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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 52 – Nr. 77 (1. März – 31. März)
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Nr. 73
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Nr. 73

Erschein:, Montags ausgenom-
men, täglich Morgens und kostet
mir dem ilnterhaltungs - Platte
vierteljährlich LT kr.

Freitag, 26. März

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger^ und dem tägl'chen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit T kr.

18S8

* Badischer Landtag.
HA. öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Mittwoch, 24. März 1858.
In dieser Sitzung wurde der Voranschlag des umlaufenden i
Betriebsfonds der Größh. Post- und Eisenbahubetriebsverwaltung s
ohne Discussion genehmigt. Hiernach wird von dem, am 1. s
Januar 1857 vorhanden gewesenen Rest der Aktiven mit i
993,655 fl. der Betrag von' 5,427 st. der Eisenbahnschulden- l
rilgungskasse als Dotation zugewiesen, die Restsumme mit 988,228 j
fl. aber der Post- und Esenbahnbctriebsverwaltung als Bedarf j
belassen. Hierauf wurde zur Erstattung von Petitionsberichten l
geschritten: Küßwieder über die Bitte der Gemeinde Eberbach l
wegen Uebernahme der Kosten der Bürgerwehr auf die Stadt-
kasse; über die Bitte mehrerer Gemeinden wegen Erlassung geist-
licher und weltlicher Gesetze zur Vorbeugung gegen das zuneh-
mende unsittliche Leben. Fingado über die Birte mehrerer Ge-
meinden des vormaligen Amtsbezirkes Neckargemünd um Wieder-
herstellung des Amtsbezirkes Neckargemünd. Beschluß: Ueber-
weisung der Petition an Gr. Staatsministerium zur Kenntniß-
nahme und möglichsten Berücksichtigung. Beck über die Bitte
des Bezirksthierarztes Bender in Wiesloch um wirksame Bestim-
mungen gegen die Pfuscherei in der Thierbeilkunde. Beschluß:
Tagesordnung.
-st- Mannheim, 25. Marz. Gutem Vernehmen nach hat
unser Mitbürger Herr Zos. Böhm jr. die auf ihn gefallene Wahl
als Gemeinderathsmitglied abgelehnt. Die Gemeinde-Ordnung
bestimmt, daß jeder Gewählte die auf ihn gefallene Wahl-anneh-
men muß. Ausgenommen sind und können ablehnen: Pensionäre,
60jährige Personen, Jene, welche schon 9 Jahre das Bürger-
meisteramt oder 6 Jahre die Stelle eines Gemeinderaths versehen
haben, Gemeinderechner, sowie Diejenigen, welche andere
erhebliche Entschuldigungsgründe vorbringen, worüber
der Gemeinderath und kleine Ausschuß entscheidet. Die Verwei-
gerung der Annahme der aus einen Gemeindebürger gefallenen
Wahl, selbst wenn er nur als Stellvertreter gewählt worden ist,
ohne genügende Entschuldignngsgründe, zieht eine Strafe von
25 fl. bis 150 fl. nach sich. Herr Böhm ist nun offenbar in
der Lage, sich vor dem Gemeinderath und kleinen Ausschuß ver-
antworten zu müssen. Derselbe hat bekanntlich ein ausgebreitetes
Geschäft, das die angestrengteste Thätigkeit erfordert, llm den
Pflichten eines Gemeinderathsmitgliedes nachkommen zu können,
muß aber der Gewählte hinlänglich freie Zeit haben, denn es ist
jedermänniglich bekannt, daß es mit den zwei Sitzungen in der
Woche, deren jede schon mehrere Stunden in Anspruch nimmt,
nicht abgethan ist. Wer einmal ein Amt annimmt, muß seinen
Posten auch ganz ausfüllen können, gebricht ihm hierzu die Zeit
so hat er — wir müssen es kurz und ohne Umschweife sagen —
so hat er vollkommen Ursache, dasselbe abzulehnen und ist von
selbst entschuldigt. Derjenige, auf den die Wahl fällt, gelangt
durch das Vertrauen seiner Mitbürger zu dem Ehrenamt eines
Vertreters der Gemeinde und wäre desselben gewiß unwürdig,
wenn er die Ablehnung mit nicht stichhaltigen Gründen versuchen
wollte. Bei Prüfung der Gründe zur Ablehnung müssen deß-
halb auch die geringfügigst scheinenden Ursachen berücksichtigt
werden. Aber auch schon bei dem Vorschlag zur Wahl sollte
man darauf bedacht fein, daß solche Gemeindebürger, deren Ge-
schäft ihre persönliche Anwesenheit erfordert, nicht auf die Can-
didatenlifte gesetzt werden, selbst wenn deren Persönlichkeit ver-
möge ihrer Kenntnisse und praktischen Anschauungsweise an den
grünen Tisch zu wünschen wäre.
7 Mannheim, 25. März. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 24.—25. März: 300 Personen.
* Aus Baden. In der Weinheimer Vorstadt Mühl-
heim wurde eine einzeln wohnende Frau zusammengekauert in

