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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 129 – Nr. 153 (1. Juni – 30. Juni)
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Nr. 138
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0597

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Nr. 138.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens in 1800
Exempl. und koste! mit dem Untcr-
haltungsblatte vierteljährl. L-L kr.

Samstag, 12. Juni

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Srrapenplakat" zusammen
die gcwöhnl.Zeile berechn, mit Ä?r.

1888.

* Mannheim, 11. Juni. Zeitungsnachrichten zufolge ist
in den verschiedenen Garnisonen der badischen Armee durch die
betreffenden Kominandanten anch für diesen Sommer die lobeus-
werthe Anordnung getroffen, daß an Wochenadenoen ein oder
zwei Mal die Regimentsmusiken auf öffentlichen Plätzen spielen.
Wenn dazu berichtet wird, daß das überall zahlreich zuhörcnde
Publikum diese Anordnung sehr dankbar begrüßte, so dürfen wir
hier zum Voraus für eine gleiche Anordnung die leitende Mi-
litärbehörde des gleichen Dankes versichern.
Mannheim, 11. Juni. Die Magdeburger Feuervec-
sicherungSgesellschaft ließ der CorpSkasse der hiesigen aktiven Feuer-
wehr durch ihren Hauptagenten die Summe von 50 fl. zustellen.
Dieses Geschenk soll als Anerkennung dienen für die trefflichen
Leistungen, welche die hiesig: Feuerwehr bei den verschiedenen
Bränden des letzten Jahres so vortheilhaft auszeichneten. In
dieser Anerkennung der Leistungsfähigkeiten unserer Feuerwehr
liegt ein Werth, der im Stande ist, alle Glieder des Corps an-
zueifern, sich noch höherer Anerkennung würdig zu machen. Eine
Versicherungsgesellschaft, welche durch' Prämien den Eifer der
Feuerwchrglieder belebt, verdient nicht minder Berücksichtigung
durch recht zahlreiche Benützung zu Versicherungen.
ff- Schwetzingen, 11. Juni. In freundschaftlicher Be-
ziehung zu einigen Mitgliedern der weit und breit berühmten
„Räuberhöhle" stehend, war es mir vergönnt mit dieser köst-
lichen Gesellschaft den 10. d. einen heiteren Tag zn verleben, der
noch lange in meinem Herzen eine frohe Erinnerung zurückrufen
wird. Die „Räuberhöhle", welche in corpore alljährlich einen
Sommerauöslug unternimmt, hatte wieder unser Schwetzingen
mit seinem für dergleichen größere Zusammenkünfte sich trefflich
eignenden Garten erwählt. Mittags rückten schon einige Räu-
ber und Befreundete aus Frankfurt, Mainz und Darmstadt hier
ein, denen ich mich anschloß, ihre Mannheimer Brüder in Em-
pfang zu nehmen, welche zwischen 3 und 4 Uhr von uns freund-
lichst begrüßt hier eintrafen. In kurzen Pausen langten die ver-
schiedenen Omnibuse und Wägen an, und den Schluß bildete: ein
lautes Gelächter erregendes, kleines Toktorwägelchen, bespannt
mit einen! Gaul, der seine Abstammung von Don Quirotcs Ro-
sinante nicht verläugnen konnte. Nach einer Restaurirung ver-
sammelte sich die heitere Gesellschaft in der Allee, zog dann paar-
weise, jubelnd und singend in und durch den Garten, bis sich
Alles aus dem Platz vor dem Apollotempel lagerte. Einige her-
beigeschaffte Fäßchen Bier (nebenbei bemerkt recht gutes, aber
leichtes Edinger), wurden gemächlich vertilgt, wobei daö trefflich
einstudierte Quartett, bestehend aus den Hotsängern Herren
Schlösser, Stcpan, Titt und Rocke, sich hören ließ und die ganze
Gesellschaft enthusiasmirte. Ein großer Theil der Bevölkerung
unserer Stadt versammelte sich im Garten, den trauten Klängen
lauschend, gedenkend: „Wo man singt, da laßt euch ruhig nieder,
böse Menschen haben keine Lieder." Nach einer heiler verbrach-
ten Stunde zog singend die muntere Räuberschaar nach der Mo-
schee, in welcher sich die Quartette wunderschön ausnahmen.
Hinter der Moschee waren Banke ausgestellt, wo wieder beim
Bier Posto gefaßt wurde. Humor und Scherz herrschte allge-
mein, und ausgezeichnete Quartett- u. Oetelt-Vorträge erhöhten
die heitere Stimmung. Eine peinliche Pause der Erwartung
störte das Vergnüngen, da cs verlautete, Seine Majestät der
König Mar von Bayern sei angelangt, promenffe im Garten
und würde die Moschee besuchen. Die Sänger stellten sich in
Positur, nm Seine König!. Majestät mit Gesang zu empfangen,
warteten aber eine geraume Zeitvergeblich, und erst als es hieß,
der König habe den Weg nach der Moschee vermieden, stellte
sich nach und nach die frühere ungezwungene Heiterkeit wieder
ein. Im „Erbprinzen" wo ein frugales Abendessen eingenom-
men werden sollte, waren sämmtliche Lokalitäten vom König ge-
miethet, und nur durch freundliches Zuvorkommen des verehrten

