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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 129 – Nr. 153 (1. Juni – 30. Juni)
DOI Kapitel:
Nr. 140
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0607

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Nr. 140.

Erscheint, Montags ausgenom-
men. täglich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Unter-
haltungsblatte viertelsährl. L L kr.

Dienstag, IS. Juni

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und den, rägli-
chen ..Straßenplaküt" zusammen
die gewvhul.Zeile berechn, mit T kr.

18S8.

* Mannheim, 14. Juni. Das Regierungsblatt Nr. 26
enthält: Dienstnachricht. Se. K. H der Großhcrzog haben Sich
gnädigst bewogen gefunden, den Ralh Müller in Karlsruhe in
Ruhestand treten zu lassen- Bekanntmachung deS gr. Ministeriums
deS Innern: Die Uebersicht des Standes der allgemeinen Sckul-
lehrerwittwen- und Waisenkasse sür das Jahr 1857 betreffend.
Darnach betragen die Einnahmen 30,107 fl. 23 kr., die Aus-
gaben 32,995 fl. 43 kr.; Mehrausgabe resp. Zuschuß aus dem
Vermögenssteck 2888 fl. 20 kr. Der Personalstand am 31. Dez.
1857 war folgender: Beitragspflichtige Mitglieder 2099; Stand
am 31. Dez. 1856: 2102, Verminderung 3. Bezugsberechtigte
Wittwcn 509; Stand am 31. Dez. 1856; 511, Verminderung
2. Zum ErziehungSbeürag berechtigte Kinder 445; Stand am
31. Dez. 185ch; 455, Verminderung 10. Zum Nahrungsge-
halte berechtigte Kinder 51; Stand am 31. Dez. 1856; 50, Ver-
mehrung 1.
* Mannheim, 14. Juni. Zu den 4 in Nr. 131 unseres
Blattes vom 3. Juni bereits mitgeiheilten Schwurgerichts-Fällen
ist noch ein neuer verwiesen worden, nämlich auf Mittwoch, 23.
Zuni 1858, die Anklage gegen Wilhelm Hettel und Georg Sper-
ling von Leutershausen wegen falschen Zeugnisses.
/X Mannheim, 14. Juni. Gestern Nachmittag machte
der „Sängerbund" eine Spazierfahrt nach Worms, der sich trotz
des heißen Wetters noch Viele anschlossen, so daß das Boot zum
Erdrücken voll war. Unter Böllerschüssen und dem Gesang des
Liedes „Am Rhein" stieß inan vom Lande und fuhr in der fröh-
lichsten Stimmung auf dem glatten Rücken des freien deutschen
Stromes dahin. Die heitere Laune der Fahrt wurde noch sehr
erhöht durch die Pioklamation eines höchst humoristischen Ar-
meebefehls- Die alle Niebelunsfeustadt begrüßte mit zahlreichen
Flaggen und Böllerschüssen ihre Gaste auf herzliche Weise, die so-
dann unter fröhlichen Gesängen ihren Einzug hielten. Obgleich
der Niebelungcn „rotheS Gold" in jetziger Zeis mehr alö erwünscht
wäre, verschmähte man nach demselben zu juchen, fand aber unbe-
wußt auf dem Boden der Gläser einen röchlichen Schein, der
sich nach eifrigem Suchen als die rosenfarbigfte Laune kund gab.
Im Gasthause zum „Pfau," wo für die Bequemlichkeit der Gäste
gesorgt war, wurde endlich Halt gemacht, und der Rest des Nach-
mittags verstrich unter mir iukannler Bravour vorgetragenen
Gesangsstücken, bis die Abfahrlöstunde der Eisenbahn die Fröhli-
chen au die Vergänglichkeit alles Schönen mahnte. Wir ver-
nehmen mit Vergnügen, daß nächstens eine 2. Spazierfahrt ver-
anstaltet wird, die durch die glückliche Wahl ihr s Zieles, näm-
lich „Weinheim," schon im Voraus als eine gelungene betrachtet
werden darf.
ff Mannheim, 13. Juni. Bestand der Fremden hiesiger
Stadt vom 13. -14. Zuni: 285 Personen.
* Aus Baden. Sicherem Vernehmen nach haben Se.
K. H- der Großherzog in Betreff der St. Helena-Medaille nun
eine allerhöchste Entscheidung dahin getroffen, daß alle jene ehe-
maligen Militärs, welche die Babijche Felddienstauszeichnung er-
halten haben, dieselbe nicht tragen dürfen. Es ist bekanntlich die
Felddienst Medaille als landesherrliche Anerkennung für zu allen
Zeiten ehrenvoll geleistete Kriegsdienste gestiftet worden und also
selbstverständlich, daß deren Ertheilung durch den obersten Kriegs-
herrn eiinm Jeden eine genügende Auszeichnung sür seine mit-
gemachten Feldzüge sein muß. — Die Gebrüder Benckiscr in
Pforzheim erhielten auf dem Wege der Lounnnission die
Fertigung der großen Etsenbahnbrücke bei Waldöhut über den
Rhein übertragen.
* Noch in diesem Jahre hofft man eine Eonfercnz der sämmt-
lichcn Bundesstaaten zuni Stande zu bringen, welche in Be-
treff des Papiergeldes eine Verständigung mit Preußen wünschen.
ES thut wirklich Nolh, daß diese Sache bald und in befriedigen-
der Weise geordnet wird.

