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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 260 – Nr. 284 (1. November – 30. November)
DOI Kapitel:
Nr. 273
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1319

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L8S8

Erscheint, MoutagS auSMom- Anzeigen werden in dem „Manu-
«>« Ntll, täglich Morgens in 1800 Mittwock. 17 November Heimer Anzeiger nnd dem
SIS Exemvl. und kostet mit dem Unter- chen „Straßeuplakat " zusammen
haltuugSblatte vierteljährl. L st. die gewöhul.Zetle berechn, mitSkr.


V Zweite Hauptversammlung des Gewerbevereins.
Mannheim, 14. Nov. Gestern Abend fand die zweite
Hauptversammlung statt und machte der Herr Präsident deS
Vereins zum Eingänge verschiedene Mittheilungen. Dieselben be-
trafen einmal die laufenden Geschäfte und dann den Antbeil des
Vereines, welchen derselbe an den Bestrebungen und Erörterun-
gen in gewerblichen und volkswirthschastlichen Fragen nimmt.
— Das öffentliche Anstreben des Frankfurter Gewerbevereins,
wie solches aus den bekannt gewordenen Sendschreiben desselben
Vereines hervorgcht, wurde auch von dem hiesigen Vereine in
so weit ergriffen, daß man beschloß, dasselbe nicht außer Acht zu
lassen, und, unter Iknständen, sich an demselben zu betheiligen.
Nach dem gescheiterten oder vertagten Projekte, der Abhaltung
eines Congresses zu Frankfurt, machte der dortige Gewerbverein
Einladungen zu einer Vorversammlung auf den 7. November.
Dieselbe wurde von dem Präsidenten des Vereines, Herrn Fr.
Löwen Haupt, und dem Mitglied? deS referirenden Ausschus-
ses des Vereines, Herrn I. Schneider, besucht. Beide Her-
ren nahmen an den gepflogenen Verhandlungen Antheil, und
übten einen wesentlichen Einfluss auf dieselben aus. Den von
ihnen gestellten und zu Beschluß erhobenen Anträgen zu Folge,
bekam das genannte Anstreben eine bestimmte Richtung, und
wurden beide Abgeordneten des hiesigen Vereines in das leitende
und präzisirende (Siebener-) Comite gewählt. In der gestrigen
Hauptversammlung des Vereines gab nun der Herr Präsident
in Kürze darüber Mittheilung und zeigte an, daß nach Eintreffen
der offiziellen Protokolle, ausführlicher Bericht erstattet werde.
Der Verein möge alsdann von der Sachlage Kenntniß nehmen,
die. späteren Beschlüsse und Vorlagen des Siebener-Comite's
prüfen und darüber berathen und beschließen. Daß dieses bald
geschehe, ist sehr Wünschenswerth, da es einer oder einigen?
Seiten umgehend beliebte, in verschiedenen Zeitungen Besprechun-
gen der benannten Versammlung zu eröffnen, die mehr oder we-
niger darin übereinstimmen, die ganze Sache als einen „Putsch"
darzustellen. Eine jedenfalls gut gemeinte Sache und Anstrebnng
lächerlich zu machen, ist kein Verdienst und niemals zu rechtferti-
gen, wenn man sich mit deren Prinzipien auch nicht einverstanden
erklären kann. Am allerwenigsten sollten aber solche Plänkeleien
von Wissenden und volkswirthschastlichen Gelehrten (wie solches
zu vermuthen steht) ausgehen, da dieselben vielmehr bemüht sein
sollten, alle Mittel und Gelegenheiten zu benützen, um die wirth--
schaftlichen Wahrheiten zu verbreiten und denselben damit zu die-
nen; und dürste dieses um so mehr bei der Versammlung in
Frankfurt seine Anwendung finden, als deren Endresultat die
gewünschte Einigkeit in der Bestrebung aussprach und erzielte.
— Herr Professor C. Rapp hielt hierauf Vortrag über Luft-
druck und Barometer. Der Redner besprach zuerst im Allgemei-
nen den Luftraum, die Atmosphäre, unsere Erde und deren Zu-
sammenhalten durch das Gesetz der Anziehungskraft, und ging
Schwere der Luft und deren ausübenden Druck über.
Die Erkennung und Bestimmung der Lustschwere zeigte der Vor-
tragende rn angestellten Versuchen, und gab zugleich die entspre-
chende Lehre des Barometer und des Heber. Nach der Be-
schreibung und Erklärung der aufgestellten Luftpumpe, wozu ein
sehr sinnig bildliches Modell verwandt wurde, machte der Vor-
tragende verschiedene Experimente, um die Ausdehnung der ela-
stisch-flüssigen Körper (Luft) augenscheinlich zu machen, und be-
handelte besonders die Begriffe der Wärme und Schallbildung.
Der geschätzte Vortragende erwarb sich auch diesmal den unge-
theütesten Beifall und dankbare Anerkennung. Die Versammlung
schloß nach Aufnahme mehrerer neuen Mitglieder und dürste die-
elbc d-r Aufgabe des Vereines entsprochen haben, als sie geeig-

net war, dem Vereine immer mehr die Beachtung und Betheili-
gung zuzuführen, welche derselbe verdient.