l Stadtkommandanten und durch die Gefälligkeit unseres Schloß-
i Verwalters, wurde die geräumige Orangerie zum Speisesaal cin-
gerichtet, wo eine Tafel von circa 90 Personen gedeckt wurde.
! Herrschte im, Freien schon Frohsinn, so nahm derselbe aber bei
Tische noch in erhöhten! Grade zu, denn die Freunde und Be-
kannten waren jetzt erst unter sich. Räuberlieder, Gesänge, Scherze,
Lieder, humoristische Reden und Toaste wechselten in bunter
Reihe. Kennen muß man den Geist der „Räuberhöhle/' nm ih-
ren harmlosen Scherz, ihre ungezwungene Heiterkeit, ihren
Humor und Frohsinn schätzen und begreifen zu können!
Nach einem in diesen Räumen herrlich klingenden Quartett er-
schien die Begleitung des Königs Mar im Saale und benach-
richtigte uns, daß Se. Majestät in dem großen Menschengewühl
vor der Orangerie promenire und mit großem Vergnügen den
Gesängen znhorche. Die Sänger stellten sich nun im Garten
auf und trugen V. Lachners Quartette: „die Kunst," „das Rhein-
lied" und ein Ränberocteet vor. Der König dankte, die Sänger
anredend in huldvollen Worten, für den großen Genuß, welcher
ihm bereitet worden sey. Nach diesem Intermezzo schaarte sich
die Gesellschaft wieder um ihre Tafel, wo in toller Ausgelassen-
heit der Rest des Abends verstrich. Der Becher der Freude, in
vollen Zügen genossen, wurde bis zur Hefe geleert und spät in
der Nacht verließ uns das lustige beneidenswertste Völkchen mit
dem Versprechen, beim nächsten Ausflug wieder Schwetzingens
liebliche Gefilde heimzufuchen. Beglückten Herzens rief ich der
heiteren Schaar ein Lebewohl zu, ließ die frost verbrachten Stun-
den im Gedächtnis; mestrcremale vorüberfliegen und jubelte
noch im Schlafe: „Hoch lebe ächte Fidelität und zum Henker mit
der verdammten Philisterei!"
* Im Laufe dieses Sommers sollen sämmtliche Glieder des
Hauses Wittelsbach sich in München versammeln.
-- Nach der „Pfälzer Zeitung" wird König Mar Samstag,
den 12. Juni, Vormitags in Ludwigshafen eintreffen, von
da über Speyer nach Germersheim reisen, um die dortige Festung
und Garnison zu inspiciren, daun nach Speyer zurückkcstren, dort
übernachten und am nächsten Sonntag Vormitttag im Dome da-
selbst einem feierlichen Hochamte beiwohnen. Montag Besuch in
Landau und Revue der dortigen Garnison, Nachtlager auf Lud-
wigshöhe; Dienstag Besuch in Zweibrücken, vülleicht auch in St.
Ingbert; Mittwoch Besuch in Neustadt und Dürkheim.
London, 10. Jnni- Tie „Times" beklagen heute in bit-
terem Tone die „unerklärlichen" Rüstungen Frankreich's, welche
Gegenrüstungen erheischten. Frankreich möge endlich deren Zweck
erklären und England bessere Beweise seiner Freundschaft geben,
als die für letzteres so kostspieligen Rüstungen. (F. I.)
Aus den Mannheimer Kirchenbüchern.
Getraut e:
5. Juni: der B. in Forst u. Kaufmann Ludwig August Seyfried
mit Elisabetha Schotterer.
6. ,, der B. u. Schieferdeckermeister Joh. Mich. Hessel Wwr.
mit Christina Barbara Wirth von Aalen.
6. ,, der B. u. Flößer Karl Ludwig Wühler mit Katharina
Friederike Gallion.
6. „ der B. in Forst u. Bediener hier Joseph Friedel mit
Katharina Heiß.
6. ,, der B. u. Zimmermann Martin Leist mit Lou'se Ger-
traude Schäfer.
6. „ der B. u. Gartner Johann Jakob Müller mit Klara
Bender. . ,
10. ,, der B. in Grünstadt u. Schneidermeister Johann Folz
mit Katharina Seifert hier.
Geborene.'
3. Mai: dem B. in Worms ». Kaufmann hier Georg Alexander
Renner e. S. Friedrich, ev.
5. „ dem B. u. Sacktrager Georg Wilhelm Zeller e. S.
Karl Christoph, kath. ,
6. „ dem B. in Brübl u. Maschinenfuhrer Anton Friedrich
Eder e. T. Karolina Apollonia, kath.
 
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