Frankfurt a. M., 11 Juni. Heute Morgen war die
Schlußsitzung der Versammlung der süddeutschen Forstwirlhe. Es
wurde beschlossen: die Versammlung in Zukunft nur alle zwei
Jahre zu halten. Im Jahre 1860 wird sie in Kaiserslautern
' in der Pfalz, und dann rn Sigmaringen statlfiuden. Das Mit-
gliedervcrzeichniß weiSt 380 Personen nach; Bayern war mit ge-
gen 80, Hessen-Darmstadt und Frankfurt mir einigen 70 ver-
treten. Württemberg zählte gegen 20, Baden und Kurhesfen hat-
ten einige 20 gestellt. Aus Preußen hatten sich gegen 10 ein-
gesunden, und 6 Mitglieder waren Franzosen. Außerdem wa-
ren 3 Schweizer anwesend. (Schw. M.)
Auö Thüringen, ll. Juni. Wie verlautet, werden die
beiden Prinzen von Orleans, der Graf von Paris und der
Herzog von Chartres, demnächst wieder nach Esienach zurück-
kehren und dastlbst einen längeren Aufenthalt nehmen. (P. Z.)
Professor Baumgarten in Rostock, wegen Abweichung von
der streng lutherischen Lehre, seines Amtes enthoben, ist nun auch
wegen seiner Schaffst: „Eine kirchliche Krisis in Mecklenburg"
wegen Preßvergehen in Anklagestand versetzt.
* Kladderadaffch ist also auch in der Apellinstanz wegen Be-
leidigung des hochwohlweisen Magistrats der Stadt Lieguitz ver-
urtheilt worden, trotzdem der Staatsanwalt telbst auf Anullirung
des erstinstanzlichen Unheils und auf Freisprechung angetragen
hatte.
* Einen wohlthuenden Eindruck machen die zahlreichen Be-
gnadigungen politischer Vergehen in Oesterreich. Es vergeht
kaum ein Monat, wo nicht politischen Flüchtlingen die Rückkehr
in die Heimath gestattet wird.
Wien, 11- Juni. Fürst Clemens Metternich beabsichtigt,die
Reise nach Johannisberg im Lause der nächsten Woche anzutteten.
Wien, 11. Juni. Laut Nachrichten aus Neapel ist der
„Cagliari" dem Admiral Lyons noch vor Präsentation der sar-
dinischen Note uuterm Heutigen übergeben worden. (F- I.)
In der Stadt Eggenburg (V. O- M. B.) brach am 7.
d. M-, Nachmittags 3 Uhr, Feuer auö, welches so schnell ver-
heerend um sich griff, daß bis 7 Uhr Abends 74 Häuser in
Asche verwandelt waren. (Wandr.)
In Rotterdam ist ein großer Theil des Rheinbahnho-
fes nebst einer großen Anzahl Waaren und Wagen ein Raub
der Flammen geworden.
Von Turin 11. Juni wird telegraphirt, daß der König
von Neapel die Rückgabe des Schiffes Cagliari und die Freilas-
sung der Besatzung anbefohlen habe. Die englischen Ingenieure
erhalten gleichfalls die verlangte Entschädigung. Damit wäre
dieser Streitpunkt, der so viele Dinte und Druckerschwärze in An-
spruch genommen, glücklich erledigt, ohne daß der Friede Euro-
pas dadurch gestört wurde. Bleibt noch Montenegro. Berichte
von Coustantinopel 6. Juni melden neue Truppensendungeu nach
der Grenze dieses Landes. (A. AI
* Neapel, 1. Juni- Die Times bringt wieder Schreiben
ihrer Correspondenten ans Neapel vom 31. Mai und 1. Juni
über den Vesuv Auebrück, aus deren Mittheilungen hervorzuhcben
ist, daß die größere Gefahr verschwunden scheint. Die Neapoli-
taner, heißt eö, wünschen sich darüber Glück, daß die Lava ver-
schiedene Ströme bildet; hätte sie sich wie bei früheren Eruptionen
in Einem Strom ergossen, so würde die Zerstörung furchtbar ge-
wesen sein.
* Genua, 9. Juni. Am 7. d. M- wurde der frühere
Gerant des Blattes „Italia del Popolo" von dem Provinzial-
trinal einiger Artikel wegen, die Beleidigungen des Kaisers Na-
poleon enthielten, zu 5 Mouten Gefänguiß und? 500 Fr. Geld-
strafe verurtheilt. (Oesterr. C.)
Paris 11. Juni. Gestern war eine Conferenz. Der Bank-
diskont ist auf ll VPo/o festgesetzt, der Baarvorrath vermehrte sich
um 673/4 Mill., das Portefeuille verminderte sich um 30 Mill,
 
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