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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 154 – Nr. 180 (1. Juli – 31. Juli)
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Nr. 173
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0741

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Nr. 173.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, ^ägtich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Untec-
hattuugsblatte Vierteljahr!. L-L kr.

Freitag, 23 Juli

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßenplo^at" zusammen
die gewöhn!.Zei!e berechn, mitT kr.

18Z8.

iD Mannheim, 22. Juli. Die durch den „Mannheimer
Anzeiger" bereits früher angedeutete 4. Säkularfeier des hl. Bern-
hard, Markgrafen von Badest, des Patrons des GroßherzogthumS,
findet nach erzbischöflicher Anordnung Sonntag, den 25. Zuli, in
folgender Weise statt:
4) Das Fest wird am Vorabend mit allen Glocken einge-
läutet.
2) Am Tage selbst ist um 9 Uhr in der Jesuitenkirche Fest-
predigt, daraus feierliches Hochamt.
Eine kurze Notiz von dem Leben und Wirken des heiligen
Markgrafen dürfte der. Lesern des „Anzeiger" nicht unwillkommen
sein. Wir lassen daher eine solche folgen.
Das Haus Baden, welches so ehrenreich in den Blättern
alter und neuer Geschichte verzeichnet steht, hat auch den Ruhm,
im Mittelalter der katholischen Kirche einen Heiligen aus seinem
Geblüte gegeben zu haben. Dieser ist: Bernhard, Markgraf von
Baden.
Sein Vater war Jakob, Markgraf von Baden, einer der
ausgezeichnetsten Fürsten jener Zeit, dem seine Weisheit im öffent-
lichen und häuslichen Leben, die Sorgfalt, womit er bei den vielen
Fehden jener Zeit seinem Lande den Frieden zu erhalten wußte,
seine Freigebigkeit gegen die Kirchen, seine Liebe zu den Armen,
feine Gerechtigkeit gegen alle seine Unterthanen den Beinamen
des „Salomon von Deutschland" erworben haben. Aeneas Syl-
vins (Papst Pius kl.) sagt von ihm: „Er war weit und breit
berühmt durch seine Weisheit und Gerechtigkeit, und eö fehlte ihm
nur an wissenschaftlicher Bildung, um der größte Fürst seines
Jahrhunderts zu sein." Er starb in demselben Jahre, in dem
Konstantinopel von den Türken eingenommen wurde, 4453, und
ruht in dem Collegialstist zu Baden, das er selber gegründet.
Dieses vortrefflichen Fürsten Sohn ist der noch vortrefflichere
Bernhard, der heilige Markgraf. Als sein Geburtsjahr wird
1428 angenommen.
Er war schon im zartesten Alter eines jener herrlichen Kin-
der, die, mit den schönsten Anlagen begabt, fast instinktmäßig zu
allem Guten undHeiligen hingezogen werden. Sorgfältige Lehrer
bildeten ihn in den ritterlichen Hebungen jener Zeit und in den
Wissenschaften; seine besten Lehrer aber waren seine vortrefflichen
Eltern selber. So wuchs der Heilige heran zu einem wahrhaft
fürstlichen Jüngling, sowie an Geburt und Gestalt auch an Tu-
gend und reinem heiligen Sinn. Durch seine Sittenreinheit,
durch seine Mäßigkeit, Frömmigkeit, Barmherzigkeit, kurz durch
alle seine herrlichen Eigenschaften übertraf er weit die Trefflichsten
am Hofe Kaiser Friedrichs 111., wo er sich längere Zeit anfhielt.
Als er nach seines Vaters Tode die Regierung des ihm zu-
gefallenen Erbtheiles antrat, wußte er eine solche Weisheit und
Gerechtigkeit mit einer solchen Barmherzigkeit zu vermählen, daß
er von Allen als „der größte Almosengeber, als der mitleidigste
Tröster der Armen" gepriesen wurde. Seine persönlichen Ein-
künfte pflegte er in drei Thelle zu zerlegen, den ersten erhielten
die Armen, den zweiten die Kirchen und den dritten brauchte er
für seinen eigenen Unterhalt.
Während er so seinen Regentenpflichten auf das Rühmlichste
genügte, klangen aber doch immer im tiefsten Grunde seiner Seele
die Worte Christi: „Willst Du vollkommen werden, so verlasse
Alles und folge mir nach!" Diese innere Mahnung reiste zum
Entschlüsse und er führte ihn auch aus. Das Verlöbniß mit
Magdalena, König Karls VU. von Frankreich Tochter, löste er
mit Zustimmung der Betheiligten auf und sein Erbkheil trat er
1455 an seinen Bruder Karl ab und wollte mit einigen Freun-
den in der Einsamkeit Gott dienen. (Schluß folgt morgen.)
* Mannheim, 22. Juli. Am 19. Juli, Nachmittags 4
Uhr, brach — nach der Karlsruher Zeitung — in einem Frucht-
felde zwischen Seckenheim und Neckarau, auf Seckenheimer Ge-
markung, in einem Spelzacker Feuer aus, welches jedoch durch die

