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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 103 – Nr. 128 (1. Mai – 30. Mai)
DOI Kapitel:
Nr. 107
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0461

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Rr. 107.

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterbaltungs - Blatte
vierteljährlich L-K- kr.

Donnerstag, 6. Mai

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mir T kr.

1858..

* Mannheim, 6. Mai. Als Beitrag zu dem außerordent-
lichen Besuche des diesjährigen Maimarktdienftags erwähnen wir, i
daß allein auf dem Löwenkeller an Eintrittsgeld für Vie Musik ,
die runde Summe von 350 fi. einging. Auf dem Löwenkeller ;
wurden an diesem Tage 30 Ohm Bier ausgescheukt, während';
in den Lokalitäten des großen Mayerhofeö 15 Ohm verzapft
wurden. An diesen 45 Ohm Bier in nur zwei Lokalen läßt sich
ebenfalls ein ungefährer Maßstab der Frequenz des Mainrarkles,
aber auch des Durstes der Besuchenden abnehmen.
* Mannheim, 6. Mai. Gestern Abend um 9 Uhr gab
der verheirathete hiesige Maurer Christian Auracher in feiner Woh-
nung Lit- 6 7 Nr. 2 sich freiwillig den Tod durch Erhängen.
ff Mannheim, 5. Mai. Stand der Fremden hiesiger ;
Stadt vom 4.—5. Mai: 544 Personen.
* Aus Baven. Am Dienstag, Mittags 12 Uhr, wurde '
der Landtag durch Se. K. Hoh. den Großherzog in feierlicher
Weise geschlossen. — Nach §7 38 der Verfassungsurkunde wird
die Zweite Kammer alle zwei Jahre zu einem Viertel erneuert.
Demgemäß werden nach der im September 1856 durch das Loos
getroffenen Bestimmung folgende 16 Abgeordnete im Spätjahre
1859 auStreten: Eisenlohr, Fischer, Salliuger, Hübsch, Junghanns,
Kieser, Klauprecht, Stüber, Muth, Paravicini, Prestinari, Fin-
gado, Schaafs, Dörr, Beck, Engelhardt. — Man bringt die An-
wesenheit des Frankfurter Freiherrn von Rothschild in Karls-
ruhe mit Anlehens- und Eiscnbahnprojecten in Verbindung. — s
An der Hochschule zu Heidelberg sind bis jetzt 217 Studen- s
ten immatriculirt. — Am 2. Mai wurde in Heivelberg ein
nicht mehr ganz junger Mann (R-), welcher längere
Zeit als Buchhalter in einem vasigen Banquierhause sunc-
tionirte und in Achtung stand, zur Erde bestattet. Er hatte
sich, wohl in Folge eines Kopfleivens wie auch die Section
ergab, selbst entleibt. — Ein in dem Frei bürg er Amtsgefängnisse
verhafteter Gärtner wurde am 4. Mai früh Morgens todt in
seiner Zelle gefunden. Er hatte sich das Leben selbst genommen,
nachdem ihm gestern ein auf mehrmonatliche Kreisgefangntßstrafe
lautendes hofgerichtliches Unheil verkündet worden war. — In
der Rastatter Besatzungs-Angelegenheit haben sich Baden und
Oesterreich in der Bundestagssitzung vom 29. April gegen die
Theilnahme Preußens ausgesprochen.
* Die erste Generalversammlung der kathol. Gesellenvereine
in Baiern wird alsbald nach dem Pfingstfeste in München
stattfinden.
* Der Buchhalter einer Düsseldorfer Offizin Hal mit-
telst Nachdrucks gefälschte Zins-Coupons einer niederrheinischen
Aktiengesellschaft in Cours gesetzt und ist deßhalb verhaftet worden.
* In Kassel duellirtcn sich zwei Offiziere, einer unbedeu-
tenden Sache wegen, in Folge dessen der 22jährige Lieutenant v.
Sturmfcder starb.
* Die sächsischen Deputirten wollen eine Verminderung
des Heeres, welches 24,737 Mann stark sei und die bundesge-
setzliche Stärke weit übersteige.
* Der Bericht der „Zeit" über die Sitzung des Bundestags
am 29. April lautet: In der holsteinischen Sache hat der Aus-
schuß seinen Bericht erstattet und die Versammlung beschlossen,
über die Anträge binnen drei Wochen abzustimmen. Derselbe
soll im Wesentlichen auf eine Ablehnung des in der dänischen
Erklärung vorgeschlagenen Weges hinausgehen, indem es als
zunächst erforderlich erachtet wirv, daß der Bund eine Kenntniß
der beabsichtigten Gesetzvorlagen und der Basis für commissari-
sche Verhundlungen erhalte, bevor er sich auf die beide Proposi-
tionen einlasse. Es wird versichert, daß Hannover eilt Separat-
votum abgegeben, in welchem sein abweichender Standpunkt aus-
führlich monvirt ist.
Nach einer Mittheilung der Berliner „Zeit" hätte am 29.
v- M. in der Bundesversammlung eine Abstimmung in der Mainzer

