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Mannheimer Anzeiger — 1858

DOI Kapitel:
Nr. 52 – Nr. 77 (1. März – 31. März)
DOI Kapitel:
Nr. 69
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#0289

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Mamihcmm AnzüM.

Rr. 89

Erscheint, Montags ausgenoru-
men, täglich Morgens und kostet
mit dem Unterbaltnngs - Klarte
vierteljährlich L-L kr.

Sonntag, Lt. März

Anzeigen werden im „Mannhei-
mer Anzeiger" und dem täglichen
„Straßenplakat" die Zeile berech-
net mit Z kr.

1838.

- Mannheim, 20. Marz. Wir haben uns gestern er-
laubt, daS Montag, den 22. März, im Theater stattfindende
Coneert zum Besten der Kinder des verlebten Hofschauspielers
Werner zu zahlreichem Besuche zu empfehlen. Heute befinden
wir uns abermals in der Lage, uns bittend au den Edelsinn
des Theaterpublikums zu wenden. Donnerstag, den 25- März,
findet zum Besten des Chorpersonals eine Vorstellung im Thea-
ter statt. Aufgeführt wird: „Das neue. Sonntagskind," komische
Oper von Wenzel Müller- Diese Oper wurde am 20. Februar
4797 zum erstenmale am Kiesigen Hoftheater gegeben und von
dieser Zeit bis zum 12. Mai 1839 48mal wiederholt. — Außer-
dem wird an diesem Abende „die alte und die neue Zeit" durch
Herrn Schlögell und Fraulein Albert dargestellt werden. Wer
Herrn Schlögell und Fräulein Albert vor Kurzem in der Posse:
„Robert und Bertram" tanzen sah, wird sich sicher auf diese
Produktion freuen. Zum Schlüsse wird „der Fackeltanz"
aus der Oper „Faust" von Spohr, arrangirt von Herrn
Schlögell, durch das Chorpersonal ausgesührt. Wenn so durch ein
reichhaltiges Programm, dessen beste AuSsührung wir hoffen, für
einen mannigfach interessanten Abend gesorgt ist, so dürfte das Publi-
kum durch einen zahlreichen Besuch sich dem Chorpcrsonale er-
kenntlich zeigen- Die Leistungen unseres Chorpersonals stehen
durchschnittlich hoch über den Bezahlungen desselben. Da unsere
Theater-Verhältnisse hier keine Aufbefftrung erlauben, so dürfte
das wohlwollende Publikum gerne diese Gelegenheit ergreifen, um
durch zahlreichen Besuch eine daukenswerthe Entschädigung zu
bieten- Eine solche Anerkennung des Publikums wird daS
Chorpersonal zu neuem Fleiße mit frischem Muthe anspornen.
Das Chorpersonal wird bestrebt sein, sich die durch einen reichen
Besuch des Publikums erzeigte Gunst dauernd zu erhalten.
-7- Mannheim, 20. März. Obwohl sich gestern das Ge-
rücht verbreitete, von den am vergangenen Sonntag ertrunkenen
Matrosen seien bei Worms, nach Anderen bei Gernsheim, zwei
gelandet worden, so entbehrt dieses jeder Bestätigung. Trotzdem,
daß eine große Anzahl Personen in 6 bis 8 Fahrzeugen mehrere
Tage lang unter angestrengter Thatigkeit mit Suchen beschäftigt
waren, so war diese Mühe bis jetzt doch vergebens. Man nimmt
an, daß die Leichname sich noch im Rheine auf der Strecke zwi-
schen hier und Sandhofen befinden, und diese Annahme scheint
uns ganz richtig zu sein. Bekanntlich ist ein todter menschlicher
Körper schwerer als das Wasser, sinkt also unter, und wird erst
nach eintretender starker Verwesung, wodurch derselbe ein größeres
Volumen erhält, aus der Tiefe gehoben, was am 8. oder 9. Tage
gewöhnlich stattfiudet. In starker Strömung kollert derselbe zwar
sogleich langsam auf dem Grunde fort, allein am ersten besten
ruhigen Platze, wie zwischen hier und Sandhofen mehrere Stellen
Vorkommen, bleibt derselbe bis zur Verwesung liegen- Nachträg-
lich wird uns mitgetheilt, daß drei der Ertrunkenen des Schwim-
mens kundig gewesen seien, und daß der hiesige Brückenmeister
im Augenblick, als das Unglück stattfand, mit einem zur Rhein-
brücke gehörigen Nachen die Rettung der Unglücklichen, aber lei-
der vergebens, versucht habe. Unserer neulichen Miltheilung be-
züglich der an anderen Rheinbrücken befindlichen und immer
zum Fahren bereit stehenden Boote fügen wir noch bei,
daß an diesen Plätzen auch Nettungsapparate und Gegenstände
um Ertrunkene ins Leben zurückzurufen, als Flanell, Bürsten,
verschiedene Essenzen u. s. w. vorhanden und zwar auf Kosten
d.S Aerars angeschafft worden sind.
7 Mannheim, 20. März. Stand der Fremden hiesiger
Stadt vom 19.—20. März: 22Ü Personen.
Aus Baden. Zn der 42. Sitzung der 2. Kammer, die
nach der erledigten Tagesordnung in eine geheime umgewandelt
wurde, machte der Minister der Aeußeren Vorlagen über Eisen-
bahnprojekte und namentlich Mittheilungen über den Stand der
Verhandlungen mit der Schweiz wegen der Waldshut-Schaffhau-

