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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
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Nr. 21
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0091

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Nr. 21

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens nnt koste!
mit dem Unterhaltung!- - Platte
vierteljährlich Ls tr.

Sonntag, 24. Zanuar.

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßeuplakat" die Zeile berech-
net mit "Z kr.

1838.

* Mannheim, 22. Jan. Wegen des Ablebens Sr. Kgl.
Hoheit des Großherzogs Ludwig ist eine Landestrauer von 12
Wochen in 4 Abtheilungen von je drei Wochen festgesetzt. In
den ersten 3 Wochen haben alle össentlichen Belustigun-
gen, als Tanz, Musik und dergleichen zu unterbleiben. Die
öffentlichen Schauspiele in der Residenz werden auf drei
Wochen, jene in den übrigen Stabten des GroßherzogthumS auf
14 Tage eingestellt. Das Tra ue r gela u te geschieht wahrend
den ersten drei Wochen täglich von 11 — 12 Uhr in geeigneten
Absätzen. Das Armeekorps trägt die Trauer nach der ertheilt
werdenden Weisung. Die übrigen 9 Wochen der Trauer um-
fassen nicht mehr die Allgemeinheit, sondern beschränken sich auf
speziell bezeichnete Kreise.
* Mannheim, 22. Jan. Die gesammte Garnison von
Mannheim rückte heute Morgen in großer Uniform aus, um von
dem Jommandirenden General, Herrn Kunz, die Nachricht von
dem Ableben Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs zu empfangen
und die Ordre wegen der Trauer zu vernehmen.
* Mannheim, 22. Jan. Heute Morgen um 8 Uhr kam
in der Nähe des evangelischen Schuihauses der vierte Fall des
Zopsabschneidens an einem etwa 12jährigen Mädchen vor.
* Aus Baden. Die zweite Kammer der Ständeversamm-
lung stellte in Folge des Hinscheidens S. K. H. des Großher-
zogs Ludwig die angeordnete Sitzung ein, und wählte eine
Deputation, bestehend aus den Abgeordneten Vissing, Gschrev,
Hübsch und von Runkel, welche unserm hohen Fürstenhause im
Namen der Kammer heute ihre tiefe Beileidsbezeugung darzubrin-
gen hat. — Am 20. Jan. fand in Heidelberg die jährliche
Generalversammlung des landwirthschastlichen Vereins für den
Unterrheinkreis unter der Leitung des Frhrn. von Babo aus
Weinheim statt. Prof. Bender aus Weinheim zeigte von ihm
gepflanzten Mumienwaizen und sein aus Traubenkernen gewon-
nenes Oel vor. Geh. Rath Rau von Heidelberg erstattete den
Bericht des Preisgerichts. Von den vielen Preisträgern des
Vereins seien nur einige genannt. Thierarzt Widmann von
Heidelberg, der Verbreiter einer bisher bei uns nicht bekannten
vorzüglichen Hühnerrace; Rentamtmann Wösch von Neunkirchen,
der Kultivator großer Oedungen; die Gemeinde Kirchheim für
Auspflanzung von 5000 Obstbäumen aus ihrem Neurottfeld; der
schon in weiteren Kreisen bekannte Baumzüchter Spieß von Kirch-
heim für seine langjährigen großen Leistungen in der Baumzucht
und Andere. Die Ausstellung der Tabake, welche zugleich statt-
fand, war sehr bedeutend, wiewohl man bei dem für den Tabak
ungünstigen Jahrgang eine geringe Betheiligung erwartet hatte.
Die Preiskommission für dieselbe ward aus den ersten Notabili-
täten unseres Tabaksbaues, Handels und unserer Tabaksfabrika-
tion von hier und der Schwesterstadt Mannheim gebildet, den
HH. Schaaff, Anderst, Gätschenberger, Deurer, Traumann,
Meier. Der Berichterstatter Dr- Herth, Verwalter des Kreis-
vereins, leitete die Preisvertheilung mit einem höchst interessanten
Vortrag über das Nicotin und den Kncller im Tabake ein. Er
spricht die durch Versuche zu ermittelnde Wahrscheinlichkeit aus,
daß beide Stoffe zum Theil ein erst bei der Fermentation.sich
ergebendes Zersetzungsprodukt im Tabake seien, und daß vielleicht
durch entsprechende Leitung dieser Gährung auf dieselben günstig
eingewirkt werden könne- Das Gewichtsverhältniß des grünen
zu trockenem Tabak, eine Frage, welche durch die Errichtung der
badischen Gesellschaft für Tabaksprodukkion nun praktische Bedeu-
tung erreicht hat, gab derselbe wie 6 zu 1 an, so daß 6 Zentner
grüner Tabak 1 Zentner gut abgehängten trockenen ergeben; es
sei dies ein Verhaltniß, welches in Folge der Witterung verschie-
dener Jahrgänge nur wenig Abänderung erleide. Trotz des un-
günstigen Jahrganges zeigte dennoch die Pfalz, was sie in der
.Tabaksproduktivn zu leisten im Stande ist, und man kann den
Wunsch nicht verhehlen, daß doch alle Tabake den Ausstellungs-

