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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 154 – Nr. 180 (1. Juli – 31. Juli)
DOI Kapitel:
Nr. 171
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0733

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1838

Erscheint, Montags ausgenom-
Wv 17"ß Den, täglich Morgens m 1800
Excmpl. und lostet mit LeM Unter-
haltungsblatte vierteljährl. L-L kr.

' Mannheim, 20. Juli. Nach dem „B.C.-B." verfügte
sich in voriger Woche eine Deputation von Gemeindebeamten
aus den zum Amt Ladenburg gehörigen Ortschaften Ilvesheim,
Käferthal, Sandhofen und Wallstadt., nach Karlsruhe, um eine
Vorstellung zu übergeben, welche dahin gerichtet war, die Zuthei- i
lung dieser Gemeinden zum Stadtamt und Amtsgericht Mann- !
heim zu veranlassen. Die Nähe von hiesiger Stadt und die
Verkehrsverhälrnisse, welche mit Ladenburg nichts zn schaffen ha-
ben, gaben den petitionirenden Gemeinden einen hinreichenden
Grund zu ihrer Bitte.
* Mannheim, 20. Juli. Fürst Clemens Metternich, gewe-
sener Staatskanzler von Oesterreich, passirte heute unsere Stadt,
um den Sommeraufenthalt auf Schloß Johannisberg zu nehmen.
* Mannheim, 20. Juli. Unter dem Namen der unbe-
kannte Sänger produzirte sich fetzt in drei Abenden Herr W.
Brandt aus Hamburg. Uns war dieser Sänger von seinem
Auftreten aus früheren Jahren und namentlich aus den Zeitungen
der Umgegend auf's vortheilhafteste bekannt. Wäre dieses jedoch
auch nicht gewesen, so verdient die ganze Erscheinung dieses Sän-
gers eine unbedingte Aufmerksamkeit. Die Art und Weise seines
Vortrags, zu einer Orgel zu fingen, hat etwas seltenes; sein seelen-
voller Vortrag gewählter Lieder aber etwas anheimelndes, be-
kanntes- Dabei hat der Vortrag auch eine künstlerisch beachtens-
wertste Seite, so daß es in der That zu den Genüssen gezählt
werden darf, diesen Länger zu hören, was Niemand bei seinem
letzten Auftreten versäumen möge.
— Mannheim, 20. Juli. Es ist ein erfreuliches Zeichen
der Zeit, daß nach jahrelanger Theilnahmlosigkeit für die in hie-
siger Stadt dermalen stattfindenden Erneuerungs-, resp. Ergän-
zungswahlen des großen Bürgerausschusses, die Betheiligten ein
so lebhaftes Interesse an den Tag legen und dadurch das Be-
wußtsein der Pflichten und Rechte des Gemeindebürgerö in wür-
diger Weise zur Geltung bringen. — Selbst der aus dem Schooße
der Gemeindebehörde hervorgegangene Wunsch, daß eine das Ge-
meindeleben erfrischende Opposition gebildet werden müsse, ist wie
durch einen Zauberschlag auch bei der Bürgerschaft in Fleisch und
Blut übergegangen und deren gesundem Sinne, wie dem richtigen
Verstandniß des eigenen Interesses, ist es nunmehr in die Hand
gegeben, sich nach bester Ueberzeugung durch Abgabe der Wahl-
zettel auszusprechen! Die da und dort seither laut gewordene
Verdächtigung, als wünsche man die früheren theils vor-, theils
nachmärzlichen Zustände zurückzuführen, verdient wenig oder keine
Beachtung, denn davon kann vernünftiger Weise überhaupt, sicher-
lich aber bei der Ergänzungswahr des großen Ausschusses gar
keine Rede sein, weil es sich dabei zunächst darum handelt, daß
man sich bemüht von einander abweichende Ansichten lediglich in
Bezug auf Gcmeindeangelegenheiten, durch Persönlichkeiten, welche
man von der einen oder der anderen Seite in Vorschlag bringt,
thatsächlich durchzuführen, in welchem Bestreben nur ein lebens-
fähiger Keim und Sinn, keineswegs aber ein Gebahren gefunden
werden kann, welches an längst vergangene und vergessene Zeiten
erinnert. Darin, daß in den letzten Jahren im hiesigen Gemein-
dehaushalte Mancherlei geschah, was sich nicht der allgemeinsten
Zustimmung zu erfreuen hatte, mag vorzugsweise der Grund
zu suchen sein, daß man bestrebt ist, in gesetzlicher Weise
einen andern Zustand herbeizuführen, und in 'wie weit dieses
gelingt, wird die Zeit lehren. — Wir sehen dem Ausgange
der noch offen stehenden Wahlen der mittel- und höchst-
besteuerten Klasse der hiesigen Bürgerschaft ganz beruhigt entgegen,
und halten uns überzeugt, daß weder Drohungen und Einschüch-
terungen noch sonstige Machinationen, wie sie leider vorgekommen
sind, ferner im Stande sein werden, die feste Ueberzeugung der
sich bewußten Manneswürde zu untergraben- — Wenn solche
Mittel einen Sieg herbeizuführen helfen müssen, dann kann man
getrost eine Niederlage über sich ergehen lassen.

