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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0191

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Erscheint, Montags ausqenom- Anzeigen werden im „Mannhei-
men, täglich Morgens und kostet mer Anzeiger" und dem täglichen
42,- mit dem Unterhottungs - Blatte „Straßenplakat" die Zeile derech-
vierteljährlich LL. kr. net mit T kr.

* Der Güterverkehr in den Mannheimer Häfen, 1857.
(Schluß.)
Eine Tabelle gibt eine Uebersicht des zollpflichtigen Waren-
verkehrs des hiesigen HauptzollanuS, deren Hauptinteresse darin
besteht, daß man daraus die Richtung unserer Transitgüter erken-
nen kann- Der Lagervorrath am 1. Jan. 1857 war 87,850^
Ctr., also Wenig mehr als im Vorjahre, und dazu kamen im
Laufe des Jahrs noch 962,938^/z Ctr., etwas weniger als 1856.
Von diesen Gütern gehören Vie größten Summen ver Schweiz,
Holland und Oesterreich an und wurden ebenso starke Mengen
in den freien Verkehr gesetzt. Bei der Schweiz, die mit 465,600
Ctr. beim Austritt und mit etwa 20,000 Ctr. beim Eintritt bc-
theingt ist, mag so ziemlich die ganze Summe aufgeführt sein;
bei Oesterreich aber, dessen Güler-Ausgang 42,671 Ctr. und der
Eingang blos 1500 Ctr. beträgt, ist aber jedenfalls nur ein Theil
hier aufgenommen, da die Hauptabfertigungeu bei den Zollämtern
im bayerischen Donauthale erfolgen. Es ist aus diesem Grunde
auf diese Tabelle überhaupt kein sehr großer Werth zu legen, wie
es überhaupt bei unserer ganzen Zollvereinsstatistik noch sehr
mangelhaft aussieht. Das hier interessante Hauptergebnis! ist
folgendes:

Von und nach Eingang: Ausgang:

Zusammen 962,938 Ctr. 80 Pf. 533,671 Ctr. 81 Pf.

Rußland und Polen
-Ctr.
-Pf.
2 Ctr. 24 Pf.
Oesterreich
1,499 „
89 „
42,671 „ 8 „
Schweiz
19,878 „
53 „
465,593 „ 15 „
Frankreich
10,940 „
19 „
10,118 „ 26 „
Belgien
50,783 „
59 „
766 „ 48 „
Niederlande
870,346 „
57 „
13,451 „ 22 „
Nordsee bisMecklenburg
9,277 „
79 „
1,069 „ 38 „
Ostsee
212 „
33 „

Interessanter ist die Uebersicht der ausgleichungssteuerpflich-
tigen Maaren, d. h- solcher, welche die Mäinlinie passiren und
wegen der Steuerverschiedenheit der Länder, ungeachtet sie ein-
heimische Maaren sind, doch eine Ausgleichungösteuer nachträglich
zu bezahlen haben. Es sind hiernach bei hiesigem Hauptzollamte
für ankommende Güter 1167 und für abgehende 8440 Ueber-

gangsscheine ausgesertigt worden und zwar
für
bet der Ankunft:
Abgang:
Wein
3,457 Ctr.
31,025 Ctr.
Branntwein
55,589 „
52,535 „
Bier
819 „
196 „
Rohe Tabaksblätter
235 „
100,976 „
Tabaksfabrikate
i ',
1,183 „
Cigarren
235 „
33,535 „
Zusammen
60,487 Ctr.
218,450 Ctr.

Große Zunahmen haben Tabaksblätter, Cigarren, Brannt-
wein und Mein erfahren beim Abgänge, sowie Bier und Brannt-
wein bei der Ankunft, beides bloS seit den letzten drei Jahren.
Am auffallendsten ist dabei der Abgang von Branntwein, der
1846—1851 blos 334—613 Ctr. betrug und 1855 auf die
Summe von 25,547 und 1857 auf das Doppelte letzterer Zahl
flieg
Wenn wir noch einmal einen Blick auf das Jahr 1857
znrückwerfen, so haben wir alle Ursache, mit dessen Resultaten
zufrieden zu sein. Wären nicht verschiedene äußere Zufälle, wie
der niedere Wasserstand und die Handelskrisis, dazwischen getre-
ten, so hätten wir dieselben Ziffern wie im Vorjahre leicht errei-
chen können und dürfen uns für das laufende Jahr wohl der
Hoffnung hingeben, daß bei wieder eingetretenen normalen Ver-
hältnissen der Handel sortfahren wird zu blühen und sich weiter
auszubreiteu.

