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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 233 – Nr. 259 (1. Oktober – 31. Oktober)
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Nr. 242
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1119

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Rr. 242

Erscheint, Montag- ausgenom-
men, täglich Morgens in 1800
Exempl. und kostet mit dem Unter-
haltungöblatte Vierteljahr!. 1 si.

Dienstag, 12 Oktober

Anzeigen werden in dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßenplakat" zusammen
die gewöhvl.Zeile berechn, mit S kr.

1858.

Gin Wort
über -as Conlesswnsmsen für Verßcherungs Gesellschaften.
Die „Rundschau der Versicherungen", welcher wir schon
mehrmals Stoff „über Lebens-Versicherung" entlehnten, um sol-
chen dem größeren Publikum in diesen Blättern vor Augen zu
führen, giebt uns heute wieder den erfreulichen Anlaß, sie zu
benützen. Unseres Erachtens ist das Versicherungswesen über-
haupt dazu angethan, die Aufmerksamkeit der civilisirten Mensch-
heit auf sich zu ziehen, und in der Thal kann nicht genug
darüber gesprochen werden. Es ist daher zunächst Aufgabe Der-
jenigen, welche sich mit Assecuranz-Geschäften befassen, sich der
Belehrung des Publikums nach besten Kräften zu unterziehen. Denn,
wer anders, als die Männer, denen das Versicherungswesen
zum Berufe geworden ist, sollte diese Pflicht erfüllen? Freilich
will der gewöhnliche Mann, dem der richtige Begriff der Sache
noch fehlt, oft nur die Triebfeder des Geldverdienstes in den
Aufmunterungen erblicken, welche ihm ein (wenngleich unbeschol-
tener) Agent macht- Lächerlich wäre es nun, wenn wir behaup-
ten wollten, ein Versicherungs-Agent suche aus purer Uneigen-
nützigkeit Versicherungen; im Gegentheil, er will und soll den
Verdienst dabei haben, zu dem seine Arbeit ihn berechtigt; —
aber vergessen wir doch nicht, daß der Versicherungs-Agent, in-
dem er sich dient, gerade dadurch auch dem Publikum dient,
welches eine Sache ost wünscht, ohne sie zu nehmen, wenn sie
ihm nicht angeboten wird.
Was wir heute zu sagen haben, berührt das Versicherung
suchende Publikum ebensowohl, als auch die Versicherung geben-
den Gesellschaften. Es ist schon oben gesagt, daß wir das Co n-
cessions-Wesen besprechen wollen, welches vorzüglich sür
Feuer-Versicherungs-Gesellschaften ein großes Hinderniß ist,
indem es gleichzeitig" das Publikum den stets wohlthätigcn Folgen
einer freien Eoncurrenz beraubt. Schon früher haben wir eine
Frage behandelt, *) welche nicht ganz unbeachtet blieb.„ Daß
man aber auch anderwärts die gleichen Gefühle hege, dafür neh-
men wir S. 323 des Oktober-Hefleö der „Rundschau der Ver-
sicherungen" zum Beweise, wo wir folgende Worte finden:
Zur Beherzigung.
„Wir haben, sagt die „Berl. B. Ztg." , wiederholt darauf
aufmerksam gemacht, wie theilö in Folge der großen Dürre,
theils des damit zusammenhängenden Wassermangels, theils auch
aus einer Menge nicht zu erklärender Ursachen, auch dieses Jahr
wieder so überaus reich ist an Feuersbrünsten und Feuerbeschä-
digungen. Wir haben als Folge davon im Lause dieses Jahres
eine lange Reihe von Nothrufen von den verschiedensten Seiten
her vernehmen müssen, da sich fast überall herausgestellt hatte,
daß nur ein überaus kleiner Theil, namentlich des beschädigten
Mobiliar-Vermögens, gegen Fcuersgefahr versichert war. Wie
gern man auch in jedem einzelnen Falle diesen Nothrufen Vor-
schub leistet, um wenigstens nach Möglichkeit das größte Elend
zu mildern, so kann man sich doch leider nicht verhehlen, daß
dadurch jenem Leichtsinn Vorschub geleistet wird, der die jetzt so
bequeme und so billige Versicherung verabsäumt. Wir glauben,
daß hier mehr als irgendwo es eine Pflicht der Regierung wäre,
die ja dadurch, daß "sie vielfach die Grundbesitzer zu einer Ver-
sicherung ihrer Immobilien zwingt, die Nothwendigkeit dieser Ver-
sicherungen anerkannt, die weiteste Ausdehnung der Versicherung
in jeder nur möglichen Weise zu befördern, und auf die Noth-
wendigkeit derselben wenigstens immer von Neuem aufmerksam

