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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 52 – Nr. 77 (1. März – 31. März)
DOI Kapitel:
Nr. 72
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0303

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1858

Erscheint, Montags ausgenom- Anzeigen werden im „Mannhei--
men, täglich Morgens und kosret mer Anzeiger" und dem täglichen
Itk. I». mit dem Unterbaltungs-Blatte «vtUIH „Straßenplakat" die Zeile berecv-
vierteljährlich »L kr. net mit T kr.

Badischer Landtag. ,
LZ. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Montag, 22. März 1858.
^Schluß.)
Von mehreren Seiten wird der umsichtigen und ausgezeich- l
neten Leitung des Post- und Eisenbahnwesens, so wie der Sicher- i
heit des Betriebs rühmend erwähnt. Die Kammer gab den i
Wunsch zu Protokoll: „die Gr. Regierung möge aus verfassungs- i
mäßigem Wege für die Correspondenz der Gemeinden Aversen i
einführen." — Wegen Abschaffung der Neunkreuzermarken für i
den Verkehr im Jnlande wurde von der Regierung eine Zusage >
insofern gegeben, als sie nicht mit zu großen Opfern verbunden
seie, auch wird sie in Erwägung ziehen, ob die Anbringung von
Briefladen auch bei den gewöhnlichen Personenzügen ohne Gefahr
bewerkstelligt werden könne. Dem Vorstand der Verkehrsanstal-
ten werden 200 ff. als Gehaltsaufbesserung bewilligt. Das or-
dentliche Budget der EisenbahnbetriebSverwaltung weist nach Ab-
zug der jährlichen Ausgaben von 2,509,140 ff. eine reine Ein-
nahme von 2,313,581 ff nach. Die Budgetcommission hat hier
den Wunsch geäußert, die Gebühr für eine einfache telegraphische
Depesche im Jnlande auf 30 kr. herabzusetzen. Eine Aenderung,
jedoch nicht in dieser Weise, wurde von der Regierungsbank zu-
gesagt. Dem niederen Personale wurde in Erwägung des äußerst
beschwerlichen, aller Ungunst der Witterung ausgesetzten und mit
großer Verantwortlichkeit belasteten Dienstes eine Aufbesserung von
100/g bezw- 150/g bewilligt. Das außerordentliche Budget der
Post- und Eisenbahnbetriebsverwaltung, sowie das ordentliche
Budget der Main-Neckar-Bahn wurden nach kurzer Discussion
genehmigt. In ersterem beträgt die Ausgabe 942,420 ff., in letz-
terem der Antheil des Reinertrags 82,267 ff.

* Mannheim, 24. März. Joseph Frei von Hardheim
wurde heute vom Schwurgerichte wegen Meineid mit 6 Monaten
Kreisgesängniß bestraft.
* Mannheim, 24. März. Die verschiedenen Gesangver-
eine Mannheims haben sich geeinigt, bei dem Sängerfeste in
Baden-Baden gemeinschaftlich einen Spezial-Chor vorzutragen.
Dieser Beschluß ehrt die Sänger, und wird bei dem Sänger-
feste selbst seine guten Früchte tragen. Als Spezial-Chor würde
Kücken's, „Wachet aus!" gewählt. Zum Dirigenten ist der
liebenswürdige Componist Zimmermann ernannt, dessen Tüch-
tigkeit sich voriges Jahr aus's Beste bewährte.
-7- Mannheim, 24. März. Die letzte, mit Brettern ver-
nagelt gewesene Sackgasse in Mannheim ist nicht mehr! Dieses
Ueberbleibsel jener unglücklichen Zeiten, in welchen unsere Stadt
mit Wällen umgeben war, ist nun auch gefallen. Die Straße
zwischen Lit. L und welche bei den Quadraten L 7 und ch 7
geschlossen war, ist geöffnet und führt, parallel mit der Rheinthor-
straße, auf die Anlagen. Wir dürfen unseren jetzigen Gemeinde-
vertretern Dank wissen, daß sie einem, zwar schon lange gefühl-
ten Bedürfnisse nunmehr abgeholfen haben. Die an diese Straße
angrenzenden Grundbesitzer werden bei der sich gestaltenden Fre-
quenz veranlaßt sein, Gebäulichkeiten aufzuführen; das in dieser
Gegend ohnedies unter Null gestandene Cigenthum wird einen
annehmbaren Werth erhalten, und den daselbst wohnenden, etwa
am Hafen, oder am Rheine und Neckar irgend wo anders, be-
schäftigten Arbeitern ist beim Nachhausegehen ein Umweg erspart,
der bei oft knapp zngemcssener Ruhezeit als erheblich bezeichnet
werden muß. Das Ocssnen der Straßen und nötigenfalls Ueber-
brückung des Stadtgrabens an den betreffenden Ausgängen ist
das sicherste Mittel der Stadterweiterung.
" Aus Baden. Prinz Georg von Sachsen besuchte am
22, März auf seiner Reise nach Paris, London und Lissabon

