Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI chapter:
Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
DOI chapter:
Nr. 7
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0029

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Maiiiibciiiicr


Nr. 7.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhalrungs - Blatte
vierteljährlich kr.

Freitag, 8. Januar.

Anzeigen werden im „Mannhei- -
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit d kr.

1838.

* Mannheim, 7. Ian. Der Rhein hat sich heute bei
Altripp und ebenso bei Worms gestellt. Die hiesige Ueberfahrt
durch Nachen und Nähen geht sehr stark und sicher, weil infolge
obigen Umstands hier auf dem Rhein fast kein Treibeis mehr zu sehen ist-
/X Mannheim, 7. Ian. Wenn wir in Nr. 301 d. Bl.
der ersten Abtheilung der „Reise durch die Schweiz"
gedachten, so scheint es uns nothwendig, auch auf die zweite Ab-
theilung derselben unser kunstsinniges Publikum aufmerksam ma-
chen zu muffen- Leider werden diese ausgezeichneten Ansichten,
die einzig in ihrer Art dastehen, nicht in dem Maße besucht, wie
sie es verdienen, und wir wünschen sehr, daß diese Zeilen zu
recht zahlreichem Besuche anregen möchten, um so mehr, da die
Ausstellung mit nächstem Sonntag, den 10. d. M., für immer
geschlossen wird. In stummer Bewunderung staunen wir die
großartige Gebirgsnatur der französischen und die idyllischen
Scenerien der italienischen Schweiz an, und letztere sind es beson-
ders, auf denen das Auge mit Entzücken weilt. Hier hat der
Müler seine ganze Virtuosität entfaltet, denn kein Gemälde, son-
dern die Landschaft selbst scheint mit der üppigen Fülle ihrer
Vegetation, in krystallklaren Seen und Flüssen sich spiegelnd, vor
uns ausgebreitet, und der optische Theil der Ausstellung, sowie
die überraschend wahre Beleuchtung sind vollkommen geeignet,
diese Täuschung noch zu erhöhen. Im Interesse der gesummten
Schuljugend sind diese Reisebilder als praktische Seite des geo-
graphischen Unterrichts allen Schulfreunden noch ganz besonders
zu empfehlen.
-f Mannheim, 7. Ian. Stand der Fremden hiesiger Statu
vom 6.-7. Ian.: 271 Personen.
* Aus Baden. Der rasche Temperaturwechse! verletzten
Zeit hat allenthalben so nachtheilig auf den Gesundheitszustand
gewirkt, daß katarrhalische Leiden, namentlich die Grippe, in Schu-
len und öffentlichen Geschäften einen störenden Einfluß üben. —
Frau Klara Schumann, die berühmte Virtuosin, welche gegen-
wärtig in der Schweiz und Süddeutschland eine Kunstreise macht,
wird nächste Woche in Karlsruhe zu einem Concerte erwartet.
— Von den aus Epp in gen auf Gemcindekosten nach Amerika
Ausgewanderten gehen recht erfreuliche Nachrichten ein. Sie be-
finden sich mit ganz geringer Ausnahme in guten Verhältnissen,
ja Einige haben es in der kurzen Zeit bereits dahin gebracht,
daß sie ihre zurückgebliebenen Verwandten mit Geld unterstützen
können. Gewiß der sicherste Beweis von der in ihren Briefen
ausgesprochenen Zufriedenheit. — In den Monaten Oktober,
November und Dezember 1856 wurden über Kehl nach Frank-
reich ausgesührt: 4818 Malter Gerste und 46,652 Mltr. Walzen,
Spelz w., und im glnichen Zeitraum 1857: 160 Mltr." Gerste
und 1101 Mltr. Walzen, Spelz u., also weniger 4658 Malter
Gerste und 45,551 Mltr. Walzen, Spelz re-, was darin begrün-
det ist, daß im Jahr 1856 das Getreide in Frankreich wegen
der Überschwemmung nicht gediehen und jetzt dort Nebenfluß
daran vorhanden ist. — An der Elz wurden in den letzten
Tagen mehrere Tabakskäufe abgeschlossen und für den Zentner
15—17 fl. bezahlt. Wenn schon diese Preise weit unter den
Erwartungen der Produeenten stehen, so wird doch der Umstand,
daß wieder Nachfragen nach diesem Artikel stattfinden, ermuthigend
wirken. — Hanf wird bis mit 18 fl. per Zentner bezahlt. Man
hofft bis zum Frühjahr auf vermehrten Absatz und bessere Preise.
— In Kappel, Landamt Freiburg, verbrannte in der Nacht
vom 4. auf den 5. Dezember ein Hof stimmt seiner Fahrniß nebst
den sich darauf befindlichen Ziegen. — In Umkirch sind letzten
Samstag, den 2. d., die zwei für diesen Ort bestimmten ehrwür-
digen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul in aller Stille an-
gelangt und haben die für sie mit bedeutenden Opfern hergerich-
tete Wohnung bezogen- Cie werden die Bildung und den Un-
terricht der Mädchen übernehmen, und von nun' die Werktags-,
Sonntags- und Industrieschule besorgen. Dir Frau Großherzogin

