Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 1 – Nr. 27 (1. Januar – 31. Januar)
DOI Kapitel:
Nr. 4
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0017

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
llmbmiln Anzüm.

Nr. 4

Erscheint, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterhaltungs-Blatte
vierteljährlich L-L kr.

Dienstag, 3. Januar.

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit T kr.

1838.

* Mannheim, 4. Jan. Gestern Nachmittag fand in dem
von Herrn Oberbürgermeister Diffene auf's Bereitwilligste ein-
geräumten Rathhaussaale die erste Generalversammlung des „All-
gemeinen Kranken-Unterstützungs-Vereines" statt. Wenn gleich
auch der eigentliche Zweck der Gründung dieses Instituts, die
Verschmelzung sämmtlicher Bruderschaften in eine einzige,
bis jetzt noch nicht erreicht ist, so ist denrwch die Einzeltheilnahme
bereits eine sehr erfreuliche zu nennen. Es ist daher gegründete
Hoffnung vorhanden, daß der „Allgemeine Krankenunterstützungs-
Verein in Mannheim" der vollkommenen Erfüllung seines Zweckes
entgegenreift. Als Vorsteher wurden definitiv nach §§ 39 und
40 erwählt die Herren: Bauer, Peter; Biundo, W.; Dünkel, L.z
Eichelsdörfer, I. P.; Hamburger, G.; Jost, K.; Köhler, Jos.;
Lang, Wilh.; Metz, W,; Nagel, Ludw.; Rhodius, Jos; Schneider,
I.; Wühler, Jakob. — Anmeldungen zum Beitritt können zu
jeder Zeit bei den Genannten gemacht werden, wo sie stets gerne
entgegengenommen werden.
-7- Mannheim, 2. Jan. Wir waren gestern in Mainz
und fanden dort noch eine sehr trübe Stimmung. Daß weder
Bälle noch Concerte während dieses Winters daselbst stattfinden,
wurde — wenn wir nicht irren — in diesen Blättern schon mit-
getheilt. Auch über den Bau einer festen Brücke über den Rhein
oberhalb Mainz ist man sehr verdrießlich. Die Kosten, welche
für den Bau der Brücke bei Weisenau nach der Maiuspitze in
Voranschlag gebracht wurden, betragen 3 Millionen Gulden,
Während jene für die Ueberbrückung von Mainz nach Castel sich
auf 7 Millionen belaufen würden. Wer mit den Terrainver-
hältnissen daselbst nur einigermaßen bekannt ist, wird dies ganz
erklärlich finden- Es müßten in Mainz mehrere sehr theure
Häuser angekaust und niedergerissen werden, um die Höhe zu ge-
winnen; die Festungswerke müßten durchbrochen und kostspielige
Bauten daran vorgenommen werden. Gleiches wäre in Castel
der Fall. Der Hauptpunkt der Vertheueruug aber würde die
weiter erforderliche Ueberbrückung des Mains sein, um aus das
linke Mainufer zu gelangen; während die Weisenauer Linie sich
oberhalb der Mündung des Mains in den Rhein, also schon aus
der linken Mainseite befindet, und eine Mainbrücke hier selbstver-
standen nicht zu bauen ist. Bis zur Vollendung der Brücke, zu
deren Bau nur noch die Genehmigung des deutschen Bundes
fehlt, wirb die Verbindung der Mainz-Darmstadt-Aschaffenburger
re- Bahn mit den linksrheinischen Bahnen mittelst einer Dampf-
fähre bei Weisenau unterhalten. In 4 Jahren soll das ganze
Werk vollendet sein. Die Brücke erhält, — was uns für die
Schifffahrt mehr als bedenklich erscheint — 3 Wasser- und 2
Landpfeiler und eine Höhe von 5G von der Sohle des Flusses.
Mit dem Durchlaß richten sich die Mainzer nach den Entschei-
dungen über die Cölner Brücken-Angelegenheit. Der niedere
Wasserstand wird — sind diese Brücken, wie projektirt, einmal
vollendet — dann keinen ungünstigen Einfluß auf die
Rheinschifffahrt mehr ausüben. Die Schifffahrt auf dem
Rheine mit größeren Schiffen ist dann ohnehin durch solche
Schlagbäume vernichtet. Des hohen Rheinzolles gar nicht zu
gedenken!
h Mannheim, 4. Jan. Stand der Fremden hiesiger Stadt
vom 3-—4. Jan.: 240 Personen.
Heidelberg, 4. Jan. Dem Vernehmen nach bleibt uns
Lie Dampfschiffsah'" auf dem Neckar erhalten; es hat nämlich die
königl. württembergische Regierung die Boote sowohl als auch das
übrige zum Betriebe Gehörige käuflich übernommen (H. I.)
Mün chen, 4. Jan. Dieser Tage wurde dahier ein Etab-
lissement eröffnet, welches einen für Süddcutschland ziemlich neuen
Industriezweig repräsentirt, nämlich die auf Aktien gegründete
Kunst-Zinkgießerei. (Ällg. Z.)
Aus Augsburg wird als Seltenheit gemeldet, daß sich
am Montag früh eine „Wildgans" über den tiefen Wallgraben

