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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 285 – Nr. 310 (1. Dezember – 31. Dezember)
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Nr. 290
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1427

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Erscheint, Montag? ausgcnom- Auzeiges wcrdeu in dem„Mallll-
Str. rs« LplN-S?l-mL Dienstag, 7. Dezember NÄÄKVVL 1M8.
haltungsblatte oierteljährl. L fl. die geu?öhnl.Zell: berechn, mit Äkr.

Karlsruhe, 6. Dezbr. Aus der Zahl der bildenden Künstler:
Maler, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher w. hat sich in jüng-
ster Zeit ein „Künstlerverein" gebildet und eine paffende Räum-
lichkeit im zweiten Stock des Gasthauses zum Waldhorn dahier
als Vereinslokal erwählt, woselbst sich jeden Abend die Mitglieder
einfiuden. Der Zweck des Vereins soll vorzugsweise in der Ver-
folgung der Künstler-Interessen liegen, welcher sich nebenbei die
gesellige Unterhaltung anschließt. Auch außerordentliche Mitglieder
werden in den Verein ausgenommen, so daß es jedem Kunstfreunde
ermöglicht ist, sich im Kreise von Künstlern bewegen zu können,
wo schon die Namen: Lessing, Schirmer und Andere deS Anziehenden
Vieles bieten. Zur Deckung der Vereinskosten ist ein monatlicher
Beitrag von 30 Kreuzern zu leisten. Möchte das Wirken deS
Vereins mit segensreichen Folgen begleitet sein. (K. A.)
* Unser vaterländischer Bildhauer Reich erhielt in den jüng-
sten Tagen von Sr. K. Hoheit dem Großherzoge den huldvollen
Auftrag, für dessen höchstseligen Vater ein Denkmal zu entwer-
fen und zu modelliren. Das kolossale Standbild soll in Erz
gegossen und in der Nähe des Erbprinzengartens in Karlsruhe
aufgestellt werden.
* Die Rastatter BesatMigsangelegenheit ist leider noch
nicht erledigt, wie in diesen Tagen verlautete. Oesterreich und
Baden sollen den Vorschlag gemacht habens während sechs Mo-
naten diese Frage nicht beim Bunde anzuregen, sondern dieselbe
durch direkte Unterhandlungen der Erledigung zuzusühren. Jin
Interesse der äußern Erscheinung der deutschen Einheit wäre zu
wünschen, daß innerhalb dieser Zeit eine Erledigung erfolgen
möge.
* Am 28. v. M- wurde die neue Kirche zu Nassig feier-
lich eingeweiht-
* In Landstuhl hat sich ein 54jähriger Mann Namens
Peter Pettersheim der Behörde gestellt, und erklärt, daß er vor
34 Jahren zwischen den Orren Hauptstuhl und Homburg in
Gesellschaft zweier Hausknechte einem Fuhrmann die Summe
von 900 fl. abgenommen habe- Von diesem Gelde habe er
200 fl. erhalten; sein Gewissen lasse ihm keine Ruhe, und des-
halb sei er aus Frankreich, wo er Aufseher in einem Konfikte
war, zurückgekehrt, um seine Strafe zu empfangen!
* Am 6. Dezember sanden in ganz Bayern die Vorwah-
len zu den neuen Kammern chatt.
Bamberg, 3. Dez. In der Zwangsarbeitsanstalt Klo-
sterebrach ist vorgestern ein großes Verbrechen verübt worden.
Ein Sträfling, welcher noch eine fünftägige Strafzeit zu erstehen
hatte, erschlug einen Gefängnißwärter, legte dessen Kleider an und
suchte damit durchzukommen. Vor den» Ausgange wurde er je-
doch, da er seine Holzschuhe abzulegen vergessen hatte, von, Ober-
ausseher erkannt und ergriffen. Der Verbrecher setzte sich heftig
zur Wehr und brachte dem Oberaufsehcr einen bedeutenden Sä-
belhieb bei, der diesen kampfunfähig machte. Nur mit Mühe ge-
lang es, den Verwegenen zu entwaffnen und festzunehmen. Der
Untersuchungsrichter am k- Bezirksgerichte dahier ist bereits zur
Instruktion nach Ebrach abgereist. (R. C )
-- Am 4. Dezember verurtheilte der Schwurgerichtshof der
Pfalz in seiner Sitzung zu Zweibrücken die Margaretha Echter
aus Neustadt wegen Kindsmord zum Tode.
* Der Heilbronner Pfarrgemeinderach hat, wie die
„Ulmer Schnellp." berichtet, aus Frömmigkeit das dasige Thea-
ter für die Sonntage schließen lassen.
* Der vor einiger Zeit seinem Dienstherrn Hirschhorn in
Frankfurt mit einem Geldbeträge von 10,009 fl. durchgegan-
gene Ausläufer Andres, der bekanntlich in Mainz arretirt wurde,
stand am 2. Dezember zu Frankfurt vor dem Zuchtpolizeigerichte,
und wurde zu 3H^ Jahr geschärfter Zuchthausstrafe verurtheilt.

