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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
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Nr. 46
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0195

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Nr. 46.

Erscheint. Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterbaltuugs - Blaite
vierteljährlich ts-L kr.

Dienstag, 23. Februar

Badischer Landtag.
NS. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Samstag, 20. Februar 1858.
In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurden für
die Jahre 1858—59 zwei Titel des Budgets des Finanzministe-
riums: die Kameraldomänen- und Forstdomäneuvcrwaltnng betr.,
berathen. Die Einnahmen der erstem sind zu 1,259,144 fl., die
Ausgaben zu 716,472 fl. veranschlagt, jedoch von den letztem
200 fl., Aufbesserung der Besoldung des Direktors der Hofdo-
mänenkammer nicht bewilligt worden. Zur Besserstellung des
CollegialpersonalS wurden 3500 fl., für das Kanzleipersonal 4400 fl.
und zur Erhöhung der Gehalte 5"/o nach dem Anträge der
Budgetcommission genehmigt. Bei der Forstdomänen-Verwaltung
sind die Einnahmen für jedes Jahr zu 151,253 fl., die Ausga-
ben zu 707,! 74 fl. veranschlagt; auch hier wurde die für den
Direktor beantragte Besoldungserhöhung von 200 fl. nicht be-
willigt und sonach die Ausgaben auf den Betrag von 706,974 fl.
zurückgeführt. Aufbesserung wurde bewilligt: für die Collegial-
mitglieder und das Kanzleipersonal 2380 fl., für Aufbesserung
der Gehalte 205 fl., für 8 Forstinspectoren 600 fl., für 92 Be-
zirksförster 7800 fl. und für die Waldhut 1200 fl. Eine län-
gere Diskussion wurde durch den Abg.'Klauprecht wegen Ver-
mehrung des Holzhiebes und Erhöhung der Besoldung der Vc-
zirksförster herbeigcführt. Beide Anträge fanden keine Unterstützung;
in letzterer Beziehung wurde jedoch von der Regierungsbank ge-
äußert, daß sie gerne eine Erhöhung in dem Einkommen der
Bezirksförstcr beantragen würde, wenn sie Aussicht auf Geneh-
migung dec Kammer hätte. Es sei indessen allmälig eine Besser-
stellung gegen früher angestrebt und erreicht worden, und sie
werde auch in Zukunft sich noch erweitern können. — Nächste
Sitzung Dienstag, den 23. d-, Vormittags 10 Uhr.

* Mannheim, 22. Febr. Der gestrige Nachmittag ver-
sammelte eine über 100 Personen zählende Gesellschaft im „Euro-
päischen Hofe" zu einem festlichen Mittagömahle, das zu Ehren
des wieder erwählten zweiten Bürgermeisters unserer Stadt,
Herrn C. Nestler, von seinen Wählern und Freunden veran-
staltet war. Der Geist der Gesellschaft bekundete das schöne Le-
ben einer bürgerlichen Eintracht und ächt patriotischen Gesinnung,
welches sich auch in den ausgebrachten Toasten bewies. Herr
Oberbürgermeister Diffene trank auf das Wohl Sr. königlichen
Hoheit unseres geliebten Großherzogs und gedachte mit erheben-
den Worten höchstdessen Bürgerfreundlichkeit und väterlicher Für-
sorge, welche sich bei uns auf das Herrlichste bewähre, da an die
Spitze unserer Gemeinde Beamte gestellt seien, die durch ihre
freundliche und tüchtige Amtsführung Aller Anerkennung und
Liebe sich erworben hätten Herr Stadtdirektor, Grafv. Hennin,
gab der Einmüthigkeit der hiesigen Bürgerschaft, die sich wieder-
holt in der stattgehabten Wahl bewiesen habe, und die nur eine
glückliche zu nennen fei, anerkennende Worte und freudig stimm-
ten Alle Anwesende in das freudige Hoch mit ein, das Herr
Stadtdirektor dem Gefeierten des Tages ausbrachte. Die hierauf
herrschende Stimmung kleidete Herr Irschlinger, Wassenrichter,
durch ein Hoch auf den Herrn Stadtdireetor in lebendige Worte.
Wenn Herr Hoff, Gemeinderach, nachdem Herr C. Nestler
in einem Hoch auf die Bewohner Mannheims für die ihm be-
wiesene Anerkennung und erwiesene Ehre seinen Dank ausge-
sprochen hatte, dem „Geist der Pfälzer" ein GlaS leerte, so zeich-
nete er gewiß das Fest auf das treffendste, da der gcmüthlicbe,
frohe Geist der Pfälzer niemals vergißt, dem Verdienste seine
Früchte darzubringen. Möge Herr E. Nestler diesen Geist mit
seinen Wünschen entgegcnnehmen und bewahren, und möge er
ihm stets ermunternd bei seinen schwierigen Obliegenheiten zur
Seite stehen.