im Felde befindlichen Arbeiter alsbald gelöscht werden konnte, so
daß die Frucht nur auf V4 Morgen Feld verbrannt ist. Man
berechnet den Schaden aus 20 bis 24 fl. Wie das Feuer ent-
l stand, ist bis jetzt noch nicht bekannt.
Mannheim, den 22. Juli- Wenn schon der Cultus
des Gesanges an sich veredelnd auf den Menschen, selbst den
minder Gebildeten, wirkt und Herz und Seele desselben beglücken-
deren Regungen öffnet, so muß dagegen das sangesbrüderliche
Zusammenwirken, die Hand in Hand gehende Eintracht einzelner
Gesangvereine, welche in Gesangsesten, Concerten, Sängertagen
u. s. w. sich offenbart, als Mittel einer- und als Zweck ander-
seits, einen um so segenvolleren Einfluß haben, weil hier die Wir-
kungen so verschieden sind, wie die Erfolge des Einzelnen gegen
die einer Vereinigung von Mehreren, und weil in der gegensei-
tigen Berührung ein Sporn zum Streben nach immer größerer
Vollkommenheit liegt. Und doppelt erhebend ist eö, daß diese
Erscheinungen sich stets mehren und das Band der Sanges-
freundschaft in unserem Vaterlande sich immer weiter schlrngt
und immer neue und treue Genossen im Lied umschließt. In
diesem Betreffe haben wir zu melden, daß am nächsten Sonn-
tag, den 25. Juli, ein Sängertag in Oppenheim am
Rhein stattfindet, der den Männer-Gesangverein von Mainz,
die Harmonie von Oppenheim und den Singverein von
Mannheim auf einige fröhliche und selige Stunden vereinigt.
— Einen Sonntag später macht der „Sängerbund" einen
AnMug nach Dürkheim, der neben der Gesangesverbin-
dung noch einen edlen Zweck im Auge hat. Der „Mann-
heimer Sängerbund" gibt in Gemeinschaft mit dem „Dürk-
heim er Cäcilienverein" Sonntag den 1. August, Nachmit-
tags 3 Uhr, zum Besten der Waisenanstalt in Dürkheim ein
großes Vocal-Concert im Saale zu den vier Jahreszeiten. Zu
diesem Wohlthatigkeits-Concert ist folgendes interessante Programm
ausgestellt: 1) „Das Kirchlein," Chor von V. E. Becker. 2)
„Das Ständchen," Soloquartett von A. Härtel. 3) „Rheinwein-
lied," Chor von C. Zöllner. 4) „Heimathlied," Tenor-Solo
mit Brnmmstimmen, von F. Abt. 5) „Tanz," Chor von I.
! Otto. 6) „Thüringisches Volkslied," für 4 Männerstimmen ar-
! rangirt von A. Werke. 7) „Mauskätzchen." Lied für Tenor von
! M. Hauser. 8) „Wachet aus!" Chor mit Soloquartett von F.
! Kücken. 9) „Hymne an die Musik," Chor von V. Lachner.
i 10) „Die Thräne," Lied für Bariton von F- Kücken. 11)
- „Perl-Lied," Lied von Proch, für 4 Männerstimmen arrangirt
von Knosp. 12) „Das Gevatterbitten," komisches Duett für
i Tenor und Bariton. 13) „Ein Leben wie im Paradies," Chor
von C. Zöllner. 14) „Der feine Wilhelm," Soloqnartett von
A. Schäffer. 15) „Großes deutsch-national-patriotisches Quod-
libet," Chor von K-M. Kunz. Die Nrn. 3, 11 und 13 werden
von dem „Dürkheimer Cäcilien Verein," alle übrigen von dem
„Mannheimer Sängerbund" vorgetragen.
Mannheim, 22. Juli. Heute Nachmittag, nach 4 Uhr,
machte ein hiesiger Bürger seinen gewöhnlichen Spazierritt, als
derselbe in der Nähe des Heidelberger Thores durch daS Scheu-
werden seines Pferdes mit demselben stürzte; nur die persönliche
Gewandtheit des Reiters war mit die glückliche Ursache, daß der
sehr unglücklich Gefallene unbeschädigt davon kam, während das
l Pferd spornstreichs herrenlos nach Hause lies.
* Mannheim, 22. Juli. Durch die Wachsamkeit eines
! ZimmerhosbesitzerS wurden heute Nacht einige freche Diebe ein-
i gefangen, die sich ein Geschäft daraus machten, die verschiedenen
Bordhöse nach und nach ihres Inhaltes zu entledigen.
X Mannheim, 22. Juli. Gestern Vormittag hätte leicht
ein Unglück eine vielgekannte und beliebte Persönlichkeit heimsu-
chcn können. Der „dicke Jakob" von jenseits des Neckars fuhr
in aller Gemächlichkeit mit seinem wilden Araber nach der Stadt,
als auf der Kettenbrücke der Wagensitz unter seiner Last brach,
 
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