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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 181 – Nr. 206 (1. August – 31. August)
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Nr. 206
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0887

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Mamibcimcr AiUiM.

Erscheint, MontaqS auSgenom- Anzeigen werden in dem „Mann-
men, täglich Morgens in 1800 31 Altanft Heimer Anzeiger" und dem tägli-
Evv, Exxmpi. und kostet mit dem Unter- rVK.. „Straßenplakat" zusammen
Haltungsblatte Vierteljahr!. H » kr. die gewöhnl.Zeile berechn.mit Skr.

18S8.

Auf den „Mannheimer Anzeiger"
und das „Unterhaltungsblatt" kann man
sich noch für den Monat September mit
18 Kreuzern abonniren bei den Postanstalten, den Boten der
Umliegend, den Trägern in der Stadt und der Erpedition, Lil-
X2 Nr. 9 in Mannheim.

* Mannheim, 30. August. Heute Mittag kam Se.
Maj. der König von Württemberg, in Begleitung des Oberst-
stallmeisters von Taubenheim, von Schlangenbad hier an, und
reiste mit dem Schnellzuge um 12 Uhr 5 Minuten nach Stuttgart.
* Mannheim, 30. Aug. Die „Allgemeine Zeitung" läßt
sich von der Weser schreiben: „Privatnachrichten vom Rhein zu-
folge ist vor vierzehn Tagen von der Mannheimer Handelskammer
eine Adresse an das badische Ministerium gerichtet worden, welche
den Bau einer Eisenbahnbrücke von Mannheim nach Ludwigs-
hafen befürwortet, und die Stadt selber hat neuerdings ein glei-
ches Gesuch eingereicht. Schon längere Zeit hindurch ist da-
von die Rede gewesen, daß die überrheinischen Bahngesellschaften
sich erboten hätten unter Erhebung eines geringen Tarifzuschlags
die Kosten der herzustellenden Verbindung zu tragen."
* Mannheim, 30. August. Ein wohlunterrichteter Korre-
spondent'der „KarlSr. Ztg." schreibt von hier: „Allerwärts ge-
hen Nachrichten von durchweichenden Regen ein, die Felder ste-
hen wieder in neuem Grün und die noch ausstehenden Ernten
sichern den schönsten Erfolg. Insbesondere gibt es eine Menge
Kartoffeln von vorzüglicher Qualität; sie werden in und bei
Bruchsal um 14—18 kr. das Simri verkauft, während der Ab-
schlag auf den hiesigen Märkten nur ein zäher genannt werden
kann. An Mehl ist nicht der geringste Mangel, die Mühlen
haben vollauf Wasser, und dem Zentner nach wird feinste Qua-
lität selbst hier um nicht ganz 5 kr. das Pfund verkauft. Der
Fruchthandel in den Ostseehäfen ist kaum einer Erwähnung
wcrth, von Ausfuhr keine Rede, besonders hat England wegen
eigener guter Ernte keinen Bedarf, daher das schnelle Sinken der
Fruchtpresse. Die Brodlieferung für sämmtliche Garnisonen
wurde diesmal nur auf zwei Monate vergeben, und mit Aus-
nahme der kleinen Garnison Kehl steht der Schuß — 7^ Pfund
— überall auf 20 und einen Bruchkreuzer. Auch die Verge-
bung der Fourage geschah nur auf zwei Monate und steht zwi-
schen 41^ und 451/2 kr. die leichte Ration, nämlich tt Mäßle
Hafer, Pfund Heu und 4s/^ Pfund Stroh."
V Mannheim, 29. Aug. Den Beziehungen und Ver-
hältnissen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gegenwärtiger
Zeit, deren Einflüssen auf die Personen, die Thätigkcit und das
beiderseitige lohnen der Arbeit, wurde schon zum öftern von der
Presse Aufmerksamkeit gegeben, besonders dies bei den in letzter
Zeit öfters eingetretenen Arbeitseinstellungen- Ausgefaßt wurde
dabei stets, daß mit dem veränderten Geschäftsbetriebe, mit dem
Eintreten der größeren, der Fabrik Industrie, das frühere Ver-
hältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, das patriachalische
Familienleben sein Ende gefunden und einem wohl freieren Be-
wegen, aber auch einem weniger innigen, aufsichtslosern und da-
durch nachtheilig wirkenden für die Arbeitnehmer Platz gemacht
habe. Obgleich man nun diesen Zustand, durch aufgetauchte Er-
scheinungen veranlaßt, in berathenden Betracht genommen, und
geeignete Abhilfe-Mittel, wie die von verschiedenen Regierungen
vorgeschlagene Errichtung von Speise- und Aufenthaltshäusern
kür Arbeiter besprochen hat, so mußte man doch vorerst von der
Erzielung einer entsprechenden Einrichtung abstehen und die An-
gelegenheit einer Selbstklärung überlassen, da die Verhältnisse
so mannigfach, die Beziehungen auf dem reichen Felde der ver-
schiedenen Tätigkeiten so vielfältig sind, daß dieselben nicht alle
gleich behandelt werden können-

