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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 285 – Nr. 310 (1. Dezember – 31. Dezember)
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Nr. 302
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Erscheint, Montag« LuSgenom- Anzeigen werden in dem „Mann-
Rr. 3«2 Dienstag, LI. Dezember NlÄLSÄL 1838.
haltung-blatte vterteljährl. L st. die gewöhnl.Zetlr berechn. mÜSkr.

* Mannheim, 20. Dez. Zur Vervollständigung unserer
Tages-Chronik haben wir noch das furchtbare Brandunglück in
dem Hause des Bettfedernsabrikanten Herrn M.Kahn hier nach-
zutragen. Wohl die meisten Bewohner unserer Stadt haben
mehr" oder minder das Feuer in Augenschein genommen. Einer
näheren Beschreibung desselben bedarf eS also nicht- Ueber die
Entstehungsursache läßt sich im Allgemeinen nur so viel mit Ge-
wißheit angeben, daß daö Feuer in demjenigen Raume seinen Aus-
bruch nahm, in welchem die Federn über einer Maschine getrocknet
wurden. Der hier gebotene Nahrungsstoff war so bedeutend,
daß noch heute, Montag Abend 6 Uhr, das Feuer an der glei-
chen Stelle sortbrennt- Es ist deßhalb kein Wunder, daß
das Hinterhaus vollständig und ein Theil deS Vorder-
hauses in Trümmern liegen. Nur der wirklich aufopfern-
den Thätigkeit unserer Feuerwehr rind der werkthätigen Un-
terstützung vieler Bürger ist die Rettung deS Vorderhauses
und die Begrenzung des Feuers auf die Fabrik- und Ma-
gazin - Gebäulichkeiten zu danken. Jedes Glied der Feuer- ,
wehr stellte feinen Mann; während Einzelne Uebermenschliches
leisteten. Das Bewußtsein, seine Mannespflicht gethan zu haben,
mag Jeden belohnen; das erhöhte Gefühl aber, einem Mitbürger
in der Stunde der Gefahr ausdauernd zur Seite gestanden zu
haben, den Corpsgeist aufs neue beleben. Der hochherzige Zweck,
Leben und Eigenthum zu schützen, wird die schwierige Aufgabe
der Feuerwehr erleichtern. Das sittliche Gefühl gemeinsamer
Hülfe weckt und ernährt das rechte Vertrauen. Das gleiche
Gefühl der Gemeinsamkeit verbietet uns, einzelne Glieder dieses
Corps, die sich vor Allen ausgezeichnet haben, hier namhaft zu
machen: Alle haben den Dank und die Anerkennung Aller ver-
dient. Denn nur dem gemeinsamen Geiste und dem rastlosen
Streben war es möglich, in so großer Noth so viel rettende Tha-
ten zu vollbringen. Möge es immer so sein!
* Mannheim, 20. Dez. Ihre kaiserliche Hoheit die
Frau Großherzogin Stepha-ne hatte die Gnade, dem hiesigen Ge-
fellenverein 25 fl. als Weihnachtsgeschenk überreichen zu lassen.
Mannheim, 20. Dez. In dem gestern Abend zuletzt
landabwärts kommenden Zuge, der um halb 9 Uhr hier eingetrof-
fen ist, blieb in einem Wagen ein Packet liegen. Die Frau
eines Polizeidietters von hier, welche in Heidelberg in diesen
Wagen einsteigen wollte, bemerkte bas Packet und machte dem
Kondukteur davon die Anzeige. Nach Anfühlen des in Papier
eistgewickeiten Packeis enthielt dasselbe irgendwelche Fleischwaaren.
Liegengebliebene Packete, welche Waaren enthalten, die dem Ver-
derben ausgesetzt sind, müffen nach den Bahnbeftimmungen so-
gleich geöffnet werben. Beim Oeffnen bes Packets fand sich ein
4—5 Tage altes tobtes Kind. Wo und wie dasselbe in den
Wagen kam, wird wohl eine nähere Untersuchung ergeben.
* Die „Karlsruher Zeitung" bringt an der Spitze ihres
Blattes vom 16. Dezember folgenden Artikel über die Agenden-
frage: Die nach den Beschlüssen der letzten Generalsynode
ausgearbeitete und schon im September v. I. zum Vollzug ge-
ueue Gottesdienst Ordnung hat seit einiger Zeit in ver-
»Tüllen des Landes Aufregung unter der protestanti-
schen Bevölkerung hervorgerufen. ES sind Petitionen dafür und
dagegen eingereicht worden, und werden weitere Schritte vorbe-
mtetet. Wie wir jedoch aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist die
Frage bereits entschieden, und hat Se. Königl. Hoheit der^Groß-
Herzog beichloffen, daß die einfache Form, das sog. Minimum
elnzusuhren sei; daß aber dabei keinerlei Zwang geübt werden
dürfe, vielmehr die Gefühle und Gewohnheiten der Gemeinden
gebührende Berücksichtigung finden sollen, und daß da, wo nach
vorauögegangener Belehrung gegen einzelne Bestimmungen der
neuen Ordnung noch Bedenken obwalten, geeignete Abänderun-

