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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 285 – Nr. 310 (1. Dezember – 31. Dezember)
DOI Kapitel:
Nr. 297
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1858

Erscheint, Montag» auSgmom- Anzeigen werde« in dem „Maun-
Att? men, täglich Morgens iü 1800 MittWock. DtreMÜer h/mer Anzeiger" und
LV I Exempl. nnd koste! mit dem Unter- chen „Straßenplakat" zusammen
haliunqsblat;e oiertelsährl. L st. die gewöhnl.Zeile berechn, mit Tkr.

* Mannheim, 15. Dezbr. Herr Prof. Schmitt, bisher
Spitalpsarrer und Religionslehrer am hiesigen Lyeeum, geht
heute als Direktor des Konviktes nach Freiburg. An dessen
Stelle tritt Herr Windsches, seither Pfarrverweser in Hand-
schuchöheim, früher Kaplan an der hiesigen unteren Pfarrkirche.
* Mannheim, 15, Dez. Heute früh halb 9 Uhr begin-
nen die Sitzungen des 4. Quartals für den Unterrheinkreis.
Zur Verhandlung kommt heute die Anklage gegen Hyacint
Braun von Nußloch wegen Diebstahls und Lussauna Braun
wegen Begünstigung desselben. Wie bereits mitgetheilt, endigt die
letzte Session dieses Jahres erfreulicherweise schon nach 4 Tagen,
also am nächsten Samstage.
* Mannheim, 11. Dez. Wagenwärter Herrmann von
Ostenburg ist glücklicher, als so mancher andere Erfinder. Kaum
sind es wenige Wochen, seit seine Erfindung eines verbesserten
Schmier-Apparats für Eisenbahnen anerkannt wurde, und bereits
ist sie in Bayern, Sachsen, Frankreich und England pateutirt.
Wir 'wünschen dem Erfinder den reichsten Genuß aus seiner,
ungeheure Ersparungen erzielenden Erfindung.
* Mannheim, 11. Dez. Mit dem Anlangen der letzten
Gewinne von der Industrie-Ausstellung zu Mllingen sind hier
und dort auch die letzten Klagen verhallt. Während in Villiu-
gen dem Comite die Gewinne zu lange auf dem Halse lagen,
kamen sie theilweise den Gewinnern hier zu spät an. Im Gan-
zen brachten die hier abgesetzten 1000 Loose etwa 40 Gewinne
hierherk
fi Mannheim, 14. Dez. Stand der Fremden hiesiger
Stadt, vom 10. — 13. Dez. 768 Personen.
Vom badischen Unterrheiu, 12. Dez. Wie von Mann-
heim aus eine Abordnung nach Karlsruhe ging, um den Groß-
herzog als obersten Landesbischof um sofortige Einführung
der neuen evangelischen Gottesdienftordnuug (Agende) zu bitten,
so war eine gleiche Abordnung in demselben Betreff auch von
Heidelberg am letzten Freitage in der Residenz. Bei der Depu-
tation waren dem Vernehmen nach Hr. geh. Kirchenrath Pro-
fessor Dr. Hundeshagen, Herr Buchhändler Karl Winter und
Herr Kaufmann Zimmermann. Die Petition war außer ihnen
u. A- auch von mehreren Heidelberger Professoren der Theologie
unterzeichnet, wie von den Geheimen Kirchenräthen Umbreit und
Rothe. Daß sich an der höchsten Ortes gegen die Einführung
der Agende eingereichten Petition ebenfalls Universitätsprotessoren
bctheiligtcn und Herr Geheime Rath Professor Dr. Rau nut bei
der Deputation war, ist schon von anderer Seite berichtet wor-
den- (Fr. I.)
Aus Baden 10 Dez. Die neueste Volkszählung wird darthun,
daß die Bevölkerung in Baden in neuester Zeit wiederzugenom-
men hat. Seit dem Jahr 1846 war dies umgekehrt der Fall, da
in Folge der ungewöhnlichen Auswanderung Vie Seelenzahl im-
mer weiter gesunken war. Jetzt ist aber Vie Auswanderuugslust
verschwunden und man hört höchstens nur von solchen Auöwa-
derern, welche wegen verwandtschaftlicher oder geschäftlicher Bezieh-
ungen fast genöthigt sind, das Vaterland zu verlassen. Auch lei-
sten weder die Regierung, noch die Gemeindur gegewärtig den
Europamüden einen Vorschub, wie es früher der Füll war, da
Ueberfahrtskosten und ein Viatikum für die erste Zeit in Amerika
dargereicht wurden. Manche Gemeinden haben sich auf diese
Weise zu ihrem Nachtheil mit erheblichen Kosten ihrer nokhwendigften
Arbeitskräfte entäußert und beklagen jetzt ihren voreiligen Schritt.
* Neben dem „Heidelberger Journal" erscheinen von Neu-
jahr an in Heidelberg noch 2 Tageblätter, eines im Verlage
von Emmerling und das andere im Verlage von Adlon.
Buchen im badischen Odenwald. Wenn ein Mann in
irgend einem Fache etwas Gediegenes leistet, so darf es der

