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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 129 – Nr. 153 (1. Juni – 30. Juni)
DOI Kapitel:
Nr. 142
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0615

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Rr. 142.

Erscheint, Montags ausgenom-
men. täglich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Unter-
holtungeblatte Vierteljahr!. LL kr.

Donnerstag, 17. Juni

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßenplakat" zusammen
die gewöhnt.Zeile berechn, mit T kr.

1858.

Mannheim, 46. Juni. Der heute gemeldete Fall des
Ertrinkens geschah nicht während des Fischens, sondern während
des Badens. Es ist dies eine sehr, ernste Warnung, nicht an
solchen Stellen zu baden, wo die Behörde es nach genauer Prü-
fung der Sachverhältnisse es verboten. Das Freibad ist für Alle
da; und bietet Allen, neben der Bequemlichkeit, die beruhigendste
Sicherheit.
ch Mannheim, 46. Juni. Bestand der Fremden hiesiger
Stadt vom 45. - 46. Juni: 352 Personen.
* Aus Baden. Zu Ehren des Herrn Stadtpfarrers Zit-
tel in Heidelberg, welcher auS Liebe zu seiner Gemeinde den eben-
so ehrenvollen als glänzenden Beruf als Generalsuperintendent
und Oberhosprediger nach Coburg abgelehnt hat, fand am 43.
Juni ein festliches Mahl in dem Museum statt. Die Zahl der
Theilnehmer, welche den verschiedenen Ständen und Confessionen
angehörtcn betrug mehr als 80. — Am 43. Juni feierte man
in Pforzheim den ersten Spatenstich der zu erbauenden Eisen-
bahn durch ein Festmahl von etwa 70 Personen. Daran reihte
sich ein Concert der Gesellschaften „Freundschaft" und „Frohsinn,"
die mit ihren Fahnen unter Sang und Klang in die festlich ge-
schmückte Wagner'sche Bierbrauerei zogen, um die Gesänge des
Badener Festes zu wiederholen. Das Concert ertrug bei sechs
Kreuzer Entree eine Einnahme von 200 Gulden, welche Summe
nach Abzug der Kosten dem Verschönerungs-Verein der Stadt
Pforzheim überwiesen wurde.
* Die gegenwärtige Reise des bayerischen Ministerpräsi-
denten v. d. Ptordten soll den handelspolitischen Zweck haben,
den endlichen Anschluß der.österreichischen Eisenbahnen von Böh-
men her (bei Pilsen) an die bayerische Linie in's Werk zu setzen.
Andere Berichterstatter wollen wissen, daß die Ausgabe des Mi-
nisterpräsidenten sei, eine Vermittlung zwischen Oesterreich und
dem Zollvereine vor Zusammentritt der Conserenz in Hannover
anzubahncn.
* Am 44. Juni brannten in Neustadt die Kellergebän-
liä leiten der Herren Gebrüder Kempf nieder; der kostbare In-
halt des Kellers selbst blieb verschont. Beim Nachhausefahrender
Spritzen aber wurde leider ein Knabe überfahren.
* Die würtemberischen Stände treten am 20. Juni
wieder zusammen; die kurhessischen sind auf den 28. Juni
einberufen.
Mainz 41. Juni- Die Arbeiten, welche in Folge der im
November 1856 zwischen Nassau und Hessen abgeschlossenen Ueber-
einkunst wegen Regulirung der Stromstrecke zwischen hier und
Bingen angeordnet worden sind, haben in jüngster Zeit bedeutende
Fortschritte gemacht. Unter ihnen zeichmt sich namentlich die An-
lage eines Winterhafens bei Schierstein ans der nassauischen Seite
aus. Dieser Hafen wird durch die Verbindung zweier Inseln,
der Schierstcir.cr Au und der Dismarksau, und durch die Ver-
bindung der letzteren mit dem User gebildet. Er ist so groß, daß
fast die ganze rheinische Stromflotte in ihm untergebracht werden
kann. Am ganzen Rhein besteht kein zweiter Hafen von solcher
Ausdehnung- Dersebe wird veraussichtich die Grundlage zu einer
raschen Entwickelung des Fleckens Schierstein bilden, an welchem
auch die Rhcingauer Eisenbahn vorübersührt. (Z.)
* Die Ratifikationen des Vertrages über den Bau der Kölner
Brücke sind am 11. d. von den Bevollmächtigten der Rheinschiff-
fohrts-Conrnrisston in das Archiv dieser Behörde, welches sich zu
Mainz befindet, niedergelegt worden.
* Professor Rietschel aus Dresden war in verflossener Woche
in WormS, um den Platz für das ihm in Aussührrmg übertra-
gene Lutherdenlmal in Augenschein zu nehmen und dem Comite
einige Skizzen vorzulcgcw Wie man vernimmt, hat das Comite
den Auftrag ertheilt, von zwei der voraelegten Projekte die Mo-
delle anzufertigen, um danach die Bestimmung der Ausführung
für das kleinere oder größere Werk zu treffen.