Deutsche Erbansprüche.
Vor einer Reihe von Jahren hat die amerikanische Regie-
rung den nächsten Angehörigen aller der Männer, die in den
letzten Kriegen der Union, namentlich in dem gegen Meriko vom
28. April 1846 bis 4. Juli 1848 geblieben sind, 160 Acker Land,
dreimonatlichen Soldbetrag und event. Wittwen-Pension öffent-
lich und feierlich zugesagt. In den amerikanischen Heeren dien-
ten und fielen zahlreiche Deutsche und deren Angehörigen sind
nach und nach über 250,000 Dollars durch die Consular-Agen-
tur des Herrn Alfred Schücking zu Washigton nach Deutschland
übermittelt worden. Noch immer aber stehen in dem Register je-
nes Hauses gegen 1000 deutsche Namen, nach denen von Sei-
ten der Angehörigen in Deutschland keine Nachfrage geschehen ist.
Es ist schwer, zu glauben, daß keinerlei Erbberechtigte in Deutsch-
land leben oder daß sie keine Ansprüche machen wollen ; denn die
betr. zur Auszahlung bereit liegende Erbschaft beträgt im Durch-
schnitt 225 Dollars für jede Familie ohne Wittwen-Pension.
Die unterbliebene Erhebung kann nur aus Unbekanntschaft
mit dem Geschenke des Congresses oder aus Mangel an Adres-
sen vertrauenswürdiger Sachwalter zu Washington erklärt
werden.
Wir ersuchen daher, selbst aufgefordet, alle Beamte, Geist-
liche und Lehrer und namentlich öffentliche Blätter, zur geeigneten
weitesten Bekanntmachung der betr. Verhältnisse Mitwirken zu
wollen. Um Hunderte von Witwen und andere der Hülfe be-
dürftiger Landsleute werden sie sich verdient machen. Nachfra-
gen um Aufschluß über das Geschick Ausgewanderter wurden
seither, wie die Deutsche Auswanderungszeitung in Bremen be-
zeugt, bald direkt an Alfred Schücking, Esq., Washington, D. Ca.,
häufig aber auch an dessen Vater, Herrn Dr. Schücking, Bre-
men, zufolge dessen Vermittelungs-Erbietens, gerichtet. (D. Z.)

Mannheim, 16. Nov. Die Frau Fürstin von Hohen-
zvllern-Sigmaringen Gr. Hoheit, nebst JI. HH. Prinzen Söhnen
und Prinzessin Tochter, sowie I- H. die Prinzessin Therese von
Sachsen-Altenburg, sind gestern von hier nach Düsseldorf abge-
reist. Aus lauterer Quelle wird uns mitgetheilt, daß die hohe
Frau nächsten Mai Höchstibrer Tochter, Königin Stephanie von
Portugal Königs. Hoheit, in Lissabon einen Besuch abstatten
wird.
V" Mannheim, 16 Nov. Die Menagerie des Herrn
Berbonne wird, von Darmstadt nach Straßburg gehend, 14 Tage
dahier aufgestellt. Dieselbe dürfte vermöge ihrer Reichhaltigkeit
und schönen Eremplare, den Bewohnern unserer Stadt einen an-
genehmen und seltenen Genuß gewähren.
f Mannheim, 17. Nov. Stand der Fremden hiesiger
Stadt am 15. Nov. 265 Personen.
Hockenheim, 12. Nvv. Gestern Nachmittag wurde ein
48 bis 50 Jahr alter Mann aus dem Hessischen, der als
Knecht auf einem nahen Hose in Diensten stand, auf dem Felde
erfroren gefunden. Er war dem Tranke ergeben, und cs scheint,
daß er im trunkenen Zustand sich von Hause entfernte und so
von seinem Schicksal ereilt ward. (K. Z.)
* Der in Regensburg gebildete Dombau-Verein, er-
hielt die allerhöchste Genehmigung- König Ludwig steuerte
10,000 fl.
* Von Köln aus wird wiederholt bei der Regierung um
Aufhebung der strengen Sonntagsfeier-Ordnung petitionirt.
 
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