Stephanie hat auf ihre Kosten sowohl die neue Schule, als auch die
Wohnung für die Lehrerinnen Herrichten lassen ; sowie dieselbe auch
ohne alle Zuthat der Gemeinde den Unterhalt derselben übernimmt.—
Im Allgemeinen mehren sich in Baden die erfreuliche!) Wahr-
nehmungen , daß mehrere Gemeinden unseres bad. Landes im
Laufe des Jahres 1857 die nothbedrangte Lage ihrer Lehrer theils
durch Gehaltszulagen aus den Gemeindekasfen, theils durch Zu-
wcisuugen von Güternutzungen einigermaßen zu lindern suchten.
Es ist dies aber auch zugleich ein Beweis, wie die Gemeindebe-
hörden dem Schulwesen eine immer größere Aufmerksamkeit wid-
men und immer mehr anerkannt wird, daß das Wohl des Staa-
tes und der Gemeinden zuvörderst durch eine gute Erziehung und
Bildung des Heranwachsenden Geschlechts begründet werden muß.
* Ludwigshafen, 4. Ian. Die pfälzische Ludwigsbahn
hat im Dezember 1857 167,744 fl. 5 kn eingenommen, 8372fl.
11 kr. mehr als im Dezember 1856; die Marbahn 19,812 fl.
12 kr. weniger wie in demselben Zeitraum des Vorjahres.
* Ludwigshafen, 5. Ian. In seinem an die General-
versammlung der Aktionäre der Pfälzischen Ludwigsbahn erstatte-
ten Rechenschaftsbericht bemerkte Herr Direktor Jäger unter an-
dern:: „Das Lienstjahr 1856/57 muß nach feinen Resultaten
im Allgemeinen als ein gesegnetes und durch die fortschreitende
Zunahme aller Verkehrszweige besonders bemerkenswerthes bezeich-
net werden. Da keine besondere Veranlassung zu einer blos
vorübergehend gesteigerten Bewegung vorlag, so haben uns diese
Resultate in der Ueberzeugung nur bestärken können, daß weitaus
der größte und wichtigste Theil unseres Verkehrs auf der Pro-
duktivität des eigenen Bahngebietes beruht, welches durch seine
lebendige Gewerbs- und HandelSthätigkeit, durch seinen Reichthum
an Naturerzeugnisfen, an industriellen und intellektuellen Kräften
die solide und nicht leicht zu erschütternde Grundlage unseres Un-
ternehmens bildet. Hierin wurzelt denn auch das Vertrauen,
mit welchem wir auch fernerhin ohne Besorgniß in die Zukunft
blicken, trotz der Anstrengungen, welche von vielen Seiten gemacht
werden, durch Ausführung neuer Bahnen den Verkehr von unserer
Linie abzulenken. Unter allen Projekten, welche mit unseren Li-
nien nähere oder entferntere Beziehungen haben, ist bis jetzt nur
eines, welches in das Bereich der Wirklichkeit eingetreten ist
und, wenn auch mit schweren Opfern zur Ausführung gelangen
wird. Wir meinen die Nahebahn. Wir haben die Einwir-
kung der Nahebahn auf unfern Verkehr einer genauen und ge-
wissenhaften Prüfung unterworfen und können Ihnen als deren
Ergebnis! die Ueberzeugung aussprechen, daß die Nachtheile, welche
die Nahebahn unscrm Verkehre bringen wird, keineswegs so be-
trächtlich sein werden, daß sie nicht vollständig ausgewogen wür-
den durch die Vorlheile, welche die Luremburg-Trierer Bahn uns
andererseits wieder zuführen wird. Nur mit dem Zustandekommen
der Mainzer Eisenbahnbrücke könnte uns die Nahebahn gefährlich
werden, da alsdann dieser Weg zwischen Frankreich und Mittel-
deutschland Vortheile bieten würde, welche unserer Linie zur Zeit
noch abgehen. Erwägt man nnn noch, daß die Concurrenz der
Straßburger Linie durch die Herstellung einer Eisenbahnbrücke
bei Kehl ebenfalls gefährlicher wird, so stellt cs sich als eineun-
vermeilliche Nothwendigkeit heraus, daß auch wir darauf bedacht
sein müssen, diesen Bestrebungen gegenüber wirksame Mittel zu
ergreifen, nm der pfälzischen Linie ihren Verkehr für alle Zeit zu
sichern. Diese Mittel bestehen nach unserm Dafürhalten: 1) in
der Erbauung einer festen Eisenbahnbrücke über den Rhein zwi-
schen Ludwigshafen und Mannheim, im Anschluß an die
Heidelberg-Würzburger Bahn; 2) in der Herstellung
einer Schiencnverbindung der pfälzischen Marbahn mit der
badischen Bahn (W in den-Ka rls rnh e) zur Gewinnung
dcs kürzesten Weges nach Baden und Württemberg und dem
jenseitigen Bayern für unsere Kohlentransporte.
Ludwigshafen, 7. Jan. Ta die Rheinbvücke abg
 
Annotationen