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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 78 – Nr. 102 (1. April – 30. April)
DOI Kapitel:
Nr. 101
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0427

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Rr. 101

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterholtungs - Blatte
vierteljährlich AL kr.

Donnerstag, Äst April

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat' die Zeile berech-
net mit S kr.

1838.

Auf den „Mannheimer Anzeiger"
und das „Unterhaltungsblatt" kann man
für die Monate Mai und Juni noch für
36 Kreuzer abonniren bei den Postanstalten, den Boten der
Umgegend und bei der Expedition, Lit. X 2 Nr. 9 in Mannheim.

* Mannheim, 28. Apr. Das Regierungsblatt Nr. 16
enthalt: 1) Unmittelbare allerhöchste Entschließungen S. K H.
des Großherzogs. Dienstnachrichten. Außer den schon mitgetheilten
noch folgende: S. K. H. der Großherzog haben unter dem
14. d. M. geruht: dem Oberingenieur v. Delaiti in Emmendingen
die neu errichtete Wasser- und Straßenbau-Inspektion Konstanz,
dem Oberingenieur Stein in Donaueschingen die Wasser- und
Straßenbau-Inspektion Emmendingen, dem Oberingenieur Ober-
müller in Rastatt die Inspektion Karlsruhe, dem Bezirksingenieur
Becker in Karlsruhe die Inspektion Rastatt, dem Bezirksingenieur
Sprenger in Bruchsal die Inspektion Wertheim, dem Bezirks-
ingenieur Strohmeyer in Wertheim die Inspektion Bruchsal, dem
Ingenieur Warnkönig in Stockach unter Beförderung zum Bezirks-
ingenieur die Inspektion Stockach, und dem Ingenieur Hoffmann
in Mosbach die Inspektion Donaueschingen provisorisch zu über-
tragen; den ev. Pfarrer Brecht in Bammenthal auf Ansuchen in
den Penstonsstand zu versetzen. 2) Verfügungen u. Bekanntmachun-
gen der Ministerien. 1) Bekanntmachungen des gr. Ministeriums
des Innern: a) Die Wiederbesetzung der ev. Patronatsp,arrei
Kembach bett. Darnach hat das gr. Ministerium des Innern
unterm 3. d. M. der mittelst Präsentation der fürstl. Löwenstein-
Wertheim-Nosenbergischen und der fürstl. Löwenstein-Wertheim-
Freudenbergischen Standesherrschaft erfolgten Vergebung dieser
Pfarrei an den Pfarrverweser Philipp Keller zu Schweigern die
Staatsgenehmigung ertheilt. b) Die Staaksgenehmigung von
Stiftungen durch den gr. kath. Oberkirchenralh bett, o) Die
Staatsgenehmignng von Stiftungen im Seekreis betr. cl) Die
Aussteuerstiftung für als Lehrfrauen zu Baden, Rastatt oder
Freiburg eintretende Mädchen betr. Die Wahlbestätigung
der Aeblissin zu Lichtenthal betreffend. Darnach haben S. K. H
der Großherzog der auf die seitherige Priorin Sophie Sell ge-
fallenen Wahl die allerhöchste Bestätigung zu ertheilen geruht.
3) Dienstcrledigung. Die ev. Pfarrei Haßmersheim, Diözese
Mosbach, mit einem Gesammtkompetenzanschlag von 713 fl. 12 kr.
4) Todesfall. Gestorben ist: am 24. März d. I. der pensi.
Zeughauskommissär Demmler zu Karlsruhe.
* Mannheim, 18. April. Nach einer Bekanntmachung
Gr. Regierung des Unterrhcinkreises vom 20. April bleibt der
Tarif des Marimums der Steuermannslöhne für die hiesige
Station nach der Aufstellung vom Jahre 1856 auf Anhörung
der Gr. Handelskammer, des Schiffervorstandes und des Ob-
mannes der Steuerleute auch für das Jahr 1858 in Kraft.
* Mannheim, 28. April. Die Schifffahrt rheinaufwärtö
ist bedeutend lebhafter als diejenige rheinabwärts. Selten langt
ein Großschiffer hier an, der nicht über 5—6000 Zentner Güter
geladen hat. Der Verkehr rheinabwärts ist deßhalb schwächer,
weil das Fruchtgeschäst sich erst jetzt zu beleben anfängt und weil
im Holzhandel, wegen hochgehaltener Preise im Oberland, ein
kleiner Stillstand eingetreten ist. — Von Personendampfschiffen
läßt die Köln-Düsseldorfer Gesellschaft täglich 2 Boote, die Nie-
derländer Gesellschaft wöchentlich 4 Boote gehen. Vom 1. Mai
an läßt die erstere Gesellschaft täglich 3 Schiffe, die letztere täg-
lich 1 Scknff abgehen.
* Mannheim, 29. April. Nächsten Freitag, den 30.
April, wird Fräulein Ierrmann vom Stadttheater zu Görlitz
als „Julia" in Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia" auf-
treten. Fräulein Ierrmann ist die Tochter des früheren hiesigen
Regisseurs Ierrmann. Obwohl noch jung, erfreut sich dieselbe

