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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 260 – Nr. 284 (1. November – 30. November)
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Nr. 277
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1343

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Manlihliincr Anzcigkr.

1858

Erscheint, Montag» av-geuom- «uzetgeu werden in dem „Mann-
977 men, täglich Morgen» in 1880 AüNNtüN. 21 ^imer Anzeiger" «nd dem täglt-
<<< Exempl. und kostet mit dem Unter- „Sttaßenplakat" zusammen
haltnugSblatte viexteljähfl. L fl. die gewöhnl.Zeile berechn, mit «kr.

Mannheim, 20. Nov. Herr Mühldorfer ist von
Paris zurückgekehrt. Derselbe gab daselbst nur die Anleitung zur
Fertigung der Maschinerien und Dekorationen zu der Meyerdeer'-
schen Oper „die Goldsucher." Die Vollendung derselben geschieht
unter der Leitung des Herrn Mühldorfer Sohn-
* Ueber die Karlsruher Lesesäle für Gesellen und Lehr-
jungen schreibt die „K. Z.": Als nach den Stürmen des Jah-
res 1849 in der evangel. Gemeinde Karlsruhe ein Verein für
innere Mission gegründet wurde, war die Gründung eines Lese-
sals für die Jugend des Handwerkerstandes eines der ersten
Werke des Vereins. Es wurde in 2 verschiedenen Sälen den
Gesellen und den Lehrlingen an den Abenden der Sonn- und
Festtage den ganzen Winter hindurch Gelegenheit geboten, nütz-
liche Bücher zu lesen, anregende und belehrende Vorträge zu hö-
ren, und in neuerer Zeit auch an Singübungen Theil zu neh-
men- Von Seiten des Gemeinderaths wurden hiezu die Räum-
lichkeiten der Gewerbsschule bereitwillig zur Verfügung gestellt.
Von vielen jungen Leuten wurde dies dankbar benützt, und gern
fanden sie sich an den Sonntagabenden in dieser Zufluchtsstätte
ein, die sie bösen Verführungen entnahm und in mancher Be«
zichung eine Bildungsstätte für sie wurde. Die Lesesäle traten
kürzlich bei ihrer Wiedereröffnung in ihr 10. Lebensjahr ein,
und eS haben sich für diesen Winter jetzt schon ungefähr 90
Gesellen und 60 Lehrlinge einschreiben lassen. ES wirft ein er-
freuliches Licht auf unsere jungen Handwerker, daß eine so große
Zahl derselben ihren Sinn für edlere Beschäftigung und Geistes-
bildung zeigt. Wir heben hiebei hervor, daß Besucher aus der
evangel. und kathol. Konfession angenommen werden. Vorsteher
ist Herr Hofrath Gockel, dem eine Anzahl freiwilliger Helfer zur
Seite steht; einige wackere Handwerksmeister führen mit großer
Hingebung die Aussicht. Der Leseabend dauert bei den Lehrlin-
gen von 5—7 Uhr, bei den Gesellen von 5—8 Uhr. Die flei-
ßigsten Besucher erhalten schließlich Andenken, in Büchern be-
stehend.
* Wie die in solchen Dingen wohl genau unterrichtete „N.
M. Ztg." schreibt, soll man bereits von einem großartigen Mu-
sikfefte sprechen, das im kommenden Sommer aus Anlaß des
fünfzigjährigen Bestehens der Münchener musikalischen Aka-
demie stattfinden und jenem ähnlich werden dürfte, daS man im
Oktober 1855 im Glaspalast abgehalten.
München, 17. Nov. Die hiesige Akademie der Wissen-
schaften wird am 28. und 29. d. M. ihren hundertsten Stiftungs-
tag festlich begehen. (Schw. M.)
Marburg, 15. Nov. Unsere theologische Fakultät wurde
höheren Ortes amtlich benachrichtigt, daß das Verfahren gegen
Vilmar wegen seines anonymen Pamphlets seinen ungehinderten
Lauf haben werde, wodurch die Gerüchte, als sei das strafrecht-
liche Verfahren gegen Vilmar auf höchsten Befehl sistirt worden,
gründlich wiederlegt sind. (K- Z.)
Frankfurt, 20. Nov. Gestern Abend starb dahier einer
unserer ersten Finanznotabilitäten, der hiesige Bürger und Han-
delsmann Herr Joseph Samuel Schuster, in einem Alter von
69 Jahren. (F. A.)
* Ahrend der junge Fürst Johann Liechtenstein als deut-
scher Fürst majoren ist, erhält er als Majoratsherr seiner Fami-
lie noch einen Vormund!
_ , C o b l e n z, 17. Dkl. Heute Nachmittag ist Ihre König!.
Hoheit die Frau Prmzesiin von Prenßen, Gemahlin des Prinz-
Regeuten, mit dem Bahnzuge von hier über Köln nach Berlin
abgereist. Ein zahlreiches Gefolge begleitet Ihre König!. Hoheit,
doch bleiben die Equipagen, so wie ein Theil der Dienerschaft
hl". (K. Z.)
* Wie die Volksz. erfährt, hat der schon seit längerer Zeit hier

