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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 154 – Nr. 180 (1. Juli – 31. Juli)
DOI Kapitel:
Nr. 165
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0707

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Erscheint, Montags ausgenom-
E, täglich Morgens in l800
ExEpt. und kostet mit dem Unter-
halmngsblatte viertelsährl. S L kr.

Mittwoch, 14. Juli

Anzeigen werden in dem,,Mann-
veüuer Anzeiger" und dem räg'.i-
chcu ..Straßinplakat" zusammen
die gewöhnl.Zeile berechn, mit T kr.

18s8.

ffs Mannheim, 13. Juli. Es freut uns berichten zu kön-
nen, daß die, am Samstag und Sonnrag auf dem Bockkeller sich
produzirende Musik des k. pr- 34. JPanterie-Rcgunenrs auS
Mainz, den an ihr Auftreten geknüpften Erwartungen vollständig
entsprochen hat. Namentlich wurde das Lamstags-Programrn
ausgezeichnet e.rekutirt, und hatte'jede Nummer sich des ungetheil-
len Beifalls eines Vublckums zu'crfreuen, das zum größten Thetle
aus Solchen bestand, die gewohrü sind, große Ansprüche an musi-
kalische Leistungen zu machen. Auch Vas Sonntags-Programm
bot Vorzügliches sowohl in Auswahl wie Ausjührung, nur ver-
mißten wir in einigen Nummern den nöthigen Schwung und
Humor. Aber behalte einer den letzteren, wenn der Himmel jeden
Augenblick mit Regengüssen droht, wenn ein naßkalter Wend
einen Besucher nach dem andern vom Keller bläst uns die schön-
sten Harmomen in zweidrittel leeren Räumen verklingen. Wenn
man zudem bedenkt, daß am Samstag Abend in dem gemeinschaft-
lichen Gasthofe der erste Oboist Per Kapelle, durch Herabstürzen
von einer dunklen unbemerkten Ltiege, daS Bein brach und ;n'ö
hiesige Spital gebracht werden mußte, dann wnd malt die etwas
gedrückte S.immung der Spieler mcht unerklärlich finden. Wir
bedauern von Herzen dies doppelte Mißgeschick, und wünschen
mit vielen Andern aufrichtig, es möge genanntem Musikcorps durch
ein baldiges zweites, unter günstigeren Auspizien stattfiudenixs
Auftreten Gelegenheit geboten sein, die diesmalige, unverschuldete
Scharte in jeder Beziehung auszuwetzen.
* Mannheim, 13. Juni. Daß auf den Brettern, welche
die Welt bedeuten, Comödie gespult wird, ist bekannt. Daß sich
aber unter den Brettern eine vesondere Welt aufthut, wie dies
im Newyorker Stadt-Theater der Fall ist, war vielleicht
noch nicht da. Ein Deutscher, Namens Karl Deimlings hat
unter dem Podium der Newyorker Stavtbühne einen sogenannten
„Mannheimer Bockkeller" errichtet. Ein amerikanisches
Blatt schreibt hierüber: Während oben auf der Bühne Bartes
den Hamlet ersticht, strcht unten Herr Deimling geschäftig
ein Faß um's andere an. Während oben Ferdinand Loui-
sen's Limonade zu matt findet, finden unten die Deimling-
schen Gäste dessen Lagerbier vortrefflich. Während oben derselbe
Ferdinand sein eigenes Verdammungsurtheil über sein „unglück-
seliges Flötenspiel" ausspricht, spielt unten ein Kneip-Önarletr,
wobei die Flöten nicht das schlechteste. Der Mannheimer Bock-
keller besitz: eine solche Anziehungskraft, daß neulich sogar „Karl
Moor", obgleich er dem Publikum gegenüber den festen Entschluß
ausgedrückt hatte, sich den Behörden anszuliesern, unterwegs unr-
und bei Deimling einkehrte. Keine Fee, kern Gespenst, kein blu-
tiger Schatten versinkt in den Boden, ohne sich bei der Ankunft
im Tartarus sogleich an einem srischen Glas zu erquicken.
* Mannheim, 13. Juli. Bei dem Neubaue Lit. N 5
Nr. 11 fiel heute frühe ein Stukaturarbeiter vom Gerüste des
dritten Stockes auf die Erve, verletzte sich jedoch glücklicher Weise
nur sehr wenig.
* Mannheim, 14. Juli Der Kunstfeuerwcrker Herr
Hannak brannte gestern Abend hinter dem „Europäischen Hose"
ein Feuerwerk ab, welches sich in den vielfachen Arten künstlicher
Feuer steten Beifalls zu erfreuen hatte- Dem elektrischen Lichte
wurde eine erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt, weil darnach gestrebt
wird, dieses Licht als Beleuchtungsart dienstbar zu machen.
ff Mannheim, 13. Juli. Stand der Fremden hiesiger
Stadl vom 12.—-13. Juli: 328 Personen.
* Aus Baden. Die großherzogliche Familie weilt gegen-
wärtig in Rippoldsau, wo am C Juli das erste Geburtöfest
des Erbgroßherzogs in wirklich rührender Weise gefeiert wurde.
— I- K. H. die Frau Großherzogin Stephanie verließ am 11.
Juli das Bad Rippoldsau, um den Sommersitz in Umkirch zu
beziehen. — Vom 1. August an beginnt im Odenwalde ein
neuer Post-Omnibuö-Dienst. Die Fahrten werden etwa die Hälfte

