Nr. 32
Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterbaltungs - Blatte
vierteljährlich L-'t- kr.
Dienstag, 2. März
Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit Ä kr.
1838.
Bestellungen auf den „Mannheimer
Anzeiger" und das „Unterhaltungs-
blatt" für den Monat -März können für
18 kr. gemacht werden bei allen Postanstalten, den Boten der
Umgegend, den Tragern in der Stadt und bei
der Expedition.
Badischer Landtag.
RZ. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Dienstag, 26. Februar 1858.
In der heutigen Sitzung der Kammer, in welcher außer
mehreren Petitionen auch eine solche wegen Erbauung einer Ei-
senbahn durch das Murgthal übergeben wurde, zeigen die Abge-
ordneten Sieb, Hägelin, Küßwiever und Paravicini die Fertigung
mehrer er Berichte zum Drucke an- Hieraus wird zur Berathung
des Berichts des Abg. Schwarzmann über die Motion des Abg.
Prestinari geschritten. Die Motion bezweckt einerseits, einer lle-
bung der Kammer, zufolge welcher die Wahl von Abgeordneten
auf den bloßen Nachweis der Entrichtung einer Kapitaliensteuer
genehmigt wurde, als der Verfassung widerstreitend entgegenzu-
treten, anderseits aber zugleich ein Gesetz hervorzurufen, wodurch
bestimmt werden soll, daß und unter welchen Voraussetzungen
der Besitz beweglichen Kapitalvermögens, beziehungsweise die
Entrichtung einer Kapitaliensteuer die Wählbarkeit zur zweiten
Kammer begründe. Die Commission ist mit der Begründung
der Motion einverstanden, und gelangt, nachdem sie den Kapi-
talisten als solchen die Wählbarkeit in die zweite Kammer zu-
gesteht, zu dem Anträge: S. K. H. den Großherzog in einer
unterthänigsten Adresse zu bitten, den Entwurf eines Verfassungs-
gesetzes den Landständen zur Berathung und Zustimmung gnä-
biqst übergeben zu lassen, worauf der tz 37 der Verfassungs-
urkunde einen Zusatz des Inhalts erhalten solle, daß die Wähl-
barkeit zum Abgeordneten auch durch den Besitz eines ste.erbaren
Kapitalvermögens von wenigstens 20,000 st., oder wo Jemand
zugleich im Grund-, Häuier- ober Gewerbesteuerkataster und im
Kapitaliensteuerkataster eingetragen ist, durch den Besitz eines
Gesammtsteuerkapitals, welches wenigstens 10,000 Gulden be-
trägt, wenn das steuerbare Kapitalvermögen nur zur Halste in
Ansatz gebracht wird, — begründet werde. An der Diseussion,
welche 3 Stunden währte, betheiligten sich für Schaaff's Antrag
auf Uebergang zur Tagesordnung: Faller, Allmang und Küß-
wieder, und für KirsnerS Antrag auf motivirten Uebergang zur
Tagesordnung: die Abg. Artaria, Spohn, Achenbach, Negenauer
und Muth. Nachdem Schwarzmann noch den Commissions-
Antrag oertheibigt hatte, wird Schaaffö Antrag verworfen, jener
von Kirsner mit großer Mehrheit angenommen und sodann die
Sitzung geschlossen.
* Mannheim, 1 Marz. Heute Vormittag wurde die
Rheinbrücke wieder aufgeführt.
Karlsruhe, 27. Febr. Das Regierungsblatt Nr. 6 ent-
hält: I) Ordensverleihungen. 2) Dienftnachrichten. Se. Kgl.
Hol), der Großherzog haben geruht, unter dem 5. d- M- die
auf den Geh. Hosr. Prof. Oi. Lange gefallene Wahl zum
Prorektor der Universität Heidelberg für das Studienjahr von
Ostern 1858 bis dahin 1859 zu bestätigen; den Vorsteher der
Weiberstrafanstalt Kislau, Andreas Becker auf Ansuchen, den
Amtsarzt On. Stegmaun in Oberkirch, den Amtsarzt vr. Hölz-
lin in Breisach, den Amtsarzt Or. Tscheppe in Stockach in den
Ruhestand zu versetzen; dem Pfarrverw. Fr. W- Schmidt in
Göbrichen den Rang als Pfarrer zu verleihen; der Ernennung
des Forstpraktik. H. Pfeffer von Zuzenhausen als Bezirksförster
für den Gemeindeforstbezirk Schriesheim die höchste Genehmigung
zu ertheilen. II. Bekanntmachungen des gr. Justizministeriums:
H Von den 18 Rechtskandidaten, welche sich der letzten Prü-
fung unterzogen haben, sind folgende 13 unter die Nechtsprak-
tikanten ausgenommen: L. Regensburger v. Eppingen, L. Lerger
v Gerlachsheim, L. Schember v. Adelshofen, F. Stehle v.
