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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 103 – Nr. 128 (1. Mai – 30. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0525

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1858.

* Mannheim, 20. Mai. Von der hier lebenden Dich-
terin Fräulein Julie von Düngern wurde dieser Tage in
München ein Lustspiel: „Die weiße Rose" mir vielem Beifalle
gegeben. Die gesammte Münchener Kritik spricht sich sehr gün-
stig über die Anlage und Ausführung dieses Stückes aus, und
knüpft schöne Hoffnungen an dieses Werk der geistreichen Ver-
fasserin. Eben so hat ein durchaus kompetenter fürstlicher Richter
der geschätzten Verfasserin sehr aufmunternde und warme Aner-
kennung bezeugt. Wir erlauben uns, dieser ehrenden Anerkennung
einer heimischen Dichterin unsere Hochachtung anzufügen, die wir
aus anderen Gebieten der Literatur für ihre geistigen Schöpfungen
hegen. So begegneten wir dieser Tage in Hackländer's „Haus-
blätter" einer sehr hübschen Dichtung: „Erlebtes und Erträumtes,"
die den Wunsch rege macht, noch recht oft der verehrten Dichterin
zu begegnen.
* Auö Baden. Der großh. Galleriedirektor Herr Lessing
ist in Karlsruhe eingetroffen. — Der königl. würtemb. Hosthea-
terintendant Hr. v. Gaü von Stuttgart war am 18. Mai eben-
falls daselbst angekommen und hatte die Ehre, von Sr. Königl.
Hoheit dem Großherzog empfangen und zur großh. Tafel gezogen
zu worden. — Zu dem an den Pfingstfeiertagen in Baden ab-
gehalten werdenden Männergesangfeste wird die großh. Direktion!
der Verkehrsanstalten für die Personenzüge eine Vermehrung in.
folgender Weise eintreten lassen: 1. am 23. Mai: 1) Ertrafabr,
von Karlsruhe nach Baden: Abfahrt i13o VM., Ankunst 125v
2) Ertrafahrt von Baden nach Karlsruhe: Abfahrt NM-
Ankunft: 2^9 NM- 3) Ertrafahrt von Offenburg nach Baden
Abfahrt 920 Morgens, Ankunft 1043 M, 4^ (Z^rafahrt von Ba-
den nach Kehl: Abfahrt 820 Abends, Ankunft 1(0 Nachts. 11.
Am 24. Mai: 1) Ertrafahrt von Mannheim nach Baden: Ab-
fahrt 530 Morgens, Ankunft 93» Morgens. 2) Ertrafahrt von
Baden nach Mannheim: Abfahrt 73v Abends, Ankunft 11^ Nachts.
3) Ertrafahrt von Freiburg und Kehl nach Baden und von Ap-
penweier nach Kehl: Abfahrt von Freiburg Morgens, An-
kunft 9^ ch Baden- Abfichrt von Kehl nach Baden 730 Mor-
gens. 4) Ertrafahrt von Offenburg nach Freiburg: Abfahrt 8so
Abends, Ankunft ll^ Nachts. 5) Ertrafahrt von Baven nach
Kehl, resp. Offenburg, und von Kehl nach Appenweier: Abgang
in Baden 8?o Abends, Ankunft in Appenweier .933 Abends; Ab-
gang in Kehl 9 Uhr Abends, Ankunft in Appenweier 925 Abdö.;
Abgang in Appenweier 938 Abends, Ankunft in Kehl 1(N Abds.:
Abgang in Appenweier 938 Aoends, Ankunft in Offenburg 953
Abends. Die in dem Fahrplane für den Winterdienst vorgesehene
Ertrafahrt zwischen Karlsruhe und Bruchsal am 23. Mai fin-
det ebenfalls statt. Von Karlsruhe gehen respektiv passiven durch
Ertrazüse nach Baden, wie folgt: am 23 Mai: Abfahrt 1130
Vormittags nach Baden; am 24 Mai: Abfahrt 8* *o Mor-
gens nach Baden: Abfahrt 855 Abends nach Mannheim.

