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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0187

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Mainihcimcr AezriUr.

Erscheint, Montags ausgenom- Anzeigen werden im „Mannhei-
LL men, täglich Morgens nnd kostet mer Anzeiger" und dem täglichen
"t-t. mit dem Unterbalrungö-Blatte „Straßenplakat" die Zeile serech-
vicrtelsährlich kr. nct mit T kr.

1838.

* Badischer Landtag.
ZHK. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Donnerstag, 18. Februar !858.
Der Bericht des Abg. Gottschalk über den Gesetzesentwurf:
die Rechtsverhältnisse der Gewerbschulhauptlehrer betr., wurde
discutirt. Der Entwurf bezweckt, daß diese Lehrer rückfichtlich
ihrer Entlaßbarkeit und des Anspruchs auf Pension und Wittwen-
und Waisenversorgung nach den gesetzlichen Bestimmungen über
die Rechtsverhältnisse der Volköschullehrer sollen behandelt werden,
wenn sie aus der Ertheilung des Gewerbschul-Unterrichts ihren
Hauptlebensberuf machen. Was ein solcher Lehrer mehr als
500 fl. Gehalt bezieht, soll bei Berechnung des Ruhegehalts, so-
wie des jährlichen Beitrags zum allgemeinen Schullehrer-, Witt-
wen- und WaisenfondS und der Aufnahmstare nicht in Betracht
kommen, und es soll die Staatskasse den erforderlichen Zuschuß
leisten, wenn der Fond der betreffenden Gewerbschule die dem
Lehrer gebührende Pension wegen Bestreitung anderweitiger Be-
dürfnisse nicht zu zahlen im Stande ist. Nach längerer Discus-
sion wurde derselbe einstimmig angenommen. Sodann wurde
das Budget des Großh. Staatöministeriums, dessen Ausgaben
für 1858 mit 1,046,190 fl. und für 1859 mit 1,049,475 fl. ver-
anschlagt sind, ohne Diöcussion genehmigt. Hierauf folgte die
Berathung des Budgets des Großh. Hauses und der auswärti-
gen Angelegenheiten. Nach dem Commissions-Antrage wurde
verwilligt für jedes der Jahre 1858 und 1859: Tit. I. Mini-
sterium 37,900 fl., Tit. ll. Gesandtschaften 60,200 fl, Tit. 10.
Bundeskosten 19,175 fl., Tit- IV. verschiedene und zufällige Aus-
gaben 8000 fl. — zusammen 125,275 fl. Hiernach wurden nicht
verwilligt die weiter angeforderten 400 fl. für die Gesandtschaft
in Wien, 2400 fl. für zwei weitere Legationssecretäre, 1000 fl.
für die Gesandtschaft in Stuttgart und 6300 fl. für einen stän-
digen Geschäftsträger in Rom. — Nächste Sitzung Samstag, den
20. d., Vormittags 11 Uhr.

ffs Mannheim, 18. Febr. Unter den diesjährigen Fa-
schingslustbarkeiten verdient auch die Abendvergnügung erwähnt
zu werden, welche der hiesige Gesellenverein am Fastnachtmontag
in dem lieblichen Lokale zum Angarten veranstaltet hatte. Es
waren die sinnig auSgeschmückten Räume kaum hinreichend zur
Aufnahme der zahlreichen Gesellschaft, so erfreut sich diese zeitge-
mäße Vereinigung eines raschen Anklanges. Die Sohne des
rauhen Handwerkes bekundeten eilten schönen Wetteifer in dem
edlen Streben nach feiner Gesittung und unterhielten die Gönner
des Vereines in höchst gemächlicher Weise durch Deklamationen
und Gesangsvorträge von großtentheilö humoristischer Natur.
So entschwanden unter Frohsinn und Scherz, gepaart mit sittli-
chem Ernste, mehrere Stunden, und als man schied, bekannten
die Erschienenen, noch selten einer so würdig gehaltenen und dabei
höchst genußreichen Erheiterung beigewohnt zu haben.
7 Mannheim, >9. Febr. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 18. — 19. Febr.: 248 Personen.
* Aus Baden. Der niedrige Wasserstand des Rheines hat,
wie anderwärts, so auch bei Marimil iansau zu dem Versuch
Anlaß gegeben, den Fluß zu durchschreiten. Derselbe wurde den
17. d. M. Nachmittag durch den Bad- und Schwimmmeister I.
Hartmann von Pforz ausgesührt. Er betrat, einen langen Stab
mit einem Fähnchen in der Hand, das Rheinbett von dem linken
Ufer aus und schritt, in mannigfachen Wendungen den seichtesten
Stellen folgend, mukhig durch die Fluthen des Stromes, am dies-
seitigen Ufer oberhalb des Gasthauses glücklich wieder hcraustre-
tend. Das Wasser war ihm an der tiefsten Stelle bis unter die
Arme gegangen. Tie Brückenmeister begleiteten den kecken Wan-
derer zur Verhütung eines etwaigen Unglückes ganz nahe mit