proben entsprechen möchten. Große Fortschritte in der Behand-
lung der Tabake waren nicht zu verkennen. Ausgezeichnete Ta-
bake lieferten namentlich die Thäler des gebirgigen Theiles des
Unterrheinkreiseö. Hr. Weche, Gartendirektor auf einem königl.
Gut bei Koblenz, stellte ein Sortiment von Tabaken aus, welche
die günstigste Veurtheilung sanden, namentlich die von Java- und
Cuba-Tabaksaamen gezogenen Sorten. Ebenso wurden die ver-
schiedenen fermentirten Tabake der obengenannten Tabaksgesell-
schaft durchweg als gut bezeichnet, und deren Behandlung und
Fermentation als sehr gut hervorgchoben. Die Ausstellung und
Generalversammlung sollte mit einer landwirthschastlichen Be-
sprechung beschlossen werden. Frhr. v. Babo stellte als erste Frage
auf: Hat der Tabaksbau bereits eine allzugroße Ausdehnung bei
uns gewonnen, und bringt derselbe dem Frucht- und Futterbau
Eintrag? Kurz und schlagend wurde aus der Mitte der Land-
wirthe darauf geantwortet. Verflossenes Jahr 1857 sei am mei-
sten Tabak gebaut worden und die Frucht sei sehe .ange nicht
mehr so wohlfeil gewesen; bis jetzt habe mit dem Tabaksbau der
Ertrag des Fruchtbaues zugenommen, und Futter hätten die
Landwirthe genug gehabt, wenu mehr Regen die Gelände befruch-
tet hätte- Zu- und Abrathen könne man aber nicht, indem der
Preis des Tabaks seinen Anbau und sein Aufgeben bedinge. —
In Freiburg kam am 20. Jan. bei einer Holzversteigerung
Buchenholz auf 16 fl. 24 kr-, tannenes auf 11 fl. 30 kr., erle-
nes auf 12 fl. 30 kr.; ein Preis, wie er er auf hiesigem Platze
wohl noch nie war.
München, 19. Jan. König Mar hat dem Stiftungska-
pital des St. JohanniSvereins aus Mitteln der k. Cabinetskafse
30,000 fl. eigenthünllich zugewiesen und je 10,000 fl. auch für
die folgenden Jahre in Aussicht gestellt. Dadurch ist das Ver-
mögen auf nahezu 70,000 fl. gehoben. Der Verein zählt jetzt
über 600 Zweigvercine. (N. M. Z.)
Ludwigshafen, 21. Jan. Die pfälzische Handels- und
Gewcrbekammer hat heuie ihre Arbeiten beendigt und ihre Sitzun-
gen geschloffen. ' (Pf. Z.)
Kaiserslautern, 21. Jan. Der „Bote" bringt die Nach-
richt, daß auch hier einem Mädchen von 17 Jahren heute früh
der Zopf abgeschnitten worden sei.
* Stuttgart, 20. Jan. Die Erholung Sr. Maj. des
Königs macht erwünschte Fortschritte.
" Worms, 22. Jan. Der Ausschuß zur Errichtung eines
Denkmals sür den Reformator Luther erläßt einen Jahresbericht,
wornach seit dem !. Aufruf bis zum 18. Januar 49,213 fl. 7 kr.
eingingen und außerdem noch 2189 ft. 32 kr. angekündigt, somit nach
Eingang Dieses also zusammen die Summe von 51,402 fl. 39 kr.
beisammen sind. Da nun aber diee Kosten dieses Denkmals auf circa
60,000 Thaler veranschlagt sind, nunmehr beiläufig die Hälfte
der erforderlichen Summe vorhanden ist, so wird der Ausschuß
im Vertrauen, es werde die andere, noch fehlende Hälfte im I.
1858 aufgebracht werden, alsbald die geeigneten Schritte thun,
um den Plan, nach welchem das Denkmal ausgeführt werden
soll, definitiv festzustcllen."
* Der Kreisrath des hessen-dacmstädtischen Kreises Linden-
fels fordert die Gemeinden auf, freiwillig die Gehalte ihrer
Lehrer zu erhöhen !
* Berlin. Der Prinz Friedrich Wilhelm ist am Abend
des 21. Jan. nach London abgereist; er hat einen Schmuck im
Werthe von 30,000 Thalern für seine Braut mitgenommen. Un-
terdessen ist in Berlin schon Alles in Bewegung. Fest- und
Preisschießcn, Bälle u. s. w leiten den Einzug am 8. Febr. ein.
An diesem Tage aber wird sich ganz Berlin festlich schmücken,
um sich England in seinem Glanze zu zeigen.
* Berlin, 21. Jan. Ein Hotelbesitzer unter den Linden
hat für den Einzugstag vier Fenster für den Preis von 500
Thalern vermiethet- Ein anderer Gasthofsbesitzer unter den Lin-
 
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