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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 260 – Nr. 284 (1. November – 30. November)
DOI Kapitel:
Nr. 284
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Maiiiihkimr Ailzcigcr.

Nr. L84

Erscheint, Montag» ausgenom-
men, täglich Morgen» in 1800
Exempl. und kostet mit dem Unter-
haltungSblatte vterteljährl. 1 ff.

Auzeigeu werden in dem „Mann-
Dienstag, 3«. November
die gewöhnl.Zetlr berechn, mit S kr.

1838.

Auf den „Mannheimer Anzeiger"
und das „Unterhaltungsblatt^^ kann man
sich noch für den Monat Dezember mit
TV Kreuzern abonniren, bei den Postanstalten, den Boten der
Umgegend, den Tragern in der Stadt und der Expedition, Lit.
w 2 Nr. 9 in Mannheim.

Neber Lebens-Versicherung.
Mit einer Naivetät, die wir von einem Manne, der in einem
respektablen Blatte belehrend vor das Publikum treten Will,
nicht erwarteten, läßt sich in Nr. 273 und 274 der „Badischen
Landeszeitung" unter der Ueberschrift „Zum Versicherungswesen",
und unter dem Datum Vi klingen, den 22. Nov., ein X
Correspondent vernehmen, dem wir trotz aller Abneigung gegen
Polemik einige Worte der Entgegnung widmen müssen, da uns,
getreu unseren früheren Aenßerungen über das gleiche Thema,
an der Verwirklichung des Spruches: „Prüfet Alles und
das Beste behaltet", jedenfalls mehr gelegen ist, als dem
gedachten Cvrrespondeuten.
Der Dr. Kühnert ist wegen seiner Broschüre: „Wie
sorgst Du für Deine und der Deinen Zukunft?" schon so gründ-
lich heimgeschickt worden, als es mit Anstand nur geschehen
konnte, um ihm für fernere derartige Arbeiten die Lust zu
vertreiben. Auch wir haben unser kleines Scherflein mit redlich
gutem Willen beigetragen, um die Unrichtigkeit, und folglich
Schädlichkeit, der soeben angeführten Schrift darzuthun.
Wir wollen jedoch den L Cvrrespondeuten, mit dem wir es heute
zu thun haben, am Besten auf die „Rundschau der Versicherun-
gen" (August )858, Seite 247) verweisen, allwo er über die
gedachte Schrift Etwas zu solcher Erbauung finden wird, daß
er gerne auf die Ehre, für den Dr. Kühnert eine Lanze ein-
zulegen, verzichten wird; zumal er dadurch zur Ueb e rz eu g u u g
kommen muß, daß mehrerwähnte Broschüre eher alles Andere,
als die Aufklärung des Publikums zum Zwecke hat.
Die „Bank- und Handels-Zeitung" hat, ohne gleiche Aus-
führlichkeit, doch in gleichem Sinne, vor Kurzem das Publikum
vor dieser Schrift ebenfalls gewarnt, und wir denken, daß die
beiden angeführten Organe respektabel genug sind, um ihr Ur-
theil maßgebend zu heißen. Wenn wir diesen Satz aufstellen, so
wollen wir uns durchaus nicht den geringsten Zweifel an der
Achtbarkeit der „Badischen Landeszeitung" erlauben: indessen
müssen wir derselben doch offen in's Gesicht sagen, daß sie einen
Correspondenten benützte, der in einer so wichtigen Sache aller-
mindestens ungenau ist, wie wir weiter unten ausführeu wer-
den. Dem Letzteren selbst rathen wir aber, sofern er über Ver-
sicherungswesen auch künftig noch schreiben will, sich zur Selbst-
belehrung gute Assekuranzschriften zu halten, d. h. nicht blos
zu halten, sondern auch zu studiren; namentlich empfeh-
len wir ihm die „Rundschau der Versicherungen", welche viel
Gutes enthält, und wenn er sich darin tüchtig umthut, so kann
er mit der Zeit von dem L Correspondenzzeichen auch auf einen
Buchstaben kommen, der nicht der allerletzte im Alphabet ist.
Kommen wir nun auf den beregten Correspondenzartikel
selbst zurück.
Zunächst erfahren wir, daß es Manchem nicht klar sei, wie
und wo er sich versichern solle, daß es auf das Wie und Wo
aber doch am Meisten ankomme. Dieser Meinung sind wir
auch, und haben uns darüber in Nr. §87 und 207 dieser Blät-
ter genügend ausgesprochen. Um nun eine Antwort auf die
Frage Wie und Wo? zu erhalten, müssen wir, nach dem Artikel
der „Bad. LandeSztg ", die Grundlagen der verschiedenen Anstal-
ten einer, u u pzar t he i i sche n Prüfung, unterziehen. Zur Er-