Anzeigen werden in dem.Maun-
beimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßenvlakat" zusammen
die gewöhnl.Zeile berechn, mit T kr.

! Mannheim, den 20. Juli. Die sogenannten Brief-
j tauben, welche durch ihre Eigenschaften, des raschen ausdauern-
den Fluges und der fast immer sicheren Rückkehr zur gewohnten
Zuchtstätte bekannt sind, gaben schon ost Veranlassung zu ver-
! schiedenen Unternehmungen und bedeutenden Wetten. So kam
Anfang dieses Monates ein Abgesandter einer Gesellschaft in
Vervier dahier mit 81 solcher Tauben an und ließ dieselben, nach-
dem alle mit einem Controlestempel bezeichnet worden waren, am
4. Juli, Morgens präcis 5 Uhr, fliegen. Nach jetzt eingetroffe-
nen Nachrichten kam die erste Taube am Orte der Bestimmung
um 9 Uhr 32 Minuten Morgens, also schon nach 4 Stunden
32 Minuten an. Die Entfernung beträgt über 70 Stunden.
Ueberhaupt find zwischen 9 und 10 Uhr des Morgens 10 Tau-
ben und im Lause deö Tages ün Ganzen 70 Tauben eingetrof-
fen. Eine der ausbleibenden Tauben wurde bei Coblenz mit be-
schädigten Flügeln gefangen und dürsten die Uebrigen nur durch
ähnliche Ursachen überhaupt ausgeblieben sein-
* Mannheim, 21. Juli. Das Concert des Singvereins,
welches gestern Abend im Aulasaale statthatte, war so zahlreich
besucht, daß das Publikum vom Saal bis zur Treppe dicht ge-
drängt lauschte. Ueber den im Ganzen recht gelungenen Abend
folgt morgen eine größere Besprechung. Für heute nur noch so
viel, vaß die gesellige Zusammenkunft ves Singvereins und seiner
Freunde im Gasthose des Badner Hofes in gemächlicher Heiter-
keit derc schönen Abend recht passend schloß.
ff Mannheim, 20. Juli. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 18.—20. Juli: 777 Personen.
* Aus Baden. Ju Folge allerhöchster Entschließung wurde
AmtSchirurg Forch zmn Amtsgerichtsarzte in Hasloch, und Hof-
gerichtsrath Ludwig Stemps in Mannheim zum Oberhofgerichts-
rathe ernannt. Zwei allerhöchste Ordres (Nr. 31 und 32) be-
stimmen die Versetzung des Lieutenant Rheinboldt vom 2. Jn-
fanterie-Reg. in Mannheim zum 3. Jnf.-Reg. nach Rastatt und
die Versetzung des Oberlieutenant Widmann vom 3. Jnf.-Reg.
zum 3. Füsilier-Bat. — Aus verschiedenen Staatsgebieten lausen
bei der großh. Regierung fortwährend Berichte über die Tabaks-
erndte vom vorigen Jahr, über Verkauf, Verbrauch, Vorrath
und Bedürfniß ein. Die Ausfuhr inländischen Tabaks nach Amerika
wird aus dem dortigen Vorrath zu schließen, auch in diesem Jahre
keine so bedeutende werden. Pfälzer Cigarren sind sogar jetzt nur
mit 25—40 Procent Verlust verkäuflich und selbst bei diesen
Preisen zeigt sich ein großer Rückhalt. Dagegen ist der Bedarf
im Kirchenstaat ein großer; es werden jährlich im Durchschnitt
750 Mill. Pfd-Pfälzerblätter verarbeitet. — Der Heidelberger
Gewerbeverein hat sich in einer Petition an das dortige Oberamt
gewandt und um Aufhebung des Verbots des Blaumontagmachens
der Handwerksgesellen gebeten. Es heißt in dieser Petition, daß
die Folge dieser Verordnung und noch andere Umstände dazu bei-
tragen, daß gerade die tüchtigen Gesellen das badische Land nicht
bereisen und dieses die Meister auf eine höchst empfindliche Weise
berühre. — Das großh. Artilleriegiment wird vom 30. August
bis 18. September das Lager bei Forchheim wieder beziehen.
— Der Karlsruher Liederkranz beabsichtigt ein Concert zum
Besten des Schiller-Denkmals in Marbach zu geben. — Die
Spiel-Bank in Baden-Baden ist wiederholt und zwar jetzt
sechsmal von ein und derselben Person und ein siebentes Mal
von einem anderen Spieler gesprengt worden. Die Verluste sind
bedeutend, das Spiel ward aber stets bald wieder fortgesetzt. —
Das theologische Convikt in Freiburg zählt gegenwärtig in
drei Kursen 121 Alumnen.
* Am 18. Juni wurde bei Mainz der Untertheil eines
weiblichen Leichnams geländer, der schon längere Zeit im Wasser
gelegen hat.
' - Am 18. Juli versammelten sich in Fulda: der Kardinal-
Erzbischof Fürst Schwarzenberg von Prag, der Erzbischof von

Mittwoch, 21 Juli
 
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