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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 285 – Nr. 310 (1. Dezember – 31. Dezember)
DOI Kapitel:
Nr. 305
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Dezcm''

Erscheint, Montage auSgcrwM-
men, täglich Morgen- iü 18Ü0
S v«I Exem pl. und kostet mit dem Unter-
haltungsblatte vterteljährl. L st.

Anzetgeu werde« tu dem „Mann-
' -er Anzeiger" nnd dem täglt-
„Straßenpiakat" zusammen
die g ewöhnl.Zeile berechn, mit T kr.

X Mannheim, 22. Dez. Unter die wohlthätigen An-
stalten zur Erziehung Zer Jugend in unserer Stadt gehört na-
mentlich auch die katholische Freischule, in weicher mehr als !00
Kinder beiderlei Geschlechts bei ihrem- sehr tüchtigen Leyrer geeig-
neten Unterricht erhalten. Gestern war ein Freudentag für diese
Kinder, indem, wie seit vielen Jahren, so auch diesmal durch die
mütterliche Sorgfalt der wohlbekannten Freundin dieser Schule
eine Christbescherung veranstaltet wurde, bei welcher keines der
Kinder leer ausging.. Der zierlich geschmückte Christbaum beleuch-
tete miü seinen vielen Lichtlein einen langen Tisch , aus welchem
die Geschenke (mehr als 250 einzelne Kleidungsstücke, wohl an
Werth von 200 st.) ausgebreitet lagen. Die bei solcher Gele-
genheit übliche Ansprache verbreitete sich in sinniger Weise über
die „hohem Gaben, die das Christkind durch sein Erscheinen
auf Erden den Menschen gebracht" hat. Mit sichtbarer Auf-
merksamkeit lauschte man den Worten, und die Kinder nahmen
— neben den irdischen Geschenken — auch treffende Lehren und
Mahnungen in ihrem Herzen mit nach Hause- — Wohlthäter,
deren Hände nicht ermüden zu geben, deren Herzen, sich glücklich
fühlen, wenn sie Arme erfreuen, haben auch zu dieser Christbe-
scherung beigesteuert. Wie viel Gutes geschieht doch aus christ-
licher Liebe in dieser lieblichen Festzeit! — Bei der lebhaften
Theilnahme, welche die Feier Seitens der Freunde der Freischule
gerade diesmal gefunden, hat man die Abwesenheit der Gründerin
dieser Bescherung allgemein bedauert.
/x Mannheim, 23. Dez. Zu dem Artikel im heutigen
Blatte, der von einer glücklichen Acquisitum einer neuen Sänge-
rm handelt, erlauben Eie mir den Nachtrag, raß nr diesen Ta-
gen dieselbe auf hiesiger Bühne bei vollem Orchester einer Probe
unterzogen wurde. Wohllaut der Stimme, Schmelz und Bie-
gung der Töne, so wie ein. vorzüglicher Vortrag waren die er-
freulichen Wahrnehmungen dieser Probe. In dem vollen Reize
der Jugend zeigt diese Dame eine hohe, schöne Gestalt mit äußerst
ansprechendem Aeußern.
V Mannheim, 23. Dez. Der Verkauf von Rheinwasser
wird von einer ziemlichen Anzahl Fuhrleute betrieben, dadurch
dem Bedürfnisse genügt und noch weiter eine Vorsorge für allen-
falls ansprechende Feuersgefahr getroffen, da die fraglichen 'Ver-
käufer gehalten sind, stets und besonders des. Nachts, ihre Fässer
gefüllt zu erhalten. Diese Uebung ist so eingreifend in unter
Leben geworden, daß schon zu verschiedenen Malen derselben öffent-
liche Beachtung zugewendet wurde, besonders bei Zulegung der
oberhalb der Rhein brücke gelegenen Schachtel, welche mit der
unterhalb der Brücke und der an der Stärkefabrik befindlichen
zum Schöpfen des Wassers diente. Es wurde mit jener Zule-
gung so zu sagen, die am leichtesten zugängliche und wenigstge-
fachliche Schöpfstelle aufgehoben und damit dieselben im Winter,
wegen Benützung der unterhalb der Brücke gelegenen zur Ueber-
fahrt, auf. die eine und ziemlich weitgelegene, an der Stärkefabrik
beschränkt. Damals sprach inan davon, unsere Gemeindebehörde
wolle eine Einrichtung hinter dem „Europäischen Hofe" treffen
lassen, welche allen Anforderungen genüge — aber bis heute er-
freute man sich nicht derselben, obgleich eine solche Einrichtung
zum Unabweisbaren Bedürfnisse geworden ist. Ist es für die
betreffenden Verkäufer und das gesummte Publikum von Interesse,
stets sicher und nicht so entfernt das erforderliche Wasser schöpfen,
d. h. die hierzu verwendeten Fässer stillen zu können, so liegt
diese Anforderung noch näher begründet, wenn man den Fall
eines ausgebrochenen Brandes in Betracht zieht, wo gerade diese
Fässer bei Zuführung des Wassirs stark ins Gewicht fallen. Bei
dem am letzten Sonntage ausgebrochenen Brande hatte man
Gelegenheit diesen Mißstand wahrzunehmen , und den Ausspruch
desselben won den sich sehr bereitwillig und thätig gezeigten be-

