Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI chapter:
Nr. 78 – Nr. 102 (1. April – 30. April)
DOI chapter:
Nr. 100
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0423

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Nr. IN«

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem UnterbaltungS - Blatte
vierteljährlich S-L kr.

Mittwoch, 28. April

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-

net mit Z kr.

1838.

^-.1—. Auf den „Mannheimer Anzeiger"
und das „UnkrhaltnnAsblatt" kann man
jMLk.—für hjx Monats Mai und Juni noch für
36 Kreuzer abonniren bet den Postanstalten, den Boten der
Umstellend und bei der Expedition, Lit. R 2 Nr. 9 in Mannheim.

* Mannheim, 27. April. Eine Deputation der hiesigen
Gesellschaft „Sänger-Einheit" überreichte in Folge eines Vvr-
standsbeschlusses vom 16. April d. Z. heute früh dem Herrn
Musikdirektor Zimmermann ein sehr schönes Diplom. Der
Verein ernennt Herrn Zimmermann zu seinem Ehrenmitgliede,
um dadurch seinerseits dem Manne zu danken, der sich so viele
Verdienste um den deutschen Männergesang erworben. Es ist
dies bereits das siebente Diplom, welches Herr Zimmermann er-
halten hat. Der Gefeierte hat auf dem Gebiete dcS Liedes nur
Schönes und Gediegenes geliefert- Die deutschen Männergesang-
vereine ehren sich deßhalb'selbst, wenn sie dankbar Jem Manne
ihre Huldigung darbringen, der in so bescheidener Weise ihnen
so herrliche Genüsse bereitet. Herr Zimmermann aber mag in
solch' ehrenden Anerkennungen den schönsten Lohn für seine Lieder
finden, die dem Sänger stets neue Lust erschließen. Möge die
hehre Muse der edlen Musika ihn stets umschweben, um ihm noch
recht lange neue Kraft zu neuem glücklichen Schaffen zu verleihen.
Mannheim, 27. April. AuS dem Programme des
„Badener Sängerfestes" entnehmen wir, daß am Schluffe des
Sängerfestes ein Wettsingen stattfinden soll. Gewiß begrüßt jeder
Verein mit Vergnügen die Gelegenheit, wo man seine Kunst zu ehren
sucht. Bei einem solchen Preiswettsingen läßt sich durch die Er-
ringung der allgemeinen Anerkennung hohe Ehre erwerben. Mit
Bedauern aber sehen viele, vielleicht die meisten Mitglieder der
hiesigen Vereine, hiezu die Zeit sehr unpassend gewählt- Es
kann sich wohl Zeder einmal einen Tag aus seinem täglichen
Berufe frei machen. Deßhalb auch und weil die Erwartung
Alle beseelt, gehen gewiß alle Sänger von hier nach Baden-Ba-
den. Manche gehen schon am Samstage vor Pfingsten- Wenn
diese nun bis zum Montage bleiben, so haben sie aber am Abend
dieses Tages hohe Zeit, zu ihren heimathlichen Pflichten zurück-
zukehrcn. Dadurch aber, daß Einzelne durch die Verhältnisse zur
Heimkehr gezwungen sind, wird es nicht allen Vereinen möglich
sein, an dem Preiswettsingen Theil zu nehmen. Durch den ge-
gebenen Ausschluß einzelner Vereine aber ist der gemeinsame
Zweck verloren. Man erlaubt sich deßhalb auf diesem Wege an
das verehrliche Festkomitee die Anfrage, ob dieses Preiswettsingen
nicht an einem der zwei eigentlichen Festtage passend abzuhalten
wäre, wo nicht nur alle Vereine, sondern selbst auch alle Mit-
glieder der einzelnen Vereine ohne Ausnahme sich betheiligen könnten?
* Mannheim, 27. April. Ohne Selbstüberhebung dürfen
wir es sagen, daß unsere Stadt in ihrem Innern sich der Aner-
kennung aller Fremden, erfreut Die freundlichen, lichten und
reinlichen Straßen haben etwas Einladendes. Gewiß aber war
jeder Fremde, der im Bewußtsein dieser überall anerkannten
Wahrheit von der Rheinseite in unsere Stadt einwanderte, für
den ersten Augenblick und so lange an seinem Glauben irre, als
er nicht auf der einen Seite den Schloßgarten erreicht oder auf
der anderen Seite die kalte Gasse Hinterm Rücken hatte. Der
seitherige Eintritt nach Mannheim von der Rheinseite aus
war ein nichts weniger als einladender. Von dem stolz
dahin fließenden Rhein angenehm begrüßt, sah sich der Rei-
sende plötzlich nach Ileberschreitung der Brücke zwischen einige
Häuser eingezwängt, die ihn wie verschämte Zeugen^vergangener
Tage umfingen- Aber jetzt wird das geräumig gebaute Mann-
heim auch vor dem Rheineingange her freier und der erste An-
blick der Stadt ein gefälligerer werden. Bereits ist der Abbruch
der Dienstgebäude rechts und links der Brücke im Gange Die

