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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 28 – Nr. 51 (1. Februar – 28. Februar)
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Nr. 47
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0199

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Nr. 47

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhaltungs-Blatte
vierteljährlich LL. kr.

Anzeigen werden im „Mannhei-
Mittwoch, 24. Februar.
net mit L kr.

1888.

* Aus Baden- Der am 21. von Muggensturm land-
abwärts fahrende Zug entging nur durch höhere Vorsicht einer
großen Gefahr. Ein Bahnwart, der einen sehr belebten Weg-
übergang zu bedienen hat, war, als der Zug in der vollen Ge-
schwindigkeit von Muggensturm her kam, nicht auf seinem Posten
und hatte die Barriere nicht geschlossen. Dadurch kam es, daß
ein Bauersmann in Begleitung seiner Frau mit einem von zwei
Pferden gezogenen und mit Holz beladenen Wagen in dem Augen-
blicke über den Wegübcrgang fuhr, als die Lokomotive daher
brauste und mit solcher Kraft an dem schwer beladenen Wagen
anprallte, daß die Scheiter wie Splitter umher fuhren und die
Lokomotive, den Tender, sowie einen Wagen stark beschädigten.
Der Lokomotivführer war in augenscheinlicher Todesgefahr, indem
ein Scheit auf die Stelle flog, wo er stand, durch den Radkasten
aber, welcher ihn deckte, abgehalten wurde. Dieses Scheit.hat
das kupferne Pumpenrohr der Maschine zerquetscht, und läßt sich
das Schicksal des Führers hiernach leicht ermessen, wenn derselbe
nicht verwahrt gewesen wäre. Der Bauersmann und seine Frau,
sowie seine Pferde sind, wie man vernimmt, unverletzt geblieben.
Der betreffende Bahnwart ist bereits zur Verantwortung gezogen
und siebt einer schweren, aber gerechten Strafe entgegen. —
Vom Neckar wird über den Verkauf des Tabaks sehr geklagt.
16 bis 18 fl. sind die höchsten Preise. Reiche Bauern, welche
gerade kein Geld brauchen, lassen ihre Tabaksvorrälhe abhängen
und zusannnenschlagen, in der Hoffnung, später mehr dafür zu
erlösen. — An der Universität Heidelberg fanden im Laufe
des Zahres 1857 Doktorpromotioncn statt: in der juristischen
Fakultät 20, in der medizinischen 7, in der philosophischen Fakul-
tät 12. Erneuert wurde von der medizinischen Fakultät zum
50jährigen Jubiläum die Doktorwürde dem Hrn- Medizinalrath
Gröser in Mainz und dem Hrn. Dr. Hirsch in Bingen.
Ludwigshafen, 22. Febr. Das Rheineis soll sich unter-
halb Worms neuerdings gestellt haben. (Pf. Z.)
* In Grethen bei Dürkheim wurde die Frau des Stein-
hauers Denzborn in der Grube ihres Mannes von einem etwa
6 Pfund schweren Stein erschlagen.
* Das Bezirksgericht Ansbach verurtheilte den quiescirten
Landgerichtsarzt Dr. Frech zu einer achtmonatlichen Festnngö-
arreststrafe so wie in die Kosten des Prozesses und Strafvollzuges,
weil er als behandelnder Arzt eines Knechtes, der den Arm ge-
brochen, versäumte, zu rechter Zeit den Arm einzurichten, wodurch
derselbe abgenommen werden mußte.
* Nach längeren Leiden starb in Darmstadt am 18. Febr.
Oberstudiendirektor Neidhardt, in weiteren Kreisen bekannt als
Präsident vieler Versammlungen des Gustav-Adolf-Vereins, als
Abgeordneter der Regierung bei den evangelischen Kirchenconfe-
renzcn zu Eisenach u. s. w.
* Seit Samstag, den 20. Febr-, ist die Mainzer Schiff-
brücke wieder abgefahren.
* Am 28. Februar findet in Frankfurt eine Versammlung
von Gewerbtreibenden statt, um dem ferneren Abschließen von
Verträgen zwischen einzelnen deutschen Staaten und Frankreich
zum Schutze des geistigen und geschäftlichen Eigenthumö ent-
gegen zu wirken.
* In Berlin wurde abermals ein Spielerclub aufgehoben,
der sich vermöge seiner bevorzugten Stellung so wehrte, daß einem
Schutzmann der Helm gespalten wurde.
Berlin, 16. Febr Mit dem gestrigen Balle bei Lord
Bloomfield, dem auch der Hof beiwohnte, ist die Reihe der Ein-
zugSfestlichkciten endlich geschlossen. Mit dem morgenden Tage
legt der Hof die unterbrochene Hoftrauer wieder an. (M. I.)
Berlin, 17. Febr. Gleichzeitig mit dem unglücklichen Kö-
nigsberger, ist gestern ein anderes Duell aus Lübben in der
Mark gemeldet worden: ein verhekatbeter Osficier ist von einem
unverheiratheten erschossen worden. Sie sehen, wir erleben in