Oeffentlichkeit nicht vorenthalten bleiben. Nach einem Artikel
aus London, der auch bereits in mehrere deutsche Blätter über-
ging, hatte am 20. Nov. ein sogenannter Professor, Carodos ge-
nannt, in der Kunst des Rasirens Außerordentliches geleistet,
indem derselbe innerhalb 60 Minuten 70 unrasirte Arbeiter mit
besonderer Geschicklichkeit ihrer Bärte beraubte, und gewiß keiner
seiner enthusiastischen Zuschauer glaubte, daß er jemals übertrof-
fen werden würde. Aber siehe da, wieder ists ein Deutscher, der
den hingeworfenen Handschuh ausgenommen und siegreich aus
dem Kampfe hervorging. Am 1. d. M , präzis 7 Uhr, bei
gut erleuchtetem großen Rathhaussaale, in Gegenwart zweier
Schriftführer, mehrerer Urkundspersonen, sämmtlichen Gemeinde-
räthe, der hiesigen Herren Beamten, und einem zahlreich nahe
an 500 Personen jeden Standes anwesenden Publikums begann
Chirurg Dr. Baumann von hier in Begleitung mehrerer mit
Seifenschüssel, Servietten und Messer tragenden flinken Burschen
und nach vorliegenden zweien Uhren auf ein gegebenes Zeichen
die Operation, und Schlag 8 Uhr waren bei der lautlosesten
Stille und ohne die geringste Verletzung 94 Personen jeden Al-
ters sauber rasirt. Unter nicht enden wollendem Applaus ver-
ließ der Gefeierte unter Musikbegleitung mit starkem Gefolge den
Saal, um mit seinen Zuschauern und Verehrern im Gasthaus
zum Prinz Karl einen recht vergnügten Abend zu verbringen,
wozu aber besonders eine Rede in humoristischem Sinne, von Döl-
linger aus Hainstadt gehalten, sehr viel beitrug, (O. B.)
- Zu der Conferenz in Karlsruhe über den Eisenbahn-
streit im Kanton Schgffhausen hat der Bundesrath Herrn
Bundesrath Stämpfli abgeordnet.
* In Karlsruhe hat sich im Bürger-Verein eine Anzahl
evangelischer Gemeindeangehörigen versammelt unddarüber berathen,
welche Mittel und Wege einzuschlagen seien, um gleichfalls eine
Adresse gegen die Agende an Se. Kgl. Hol), den Großherzog
gelangen zu lassen.
Karlsruhe, 12. Dez. Ungeachtet mancherlei Anfeindungen,
welche in der neuesten Zeit durch Worte und Schrift gegen die
Badische allgemeine Versorgungsanstalt vorgebracht wurden, fand
doch nach und nach ein solcher Beitritt statt, daß vor wenigen
Tagen die laufende Jahresgesellschaft, bestehend aus den Beigetre-
tenen von 1857 und 1858 geschlossen werden konnte. Bezüglich
der bevorstehenden Reformen dieser Anstalt sind die Vorarbeiten
beendigt, und befinden sich in den Händen eines ausgzeichneten
Finanzmanues, welcher der zu berufenden Generalversammlung
s. Z. Vortrag erstatten wird. (Fr. Z.)
* In der Großh. Kunsthalle zu Karlsruhe sind gegen-
wärtig Oelbilder und Skizzen dasiger Künstler ausgestellt, welche
als Weihnachtsgaben zum Besten der Stadt-Armen verloost (12
kr. das Loos) werden sollen.
Freiburg, 11. Dez. Der Bonifaziusverein der Erzdiö-
zese Freiburg, dessen Zweck bekanntlich die Unterstützung der in
protestantischen und gemischten Gegenden Deutschlands und der
Schweiz lebenden Katholiken in Bezug auf Seelsorge und Schule
ist, hat im verflossenen Jahre reichlichere Spenden als früher
erhalten, im Ganzen 2269 fl. 26 kr. (F. Z)
Freiburg, 13. Dez. Gestern Abend wurde von der hiesigen
Feuerwehr dem Herrn Prof. Dr. Frick, deren Ches derselbe ist,
aus Anlaß des ihm verliehenen Zähringer Löwen-Ordens ein
Fackelständcheu gebracht. (Fr. Z.)
Konstanz, 11. Dez. Das seit mehreren Jahren dahier
bestandene Anmeldebureau für angeworbene Rekruten in neapo-
litanische Dienste ist gestern in Folge höherer Weisung geschlossen
worden, und es sind die neapolitanischen Werboffiziere und
Agenten von hier nach Bregenz abgereist, (Konst. Z.)
* Am 8. Dez- verurtheilte der Schwurgerichtshof der Pfalz die
 
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