Entschädigungsfrage, wegen der Erplosion vom 18. Nov. v.
I. stattgesunden. Wie das genannte Blatt berichtet, sei mit
Rücksicht auf die freiwilligen Gaben nur die Summe von 150,000fl.
als vom Bunde zu gewähren in Antrag gekommen. Obgleich
die Stimmen der meisten Regierungen sich gleichmäßig aus-
sprachen, konnte eine Schlußfassung nicht erfolgen und wird diese
in der nächsten Sitzung erwartet-
Wie an Arbeitern, so fehlt es gegenwärtig in Köln auch
an weiblichen Dienstboten, deren eben nicht weniger als 100 ge-
sucht werden. — In der „Kölner Ztg." kam seit welligen Wo-
chen dreimal der Fall vor, daß Eltern ihre Kinder unterneh-
mungslustigen Personen als Geschenk anboten. (!)
* Der frühere hannoverische Ministerpräsident v. Scheie
soll den Posten eines Thucn- und Tariö'schen Generalpoftdirektors
angenommen haben.
* Nach Nachrichten aus Neapel vom 27. v. Mts. hat
Admiral Lyons eine Note von 100,000 Fr. in Betreff der Ent-
schädigung für die englischen Maschinisten übergeben.
* Der Hauensteintunnel, der im vorigen Jahre so viel
Menschenleben gekostet hat, ist vollendet und am 28. April ein-
geweiht worden. Er durchbohrt den Jura und ist 8400 Fuß
lang.
* Aus Frankreich lauten die Berichte über den Stand
der Saaten, Oelfrüchte, Obstbäume und Weinberge so überaus
erfreulich wie seit Jahren nicht.

Verlosungen.
Wien, 1. Mai. Bei der heute dahier stattgehabten 23.
Prämienziehung der k- k. österr. 500 st. Serienloose find auf
nachfolgende Nummern die dabei bemerkten Hauptpreise gefallen:
Nr. 14,297 fl. 300,000, Nr. 2760 fl. 75,000, Nr. 10,341 fl.
40,000, Nr. 27,450 fl. 20,000, Nr. 41,138 fl. 15,000, Nr.
44,119 fl. 10,000 Nr. 32,427 fl. 7500, Nr. 2033, 7352,17367
und 24,854, jede fl. 5000, Nr. 3042, 4675 und 14,033 jede
fl. 3000 K. M.
Neufchatel, t. Mai. In der heute stattgehabten Ziehung
der Frcs. 10 Loose gewann Nr. 55,698 Frcs. 35,000, 41,271
Frcs- 1000, 69,705 Frcs. 1000.

Eingesandt.
Bei öffentlicher Besprechung der ersten Aufführung des „Nord-
stern" fiel dem Schreiber duses ein ziemlich verbreiteter Jrrthum über
die Bedeutung des Wortes „opora eomiquo" auf. — Im Deutschen ist
komische Oper, dramatisch betrachtet, analog mit Lustspiel; der Fran-
zose hingegen nennt jede Oper, in welcher gesprochener Dialog vor-
kommt: „opsra oomiguo" ohne Rücksicht ans den vielleicht sehr
tragischen Inhalt, und für die Aufführung solcher Opern besteht
in Paris ein eigenes Theater, welches ebenfalls „Opera eomiguo"
heißt. — Beispiele solcher tragischen oporas eomique8 sind hier
bereits zu Dutzenden über die Bühne gegangen: ich will nur
„Zampa," den „Zweikampf", „Marco Spada", „Raimond" w.
ansühren. Uebrigens stand auch auf dem Zettel des Nordstern
„Große Oper." Diese Notiz soll durchaus nicht den Zweck haben,
dem „Nordstern" irgend ein Verdienst zu vindiciren, sondern nur
die Ansicht über die französische Opera eomigne zu erklären.
Es ist eine charakteristische Eigenheit der Franzosen, cs mit geo-
graphischen, historischen, statistischen Verhältnissen oder sonstigen
Begriffen, welche fremden Nationen eigen sind,^nicht allzu genau
zu nehmen, sondern sie immer durch die französische Brille zu be-
urtheilen und es bietet uns noch die neueste Literatur dafür sehr
komische Beispiele, selbst der „Nordstern" kann als,ein solches
dienen. Den Deutschen rühmt man mit Recht in dieser Hinsicht
eine gewisse Gründlichkeit nach und es sollte daher bei uns die
angegebene Bezeichnung richtig ausgelegt werden- X-
 
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