Preußen traurige Dinge, und dabei ist das ganze Duellwesen
in unserem Lande in höherm Grade erschwert, als in England
und Frankreich. (A- Z.)
Berlin, 18. Febr. Dem Besuch der Königin Victoria
sieht man hier im Laufe des Sommers mit Sicherheit ent-
gegen. , (Frkf. Postz.)
Berlin, 19. Febr. Mit der letzten Post ans den Verei-
nigten Staaten ist die für manche europäische Firma betrübende
Nachricht von einem neueren sehr beträchtlichen Fallissement ein-
getroffen. Das Haus R. und D. G. Mills in Galveston, des-
sen Chef der preußische Consul I. W. Jockusch ist, hat in den
letzten Tagen des Januar seine Zahlungen einstellen müssen.
R. und D. G- Mills waren daZ bedeutendste deutsche Haus in
Teras und genossen nicht nur daS unbeschränkte Vertrauen ihrer
Landsleute, sondern auch die deutsche mit Teras in Handesbe-
ziehungen stehende Geschäftswelt schenkte ihnen den ausgedehn-
testen Credit. (B.- u. H--Z.)
* Ein in Posen verfolgter Raubmörder Priewe schoß zwei
bei der Jagd betheiligte Gutsbesitzer, Gebrüder Schulz, todt und
tödtete zuletzt sich selbst, als er keine Rettung mehr sah.
Dortmund, 17. Febr. Gestern Abend gegen 7 Uhr hat
sich auf der bergisch-märkischen Bahn ein Unfall ereignet, der lei-
der nicht ohne traurige Folgen geblieben ist. Der Güterzug von
Soest stieß unter der nach Dorstfeld führenden Brücke aus einen
von dem hiesigen Bahnhof nach der Paulinenhütte bestimmten
Train mehrerer leeren Wagen mit einer solchen Heftigkeit, daß
von beiden Zügen mehrere Wagen zertrümmert und die Trüm-
mer über einander gethürmt wurden. Der Verkehr auf dieser
Bahnstrecke wird heute Mittag wieder hergestellt sein. Das Un-
glück ward, dem Vernehmen nach, dadurch herbeigeführt, daß der
Soester Zug weder signalisirt noch angemcldet worden war. Lei-
der hat man die Verletzung dreier Bremser zu beklagen, die so-
fort in das hiesige Krankenhaus gebracht wurden, und von denen
einer heute früh gestorben ist. (Köl. Ztg.)
Wien, 19. Febr. Der Kaiser hat der evangelischen Schul-
anstalt zu Oberschützen in Ungarn eine jährliche Unterstützung
von 500 fl. auf zehn Jahre ohne jede weitere Bedingung be-
willigt. (A. Z.)
Turin, 18. Febr. Der Justizminister hat der Deputirten-
kammer einen auf den politischen Meuchelmord bezüglichen Ge-
setzentwurf vorgelegt. In dem ersten Theil desselben wird das
Attentat genau dcfinirt, und die von den Blättern ihm gehaltene
Lobrede dargelcgt; im zweiten Theil findet sich die Bildung einer
Jury entwickelt, die ebensowohl die Rechte der Angeschuldigten
als die Interessen der Gesellschaft zu vertreten bestimmt ist. Die-
ser Gesetzentwurf ist bereits gedruckt, und wird unverzüglich den
Bureaur zur Prüfung vorgelegt werden. (Corr. Hav.)
Genua, 17. Febr. Im Hotel „Della Ville" wurde gestern
ein Engländer verhaftet, wie man anfangs sagte, der flüchtige
Allsop. Allsop aber ist fast 60 Jahre alt, der hier verhaftete
Engländer dagegen ist noch jung. Wie man sagt, soll er Tho-
mas Dowel Hodge heißen. Noch 12 andere Flüchtlinge wurden
festgenommen) theils um vor Gericht gestellt, tssils um auS
Stadt und Land verwiesen zu werden. Die „Italia del Popolo"
wurde mit Beschlag belegt. (Corr, mercant.)
Bern, 21. Febr. Officielle Antwort auf Kerns Paß-
Plakerei-Reclamationen: Die Maßregel gilt für alle Staaten.
Damit fie für die Schweiz weniger veratorisch ausfalle, wird
Frankreich seine Konsulate an der Grenze vermehren. (A. Z.)
Genf, 18. Febr. Die Eröffnungsfeier der Genf-Lyoner
Bahn ist auf den 16. März, den Geburtstag des kaiserlichen
Prinzen, vertagt. (Eidgen. Z.)
* Paris' und London find zwar immer die Ausgangs-
punkte politischer Neuigkeiten; allein in diesem Augenblick ist die
geographische Bedeutung dieser Herrschersitze unendlich erhöht»
 
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