Freiburg, W- Bärenklau v. Mannheim, H. Heß v. Karlsruhe,
K. Cadenbach v. Essen, K. Leist v. Walldürn, W. Bulster v.
Buchen, K. Farenschon v. Konstanz, Al. Mündel v. Heidelberg,
H. Rupp v. Eppingen, H. Süpfle v. Konstanz; 6) von den 8
Notariatskandidaten, welche sich der Prüsnng im Sept. 1857
unterzogen haben, sind folgende unter die Notariatspraktikanten
ausgenommen: K. Straub v. Ichenheim, O. Unger v. Durlach,
E. Brunner v- Waldürn, A. Stark v. Heidelberg, I. Oppel v.
Mannheim und W. A. Frik von Wertheim. 2) Bekanntma-
chungen des gr. Ministeriums des Innern: H Staatsgenehmi-
gunq von Stiftungen im Unterrheinkreise betr.; K) Folgende drei
Forstkandidaten, welche sich der im Jan. d. I. vorgenommenen
Staatsprüfung unterzogen haben, sind unter die Zahl der Forst-
praktikanten ausgenommenEA. Schmitt v. Wöschbach, A. Louis
v. Obrigheim, K. Gockel v. Karlsruhe. 3) Bekanntmachungen
des gr. Finanzministeriums: ») Die Baukandidaten I. Knoderer
v. Lahr, A. Braun v. Aglasterhausen, W- Lutz v- Mosbach sind
nach ordnungsmäßiger Prüfung unter die Zahl der Bauprak-
tikanten ausgenommen worden. K) Die Bestimmung des Zins-
fußes für die Darlehen der Zehntschuldentilgungskasse im Jahr
1858 betr. (4^ Proz), lll. Diensterledigungen. Die ev. Pfarrei
Wollbach, Dek. Lörrach, mit 1634 st. 22 kr. Die ev. Pfarrei
Schweigern, Dek. Borberg, mit 775 st. 29 kr. Das Diakonat
Unterschüpf, Dek. Borberg, mit 650 st., freier Wohnnng und
den Accidentien. Die ev. Pfarrei Kembach, Dek. Wertheim,
mit 399 st. 34 kr. und einem wirklichen Ertrage von etwa 700st.
Die Stelle eines Vorstehers der Weiber-Strafanstalt. IV. Todes-
fälle. Gestorben sind: am 3. v. M. der pens. Physikus Dr.
Rau in Achern; am 18. v. M. der pens. Oberkirchenrath Sonn-
tdg in Karlsruhe; am 5. d. M. der kath. Pfarrer M. Dold
von Bernau, Amts St. Blasien; am 12. d. M. der pens. Ge-
neralarzt Dr. Fincke in Karlsruhe. Die Bestimmung des Prei-
ses für das großh. Regierungsblatt des Jahrganges 1857 betr.
(1 st. 14 kr.)
* Aus Baden. Nach der „Karlsruher Zeitung" hat die
deutsche Bundesversammlung in ihrer letzten Sitzung ihre Zu-
stimmung zu dem von der Gr. Regierung beabsichtigten Bau
einer stehenden Eisenbahnbrücke über . den Rhein bei Waldshut
ertheilt. — Nach der allerhöchsten Ordre (Nr. 6) vom 24. Febr
wurde einer Anzahl Angehörigen des Gr. Armeekorps die Dienst-
auszeichnung verliehen. — Seit dem niedern Wasserstande des
Rheines sind von der ehemaligen uralten Brücke zwischen Rhein-
heim und Zurzach, sehr wahrscheinlich ein Werk der Römer,
12 Pfeiler über der Wasserfläche sichtbar und einige derselben
beinahe auf trockenem Ufer. In Folge eines Wunsches des
Hrn. Konservators der Alterthümer und Kunstdenkmale wurde
unter Leitung der großh. Wasser- und Straßenbau-Inspektion
Waldshnt mit mehrere Stunden andauernden Krastanstrengungen
ein Pfeiler heute ausgehoben, der 10 Fuß tief im Boden stak
und an dessen Ende ein zugespitzter sog. Stiefel von gehärtetem
Stahl angebracht ist und mehrere Kieselsteine fest an demselben,
wie angewachsen, sich vorsanden. Zugleich wurden auch die in
der Mitte des Flußbettes befindlichen Ueberreste der erwähnten
Brücke, an welchen die Wellen des Rheines bei hohem nnd nie-
derm Wasserstande mit Geräusch sich brechen, besichtigt.
Nürnberg, 24. Febr. Der von der Handelsgesetzgebungs-
Commossion beschlossene und in der Dundestagssitznng vom 18.
d. genehmigte offizielle Abdruck des Entwurfs der ersten drei
Bücher des „Allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuchs" nebst den
dazu gehörigen Commissionsprotokollen wird alsbald im Druck er-
scheinen; mit der Herausgabe und dem Verlag derselben ist
die Stahel'sche Buch- und Kunsthandlung in Würzburg betraut.