ihrem Bette unter grauenhafter Verwesung gefunden. Da die
Verstorbene öfters Wochen lang abwesend war und während die-
ser Zeit ihre Läden geschloffen hatte, so fiel die geschlossene Woh-
nung erst nach Wochen auf. Ueber die muthmaßliche Todesart,
jedenfalls keine gewaltsame, gehen allerlei Gerüchte im Volke. —
Von der Rench berichtet die „Bad. Landesztg." folgende Frevel-
that: Am Abend des 22. März wurden die Bewohner unserer
sonst so friedlichen Gegend mit allgemeinem Entsetzen erfüllt.
Joseph Braun, ein blutjunger, kaum 19jähriger Lwhn deS Mül-
lers Karl Braun von Müllen, Zinken der Pfarrei Nußbach, ge-
riet!) im Bierhause erwähnten Pfarrortö in heftigen Wortwechsel
mit dem Nachbar seines Vaters, dem Müller Jgn- Saur von
Müllen- Letzterer begab sich sofort in Begleitung einiger Män-
ner nach Hause, weil nämlich der jugendliche Missethäter kurz
zuvor in öffentlicher Wirthsstube sich geäußert hatte: „Heute
Abend muß noch einer ver.!" Alsbald folgte der ver-
ruchte Bösewicht seinem Opfer, führte vor dessen Haus lauten
Krawall auf, rief Saur, d<r Vater von 2 unmündigen Kindern
ist und in der Vollkraft seiner Jahre steht, ins Freie und ver-
wundete den Unglücklichen durch einen Stick in die rechte Brust
so lebensgefährlich, daß derselbe kaum dem Tode entgehen dürfte.
Heule wurde der Bösewicht in der Scheuer seines Hauses, im
Heu versteckt, von'der Gendarmerie aufgefunden, und sofort in
die Amtsstadt Oberkirch abgeführt, um daselbst der gerechten Strafe
feiner verruchten That emgegenzuharren. — In Rastatt ist
eben die Errichtung einer Schwimmschule im Werke- Nach dem
Ueberschlage belaufen sich die Kosten auf 7000 fl., welche durch
Aktien zu 20 fl. mit 4 Proz. Zinsen aufgebracht werden sollen.
Aus Württemberg, 17.März. Im Hinblick darauf, daß
andre deutsche Staaten, und namentlich das benachbarte Bayern,
die Gewährung des Staatsbürgerrechts an diesseitige Israeliten
in der Regel versagen, hat unsre Regierung als Repressalie die
gleiche Maßnahme gegen die Israeliten jener Staaten angeordnet.
Freilich trifft die Repressalie nur die Juden, nach der alten be-
währten Regel: „Schlägst Du meinen Juden, schlag' ich Deinen
Juden." (Ztg. f. Nordd.)
* Mainz, 24. März. Heute Morgen herrschte hier, und
besonders auf dem Rheine, ein so dichter Nebel, daß in Folge
dessen das jenseitige Ufer den Blicken völlig verschlossen war.
* Die Petition von Handelskammern, Schiffern und Kauf-
leuten in Sachen des Kölner Brückenbaues ist an den Reklama-
tions-Ausschuß übergeben worden, welcher der Bundesver-
sammlung darüber Bericht erstatten wird.
' Frankfurt, 23. März. Nach dem in der am 18. d. M.
ftattgefundenen Generalversammlung der „allgemeinen Männer-
Krankenkasse" erstatteten Rechenschaftsberichte belief sich das Ver-
mögen dieser Casse am 31. Dcccmber 1857 auf 10,750 fl. 51 kr.
Die Ausgaben für Krankengelder erreichten im vorigen Jahre
2771 fl. 30 kr. (1856: 2118 fl.) (F. I.)
Am 24. März wurden die nassauischen Kammern durch
den Herzog in Wiesbaden eröffnet. Die Thronrede stellt die
Verhältnisse des Landes sehr günstig dar; bei weiser Sparsamkeit
seien nur 4flz „Simpel" Steuer nölhig.
* Der seit dem 17. März in Dresden versammelte Con-
greß deutscher Theaterintendanten und Direktoren hat seine Sitzun-
gen beendigt. Der erste Gegenstand der Berathung betraf die
Abänderung des Kartel-Vertrags. Der zweite Punkt der Tages-
ordnung war, dem Treiben und Gebühren einzelner Theateragcn-
turen dadurch das Handwerk zu legen, daß die Direktionen sich
verpflichten, in Zukunft nur mit den Künstlern selbst zu unter-
handeln und abzusckließen. Ein dritter Vorschlag betraf die
Honorare bei Gastspielen. Als höchstes Honorar bei Bühnen
ersten Ranges, die über eine jährliche Brutto Einnahme von
105,000 Thalern zu gebieten haben, wurden 40 Fnedrichsdor
festgesetzt, bei allen übrigen Bühnen wurden die Honorare auf
 
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