und die Mauern am Klinkerthor bis in die Stadt gewagt und
aus der Straße eine Zeit lang herumspazierte, — ein Beweis,
wie belebt es in den Straßen Augsburgs sein muß, wenn sogar
Federwild sie zum längeren Aufenthalt wählt. Da darf man
sich in der That nicht wundern, wenn der Haarabschneider sein
frevelhaftes Geschäft am bellen Tage und an belebten Plätzen
ausüben kann! (Bayer. Kur.)
* Am 31. Dez. v. I. endigte in Augsburg der vielbe-
sprochene Unterschleifsprozeß gegen bayerische Eisenbahnbedienstete.
4 Oberkondukteure und 6 Kondukteure wurden von der Anklage
wegen Billetunterschleifen freigesprochen ; dagegen die übrigen An-
geklagten theils zur Dienstentlassung, theils zu mehrjähriger Ge-
sängnißstrafe verurtheilt.
Frankenthal, 31. Dez. Heute frühe ging mit der
Eisenbahn, unter der Leitung des Hrn. Direktors Dr. Dick, die
erste Abtheilung Irren — 40 theils männliche, theils weibliche
Individuen — nach der neuen Irrenanstalt Klingenmünster ab
und es beginnt somit mit diesem Tage die volle Thätigkeit dieser
Anstalt. ' (Pf. Z.)
Stuttgart, 31. Dez. Die Nr. 16 des Regierungsblatts
enthält die königl. Verordnung, betreffend die Bekanntmachung
der auf die Verhältnisse der katholischen Kirche im Königreich be-
züglichen päpstlichen Bulle, übrigens unter Vorbehalt der ständi-
schen Zustimmung (die zu jedem Gesetz nothwendig ist) für die-
jenigen Punkte, welche eine Aenderung der Landesgesetzgebungin
sich schließen. , (W. St.-A.)
Stuttgart, 31. Dez. Meine Angabe über die konfessio-
nellen Streitigkeiten unter zwei Kavalieren, welche zu einer Duell-
forderung führten, habe ich dahin zu berichtigen, daß das Duell
selbst durch höheres Dazwischeutreten unterblieben ist. (F-Pz.)
Mainz, 29. Dez. Das Börsenspiel hat abermals ein
Opfer gefordert. Die hiesige Weinhandlung Georg Dael hat
mit einer Passivasumme von 322,000 fl. ihre Zahlungen eingestellt.
Die Verluste entstanden hauptsächlich aus der verunglückten Spe-
kulation in Darmstädter Berechtigungsscheinen (Enkel), indem der
Cbef der Firma Mitglied des vielgenannten Konsortium war.
Die Darmstädter Bank ist Hauptgläubiger mit einer Forderung
von 117,000 fl., auch ein Frankfurter Bankhaus erleidet einen
nicht unbeträchtlichen Verlust. Dem Vernehmen nach werden
indeß den Gläubigern 50 Proc. offerirt. Man fürchtet, es wür-
den dieser (Luspension noch mehrere aus gleichen Gründen auf
dem Fuße folgen. (Fr. Hldsz.)
Mainz, 31. Dez. Gestern Abend gegen 7 Uhr hob ein
Mann in der Quintinsgasse einen inmitten der Straße liegenden
länglich-runden Gegenstand auf, vielleicht in der Meinung, es
sei eine Geldrolle. Kaum hatte er denselben aber in den Händen,
als er sich entzündete und das Gesicht deS Mannes arg zurich-
tete. Es war ein hölzernes, mit Draht umwickeltes Büchschen,
in dem sich Pulver befunden hatte, zu welchem ein Zündfaden
oder dergleichen führte. Augenscheinlich liegt hier eine muthwil-
lige, frevelhafte Handlung vor- (M. A.)
* Aus Niederhessen, 30. Dez., wird der „Kass. Ztg."
mitgetheilt, es sei im sürstl. Thurn- und Taris'schen Postgebiete
allen Beamten und Dienern, deren Besoldung den Betrag von
600 Thlrn. nicht übersteigt, durch Verfügung der fürstl. General-
Postdirektion eine entsprechende Gehaltsverbesserung zu Theil ge«
worden.
* Der bayerische Gesandte zu Frankfurt stattete am 31.
Dez. v. I. in dem schleswig-holsteinischen Ausschüsse seinen um-
fangreichen Bericht ab. Das Referat soll am 7. Januar in
der Bundestagssitzung vorgelegt werden.
Frankfurt, 30. Dez. Verschiedenen Blättern ist von
hier gemeldet worben, daß sich die Bundesversammlung, und
zwar bis zum 7. Jan. nächsten Jahrs, vertagt habe. Wir sind
 
Annotationen