sener Bahn und mit Bayern wegen der Odenwälder und einer
Bruchsal-Germersheimer Bahn. Allem Anschein nach wird es
wahrend dieser Saison bloö zu einem Beschluß über die Pforz-
heimer Eisenbahn kommen. — Durch allerhöchsten Befehl wurde
die Dienstauszeuchnung für Unteroffiziere und Soldaten u. A.
verliehen: die erste Klaffe dem Oberwachtmeister Aug. Kirchgeßner
vom 3. Drag.-Reg. — Der Karlsruher Bürgervereinö-Lieder-
kranz verkauft in Folge seiner Auflösung seine Vereinsfahne!
— In Heidelberg hat die Wahlkommission zur Erneuerung
des großen LürgerauSschuffes große Mühe und Arbeit, um nur
unter Strafandrohung eine gesetzlich gültige Zahl Von Wählern
zusammenzubringen. — Von der Dreisam wird das Publikum
auf die in der F. Waguer'schen Buchhandlung zu Freiburg er-
schienenen „Beiträge zur Hypothekarreform, Lehre von der Ge-
währ und den besten Mitteln, den persönlichen und sächlichen
Kredit der Liegenschaftenbesitzer zu heben", von Stadtamts-Revi-
sor Hermann- in Freiburg, besonders aufmerksam gemacht, weil
hier die Mängel und vielen Gebrechen unserer Grund- und
Pfandbücher, unserer bezüglichen Gesetze und Vollzugsverordnun-
gen, sowie die zur Beseitigung dieser verschiedenen großen Uebel-
stände sich empfehlenden Heilmittel auf eine mehr in das prak-
tische Detail der Lache eingehende Weise auseinandergesetzt sind,
als Dies bisher Hierlands in wissenschaftlichen Zeitschriften, son-
stigen Blättern zur Belehrung der Pfandgerichte und Rathschrei-
ber , und Aufsätzen in politischen Tageöblättern der Fall war.
Der Verfasser hat selbst, wie er sagt, einige bessere fremde Hypo-
thekenanstalten eingesehen, vergleicht diese unter sich und sodann
auch beziehungsweise mit der heimischen Anstalt, kommt auf die
Nothwendigkeit der Aufstellung neuer, selbständiger, auf Gebühren
gestellter, rechtskundiger Hypothekenbeamten mit größeren Bezirken,
gibt Andeutungen zu einer diesen: entsprechenden neuen Organi-
sation und zur Verbesserung unserer Pfandgesetze, unserer zum
Theil unpraktischen Gesetze, die Zwangsversteigerungen, zum Theil
auch das Gantverfahren betreffend. Was unS in all dieser Hin-
sicht seit länger sehlt, findet und liest man hier ziemlich erschöp-
fend erörtert. — Zu der im Spätsommer zu ViUingen statt-
'findenden Schwarzwälder Gesamnttindustrieausstellung "sind zur
Zeit über 400 Gegenstände angemeldet worden.
* Die Mitglieder der Hofkapelle zu Darmstadt erhalten
eine Gehaltszulage.
* Der Frankfurter „Consum-Vereiu" erweitert seine Tä-
tigkeit durch eine Aktien-Bäckerei. — Zn Offenbach ist die
Gründung eines Consumvereins im Werke.
* Auf der Eifel und dem Hundsrücken ist in voriger
Woche eine solche Masse Schnee gefallen, daß die ältesten Leute
sich eines ähnlichen Vorkommens nicht erinnern. Die Schnee-
decke erreichte an vielen Orten eine Höhe von 14 Fuß, und die
Postverbindungen waren vielfach gestört.
* Erzherzog Albrecht von Oesterreich hat dem Mainzer
Dombauverein 500 st. geschenkt. — Die Armee des Kaiserstaa-
tes Hal für die Verunglückten in Mainz zusammen die Summe
von 29,258 fl. 7 kr. beigesteuert.
Für die FsMilie des verunglückten Kvnrad Dünn
sind bei Unterzeichnetem eingegangen:
Am 20. März:
Von Z. H. M. l il. — Zrt. Z. von eine:- Sammlung fl., 18
kr. — Th. K. ! fl. 80 kr. — Summa im Ganzen ris fl. 17 kr.
Für die Familie des verunglückten Konrad Dann
find ferner eingegangen-
Am 20. März:
Von H. 3 fl — Mit dem Transport aus Nr. 6^ zusammen
104 ft. ä! 'kr.
Die Expedition des „Mannheimer Anzeiger".
(Hiezu eine Beilage.)
 
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