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßcnpiakat" die Zeile berech-
net mit 'S kr.

-4- Mannheim, 22. Febr. Ein hier wohnender Architekt,
Herr Julius Sturm, betreibt im Verein mit einigen Kaufleuten
die Fabrikation einer bisher noch unbekannten Mineralfarbe zum
Schutz gegen Orydation deS Eisens sowohl, als gegen Fäulniß
des Holzes und zum Anstrich von Gebäuden als Grundfarbe.
Der Erfinder, ein Ingenieur aus Schweden, welcher sich der-
malen in Paris aufhält, hat dieser Farbe den Namen „Diamant-
farbe" gegeben, und das Gehcimniß dem Leiter der Mannheimer
Fabrik abgetreten. Die Versuche, welche von einer hiesigen Be-
hörde und von Technikern in Köln und hier angestellt wurden,
und deren Ergebnisse uns bekannt sind, entsprechen den gehegten
Erwartungen vollkommen. Der Preis der neuen Farbe steht
etwas höher, a!S jener des MenningS, dagegen kann mit ersterer
vermöge ihres geringen! spezifischen Gewichts eine um's Doppelte
größere Fläche angestrichen und vollkommen gleichmäßig gedeckt
werden, als mit dem gleichen Quantum Menningfarbe? Die
mineralischen, in der Diamantfarbe enthaltenen Lubstanzen wer-
den weder durch Feuer, noch durch die stärksten Säuren ange-
griffen und dcßhalb um so weniger durch atmosphärische Ein-
wirkungen. Bei dem überaus starken und immer sich mehrenden
Verbrauch von Mineralfarben, insbesondere der bisher angewand-
ten Mischungen von Menning, Blei- oder Zinkoryden, ist die
hier beiprochene Farbe von unberechenbarem Vortheil für die
Geschäftswelt.
* Mannheim, 22. Febr. Außer den von uns erwähn-
ten zollpflichtigen Gütern, 42,671 Ctr., die über hier nach Oester-
reich gingen, sind noch weitere 52,179 Ctr. über Mannheim da-
hin gelangt, die erst in Hm, Donauwörth und Regensburg ab-
gefertigt wurdeu; eS betragt also die Summe dieses Transitguts
nach Oesterreich bei Mannheim 95,462 Ctr. und dazu kommt
wohl noch eine gleiche Anzahl Güter des freien Verkehrs, z. B.
Tabak, chemische Fabrikate u. A., mit welchen sich die Summe
von 160—200,000 Ctr. ergeben dürfte. — Wie uns aus guter
Quelle mitgelheilt wurde, erhielt eine Deputation in Sachen der
Odenwald-Eisenbahn höheren Seils die Zusage, daß auch die
Mainlinie ebensogut vermessen werde, als cs init der Bauländer
Route geschehen ist, und wird dies als ein günstiges Zeichen für
erstere Linie angesehen.
7 Mannheim, 21. Febr. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 20. — 21. Febr.: 175 Personen.
* Aus Baden. Obgleich im Großhandel die Preise von
Reis, Kaffee, Zucker, Wolle, Seide, Leder und manchen anderen
Gegenständen sehr heruntergegangen sind, ist dieses im Kleinhan-
del und bei den Preisen der Handwerker wenig bemerkbar. Die
alten Preise bleiben vielmehr andauernd dieselben, namentlich auch
der Butter, des Fleisches rc. Das Einzige, was wir jetzt wohl-
feiler haben, ist das Brod. Da der Mensch jedoch nicht allein
von Brod lebt, ist ein Sinken der Preise der nothwendigen Le-
bensbedürfnisse eben so sehr zu wünschen, als wohl auch zu er-
warten. Daß man übrigens mehr an ein Sinken, als Steigen
der Fruchtpresse glaubt, beweist, daß von größeren Verwaltungen
sehr bedeutende Mengen Früchte, namentlich Spelz und Hafer,
öffentlicher Versteigerung ausgesetzt werden — Nach einem Be-
schlüsse des großen Bürgerausschusscs der Stadt Heidelberg,
welcher von gr. Oberamte die Genehmigung erhielt, wurde be-
stimmt, daß die Ausgabe für den Unterhalt der Genossenschafts-
brunnen als Soziallast der Hänserbesitzer zu behandeln und dein
dazu aufzustellenden Umlageregister statt des Häuserkatasters der
Brandversicherungskataster zu Grunde zu legen sei. Zum Voll-
züge dieses Beschlusses wird von nun an alljährlich der betreffende
Umlagenbeitrag durch die Stadtrente von den einzelnen Haus-
besitzern erhoben, welche dagegen keine Zahlung mehr an die
Brunnenmeister zu leisten haben. — Aus Freiburg wird be-
richtet: Auffallend ist hier eine, wenn auch vorübergehende, doch
ungewöhnliche Sterblichkeit, so daß schon in einem Tage 6 und
 
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