Wem die ausgesetzte Belohnung von 300 fl. zu Theil werden
soll, ob dem Frankfurter Schuhmacher, der durch einen Brief zu-
erst seinen Aufenthaltsort erfuhr, oder der Mainzer Polizei,
welche die Verhaftung unternahm, ist noch unentschieden.
Frankfurt, 4. Dez. In einem hiesigen Handlungshause
ist vorgestern der ansehnliche Geldbetrag von etwa 5000 fl. in
Werthpapieren entwendet worden. Der Verdacht fiel sogleich aus
den Ausläufer, welcher alsbald gefänglich eingezogen wurde.
DaS entwendete Geld ist im Versteck des Holzstalles , wohin es
der Dieb gebracht hatte, bereits aufgesunden worden. (Fr. Pz.)
* Am 4. Dezember sand in Löbau die Hinrichtung des
Gattiumörders Job- Heinrich Ullrich statt. Der durch zwei In-
stanzen zum Tode verurtheilte Mörder suchte um Gnade nach,
wurde aber abschläglich beschieden. Es ist dies die erste Hin-
richtung unter der Regierung des Königs Johann.
* Der vielbesprochene Dr. Lämmer in Berlin, welcher in
Folge einer Schrift über die vortrideutinische katbolische Theo-
logie den großen Reformationspreis der Stadt Berlin,! erhielt,
um denselben zu seiner weiteren Ausbildung zu verwenden, legte
in der Pfarrkirche zu Braunsberg das katholische Glaubeus-
bekenntniß ab, um in das dortige Prusterseminar einzutreten.
Wie die Berliner „Bank- und Handelsztg." erfahrt,
haben über 300 Jsraelitengemeinden eine Eingabe au den Prinzregen-
ten gerichtet, worin die Bitte ausgesprochen Et, die Regierung
möge auf dem Wege diplomatischer Vermittlung die Rückgabe
deS der Familie Mortara entzogenen Kindes erwirken.
* Die Aachen-Münchener Feuerversicherungsgesellschaft über-
gab dem Prinzen Friedrich Wilhelm bei seiner Vermählung die
Summe von 5000 Thlr., um dieselbe wohlthätigen oder gemein-
nützigen Zwecken znzuwenden. Prinz Friedrich' Wilhelm hat
diese Summe nun der in Köln zu gründenden polytechnischen
Schule zngedacht.
Berlin, 2. Dez. Gestern fand die zweite diesjährige
Generellversannnlung der hiesigen Gustav-Adolf-Stiftung unter
zahlreicher Betheiligung statt. Der Verein zählt 1014 Mitglieder.
Die diesmal zur Vertheilung kommende Summe beträgt fast
4500 Thlr., davon erhielt der Hauptverein statutenmäßig
also 3000 Thlr., und 1500 Thlr- blieben der Stiftung zur
Verfflgung Das Stammkapital beträgt zur Zeit 8850 Thlr.
Der neue Oberpräsident der Nheinprovinz, Herr v. Pom-
mer-Eicke, ist in Eoblenz cingetroffen, und hat bereits sein
neues Amt angetreten.
" Professor OlSHausen, der von der dänischen Regierung
wegen seiner deutschen Gesinnung Vertriebene, berühmt" Orien-
talist, seither Professor in Königsberg, ist in daS preußische Un-
terricktsnünisterium berufen worden.
* Die „Wes. Ztg" enthält eine Bekanntmachung des Ver-
waltungsratheö des „Norddeutschen Lloyd", der zufolge die amt-
liche Untersuchung über die - Entstehung des Feuers auf dem
Dampfschiffe „Hudson" die Nftacke desselben nicht hat ermitteln
können, das Feuer aber wahrscheinlich im Maschinenraum aus-
gebrochen ist.
* Der in Rostock seines Amtes entsetzte Prof. Baumgarten
erhielt einen Ruf als Superintendent nach Frankfurt a. d. O.
Prof. Baumgarten lehnte diesen Ruf jedoch ab, weil er keine
Angelegenheit mit der mecklenburgischen Curie vor Allem zur
Ausführung bringen will.
Aus Göttingen kommt eine Trauerbotschaft, dic'in weiten
Kreisen Theilname wecken, und die Befreundeten in Nähe und
Ferne tief schmerzen wird. Die edle Gattin des großen Mathe-
matikers Dirichlet ist am 1. Dez. plötzlich gestorben. Sie war
die Schwester von Felir Mendelssohn-Bartholdy und Fanny
Henselt, beide geistesverwandt, beide ebenbürtig an Adel der
 
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