lebende russische Schriftsteller Ivan Golovin die polizeiliche
Weisung erhalten, Berlin zu verlassen.
* Wie die „B. Z." erfährt, betragen die Geldgeschenke, die der
Hamburger Senat der Besatzung der Schiffe Maurice und
Catharina gemacht hat, zusammen 6000 Mk. Beo. (5250 fl.),
nämlich an jeden der beiden Kapitäne 1000 Mk. Bco. (500 Th.
Pr. Cour-) und an die Mannschaft jedes der beiden Schiffe
2000 Mk. Bco., also an die Mannschaft der beiden Schiffe zu-
sammen 4000 Mk. Bco.
* Von der Hamburger Polizei wurden in einer der
vorletzten Nächte drei Personen sofort bei ihrer auf einem Dampf-
schiffe erfolgten Ankunft verhaftet. Sie kamen von London und
es scheint, daß die hiesige Polizei einen Wink über die Verhafte-
ten erhalten hatte. Es sind, wie man sagt, Polen, und ist die
Ursache ihrer Festnehmung der Verdacht, daß sie im Besitze oder
gar die Anfertiger falscher russischer Rubelscheine seien.
* Dem „Mainz. I." wird aus Wien geschrieben, es sei
nicht wahr, daß Erzherzog Carl Ludwig n. den geistlichen Stand
oder in ein Kloster treten werde.
Bern, 19. Nov Der große Rath von Bern hat mit 114
gegen 50 Stimmen Staatsbetheiligung bei der Ostwestbabn be-
schlossen. Mit 117 Stimmen hat er den radikalen Fürsprech
Schärd zum Mitglied des RegicrungsrathS gewählt. (A. Z.)
Paris, 18. Nov. Der „Moniteur" veröffentlicht heute
daS erwartete Dekret betreffs der Bäckereireserven. Dieses De-
kret lautet: Art. 1. Der Vorrat!) der Bäcker in allen Städten,
wo die Bäckerei durch Dekrete und Ordonanzen geregelt, ist auf
die Menge von Getreide oder Mehl festgesetzt, welche zum tägli-
chen Bedarf jedes Bäckerei-Etablissements während dreier Monate
erforderlich ist. Art. 2. Binnen einem Monat werden die De-
partementspräfetten, nach Vernehmung der Municipalverwaltun-
gen, durch specielle Verfügungen anordnen, ob die Vorräthe in
Körnern oder in Mehl zu halten sind, ebenso werden sie die
Frist feststellen, binnen welcher diese Vorräthe zu beschaffen sind,
so wie welcher Theil dieser Reserven in die öffentlichen Magazine
niedergelegt werden kann. (A. Z)
* Der „Univcrs" ist über die Zulassung der Inden in die
Generalräthe Algeriens in wahrer Verzweiflung.
* Die „Union" ereifert sich über die neueste kaiserliche Ver-
ordnung, wonach auch Juden in die Generalräthe Algeriens ge-
wählt werden können.
Brüssel, 17. Nov. In einer gestern Abends abgehal-
tencn Vereinigung haben die Mitglieder dcr Linken beschlossen,
ihre mit Uebergabe der Adresse an den König betraute Commis-
sion in Masse zu begleiten. Se. Majestät hat die Herren heute
Mittags im.Schlosse empfangen und in der Erwiederung ein eif-
riges Zusammenwirken zwischen Regierung und Volksvertretung
herbeigewünscht. Mögen die Worte deS Monarchen bei allen
Nuancen der liberalen Partei ein williges Gehör finden. (K.Z.)
London, 17. Nov. Ueber den nähern Tbatbestand des
so plötzlichen und unerwarteten Todes der Frau Kinkel wird der
Bericht des Coroners morgen in den Blättern erwartet. (AZ.)
London, 18. Nov. Der Bruder Lord Elgin's, Herr
Frederick Bruce, ist zum Gesandten Englands am Hofe von Pe-
king ernannt. Der Prinz von Wales hat die Reise nach Berlin
angetreten und wird 3 Wochen von England abwesend bleiben.
Kopenhagen, 16. Nov. Viel wird hier davon gespro-
chen, daß Preußen und Oesterreich auf Andringen Hannovers
darauf hinauSgehen sollen, beim deutschen Bunde in Frankfurt zu
beantragen, daß die ehemalige deutsche Reichsfestung Rendsburg
welche die dänische Regierung bekanntlich vor zwei Jahren schlei-
fen ließ, unbekümmert des Vertrages vom Jahr 1851, wieder-
hergestellt werde, um eben die Eider, an welcher Rendsburg liegt,
 
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