fick die Conferenz zur Berathung deS deutschen See-
und Assekuranzrechteö in Hamburg versammeln. Wann aber
 
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