* Mannheim, 20. Febr. Die durch die „Karlsruher Ztg."
offenkundig gewordene geheime Vorlage der Regierung an die
zweite Kammer beschäftigt unter allen Vorlagen unstreitig das
ganze Land am meisten. Die Verhandlungen über diese Vorla-
gen sind ebenfalls geheim. Aus den Abthcilungen wurden in die
Kommission zur Berathung und Begutachtung der Eisenbahn-
vorlage erwählt: die Abgeordneten Junghannö, Schaafs)
Bär von Karlsruhe, Achenbach und Bissing. Die Kommis-
sion wurde um 6 Mitglieder durch Wahl der Kammer verstärkt?
und wurden erwählt: Die Abg. Prestinari, Kirsuer, Muth,
Blanken Horn, Knittel und Steiner.
Mannheim, 20. Febr. Ein erfreuliches Zeichen der
Zeit darf wohl die im ganzen Lande erwachte Theilnahme an den
bestehenden und iu's Leben tretenden Gewerbevereinen genannt
werden. Einen nicht unrichtigen Maßstab zur Beurtheilung des
äußeren Lebens solcher Vereine bieten die Kassenverhältnisse. Die
Statistik hat es verstanden, den Zahlen ihre Bedeutung zu ver-
schaffen. Aus diesem Grunde erlauben wir uns den Rechen-
schaftsbericht des hiesigen Gewerbevereins vom Jahre 1857 hier
auszugsweise wiederzugeben. Am I.Jan. 1857 betrug die Zahl
der Mitglieder des Vereines 223, welche sich durch Zutritt im
Laufe des Jahres bis auf 274 Mann vermehrten. Die ordent-
lichen Einnahmen des gleichen Jahres betragen an Beiträgen der
Mitglieder 668 fl. 24 kr., welche mit den außerordentlichen Ein-
nahmen eine Gesammtsumme von 808 fl. 24 kr. ergeben. Sämmt-
liehe Ausgaben zur Bestreitung der Vereinszwecke betragen 841 fl.
44 kr., übersteigen somit die Einnahmen um 33 fl. 20 kr Beim
Abschluß der Rechnung des Jahres 1856 betrug das Gesammt-
vermögen des Vereines die Summe von 4555 fl. 45 kr; da am
Ende des Jahres 1857 das ganze Vermögen sich nur auf 4515 fl.
45 kr. stellt, so ergibt sich eine Verminderung des Vereinsver-
mögens von 39 fl. So unerfreulich dieses Resultat auch schei-
nen mag, so erfreulich sind dagegen die Leistungen des Vereins.
Die Thätigkeit des Vorstandes in einer Zeit, wo das Handwerk
mit der Zeit schreitet, ist rühmlich anzuerkennen. Eins nur wäre
zu wünschen, daß das Wollen des Vorstandes durch eine reiche
Mitgliederzahl in materieller Hinsicht und durch die Geisteskräfte
unserer Gelehrten in wissenschaftlicher Beziehung leichter zur
That werde!
7 Mannheim, 20. Febr. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 19. — 20. Febr.: 217 Personen.
* Würzburg, 15. Febr. Am 26. d- findet hier eine außer-
ordentliche Generalversammlung der Aktionäre der Main- und
Rheindampfschifffahrts-Gesellschaft statt, in welcher die Entschei-
dung über den Fortbestand oder die Auflösung der Gesellschaft
erfolgen soll.
* Hechingen, 15. Febr. Unter den vielen Gästen, welche
sich bei dem Maskenball des Musikvereinö eingefunden, befand
sich auch Hr. Kaufmann H. Spitz. Doch kaum war er einge-
treten und etwa bis in die Mitte des Saales gekommen, als er
plötzlich unter einem markdurchdringendem Schrei zusammenstürzte.
Kaum eine Stunde nach seinem Eintritte in's Museum wurde
er auf einer Tragbahre als Leiche nach Hause gebracht.
* Darmstadt, 16. Febr. Vorgestern starb hier, nach einer
Krankheit von nur wenigen stunden ein junger Mann an den
Folgen eines raschen Trunkes Bier, den er bei der Rückkehr von
einem Tanzvergnügen sorglos gethan hatte.
* In Frankfurt und Mainz werden dieZuaven erwar-
tet, die in der Krim das berühmte Theater gründeten. Ihre
Vorstellungen sollen unter Verwendung derselben Requisiten statt-
haben, welche in der Krim gebraucht wurden.
* Gotha, 14. Febr. Nach den Mittheilungen der hiesigen
Lokalblätter findet in diesem Jabre die allgemeine deutsche Lehrer-
Versammlung zu Weimar und zwar, wie gewöhnlich, in der
Pfingstwoche statt.
 
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