sogenannte Schachtel auf der linken Seite der Brücke, an wel-
cher Stelle früher beim Eisgang die Fuhrwerke ein- und auöge-
schifft wurden, ist auf der Rheinseite mit einer Quaimauer verse-
hen. Der hier gewonnene Platz wird ausgefüllt, und als Bau-
stelle benutzt werden. Der auf die Rheinbrücke führende Eingang
wird dem Bedürfniß der Passage entsprechend breiter werden-
Rechts und links werden die Dienstgebäude für die Brückengeld-
erhebung, das Aceis- und Steueramt sowie für die Wachtmann-
schaft aufgeführt werden. Obgleich am Ende der Symetrie we-
gen diese neu aufzuführenden Gebäude in dem äußerst einfachen
Style des quer vor dem Brückenausgang stehenden Matrosen-
hauses errichtet werden, so wird das Ganze dennoch zu einer
freundlicheren Ansicht von ber Rheinseite aus beitragen. Endlich
darauf bauend, daß da, wo eine Veränderung eingetreten, übrige
Verbesserungen folgen, hoffen wir eine systematisch fortschreitende
Verschönerung des Anblickes unserer Stadt von der Rheinseite
aus, die noch an manchen Stellen Wünschenswerth erscheint.
* Mannheim, 27. April. Aus Nordamerika ist die Nach-
richt eingetroffen, daß in der Stadt Baltimore der flüchtige hie-
sige Bürger und Schönfärber Heinrich Happel am 26. Februar
früh Morgens gestorben ist. Seit 7 Jahren in, Baltimore le-
bend, hatte der Verstorbene sich durch Fleiß und Umsicht eine eh-
renvolle Eristenz erworben, aus der er viel zu früh für die Sei-
nen entrissen wurde.
ff Mannheim, 26. April. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 26—27. April: 305 Personen.
* Karlsruhe, 27. April. Se. Kön. Hol), der Großherzog
ist heute Mittag wieder nach Berlin abgereist.
* Aus Baden Sicherem Vernehmen zufolge soll die evan-
gelische Geistlichkeit des Landes eine Sammlung veranstaltet ha-
ben, aus derem Ertrage eine Prachtbibel angekaust und S. K-
H. dem Erbgroßherzog dargebracht wurde. — Aus dem Wie-
senthale verweilen gegenwärtig Fabrikanten in Karlsruhe, um
die -Erbauung einer Eisenbahn von Basel über Lörrach nach
Schopfheim zu ermöglichen — Am 15. Mai rückt die unter dem
Befehle des Rittmeisters Schauffler stehende Schwadron des 2.
Dragonerregimenes von Bruchsal nach Rastatt ein. — Am Nach-
mittag des 25. April entstand, wahrscheinlich durch unvorsichtiges
Wcgwerfen eines Zündhölzchens oder einer Cigarre, in dem nahe
bei Heidelberg gelegenen Walde (.Geißberg) ein Brand- Er
wurde zwar durch schnell herbeigeeilte Hülfe alsbald unterdrückt;
dessenungeachtet erstreckte er sich bei der großen Trockenheit des
Grases rc. etwa 80 Fuß in die Länge und etwa 20 Fuß in die
Breite. — Vis jetzt sind bereits in Heidelberg 168 Sluden-
ten immatrikulirt.
* Zwei ledige Bauernbursche aus Kleinbardors haben bei
der letzten Regensburger Ziehung 17,000 fl. auf 4 Nummern
gewonnen. Dieselben haben als die Nummern erschienen, in
einem Schweinfurter Gasthofe tüchtig Champagner getrunken.
Joseph Eichler aus Eberb ch im Großherzogthum Baden
wurde am 27. April in Zweibrücken wegen Brandstiftung
und Mord vom Leben zum Tode gebracht.
* In der Gemeinde S chmitt shausen (Landcomiss. Zwei-
brücken) kam der seltene Fall vor, daß ein 24 Jahr altes, ledi-
ges Mädchen dreier lebenden Kinder weiblichen Geschlechts gene-
sen ist-
In bundestäglichen Kreisen soll man sich mit einer
Befestigung des Schwarzwaldes sowie der Städte Lindau und
Friedrichshafen an Bodensee befassen
* Zn Darmstadt werden bis zum 20. Juni kaiserliche
Besuche aus St. Petersburg erwartet.
WormS, 24. April. Zn dem Garten der Kleinkinder-
schule haben sich vor einigen Tagen schon Traubenscheine vor-
gesunden. »(Rh. H-)
" Gegenwärtig ist mene in Offenbach damit beschäftigt,
 
Annotationen