treffenden Fuhrleuten zu hören, da auch am Neckar, besonders bei
dem jetzigen niedern Wafferstande, nicht eine Stelle ist, wo ge-
fahrlos, und dadurch hauptsächlich rasch das Füllen der Fässer
bewerkstelligt werden könnte. Hoffen wir, daß nach dem bereits
früher Gesagten und den hier angedeuteten Punkten unsere Ge-
meindebehörde ihre Beachtung diesem Gegenstände zuwenden und
das Geeignete verfügen wolle, um die in jedem Falle und jeder
Beziehuffg zu wünschende und nothwendige Einrichtung der leich-
ten Zugänglichkeit in möglichster Nähe der Stadt zu "beschaffen.
Mannheim, 23. Dez. Durch die Kölner Rhein-
brücke wird bekanntlich die Einrichtung zum Umlegen der Schiffs-
maste ein nothwenbiges Erforderniß. Die Schiffer, welche bis
zur festgesetzten Zeit, 15. April 1859, diese Einrichtung treffen,
haben dafür, wie ebenfalls bekannt, eine Reuumeration zu erwar-
ten. Im Laufe dieses Winters wird daher die erforderliche Ein-
richtung getroffen werden, und wir verfehlen nicht, auf ein deß-
fallsiges Anerbieten aufmerksam zu machen. Herr Ad. Ripp,
Eisenarbeiter, untere Löhrgasse zu Mainz, eröffnet nämlich durch
Plakate, welche auch hier in Wirthslokalen aufgehäugt sind, daß
er diö Herren Schiffer, welche gesonnen sind, ihre Masten zum
Umlegen einzurichten, einladet, ein bei ihm ausgestelltes „Mu-
st er spie l" einzüsehen!
* Abgeordnete von Edingen, Dossenheim, Eppelheim., Feu-
denheim , Handschuchsheim, Heddesheim, Kirchheim, Ladenburg,
Leimen, Neckarhausen, Neuenheim, Plankftatt, Rohrbach, Schries-
heim und Seckenheim waren am 19. Dezz in Edingen ver-
sammelt , die sich, neben einer Einzeleingabe an Se- K. Hoheit
den Großherzog, wegen Nichtenstührung der neuen Gottesdienst-
ordnung, noch über eine gemeinschaftliche Eingabe einigten.
Heidelberg, 2l. Dez. Eine der Sehenswürdigkeiten un-
serer Schloßruine ist der mit dem Ludwigsbau in Verbindung
stehende Ziehbrunnen, welcher unter einem mitgothischen Spitzbögen
verzierten, früher gewölbten, Erker ist und von 4 freistehenden
und 2 Wandsäulen, welche von dem Palaste Kaiser Karl's des
Großen.hergekommen, getragen wird. Dieser Brunnen ist unge-
sähr-50 Fuß tief gemauert, und dann trichterförmig in Granit
gehauen. Jur 30jährigen Kriege wurde er versepüttet. Jetzt läßt
der dermalige Kastellan des Schlosses, Hr. Richard-Janillon, wel-
cher mit großen Opfern au Zeit und Geld schonmnanche interes-
sante Räume der Ruine zugänglich gemacht hat, den in dem Brunnen
befindlichen Schutt herausschaffen Der Hauptzweck ist, auf die
alte Äasscrstube zu gelangen. Zugleich wird sich dadurch aber
auch zeigen, ob die Sage gegründet ist, nach welcher viele werth-
volle Gegenstände bei Belagerungen in die Tiefe des Brunnens
geworfen worden seien. Da dieses wohl möglich ist, so ist man
um so mehr auf das Ergebniß des Unternehmens gespannt- (K.Z.)
* In Dossenheim wußte ein Vagabund einen Bauern
glauben zu machen, in seinem Hause liege ein Schatz begraben.
Einige hundert Gulden wurden mit Mühe herbeigeschafft, in
einem Topfe an der bezeichneten Stelle vergraben. Nach 7 Ta-
gen und 7 Nächten, der Zeit, wo der Schatz zu heben sei, war
der Vagabund mit sammt dem Gelbe verichwunden.
* In Baden-Baden und der Umgegend hat sich ein
evangelischer Hülssverein gebildet, der seinen evangelischen Glau-
ben und die ermugelische Liebe durch freiwillige regelmäßige Bei-
träge zur Förderung christlicher Werke bethätigen will.
* Amtsassessor Gustav Ekert in Freiburg wurde zum
Vorsteher des Männerzuchthauses in Bruchsal ernannt.
Osü.r Regenauer, Sohn unseres geschätzten Finanzmini-
sters, verstarb als Gr. Amtsrichter nach kurzem Krankenlager in
K onstanz.
* Aus Baden läßt sich der „Schw-Merk." schreiben: Schon
öfter wurde die Behauptung ausgesprochen, daß bei den vorgenom-
 
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