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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 181 – Nr. 206 (1. August – 31. August)
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Nr. 181

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Uuter-
baltungsblatte vierteljährl. L Z kr.

Sonntag,

1 August

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Strahenplakat" zusammen
die gewöhul.Zeile berechn, mit T kr.

1888,

* Mannheim, 30. Juli. Wo es gilt, der Noch zu steuern,
du steht immer die fürstliche Hülfe unseres hohen Regentenhauscs
in erster Reihe. So haben I. K. H> die Frau Großherzogin Luise die ,
namhafte Gabe von 200 st. sür die Walldorfer Brandvcrlmglückten !
aufHöchstihre Handkasse anzuweisen geruht- — Für die Beschädigten
in Walldorf ist die Theilnahme vorzüglich werkchätig in Heidelberg,
wo bis zum Abend des 29. Juli bei dem großh. Stadtamte 859 st.
26 kr. eingegangen waren. Außerdem nehmen dort etwa 12 an-
dere angesehene Bürger Geld und Kleidungsstücke in Empfang,
welche alle sich zahlreicher Gaben der Liebe zu erfreuen haben.
Ferner gibt der „Liederkranz" in Verbindung mit dem Stadt-
orchester am 31. Juli in dem Saale der Harmonie em Concert
zum Besten der Abgebrannten, wobei zwar ein freiwilliges Ein-
trittsgeld erhoben wird, das jedoch nicht unter 24 kr. betragen
darf. Endlich ist die durch kreisamtliche Verfügung angeordnete
Haus-Kollekte bereits eingeleitet. —Von den Karlsruher Zei-
tungs-Erpeditionen sind bis zum gleichen Tage bereits abgcliefert
375 fl. 33 kr. Außerdem sind auch dort schon Beiträge und
Kleidungsstücke von Privaten in großer Anzahl gesammelt. Am
31. Juli gibt die Kapelle des großh. Jägerbataillous in der
Elever'schen Bierhalle ein Coueert zu gleichem Zwecke.
* Mannheim, 31. Juli. Gestern Abend gaben die ba-
dischen Pioniere ihren württembergischen und hessischen Kameraden
in der neuen Halle des Löweukeüers ein Bewillkommnungsfest.
— Heute Abend veranstalteten die Offiziere der Garnison ihren
dienstlich hier weilenden Kameraden ein Fest aus der Mühlaue
F Mannheim, 31. Juli. Der fff Correspondent in Nr.
179 des „Mannh. Anzeiger" bemüht sich neuerdings, Ne Resul-
tate des Gemeindehaushaltes in den letzten 10 Jahren nut dnftern
Farben zu schildern und es erinnert der Styl dieser Jeremiade
mit ihren amerikanischen Reminiscenzen lebhaft au die selig ent-
schlafene Abendzeitung.
Wo klare Zahlen sprechen, wie in Nr. 172 und Nr. 17z
deS „Mannheimer Anzeiger," da hört aller politischer Nebel auf,
und selbst die Irregeleiteten aus dem gewerblichen Mittelstände
werden, wenn sie sich der Mühe des eigenen Nachdenkens nicht
entschlagen wollen, die offenliegende Führung des Gemeindehaus-
haltes nicht nur nicht trostlos, sondern auch Vertrauen erweckend
finden.
Ilcberhaupt scheint es auch nach dem Schlußsätze des frag-
lichen Artikels mit dem Angriff auf den Gemeindehaushalt nicht
recht Ernst zu sein, indem der Verfasser selbst Zugestebt, daß diese
Verwaltung nicht das ausschließliche Motiv für die oppositionelle
Wahldewegung ist; ebenso wenig stichhaltig ist der der Gemeinde-
verwaltung gemachte Vorwurf, als seien einzelne Klassen der Ge-
meindeangehörigen vor anderen bevorzugt; der Hebel der opposi-
tionellen Wahlbewegung ist ein anderer und wir wollen ihn mit
dem rechten Namen nennen.
Der Wahlkamps ist durch bekannte Persönlichkeiten aus den
Jahren 1848 und 1849 veranlaßt, die sich bei den diesjährigen
Wahlen wieder au die Spitze der Bewegung stellen und die
Angriffe auf die Gemeindeverwaltung behufs der Wahlagitation
ausführen.
Die erwähnten Jahre sind zwar vergangen, aber nicht ver-
üben! . ,
Wer wird darum den ruhe- und ordnungllebeuden Burgern
verübeln, wenn sie eben nun einmal kein Vertrauen zu dieser
Oppositionspartei haben und nach den gemachten traurigen Er-
fahrungen deren Führern das Gemeinderegiment nicht zum zwei-
tenmale überlassen mögen?
Die konservative Partei hat die Pflicht, der
Wahl solcher Männer entschieden entgegen zu treten;
hierin allein liegt die sichere Bürgschaft gegen die
Wiederholung früherer beklagenswerther Zustände!

