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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 103 – Nr. 128 (1. Mai – 30. Mai)
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Nr. 124
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0541

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Nr 124

Erscheint, Montags ausgenom-
inen, täglich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Uater-
haltungsblaite vicrteljährl. L L kr.

Mittwoch, 28. Mai

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" nnd dem rägti-
chen „Straßenplaka!" zusammen
die gewöhnl.Zeüe berechn, mir T kr.

18Z8.

s Auf den ^„Mannheimer Anzeiger"
" und das „Unterhaltungsblatt" kann man
.-.s----- für Yen MMcu ^uni noch für 18 Kreuzer
abonniren bei den PostmHalten, d^ Boten der Umgegend und
bei der Expedition, Lit. 2 )Nr. 9 in^Mannheim.
* Wo ne Wadener ^este
sind unsere Sänger zum größten Theile gestern Abend zurückge-
kehrt. Am Bahnhofe batte sich eine große Anzahl theilnebmender
Freunde und Bekannte zum Empfange eingefunden.
Die Erlebnisse der jüngsten Tage waren jedoch kür unsere
Sänger zu mannigfaltig, um an dem Abend ihres Hierherkom-
mens ein vollständiges Bild des ganzen Festes von ihnen erlangen zu
können. Wir müssen unser Bestreben, möglichst rasch eine annähernd
vollkommene Schilderung des 4. badischen Sängerfestes zu geben,
wohl noch um einen Tag verschieben. Unsere Leser werden uns
wegen dieser gezwungenen Aufschiebung zur Befriedigung ihrer
Wißbegierde gewiß nicht zürnen. Unterdessen werden sie wohl
vielfache Gelegenheit haben, sich durch persönlichen Verkehr von
den Einzeleindrücken des Festes zu unterrichten.
Was den bedauerlichen Unfall bei dem Sängerfeste betrifft,
so ist derselbe im Wesentlichen so, wie wir ihn gestern dargestellt.
Einzelne leichte Verletzungen hiesiger Sänger verschwiegen wir
aus Rücksicht für die Angehörigen derselben, während die übrigen
Verletzungen sich nicht aus Karlsruher beschränken, sondern sich
so ziemlich vertheilen- Nach einem Ertra-Blatte, das der „Karls-
ruher Liederkranz" vernünftigerweise in Karlsruhe am Abende des
24. Mai ausgeben ließ, ist Gottlob' auch dorten Niemand er-
heblich verletzt!
Das Urtheil des Preisgerichts haben wir unfern Lesern be-
reits gestern Mittag durch ein Extrablatt mitgetheilt!
Zum Schluffe noch die Mittheilung, daß die „Liedertafel"
mit dem errungenen Preise heute Mittwoch, nach Ankunft des
Eisenbahnzuges um kl Uhr 4k Minuten ihren Einzug unter
Musikbegleitung halten wird!

* Mannheim, 25. Mai. Am 9. Juni l. I. wird in
Ludwigshafen der Grundstein der zu erbauenden katholischen
Kirche gelegt werden- Diese hohe kirchliche Feier wird der Bischof
Weis von Speyer leiten, während König Ludwig von Bayern
den Grundstein legen wird.
* Mannheim, 25. Mai. Zuverlässige Nachrichten von
Mainz versichern uns, daß gestern Abend, 10 Minuten vor 6
Uhr, eine Erderschütterung von Osten nach Westen stattfand,
welche so stark war, daß der Boden unter den Füßen zu weichen
schien. Entsetzt eilten die Bewohner aus den Häusern, wohin sie
jedoch bald beruhigt und ohne eigentliche Unfälle zurückkehren
konnten.
* Aus Baden. Wie in wohlunterrichteten Kreisen ver-
lautet, würde sich die älteste Tochter des Markgrafen Wilhelm,
die Prinzessin Sophie, demnächst mit dem Grasen Wilhelm von
Württemberg, dem Gouverneur von Ulm, verloben. — Am k8.
Mai ist Lessing von Düsseldorf, der neuernannte großh. Gallerie-
Direktor, in Karlsruhe eingetroffen. Seine gänzliche Ueber-
siedelung dahin wird im Lause der nächsten Wochen erfolgen. —
Wie man uns aus Baden berichtet, wird der König von Würt-
temberg daselbst zum k. Juli erwartet, um wie alljährlich eine
Brunnenkur zu gebrauchen. — In kurzer Zeit werden die Städte
Mosbach und Eberbach sich des Telegraphenverkehrs erfreuen.
* München, 2k. Mai. Aus allerhöchsten Beseh! hat
unser königl. Hof wegen des Ablebens der Frau Herzogin v.
Orleans von heute an eine Hoftrauer auf 14 Tage angelegt.
München, 23. Mai. Nachdem das Zollgewicht nun auch
in Würtemberg eingesührt wird, und es außer Bayern nur noch

