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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 129 – Nr. 153 (1. Juni – 30. Juni)
DOI Kapitel:
Nr. 135
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0585

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Rr. 135.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens in 1800
Exempl. unt kostet mir dem Unter-
haltungkblatte vierteljährl. 5 L kr.

Mittwoch, v. Zum

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" unt dem rägti-
chen „Ttrahenplakat" zusammen
die gewöhnt. Zeile berechn, mit 'Z kr.

18Z8»

Mannheim, 8. Zuni. Ans der Registratur des Frei-
herrlich von Venningen-Ullnerschen Rentamtes zu LinSheim fand
man dieser Tage gelegentlich einer Dieustüdergabe Schiller's
Originalbriese an den Theaterintendantcn Heribert von Dalberg l
in Mannheim. Dalberg und v- Venningen waren verwandt, j
woraus sich wohl der Besitz dieser werthvellen Dokumente ablei-
tcn läßt, die übrigens schon 1819 bei David Marr in Karls-
ruhe im Drucke erschienen sind.
- Anö Baden Ihre Königliche Hoheiten der Großher-
zog, die Großherzogin und der ^Erbgroßherzog Haden sich am
Montag Abend zu einem Aufenthalt von mehreren Wochen nach
Baden begeben. — Ueber die bereits nach dem Pariser Moni-
teur mitg'etheilte Bundesgenehmigung zu Erbauung einer stehen-
den Brücke zwischen Kehl und Straßburg, sagt die Karlsruher
Zeitung: Die hohe Bundesversammlung hat den Vertrag, wel-
chen Baden mit Frankreich wegen Errichtung der Kehler Brücke
abgeschlossen hat, gutgeheißen, und zwar unter Billigung der von
Vaden selbst vorgeschlagenen und auszusühreuden Schutzmaßre-
geln im Großen und Ganzen. Diestr Beschluß ist da.S Ergeb-
niß einer längeren, eingehenden, reiflichen Prtgung aller hicrOtn-
schlägigen militärischen Fragen sowohl im Cchooße der Militär-
kommission, als in dem des Militärausschusses und der Bundes-
versammlung selbst. DaS nicht nur für Batstm, sondern auch !
für die übrigen süddeutschen Staaten hochwichtige Werk soll nun j
ohne allen Verzug in Angriff genonnmn MM so rasch gefordert j
werden, wie cs die bei dessen Vollendung in Frage stehenden !
Verkehrsinteressen gebieterisch fordern. — Der Gottesdienst in ,
der großh. Schloßkirche zu Karlsruhe fand am 6. Zuni seinen j
Abschluß in eiiter eigenthümlichen und bisher ungewohnten Feier-
lichkeit, in der öffentlichen Verpflichtung und Einführung neu-
erwählter Kirchenältesten. In den in Folge der neuen Einrich-
tung zu bildenden Kirchenvorstand der Schloßpfarrei sind theils
durch allerhöchste Ernennung, theils auf erforderten Vorschlag
die HH. Staatsminister v. Mcysenbug, Genetallieutenant von
Porbeck, Professor Bissinger, Hofökonomierath Weiß und Schloß-
inspektor Verblinger berufen worden. Ebenso ist die bisher nicht
Sitte gewesene öffentliche und seierliche Einführung der Aeltesten
eine sehr angemessene, der Geltung des KircheuvorstandeS in den
Augen der Gemeinde förderliche Neuerung. Dieselbe geschah nach
Vorschrift und Anleitung der neuen Kirchenagende, welche, von
der letzten Gcneralsynode beschlossen, und von Hrn. Dr. Bähr
mit seltener Sachkunde und trefflichem kirchlichen Takt nun voll-
ständig ausgeführt, die allerhöchste Genehmigung bereits en halten
hat, und demnächst eingesührt werden soll. Sachkundige, denen
dies neue Kirchenbuch seither schon bekannt geworden ist, können
dem evangel. Gottesdienste von seiner Einführung nur eine große,
schöne Bereicherung an Feierlichkeit, an Mannichfaltigkeit der Er-
bauung und an rhätiger, ächUevangelucher Betheiligung der Ge-
meinde verheißen. — Nicht uninteressant dürste für weitere
Kreise sein, daß der Bürger und Partikulier Rau in Sinsheim
im Besitze einer sehe zahlreichen und werthvollen Sammluitg musi-
kalischer Streichinstrumente ist. Unter denselben befinden sich na-
mentlich einige Originalgeigen, die für den Kenner von höchster
Bedeutung sind, ats: 1 Josef Guarneri, 1 Andreas Guarneri,
1 Hieronymus Amati, 1 Nikolaus Amati, 1 Antonius Stradi-
vari. Dem Besitzer wurde im Laufe dieses Zahres für den An-
dreas Guarneri die Summe von 3000 Fr geboten, er gab sie
aber nicht ab. Ein junger Violinvirtuose, Baucrkeller aus Paris,
der zu Anfang dieses Zahres in Sinsheim coneertirte, spülte sein
Eoucert auf einer dieser Guarneri mit dem günstigsten Eindrücke.
Es mag diese Sammlung, die gegen 20 Eremplare zählt, ohne
zu überschätzen, nahezu einen Werth von 20,000 st. haben. Bei !
der Zuvorkommenheit und Getällsiffeit, welche Herr Rau, der !
selbst ein vortrefflicher Violinist ist, auszeichnen, glaube ich die j
Versicherung geben zu können, daß derselbe zu jeder Zeil seine j