Sind die öffentlichenHauSkollektenfür Abge-
brannte gerechtfertigt? Ein zeitgemäßes Wort. (Siehe
Nr. 189 und 190 des ,,Unterhaltungsblattes zum Mannheimer
Anzeiger" vom 11- und 12. August d. 3.)

zu machen. Es ist traurig, daß wir statt dessen noch immer viel
mehr Erschwerungen begegnen, die der weiteren Ausbreitung des
Assecuranz-Geschästs vielfach staatlich entgegengestellt werden, sei
es nun, indem man die ausgedehnteste Concurrenz der Versiche-
rungs-Gesellschaften durch Vorenthaltung der Concession erschwert,
sei es, indem man die Versicherung an schwerfällige und kostspie-
lige Prozeduren knüpft, oder sei es, daß man den Betrieb der
Agenten irgendwie erschwert. Es wird wenigstens nothwendig,
daß die Presse hier ihrer Pflicht genüge, und an eine Beseiti-
gung dieser Erschwerungen mahne, und immer von Neuem dar-
auf aufmerksam mache, wie Wünschenswerth eine noch unendlich
weitere Ausdehnung der Versicherung im Ganzen im allseitigen
Interesse läge. Möchten doch in dieser Beziehung wenigstens
die OrtSbehörden ihre Stellung richtig begreifen, namentlich aber
in jenen kleineren Orten, wo die Bewohner, theils weil sie we-
niger intelligent sind, die Versicherung so oft unterlassen, wäh-
rend doch gerade dort, theils wegen der leichten Bauart, theils
aber auch wegen des Mangels an hinreichenden Rettungs- und
Lösch - Apparaten, die Versicherung doppelt nothwendig wäre.
Jedem neuen Nethrufe, der etwa behufs Beschaffung an Hülfe
zu uns dringen sollte, möchten wir am liebsten eine Mahnung
zur Versicherung voransetzen und ihm folgen lassen."
An dieses Thema knüpfen wir heute an, und wollen die
Beweisführung versuchen, daß die Concessionirung einer
Versicherungs-Gesellschaft, hier specieü einer Feuer-Versicherung,
gegen die Natur der Sache ist, ja, daß sie dem zur Nothwen-
digkeit gewordenen Streben nach national-ökonomischer Vervoll-
kommnung schnurstracks entgegensteht.
(Fortsetzung folgt.)

* Mannheim, 8. Okt. Die Wittwe des bekanntlich am
13. August v. I. in Rom verstorbenen StaatSraths Brunner
wurde vor einigen Tagen durch die in Marmor kunstvoll gear-
beitete Büste des Verklärten, ein Geschenk Sr- königl. Hoheit
des Großherzogs an die Brunner'sche Familie, überrascht. Ein
solches Geschenk, schreibt ein hiesiger Correspondent der „B. L.Z."
in richtiger Würdigung, muß in dem Gemüthe eines Jeden ein
Gefühl der Bewunderung entzünden, und die innige Liebe zu
unserm erhabenen Landessürsten zum lauten Ausbruch kommen
lassen. Es ist damit nicht nur die Brunner'sche Familie, es ist
damit die Stadt Mannheim, wo der Selige Bürger war, und
länger als zwei Dezennien lebte, hoch geehrt. Es ist dies die
schönste Blume, welche dem leider zu frühe Heimgegangenen,
dem energischen und bedachtsamen, dem aufrichtigen und hochher-
zigen Manne auf's Grab gelegt, und womit seiner Manen in
Wahrheit gedacht werden konnte. Bis jetzt war hier die Büste
nur den Angehörigen der Brunner'fchen Familie und den Freun-
den des Hauses zu schauen vergönnt. Sie soll fleißig durchge-
arbeitet, von sprechender Ähnlichkeit und wundervoll ausgeführt
sein. Der Name des Meisters, Lotsch in Rom (eines intimen
Freundes des Verstorbenen), eines geborenen Karlsruhers, aber
schon seit 36 Jahren in Rom wohnend, bürgt hierfür; denn wer
je die herrliche Hebe in der Karlsruher Gallene, die Büsten
Raphaels und Dürers daselbst gesehen, welche unseres Wissens
von diesem Bildhauer stammen, der muß schon der Neberzeugung
sein, daß unter dem Meisel dieses Künstlers nur Kunstwerke
entstehen können. So weit uns bekannt, soll dieses schätzens-
werthe Geschenk, nach der Zurückkunft des ältesten Sohnes des
verehrten Verstorbenen, auch hier dem Publikum zur Ansicht
ausgestellt werden, wie dies früher in Karlsruhe der Fall war.
ch Mannheim, 11. Oktober. Stand der Fremden hiesiger
Stadt am 10. Oktober: 491 Personen.
München, 8. Okt. Die zahlreichen Freunde und Vereh-
I rer des verewigten I. A. v. Seuffert werden mit Jnterresse ver-
 
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