Gute Schulbildung, Ueberwachung öffentlicher Lokale und
tbätiges Eingreifen der Arbeitgeber hielt man für geeignet, das
geistige und materielle Wohl der Arbeitnehmer zu kräftigen und die
Harmonie der geschäftlichen Thätigkeit und dessen Entwicklung zu
erzielen, und die Erfahrung hat bewiesen, daß da, wo die Arbeit-
geber ihre Sorge auch auf das Benehmen und Forkommen der
Arbeiter gerichtet und ausgedehnt haben, schöne Resultate erzielt
worden sind, die den Segen für beide Theile in sich bergen und
spenden. Es wird dadurch eine Achtung und Liebe erzeugt, welche
in der Anhänglichkeit die übelste Erscheinung im geschäftlichen
Leben, das ofte Wechseln der Arbeitslüste, verscheucht; die Vervoll-
kommnung desselben gestattet und symit das lohnende der Arbeit
beiden Theilen möglich gibt.
So haben wir dieser Tage bei einer Gelegenheit die erfreu-
liche Wahrnehmung gemacht, daß in einem Geschäfte, das über
hundert Personen beschäftigt, solche sich finden, die eine Reihe
von Jahren daselbst thäng sind und alle in ihrem Benehmen und
Aeußerungen ein Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
bekundeten, das alle Achtung und — ohne weiteres Eingehen —
eifrige Nachahmung verdient.
' i Mannheim, 30. August. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 29. August: 389 Personen.
* Aus Baden. Die „Karlsr. Ztg." bringt unterm 28.
August eine ganze Reihe von Berichten über Ungewitter, Hagel-
schlag und Brandunglücke aus dem Lande- Die namhaftesten
sind ein starkes Hagelwetter, welches am 25. d. im Hanauer
Land, namentlich m den Gemarkungen Sundheim, Dorf Kehl,
Eckartsweier, Hesselhurst und Willstett, nicht unbedeutenden Scha-
den ungerichtet. Besonders scheint der Tabak gelitten zu haben.
Tags vorher entlud sich ein Gewitter über Achern, wo ein sog.
kalter Schlag ein Haus beschädigte. Ebenso in Langenbrücken.
Das Schlimmste iudeß wird aus Ottoschwanden (bei Emmen-
dingen)' gemeldet, wo der Bltz in das Haus des Landwirths
Mathias Giesin einschlug und diesin selbst tödtete. Das Haus
wurde vollständig von den Flammen verzehrt, und der Unglück-
liche, den der Blitz traf, als er gerade vor der Scheuertenne
stand, wurde später als sehr verstümmelte Leiche aus den Flam-
men hervorgezogen. Er hinterläßt 10 Kinder, wovon das älteste
20 und das jüngste 2 Jahre alt ist. — Die Hauskollekte für
die brandbeschädigten Walldorfer erttug im Amtsbezirk Sins-
heim die Summe von 856 fl. 52 kr., 220 Mltr. 3 S. Spelz
1 Mttr. 1 S. Gerste, Kleidungsstücke, Stroh u. s. w.
Stuttgart, 28 August. Bei der gestern und vorge-
stern stattgehabten Wahl eines Abgeordneten für die Stadt Stutt-
gart haben, nachdem die Wahl der Wahlmänner 2. Klasse nicht
zu Stande gekommen ist, die Höchstbesteuerten zum Abgeordneten
den Prof. Dr. Reyscher mit 202 Stimmen gewählt. (S. M )
* In den 10 Jahren von 1846—1856 sind in Württem-
berg nicht weniger als 645,119 Kinder geboren worden. Auf
100 Mädchen kommen 106 Knaben.
* In Stuttgart finden bereits Obstverkäufc zu 20—24
kr. per würltembergische Simri statt.
* Die preußischen Kassen in Hohenzollern sind ange-
wiesen, alle 24 Kreuzer- und 12-Kreuzerstücke für voll anzuneh-
men und zur Einschmelzung nach Berlin abzufenden.
* Berlin, 26. Aug? Der Handelsminister hat die Ein-
richtung einer Telegraphenschule in Berlin getroffen, welche vom
1. Jan. k. I. an ins Leben treten soll, und auf der künftig alle
Personen, die im Telegraphenwesen eine Anstellung finden wollen
zunächst einen praktischen Cursus durchzumachcn und ihre Be-
fähigung zur Uebernahme ihrer Stellungen nachzuweisen haben.
Berlin, 28. August. Heute Morgen um 8H^ Uhr erfolgte >
von Potsdam aus die Abreise der Königin und des Prinz-Ge-
malS von England. Zugleich mit den brittischen Herrschaften
 
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