Der Erzherzog Johann von Österreich weilt gegenwär-
tig bei seiner Familie in Ems. Von da wird er einen Be-
such bei dem Erzherzog Stephan in Schaumburg machen. Beide
Erzherzoge werden von da zusammen den Brüsseler Hof besuchen.
Die Herzogin von Brabant ist eine Schwester des Erzherzogs
Stephan, Erzherzog Johann der Onkel beider Geschwister.
Dresden, 11- Juni. Die hiesige und die Leipziger
deutsch-katholische Gemeinde, erstere seit Jahren, letztere seit Ostern
ohne Geistlichen, sind vom Cultusministerium veranlaßt worden,
binnen drei Monaten solche anzustellen und zur Genehmigung
anzumelden. (S. M.)
Berlin, 13. Juni. Innerhalb zwanzig Stunden haben
wir zwei mit Hagel verbundene, wolkenbruchartige Gewitter ge-
habt. Die Gefahr der allzu großen Trockenheit ist somit für uns
beseitigt. In Schlesien und am Rhein machte sie sich bereits in
dem Grade fühlbar, daß die Getreidepreise gewaltig angezogen
haben. ' (A. Z.)
* Bereits seit einiger Zeit bringen die Zeitungen die erfreu-
liche Nachricht, daß der Prinz von Preußen in Bezug auf die
Landtagswahlen wünsche: es möge sich die Regierung durchaus
jeder Einmischung enthalten. In Folge dessen wollen sich nun
auch die verschiedenen Parteien, die sich seit Jahren der Aus-
übung deö Wahlrechtes enthielten, bei den nächsten Landtags-
wahlen wieder betheiligen.
Wien, 15. Juni. (Neber Berlin.) Aus Konstantinopel
(Datum fehlt). Tie Ausstandsbewegung in Candia hat voll-
ständig aufgehört. Die Insurgenten haben ihre Beschwerden gegen
oie Lokalregierung den türkischen Commiffairen vorgctragen, und
sich hierauf zurückgezogen. (A. Z)
London, 16. Juni- Im Oberhaus frug gestern Abend
Lord Brougham, ob nicht die Regierung Angesichts der bedenklichen
Lage Europa's Vorkehrungen treffe, um die Flottenmannscbast zu
completlren. Lord Malmesbury erklärte darauf, daß dies geschehe.
Ein Speciallomite sei eingesetzt, um die Tetailberatbung vorzu-
nehmen. (F. H.-Z.)
* Am 14. Juni fand die fünfte Sitzung der Pariser Con-
ferenz statt.
* Zwischen der Citadelle von Messina und dem neuen
Fort von Reggio gelang am 4. Juni die unterseeische Legung
eines Telegraphentaues aus's vollkommenste.
* Der seit 17 Jahren in Belgrad residirende englische Ge-
neralkonsul v. Fontblanque ist von einem türkischen Soldaten
aus's Brutalste verwundet worden. Die englische Flagge ist zwar
noch nicht cingezogcm; doch fürchtet mau unangenehme Folgen.
* In China haben die Gesandten Englands und Frank-
reichs mit ihren Flotten sich auf den Weg gemacht, dem Kaiser
des „himmlischen Reiches" einen direklen Besuch in Peking zu
machen, da mit seinen „weisen" Dienern und bei dem Gange
der chinesischen Skaatömrschine sonst an kein Endziel zu kommen ist.
Eingesandt.
Am ganzen Rheine und wohl noch weiter gibt es keine
solche großartige Schwimm-Anstalt wie die hiesige. Wenn wir
dennoch bei allen Vorzügen Etwas vermissen, P glauben wir
die Gewährung der von vielen Badegästen gewünschten Klei-
nigkeit mit Zuversicht hoffen zu dürfen. Die Anbringung einer
Schwarzwälder Uhr auf der Schwimmschule gibt vielen Baden-
den die angenehme Gelegenheit, zu beobachten, wie lange ihnen
i der Genuß des Badens eine Wohlthat ist; Anderen wieder ge-
l währt sie den nöthigen Aufschluß zur Verwendung ihrer Zeit.
Gewiß würden bei Erfüllung dieser geringen Birte die meisten
Badenden ihre eigenen Uhren zu Hause lassen. Dadurch aber
würde das Aussichtöpersonal von der lästigen Mühe der Aufbe-
wahrung der Prwatuhren befreit werden. Was also Allen dient,
dürfte von der Liberalität der Verwaltung gerne gewährt werden.
 
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