interessante Sammlung etwaigen Bouchern gerne öffnen und die
nölhigen Erläuterungen geben wird. — Am 4. Zuni während
des Gottesdienstes, erhängte sich der Alt-Rentmeister Z. zu
Gotzing en, Amts Buchen auf seinem Speicher. Der Verstor-
bene >var schon beiläufig l V? Zabr merklich geisteskrank. —Vor
Kurzem wurde V2 Stunde von Neustadt, auf dem sogenann-
ten obern Vögeliusacker, Gemarkung Saig, zwischen 4 Rothtänn-
chen versteckt, ein schon in Fäulniß übergegangener Leichnam auf-
gefunden- Er gehörte einem etwa 30jährigen Manne, dürfte
schon über 6 Monate gelegen haben und ermordet worden sein.
Hierauf läßt wenigstens ein zackiger Riß im Schädel und der
Umstand scyließen, daß zwischen die Zähne ein fest zusammen ge---
ballreS Schnupftuch (gezeichnet I. B.) gezwängt war. Die aufge-
fundencn Kleidungsstücke, theilwcise nur Bruchstücke, lassen ver-
mulhcn, der Verunglückte sei ein Krämer aus Krain in Oester-
reich, welche häufig die Märkte des Schwarzwaldes besuchen.
Hoffen wir, daß den thätigen Nachforschungen des großh. Amts
Neustadt, das die Untersuchung leitet, die Ermittlung des oder
der Thä-er gelinge. — Die am 0. Zuni von den Sängergesell-
schuften „Gemng-Verein" und „Concordia" im Locale der Har-
monie zu Freiburg veranstaltete Wiederholung der Badener
Festchöre wurde m.ch der „Freiburger Zeitung" von den zahl-
reich versammelten Zuhörern recht beifällig ausgenommen und
vielfach der Wunsch geäußert, daß solche vereinigte Produktionen
noch öfters sich wiederholen möchten.
Die Polizei-Vorstände der größeren deutschen Residenz-
städte werden sich, und zwar, wie es heißt, noch in diesem Mo-
note zu der alljährigen Conferenz in München versammeln.
Würzburg, 6. Juni- Heute istHerrAppellationsgerichts-
rath Dr- Weis nach Eichstätt abgereist. (N. W. Z)
x König Mar wird die Pfalz besuchen und am 11. in
Ludwigshöhe übernachten.
* Vom untern Gebirge wird gemeldet, daß jetzt fast
allenthalben Traubenblüthcn gesunden werden; die Hauptweinorte
stehen somit in Bezug auf den Blüthcnanfaug dem vorigen Zahre
gleich.
Mainz, 6. Jun. Generast Lieutenant von Ronin ist zum
commandirendcn General des 7ten Armeecorps lau die Stelle
d.s verstorbenen Generals von Schreckenstein) ernannt. Sein
Nachfolger als Vic^gouverneur von Mainz wird General-Lieute-
nant von Reizensiein, bisher in Frankfurt. Der Commaudeur
des hier garnisonirenden k. preußischen 39sten Regiments, Oberst
V. Fallens, verläßt unS gleichfalls, und kommt als Brigadecom-
mandeur nach Erfurt. (A- Z-)
* Tie erste Sitzung der deutschen Fvrstwirthe vom 7. Zuni
zu Frankfurt, war von 300 Forstmännern besucht. Oberfvrst-
rath RöSfeld von München wurde zum ersten, Obeeforstrath Bose
von Darmstadt zum zweiten Präsidenten, und Forstmeister Schott
von Schettcnstein von Frankfurt zum Schriftführer erwählt.
* Neuerdings ist in der Musenstadt Jena'die Zdee aufgetaucht,
alle die Häuser, in denen nachweislich Persönlichkeiten gewohnt
haben, die später berühmt geworden, mit den auf Tafeln geschrie-
benen Namen dieser ihrer ehemaligen Bewohner zu bezeichnen, was
einen, interessanten „Führer durch Zena" und eine orginellc äena
lilorula geben müßte.
Die nächste Generalkonferenz des Zollvereins, auf welcher
auch die Erweiterung der Handelsbezsihungcn zu Oesterresch in
ernste Erwägung gezogen werden soll, wird am 10 August die-
ses Jahres in Hannover eröffnet werden.
* Preußen hat in der jüngsten Biiudestagssitznug einen
Antrag auf Wiederaufnahme der Verhandlungen wegen Aufheb-
ung der Spielbanken gestellt.
* Die neuesten ärchlichen Urthcile über den Zustand des Königs
von Preußen, lassen glauben, daß derselbe bis Oktober wieder
selbstständig die Regierung führen wird.
 
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