Kähnen. Eine große Zuschauermenge wohnte dem seltenen Schau-
spiele bei. — Aus Heidelberg wird dein „Heilbr. Tagblatt"
geschrieben: Wir erhalten so eben Kenntniß von einem Artikel
aus Mannheim, welcher über das voraussichtliche Ergebniß der
Fallitmasse deS Bankhauses C. A. Fries dahier Hoffnungen aus-
spricht, die nur nicht umhin , können, hiermit zu widerlegen. Ent-
hielte die Masse wirklich, wie dort angegeben ist, bei einem Pas-
sivstande von ungefähr 700,000 fl. Aktiva im Werth von unge-
fähr 500,000 fl. , so ließe sich nicht nur die in Aussicht gestellte
Dividende von 30 Prozent, sondern mehr als doppelt so viel er-
warten. Allein in Wahrheit bietet sie an ergiebigen Ausständen
nur etwa 14,000 fl., an muthmaßlicheni Erlös aus Liegenschaften
nach Abzug der Unterpfandsforderungen auch nur i2—14,000fl,
ferner eine Aktienbetheilignng bei zwei Fabrikunternehmen, die
durch die Zahlungseinstellung des gedachten Hauses beide dem
Untergange nahe gebracht sind; endlich noch einige streitige und
bestrittene Ansprüche, deren wahrer Werth nicht hoch angeschlagen
werden kann. Hiernach mögen die Interessenten, da die Passiva
sich weit über 700,000 fl. belaufen, sich die muthmaßliche Ergie-
bigkeit der Masse selbst berechnen.
< Heidelberg, 17. Febr. Seit ungefähr zwei Jahren
läßt eine Gesellschaft mit großem Kostenaufwande in dem Gebirge
der hiesigen Umgegend nach Steinkohlenlagern bohren. Die
Schürsversuche hatten aber in den Bergen nicht das gehoffte Re-
sultat, weßhalb dieselben nunmehr auf der Ebene unweit des
Grenzhofes fortgesetzt werden. Es wäre für den ganzen Ober-
rhein von unberechenbarem Vortheile, wenn die aufopferungsvolle
Unternehmung zum glücklichen Ziele führen würde.
Mainz, 18. Febr. Die gestern Vormittag erst gestellte
Schiffbrücke wurde bereits gestern Nachmittag, da Eis an der
Stadt vorbeitrieb, wieder ab-, heute Vormittag dagegen schon
wieder aufgefahren; ob dies länger der Fall sein wird, wenn die
jetzige strenge Kälte anhält, darf bezweifelt werden- — Man ist
hier mit der Bildung eines „Allgemeinen Kranken- und Lebens-
Versicherungs-Vereins" beschäftigt. (M. A-)
* Das tödtlich ausgegangene Duell zwischen dem General
v. Plehwe und dem Lieutenant Jachmann in Königsberg
nimmt begreiflich eine unausgesetzte Theilnahme in Anspruch.
Die Zeitungen schreiben tflel, sehr viel darüber; aber immer noch
nicht genug, um das große Publikum in der Sache klar sehen
zu lassen. Es wird auch wohl nie geschehen, da die Bedeutung der
Familien dies schon mit sich bringt. General v. Plehwe ist der
Gründer des Preußenvereinö. In Folge seiner einflußreichen
Stellung erwarb sich sein Sohu, früher Offizier, jetzt Pächter
des Gutes Nettelbeck, seinem Schwiegervater Jachmann gehörig,
maßloses Vertrauen, wodurch bei der Bankerotterklärung desselben
viele Betheiligte massenhafte Verluste erlitten. General v. Plehwe
mußte in Folge der dadurch hervorgerufenen Erbitterung seinen
Abschied nehmen, bei welcher Gelegenheit er in den Zeitungen er-
klärte, daß er der Familie Jachmann 23,600 Thaler ohne Zinsen
und Pfand dargeliehen habe. Der in der Familie dadurch aus-
gebrochene Zwist machte eine Trennung wünschenswerth. Jach-
mann nahm seine Tochter zu sich und wies alle Versuche einer
Ausgleichung mit dem Bemerken ab, daß für die Ruhe der bei-
derseitigen Familien es so besser sei. General v. Plehwe selbst
ließ er nicht vor. Dieser unterhandelte deßhalb mit dem Sohne
Lieutenant Jachmann, der die Sache seiner Eltern und seiner
Schwester sehr würdevoll führte- Die Verhandlungen zerschlugen
sich. Das Duell allein sollte hier entscheiden können. Lieutenant
Jachmann wollte dabei aber nicht schießen, sondern blieb, das
Pistol vor der Brust, mit der Mündung nach Oben, fest stehen,
während der General zwei Schritte avaneirte. Eine Aufforderung
deS Generals an den Lieutenant, zu schießen, hatte nur ein Kops-
schütteln zur Folge- Der General schoß, verwundete den Offizier
im Gesicht, dieser taumelt ein wenig, schießt jetzt ebenfalls sein
 
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