gen zugestanden werden oder auch die beanstandeten Bestimmun-
gen vorerst ausgesetzt werden sollen.
* Herr v- Berckholz in Karlsruhe hat sämmtlichen dor-
tigen Wohlthätigkeitsanstalten Geschenke von 10, 15, 20 und
25 fl. verabreichen lassen.
Am 15. Dez. fiel der 55jährige Taglöhuer Joseph Eglofs
von Kappel in der Dillinger Säge beim Richten des Was-
serrades in den Kanal, in welchem sich dasselbe bewegt, und war
in wenigen Minuten eine Leiche.
* Aus Staufen wird ein auffallend frecher Diebstahl
gemeldet, der einen Kranzwirth um 117 fl. brachte.
* In Bo d mann bei Stockach brach am 14. Dez. in der
Kirche Feuer aus. Ungefähr 15 Fuß vom Boden, in der
Nähe des Hochaltars, stand ein Muttergottesbild in Kleidung
und umgeben von übrigen Heiligenbildern- Man vermuthet nun,
daß der Kirchendiener beim Löschen der Kerzen fahrlässig umge-
gangen sei, wodurch ein Funken auf das Kleid deö Muttergot-
kcsbllveö fiel, welcher Funken nach einiger Zeit' zur Flamme
wurde, und die Kirche ziemlich arg zerstörte.
* In der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember verstarb
in München der Reichörath und kgl. Kämmerer, Graf Kle-
mens von Waldkirch. Derselbe, um Bayerns Gesetzgebung ver-
dient, war früher k. Ministerresident am badischen und am grie-
chischen Hose, und später Ministerverweser.
München, 19. Dez. Der k-Staatsminister der Finanzen,
Dr. v. Aschenbrenner, ist leider seiner Krankheit erlegen. Erstarb
heute Morgen 7 Uhr. (A. Z.)
* Bayern hat am Bundestage den Antrag gestellt, die
Einführung des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches zu be-
schleunigen.
Frankfurt, 20. Dez. Ein armer Dienstbote, der jüng-
stens im Staatspapierengeschäft des Herrn Julius Stiebet und
Comp. am Steinweg, ein Ansbacher Loos kaufte, gewann damit
am 15. d- den Hauptpreis von 20,000 fl. Da hat das Glück
wieder einmal seine Gaben zgut angebracht, und nun doppelt
vergnügte Feiertage bereitet. (Fr. A.)
* Jn Gera wurde am 8. Dez., früh Morgens eine allge-
meine polizeiliche Razzia bei den Bierwirthen vorgenommen und
auf diese Weife bei manchen Wirthen 30—40 Biergläser mit
ungesetzlichem Inhalt weggenommen.
* Elberfeld. Der Gründer der vaterländischen Feuer-
versicherungs-Gesellschaft dahier, Commercienrath P. Willemsen,
ist hier gestorben.
Wien, 15. Dez. Der Minister des Innern, Frhr, v.
Bach, ist bereits von seinem Unwohlsein vollkommen wiederherge-
stellt. (Kln. Z.)
* Der Prinz von Wales ist von seinem Berliner Besuche
wieder in London eingetroffen.
Volts- und Landwirtschaft; Handel und Verkehr.
* Mannhci m, 20. Dez, Wie sich das „Heilbronner
Tagebl." von hier schreiben läßt, haben sämmtliche mittelrheinische
SchleppschifffahrtS Gesellschaften den gemeinsamen Beschluß gefaßt,
von heute ab während der Dauer des Winters keine Schleppboote
mehr nach oder von Holland fahren zu lassen. Wenn das Was-
,tcr so fort fällt, wie seit einer Woche, werden die Fahrten ohnehin
nicht mehr lange dauern, d. h. die Fahrten der Dampfboote.
Heute haben wir 7' 6" unter Mittel, und der Frost welcher sich
Nachts einstellt, ist nur zu sehr geeignet, diesen Bestand noch
mehr herabzudrücken Der Main soll in den letzten Tagen raich
gefallen und die Passage durch das Rheingau schwierig gewor-
den sein. Als Vorboten oder Wahrzeichen solcher schlimmen
Wasserv.'rhältnisse kann man hier die Moselboote betrachten, welche,
 
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