einer nennenswertsten künstlerischen Bedeutung. Wir sehen deß-
halb ihrem Gastspiele mit vielem Interesse entgegen.
* Mannheim, 28. April. Die bei unfern Theatersreundeu
in so hohem Andenken stehende Fräulein Emilie Heusser wird
sich nächsten Samstag mit Herrn Oberhofgcrichtsadvokat von
Engelberg vermählen. Die allgemeinste Verehrung für Fräu-
lein Emilie Heusser wird ihre Kunstieistungen an der hiesigen
Bühne, der sie eine Zierde war, in dankbarer Erinnerung aus-
bewahren.
* Mannheim, 28. April. Von dem durch Eduard Maria
Oettinger redigirten „Prachtalbum für Theater und Musik" sind
im Verlage der Englischen Kunstanstalt von A. H. Payne be-
reits vier Hefte mit Stahlstichen berühmter Darsteller und Mu-
siker erschienen. Unter diesen Porträts befindet sich Fräulein
Wilhelmine Birch als „Julia," welches die Freunde der nun
von der Bühne geschiedenen Künstlerin interessiren dürfte.
ff Mannheim, 28. April. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 27.-28. April: 332 Per'oncn.
* Aus Baden. Nach einer Mtttheilung des Herrn Mi-
nisters des Innern in der Litzuna der zweiten Kammer vom 27.
April, beabsichtigen S. K. H, der Großherzog den Landtag am
nächsten Dienstag, den 4. Mai, zu schließen. — Die erste Kam-
mer hat sicherem Vernehmen nach in der geheimen Sitzung vom
26. April die Beratstung der Eisenbalmvorlagen zu Ende ge-
bracht- Mit Ausnahme der Beschlüsse über die Pforzheimer Bahn
ist die Kammer, wie verlautet, in allen Stücken den Beschlüssen
der zweiten Kammer beigetreten. In Betreff der Pforzheimer
Bahn vernimmt man, daß der Van derselben zwar genehmigt
(aber, da Gleichstimmigkeit vorhanden war, erst durch Stichent-
scheid des Präsidenten), der Siaatsvertrag mit Würtemberg hin-
gegen wegen deS Eisimbahnanschlusses von Psorzbeim nach Mühl-
acker verworfen wurde. Nach der Ordnung der Dinge dürfte die
betreffende Vorlage jetzt an die 2. Kammer zurückgehen. — Die
Frage, ob den Diakonissinnen und den barmherzigen Schwestern die
Krankenpflege im Bürgerspitale zu Karlsruhe überlassen werden
soll, ist dem Vernehmen nach von großh. Hospitalkommiffion einstim-
mig bejaht und zugleich eine Kommission erwählt worden, um die
Statuten zu entwerfen und die einzelnen Modalitäten zu berathen.
— In Bohlsbach bei Offenburg brach an zwei aufeinander-
folgenden Tagen Feuer aus, welches angelegt gewesen zu sein
scheint. Bereits haben Verhaftungen stattgefunden, die zu Ge-
ständnissen geführt haben follen. — In Wehr, Amt Säckingen,
in Wangen am Bodensee, wie im Taubergrund, wurden in
den jüngsten Tagen außerordentlich glückliche Funde für die Alter-
thumskunde gemacht. — In Lörrach lassen die Herren Köchlin
und Baumgartner zu den bereits vorhandenen Arbeiterwohnungen
für 16 Familien in diesem Jahre noch weitere ec bauen. — Der
zu Ehren der Vermählung der allerhöchsten Herrschaften auf dem
höchsten badischen Berge, dem Feldberge, von deü Bewohnern des
Landamteö Freiburg und der Ae.nter St. Blasien und
Schönau projektirte Thurm wird jetzt nach einem Plane des
Bezirköbauinlpcktors Leonhardt in Lörrach cylinderförmig, 40 Fuß
hoch und 20 Fuß Durchmesser, erbaut werden. — In Thein-
ringen, Amt Lörrach, wird eine mechanische Weberei, und in
Brombach eine mechanische Kunstbleicherei errichtet.
München, 22. April. Man liest im Journal „Deutsch-
land": der geheime Vertrag zwischen Frankreich und Rußland,
dessen Existenz, trotz aller Vorsicht, mit welcher dessen Geheim-
haltung beobachtet wird, dennoch bekannt wurde, bildet gegen-
wärtig hier in eingeweihtern Kreisen ein Thema der Besprechung.
Die Grundzüge desselben werden dahin bezeichnet, daß ersteres
bei allenfalls möglichen Eventualitäten in Oberitalicn Frankreich
ungehindert gewähren lassen werde, während dieses umgekehrt sich
nicht in die möglichen Eventualitäten an der untern Donau zu
mischen, und Rußland dort freie Hand zu lassen verspricht. —
 
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