leichterung dieser Prüfung wird sodann, in Erwartung einer
neuen segensreichen Schrift des Dr. Kühnert, dessen „ver-
dienstliche" (!?) Broschüre: „Wie sorgst Du für Deine und der
Deinen Zukunft?" empfohlen; worin T4 der bekanntesten An-
stalten zur Vergleichung kommen. Es wird aber dem Publikum,
welches nicht immer mit solchen Dingen bekannt ist, nicht gesagt,
daß unter diesen 24 Gesellschaften auch die seit geraumer Zeit
— und zwar vor dem Erscheinen der bewußten Schrift —
zu Grunde gegangene „Hammonia" mitgezählt und so be-
handelt ist, als wenn sie noch bestände. Diese einzige
Thatsachc genügt schon hinlänglich, um das ent-
schiede n ste'V er dammu n gs- und TodeSurtheil aus-
zusprechen über eine Schrift, welche die Präten-
sion hat, das Publikum zu belehren, durch ihren
eklatant unrichtigen Inhalt aber gerade das Ge-
gentheil erreichen muß. Und diese Thatsachc scheint dem
Correspondenten der „Badischen Landeszeitung" zur Genüge be-
kannt zu sein; denn während der Dr. Kühnert die „Ham mo-
tt ia" öfters aufführt und empfiehlt, so läßt Jener dieselbe durch-
gängig ganz auö; und damit dieses pferdefüßige Auslassen
nicht mißdeutet werde, so läßt er, so ganz zufällig, (?) auch hie
und da eine andere und ehrenwerthere Gesellschaft weg. Das
ist so natürlich, — man kann bei dem vielen Platze, den man
für seine Korrespondenz braucht, doch r »möglich alle Namen
aufführen, deren das Vorbild Erwähnung thut! Wie einfach,
wie unschuldig, wie natürlich!! Die Leipziger Lebens-Versiche-
rungs-Gesellschaft, die Hannoversche Lebens-Versicherungs-Ge-
sellschaft, die Preußische Rentenverficherungsanstalt, die Berlini-
sche Lebens-Verficherungs-Gesellschaft werden ja ebenfalls über-
gangen, warum, zur Belehrung (?) des Publikums, nicht auch
die ohnehin zu Grunde gegangene „Hammonia"? Und doch
empfiehlt das Vorbild des Correspondenten in seiner Schrift alle
diese Gesellschaften! (Schluß folgt.)

Mannheim, 28. Nov. Letzten Dienstag hielt Herr
Professor Deimling seine zweite ästhätische Vorlesung. Dem
Plane, den er in der ersten Stunde entwickelt hatte, entsprechend,
behandelte er in glücklicher Reihenfolge zuerst „das Mädchen aus
der Fremde", hierauf „Pegasus in, Joche" und „die Theilung
der Erde", verglichen mit Göthe'S „Sänger". Sodann wurde
„die Macht des Gesanges" und „Rudolph von Habsburg" be-
sprochen und sür die fortwirkende Kraft der Poesie in den „Kra-
nichen des Jbycus" der schönste Ausdruck gefunden. Folgte
das zahlreiche und gewählte Auditorium mit steigender Aufmerk-
samkeit diesein Vortrage, so wird letztere in noch höherem Grade
in den nächsten Vorlesungen zur Geltung kommen,, indem von
Dienstag, den 6. Dezember an in drei Vorlesungen Schiller's
„Künstler" den Gegenstand des Vortrags bilden werden, jenes
Meisterwerk, das schon an sich die schönste ästhetifche Abhandlung
bildet. Sicher wird unser kunstsinniges Publikum nickt verfehlen,
durch zahlreichen eifrigen Besuch dieser Vorlesungen Herrn Pro-
fessor Deimling eine direkte Anerkennung seines schönen Bestre-
ben zu bringen.
*l-' Mannheim, 28. Nov. Welche Gegensätze! Vor
wenigen Tagen noch bittere Kälte und heute 7^o Wärme; erst
Alles im Froste erstarrt und jetzt wieder wirkliche und wahrhaf-
tige Frühlungstriebe in der Natur. — Auf der Seite unserer
Stadt sogar, die von Herrn BoreaS die ersten und wirksamsten
Liebkosungen empfängt, auf der Nordseite find frische Triebe und
sogenannte „Kätzchen" gefunden worden, und nickt einmal an ge-
schützter Stelle, sondern oben an der Straße. So neubelebcnd
nun der Umschlag der Witterung auf die Pulsationen unseres
Verkehrs wirkt, so erwünscht er unS deßha'b und namentlich
 
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