mit zahlreichem Gefolge den großherzoglichen Hof in Karlsruhe
— Hoskapellmeister Strauß von Karlsruhe erhielt den Sachsen-
Ernestinischen Hausorden. — Im Monat Mai wird die Kam-
mersängeren Johanna Wagener aus Berlin und der Baritonist
Beck aus Wien in Karlsruhe gastiren. — Aus Lehen, Amt
Freiburg, berichtet die Breisgauer Zeitung: Gestern Abend führte
ein Knecht 3 Pferde zur Tränke. Bei dieser Gelegenheit wurde
eines derselben von dem andern gebissen und ging in Folge des-
sen durch. In der Nahe deS Brunnens spielten 2 Kinder, ein
2jghriges und ein einige Jahre älteres. Beim Anblick des ledig
daher galoppireuden Pferdes lief das ältere Kind davon und ließ
das jüngere allein aus der Straße, welchem von dem ausschla-
genden Pferde die Hirnschale zerschmettert und dasselbe dadurch
augenblicklich getödtet wurde. — Die gelehrten und Bürgerschulen
Badens sind nach dem jüngsten Regierungsblatte im vorigen
Jahre von nachverzeichneter Anzahl Schüler besucht worden:
Lyceen- Karlsruhe 42! , in der Vorschule 191 , zusammen
612; Konstanz 235, Freiburg 375, Heidelberg 223, Mannheim
287, Rastatt 193, Wertheim 161. Zus. 2086 Schüler. 6. Gym-
nasien. Bruchsal 204, Donaueschingen 90, Lahr 118, Offenburg
171, Tauberbischoföheim 211. Zusammen 794. 0. Pädagogien.
Durlach 62, Lörrach 122, Pforzheim 165. Zusammen 349.
v. Höhere Bürgerschulen. Baden 111, Bischofsheim a. Rh. 17,
Bretten 30, Buchen 82, Konstanz 169, Eberbach 31, Emmen-
dingen 42, Eppiugen 77, Ettlingen 42, Ettenheim 171 , Frei-
bürg 160, Heidelberg 266, Hornberg 30, Kork 36, Mannheim
227, Mosbach 85, Müllheim 82, Sinsheim 75, Schopfheim 53,
Ueberlingen 32, Villingen 63, Waldshut 35, Weinheim 58,
An höheren Bürgerschulen 1983. Gesammtschülerzahl aller vor-
stehenden Anstalten 5212.
* Vom Rhein, 24. März In der Nr. 68 des An-
zeigers ist ein Artikel aus Dürkheim enthalten, welcher gegen die
Erhöhung der Rübenzuckersteuer spricht, von Bedenken gegen die
rechtliche Seile der Sache redet und hofft, daß die Kammern
deutscher Staaten diese Erhöhung ablehnen werden- Daß von
einer rechtlichen Seite gar nicht die Rede sein kann, erhellt
schon daraus, daß den Rübenzuckerfabriken noch niemals Zusiche-
rungen gemacht und Rechte gegen eine Steuererhöhung ertheilt
worden sind; auch werden nicht blos die preußischen, sondern
alle Kammern deutscher Landstände das Gesetz annehmen, wenn
auch eine Kommission von wenigen Ständemitgliedern sich dage-
gen aussprach. Die Rübenzuckerfabrikation wird auch noch eine
höhere Steuer ertragen können, sonst wären auf die Aktien sol-
cher Gesellschaften nicht so ansehnliche Dividenden gefallen. Für
den Moment hätten auch wir keine Erhöhung dieser Steuer ge-
wünscht, aber auö anderen Gründen. Bekanntlich zahlt der
sremde rohe Zucker 5 Thaler Steuer pro Centner, der Runkel-
rübenzucker (selbst 12^/2 Centner Rüben für 1 Centner Zucker
angenommen) 2 Thlr. 24 Sgr. 8ft2 Pf., wobei aber Syrup,
Spiritus, Abfälle und anderer Nutzen aus der Rübenmasse nicht
gerechnet sind. Der Zuckerverbrauch des Zollvereins beträgt fast
2ftz Millionen Centner und ist wenigstens der Verdoppelung
fähig; aber er nahm wegen der hohen Preise nicht zu, und auch
das Gesammtsteuerergebniß mehrte sich nicht. Die ganze Zucker-
steuer ergab 1857 6,870,000 Thlr. und zwar von 2,204,000 Ctr.
Rübenzucker und 229,000 Ctr. fremdem Zucker. Würde Vies
lauter fremder Zucker gewesen sein, so hätte der Zollverein
12,165,000 Thlr. eingenommen, fast das Doppelte, der Zucker
wäre eher billiger als jetzt und mit dem 6 Millionen Thaler
größeren jährlichen Zolleingang wären andere Steuern zu ersetzen.
Wir verkennen nicht die national-ökonomische Wichtigkeit der
Rübenzucker-Industrie (welche übrigens noch gar nicht so sehr
außer Zweifel ist), wenn wir sie auch nicht so überschätzen, als
die Aktienbesitzer es thun; aber wir halten die Vergrößerung deS
Zuckerconsums für wichtiger und in dieser Hinsicht hätten wir
 
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