! billiger sein wie die seitherigen und fast um das doppelte in der Zahl
! vermehrt werden. So z. B. gehen täglich zwei Omnibusse von
§ Heidelberg nach Mosbach. — Aus Anlaß der im September
stattfindenden Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte
, wird eine Gelegenheirsschrist über die Residenz Karlsruhe, ihre
! Geschichte, statistischen Verhältnisse, Merkwürdigkeiten u. s. w. er-
! scheinen, die zunächst den fremden Mitgliedern zur Orientirung
s und zu Gedenkblattern dienen soll. — Gendarmerie-Brigadier
Arnold, der seit 14 Jahren mit der Handhabung des Paßwesens
in K ehl betraut ist, erhielt von S. K. H. dem Großherzog als
Anerkennung die silberne Civilverdieust-Medaille, welche demselben
von dem gr. Amtmann v. Hunoltstein am 11. Juli in feierlicher
Weise überreicht wurde. — Frbr. v- Prokesch-Osten, der öster-
reichische Gesandte in Konstantinopel, har der Universität Frei-
bürg eine Sammlung von 200 silberinn Münzen geschenkt, die
§ von einem vollkommen erklärenden Verzerchniß begltitet sind. Die
Sammlung enthält Münzen, welche fast 7 Jahrhunderte vor
Christus gebräuchlich waren. — Am 8. Juli traf der apostolische
Provikar von Kuei-Tscheu in China, Herr Paul Perny, in
Freiburg ein und stieg im erzbischöflichen Palaste ab. Herr
Perny, ein geborener Franzose, ist im Begriffe, nach einem kurzen
Besuche in seiner Heimath, nach China zurückzukehren.
Am 20. Juli werden in Darmstadt Großh- Hessische
Grundremenscheine im Betrage von 80,000 st. öffentlich vernichtet
werden.
'ff Das Conceert, welches jüngst zum Besten des Mainzer
Verschönerungs-Vereines ur der dortigen >,Neuen Anlage" statt-
gefunden, hat einen Netto-Ertrag von 400 st. eingebracht.
In Stuttgart hatten sie am 9. Juli das interessante
aber nicht sehr ermunternde Schauspiel, daß die Brovtare auf
einmal uni 5 kr., von 16 auf 21 erhöht wurde.
Das hübsche Schlößchen Liebenau, welches an der Straße
von Tettnang nach Ravensburg liegt, ist vor Kurzem durch Kauf
in den Besitz des Benediktinerordens gekommen. Ob die bereits
eingezogenen Mönche bloö der Gelehrsamkeit obliegen oder ob sie
eine Erziehungsanstalt gründen wollen, ist noch ungewiß.
* Die Halle, in welcher das dritte mittelrheinifche Musik-
fest zu Wiesbaden abgehalten werden soll, wird auf dem Loui-
senplatz vor der katholischen Kirche erbaut. Dieselbe soll 226 Fuß
lang, 100 Fuß breit und 96 Fuß hoch werden und wird nach
dieicn Dimensionen fast den ganzen zwischen den beiden Alleen
des Louisenplatzes befindlichen Raum einnehmen.
ff Alle Nachrichten aus Frankfurt lassen darauf schließen,
daß sammtliche deutsche Staaten Dänemark gegenüber einig sind.
Alles ist angeordnet, um für den Fall, daß die dänische Antwort
ungenügend ausfällt, die Erekntive zu ergreifen. Das Bundes-
Erekutionsheer wird aus österreichischen, preußischen, hannöverischen
: und bayerischen Truppen zmammengesetzt fein Möge Deutschland
al,o auch einig sein in der Stunde des Handelns!
* Dr. Jansen, der Eigenthümer der Hedler'lchen Handlung
und Redakteur des Journals „Deutschland" in Frankfurt ist
seiner Haft entlassen. Die Ursache der Haft, sowie der Versiegelung
der Druckerei und des Redaktionöbureau ist in den vielen Schulden
des Besitzers zu suchen. Die Zeitung „Deutschland" bat in den
drei Jahren ihres Bestehens 119,000 st zugesetzt und gegenwärtig
! noch ein Deficit von 25,000 st.
l Man schreibt einem holländischen Blatt aus Luxemburg,
, die großh. Regierung habe ein Konkordat mit Rom abgeschlossen.
* Die preußische Marine wird bei den Festlichkeiten in
i Cherbourg durch die Dampf-Nacht „Grille" repräsentirt sein-
--- Am ersten Abende des Friedrich-Wilhelm-Viktoria-Schützen-
, festes in Berlin sollen 400 Flaschen Champagner getrunken
i worden sein — ein Konsum, der freilich mit der gleichzeitig ge->
, meldeten Geschäftsrhätigkeit der Leihhäuser keine erfreuliche Seite
, des Berliner Lebens zeigt.
 
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