wenige Zollvereinsstaaten gibt, wo das Zollgewicht nickt als all-
gemeines Landesgewicht Geltung hat, wird unsere Staatsregie-
rung ohne Zweifel ebenfalls dessen Einführung anordnen müssen,
so wenig auch dieses leichtere Gewicht den Wünschen der Be-
völkerung im Allgemeinen entsprechen dürfte. (A. Z.)
* Lindau, k9. Mai. In der gestrigen Generalversammlung
der hiesigen Bodensce-Dampfschifffahrts-Gesellschaft wurde der von
einem Aetionar gestellte Antrag, Unterhandlungen für Ueber-
nahme deS Dampfschifffahrts-Betriebs von Seite des bayerischen
Staates einzuleiten, nach mehrfachen Discussionen angenommen.
Kaiserslautern, 2k. Mai. Mit der Ausführung der
städtischen Gasbeleuchtung dahier wird es nun rasch voran
gehen; nachdem die Statuten bereits entworfen, wird auch mit
den Arbeiten bald möglichst begonnen werden. (Bote.)
Annweiler, 23. Mai. In der verflossenen Nackt zogen,
von Westen kommend, zwei Gewitter über das Annweiler Thal.
Tas erste nach 1 Uhr dauerte 10—12 Minuten; die Hagel-
! körner, in der Größe einer Flintenkugel, sielen in dieser kurzen
Zeit so dicht, daß sie einen Lchuh hoch in den Straßen lagen.
Das zweite, gegen 2 Uhr, war mit einem starken, jedoch eben-
falls nicht besonders lange andauerndem Regen verbunden.
Das ganze Städchen ist so eben, Morgens 7 Uhr auf den
Beinen, um den Schutt und die Schiechen Hinwegzuräumen.
Der heute Morgen von Pirmasenz kommende Postwagen mußte
einen Umweg nehmen, um in die Stadt zu gelangen. An vielen
Häufern sind die dem Werter ausgesetzt gewesenen Fensterscheiben
zerschlagen. Die Bä me sind größtentheils entlaubt, Felder,
Gärten und Weinberge in dem beklagenswerthesten Zustande.
Das Herz blutet bei solchem Anblicke. Früchte, Obst, Wein,
Alles ist für dieses Jahr verloren. Die Schlossen liegen noch
(Vz9 Uhr) und machen keine Anstalt zu verschwinden. Das
Wetter zog in der Richtung von Südwest nach Nordost aus dem
Annweiler Thal über Frankweiler, Roßbach, Edesheim bis in
die Gegend von Hanhofen und richtete in einem ziemlich langen,
jedoch nicht sehr breiten Strich große Verheerungen an. (Pf. Ztg.)
Stuttgart, 2k. Mai. Die zweite Kammer hat heute
den Gesetzentwurf, betr. die Verbesserung der Lage der Staats-
diener nach Maßgabe der Fruchtpreise, abgelehnt, dagegen den
Commissionsantrag, die Verbesserung der Lage der Staatödiener
nach einem nicht vom Schwanken der Getreidepreise abhängigen
Maßstab zunächst für die Jahre 1857 bis 1861, in Form einer
außerordentlichen Zulage eintreten zu lassen, angenommen.
Frankfurt. Die Baustellen der beiden bei der Pulver-
erplosion in der kleinen Eschenheimer Gasse abgebrannten Häuser
werden von der Stadt angekauft, um einen öffentlichen Platz zu
gewinnen, was bei der winkeligen und feuergefährlichen Lage je-
ner Straße nur erwünscht sein kann. Die gesetzgebende Ver-
sammlung hat die zum Ankauf erforderlichen 8500 fl. bewilligt. .
Leipzig, 20. Mai. Die Stadt hat dem König für den
Bau eines königlichen Palastes einen geeigneten Platz zu schenken
sich erboten; der König hat dieses Anerbieten „ger» und dankbar"
angenommen und sich wegen der Wahl des Platzes weitere Ent-
schließung Vorbehalten. (Nat.-Ztg.)
Wien, 19. Mai. Nack dem Beispiel mehrerer deutschen
Städte beabstchte: man hier gegenwärtig eine „Gewerbebank" zu
errichten, deren Hauptaufgabe es sein soll, dem Mittlern Gewerbs-
. mann durch Vorschüsse auf seine Erzeugnisse und Darleihen eine
wünschenswerthe Erleichterung zu bieten. (A. Z.)
Mailand, 20. Mai. Der greise Dichter Manzoni ist le-
l bensgesährlich erkrankt. ,8(A. Z.)
Das große Elsässer Sängerfest ist nun definitiv auf den.
i 8. und 9. August festgesetzt und wird in Kolmar abgehalten. "
Viele auswärtige Vereine aus der Schweiz, dem Großhherzeg-
thum Vaden, aus Hessen, Baiern u. haben bereits ihre Mit-
wirkung zugesichert.
 
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