Drei Concerte.
* Mannheim, 20. Mai. Eine der schönsten Gottesgabe«,
womit der Schöpfer den Menschen erfreut, ist der Gesang.
Diese tiefgefühlte Wahrheit ist so alt, als die Menschheit selbst.
In jeder Menschenbrust begründet, gehört eigentlich die Weihe
-des Gesanges dazu, diese herrliche Gabe recht zu feiern.
Doch dafür ist schon längst und in vielfach unerreichbarer
Weise durch Kunst und Poesie gesorgt. Ter Gesang selbst feiert
sich stets neue Triumphe: der Sanger theilt seine innersten Ge-
fühle mit und vereint den Hörer sympathetisch mit sich selbst-
Großes und Edles, Schönes und Herrliches zu schaffen, ist dem
Gesänge gegeben. Bildung und Gesittung durch Gesang zu
schaffen, ist kein leerer Wahn. Den Volksgesang z. B. darf man
des Volkes Seele nennen. Des Volkes Lieb' und Lust spricht sich
darin aus; seine Leiden und Freuden lassen sich in seinem Gesänge
erkennen.
Es ist deßhalb wohl auch verdienstlich, den Gesang zu hegen
und zu pflegen. Gewährt doch der Gesang seinen Pflegern selbst
oft noch höhere Genüsse, als die dankbaren Gefühle der Hörer
dies treu genug auszusprechen vermögen. Aber nicht nur Lust
und Freude gewährt der Gesang; die wohithuenden Gefühle schwin-
den nicht immer mit dem letzten Tone eines begeisterten Gesan-
ges. Die Wirkungen eines würdigen Sanges sind immer realer
Natur. Wo aber Ursachen und Wirkungen des Gesanges zusam-
menstimmen, da ist die Harmonie der Verhältnisse wohl herrschend.
Mannheim darf sich deS Ehrennamens einer musika-
lische» Stadt freuen- Nach den verschiedensten Richtungen
hin wird die edle GesangeSkunst stets zum Würdigen gepflegt.
In den Schulen wird der Volksgesang angebahnt; in den ver-
schiedenen Vereinen an der Ausbildung des Gesanges aus's flei-
ßigste gearbeitet; im Theater und desi musikalischen Akademien
die möglichste Vollendung angestrebt.
So sehr unsere zahlreichen Gesangeskräste auch in den ver-
schiedenen Vereinen zerstreut sind, so fehlt doch nie die Harmonie,
wo es gilt, eine schöne Aufgabe zu vollbringen, einen edlen Zweck
zu erreichen.
Die bevorstehenden Tage des Badener SängerfesteS wer-
den das Eine beweisen, wie die zwei Concerte der vereinten
Sänger Mannheims im letzten Jahre das Andere in so erheben-
der Weise beurkundeten. Das erste Concert schuf ein nationaler
Sinn zur Linderung nothleidender Brüder in Schleswig und
Holstein. Das zweite Concert bezweckte eine Unterstützung für
die durch die Gewalt des Feuers in Elend und Noch gebrachten
Bewohner von Furtwangen.
DaS dritte Concert wird nächsten Frohnleichnamstag
zum Besten des „Allgemeinen Kranken-Unterstützungs-
Vereins in Mannheim" stattfinden.
Wahrend sich unsere Sänger durch solch' edle Anwendung
des Gesanges im Norden unseres theueren Vaterlandes in den
Herzen bedauernsmerther Unglücklichen einen leuchtenden Dank-
altar der Liebe errichtet, der damals viele Sänger von Nah' und
Ferne zu gleichem Liebeswerke begeisterte; haben sie sich in den
wieder erbauten Häusern der Stadt Furtwangen ein sichtbares
Zeichen ehrender Erinnerung ausbewahrt. Zur Vollendung der
heiligen Zahl soll ein drittes Concert dienen, das in seiner Folge
reiche Anerkennung dankbarer Liebe unfern Sängern weihen wird.
Der „Allgemeine Kranken-Unterstützungs-Verein" hat zum
Zwecke, die zahlreichen hier bestehenden „Bruderschaften" zu einem
einzigen Vereine zu vereinen, der allein nur in sich selbst die Er-
füllung seiner Aufgabe trägt: seine erkrankten Mitglieder ausdauernd
zu unterstützen und seine verstorbenen Glieder würdig zu beerdigen.
Der Anfang zur Vereinigung ist gemacht; die Zeit wird sie
vollenden.
Das bevorstehende Concert der vereinten Sänger Mannheims

soll dem Werke die Weihe geben. Diese Weihe verleihe
dem „Allgemeinen Kranken-Unterstützungs-Verein" bei seinem
ersten Erscheinen in der Oeffentlichkeit sittliche Kraft und mora-
lische Unterstützung, sein hohes Ziel ungeschwächt zu erreichen.
Die Bewohner Mannheims aber tragen gewiß mit erheben-
der Liebe zur Erreichung dieses Zweckes gerne ihr Scherflein bei.
Wo unsere Sänger neben der Pflege des Gesanges zu eigener
Lust und Freude so bereitwillig jede schöne und große That un-
terstützen, fehlt das wohlthätige Publikum Mannheims nicht zur
Vollendung der Harmonie.
Näheres über dieses Concert für den „Allgemeinen Kranken-
UnterstützungS Verein" wird wohl schon in den nächsten Tagen
mitgetheilt werden können. Für heute nur noch die beachtens-
werthe Mittheilung, daß die Blanck'sche Musikgesellschaft un-
entgeldlich dabei mitzuwirken sich anerboten hat.
Möge den vielversprechenden Anfang ein würdiges Ende krönen!

Erscheint, Montags ausgenvm-
Men. täglich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Unter-
haltungs blatte visrtelfährl. L-L kr.

Anzeigen werden in dem„Mann-
AI Heimer Anzeiger" und dem täqU-
OrcNLW »mm Een „Strapenplakat" zusammen
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