Der gesunde Sinn der großen Mehrheit von Mannheims
Bürgern hat schon das Wahre und Rechte erkannt, dieses bewei-
sen die beiden Niederlagen, welche die Oppositionspartei bereits
erlitten hat und die dritte steht ihr in sicherer Aussicht.
Bei solchen Wahlkämpfen sollte jeder Bürger entschieden
Partei ergreifen und den Grundsatz festhalten, „wer nicht für
mich ist, der ist wider mich," indem nicht geläugnet werden kann,
daß die Lauheit und Unentschiedenheit vieler conservativer Bür-
ger der rührigeren Opposition in die Hände arbeitet.
Hoffentlich tragen diese wenigen Worte ;ur Klärung der
Situation vor Beendigung des in nächster Woche schließenden
unerquicklichen Wahlkampfes bei.
O Mannheim, 31. Juli. So viel schon in hiesigen und
auswärtigen Blättern über die Bürgerausschuß-Erneuerungswahlen
geschrieben worden ist und so sehr man sich auch von der einen
Seite bemüht hat, den Standpunkt der Unfehlbarkeit einzunehmen,
wozu bei den in der That an's Unglaubliche grenzenden Wahl-
manövern (Beispiele anzuführen wollen wir vorerst unterlassen)
etwas mehr gehört, als das mit so großer Mühe theilweise er-
rungene Wahlresultat mit Phrasen, die wie Hohn klingen, zu be-
grüßen, finden wir uns heute dennoch gemüßigt, Einiges öffent-
lich-zu besprechen, was zur Aufklärung der' ganzen Situation
dienen soll- — Ueberall, sei es im Staats- oder im Gemeinde-
leben, wo daS Interesse Vieler durch Einzelne geleitet und ver-
waltet wird, werden und müssen sich verschiedene Ansichten gel-
tend machen, wenn nicht ein successives Dahinsiechen die unaus-
bleibliche Folge davon sein soll, daß man die Hände in den Schoos
legt und Alles ruhig nm sich ergehen läßt. — In Mannheim,
welches von jeher viele intelligente Bürger in sich vereinigte, ist
in . c.. letzten Jahren so Mancherlei vorgekommen, was die öffent-
liche Ausmerftamkeit mehr oder minder in Anspruch genommen
hat und stets sich neu gestalten kann, daß es Niemand Wunder
nehmen durfte, wenn den Erneucrungswahlen desjenigen Theils
der Gemeindevertretung, welche die specifischen Leiter der Gemeinde-
verwaltung u. s. w. zu wählen und zu kontroliren hat, eine er-
höhte Theilnahme geschenkt wurde! Wie kann man nun aus
einem in der Natur der Sache begründeten Verfassen von Wahl-
vorschlägen, welche von jenen des Gemeinderaths abweichen, (etwas
anderes ist von der so sehr angefeindeten sogenannten „Opposi-
tionspartei" nicht geschehen) Stoff zu den größten Gehässigkeiten
aoleüen und Männer öffentlich verunglimpfen, die in einzelnen
Fällen möglicherweise die Offensive ergreifen für Verbesserung oder
Besewgung solcher Verhältnisse im Gemeindeleben, die dazu in
der That geeignet sind?! Man muß sich seiner sehr schwachen
Grundlage da bewußt sein, wo man Alles aufbietet, daß solche
Elemente, die unter Umständen Muth genug besitzen m rügen
und zu tadeln, wo es dessen bedarf, keine Aufnahme finden! Es
sind vielleicht nur Wenige, die keinen Tadel im Leben zu ertragen
gelernt haben und sich über Alles erhaben dünken; Männer im
wahren Sinne des Wortes scheuen aber die Wahrheit, selbst wenn
es ein Tadel ist, nicht, und darum sprechen wir uns ganz un-
umwunden dahin aus, es ist das Vertrauen zu der Gemeindebe-
hörde erschüttert worden in der Theaterbauangelegenheit nach
mehreren Seiten hin, es ist dafür viel zu viel geschehen, wogegen
einer anderen Lebensfrage der Stadt Mannheim, den Schulen
in ihren vielseitigen Gestaltungen, viel zu wenig Aufmerksamkeit
geschenkt wrrd nnd leider mit dem Bemerken: „wir haben kein
Geld dafür" den wohlbegründetstcn Anforderungen ein entschie-
denes Nein entgegen gesetzt worden ist. — Wir leben der
Hoffnung, daß das hier Gesagte den Nachhall finden wird , den
eine gute Sache verdient, für welche allein wir in die Schranken
zu treten Veranlassung genommen haben.
< Mannheim, 31. Juli. „Aufrichtiges Bedauern muß
es erwecken, daß die Bürgerausschußwahlen, wiederum eine poli-
 
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