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Mannheimer Anzeiger — 1858

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Nr. 260 – Nr. 284 (1. November – 30. November)
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Nr. 263
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https://doi.org/10.11588/diglit.29921#1255

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1858

GewerbevereLn begann

Auf den „Mannheimer Anzeiger"
und das „Unterhaltungsblatt" kann man
sich noch fsir die Monate November und
Dezember mit 4ltt Kreuzern abonniren, bei den Postanstal-
ten, den Boten der Umgegend, den Trägern in der Stadt und
der Expedition, Lil. IV 2 Nr. 9 in Mannheim.

Anzeigen Gerden tu dem „Mann-
heimer Anzeiger" und dem tägli-
chen „Straßenplakat" zusammen
die gewöhul.Zeile berechn, mit Ä kr.

Baden und das „Bremer Handelsblatt".
Mannheim, 3. Nov. Das „Bremer Handelsblatt" hat
sich von Hannover aus berichten lassen, daß man der völligen
Aufhebung der Durchgaugszölle des Zollvereins nahezu sicher zu
sein geglaubt, daß sich nun aber ein neues Hinderniß ergeben
habe, indem Baden seine Einwilligung an die Bedingung der
gleichzeitigen Ermäßigung oder Aushebung der Rheinzölle knüpfe.
Das „Handelsblatt" ist hierüber hoch ergrimmt. In zwei Leit-
artikeln, „Baden und die Durchfuhrzölle" im Platte vom 23. v.
M-, und „Badens Antheil an der Durchfuhrzoll-Einnahme und
die Zukunft der badischen Eisenbahnen" im Blatte vom 30. v.
M., unternimmt es, der badischen Regierung den Tert zu lesen,
und dieselbe über die volkswirtschaftlichen Interessen des badi-
schen Landes und über die finanziellen Interessen der badischen
Staatskasse zu belehren. Um eine Summe von 5327 Thaleru,
seinen Antheil an den Vereins-Durchgangszöllen, nicht zu verlie-
ren, widerstrebe Baden, so sagt das Bremer Blatt, der Aufhe-
bung der Durchgangszölle und damit einer Wohlthat, die für
keinen Staat größer als für Baden sein kann, die ihm Hundert-
tausende entringen würde. Die Nvthweudigkeit der gleichzeitigen
Ermäßigung der Rheinzölle führe es an, ohne zu bedenken, daß
die Lösung dieser Frage aus ganz anderen Voraussetzungen be-
ruhe, daß dabei manche staats- und privatrechtliche Gesichtspunkte
in Betracht kommen, daß es sich mit um eine Entschädigung für
Uferbanten, Flußregulirung und andere noch sortzusetzende Lei-
stungen handle, daß zum Theil ganz andere Kontrahenten, na-
mentlich Frankreich und die Niederlande, mitzuwirken haben.
Aber die Nothwenbigkeit der gleichzeitigen Ermäßigung der Rhein-
zölle sei — so wird sortgefahren — vielleicht nur ein Vorwand,
den Baden nehme. In einem geheimen Vertrag mit der franzö-
sischen Ostbahn, vielleicht selbst in Einflüssen Frankreichs auf die
höchsten Behörden Badens werde da und dort der geheime Er-
klärungsgrund gesucht, der Baden bestimme, den klar vorliegen-
den volkswirtschaftlichen und finanziellen Interessen des Landes
entgegen zu bandeln. „Gibt es denrr — so ruft das Bremer
Handelsblatt in seinem neuesten Artikel zuletzt aus — gibt es
denn in Baden keine Tagespresse, welche für die stumme Masse
der Steuerzahler das Wort ergreift, und gegen das deutsch-feind-
liche Verfahren Badens protestirt?"
Ja, antworten wir hierauf, es gibt in Baden eine Tages-
presse, welche für die stumme Masse der Steuerzahler das Wort
ergreift; und zum Zeichen, daß es eine solche Presse giebt, erlau-
ben wir uns, dem Bremer Handelsblatt in Kürze zu erwiedern.
Allerdings thun wir Dies nicht um des Handelsblattes willen,
dessen eben so kenntnißlose als anmaßende Sprache einer Ent-
gegnung nicht würdig ist; aber wir thun es um so mancher
ehrenhaften Leser des Blattes willen, die denn doch wünschen
werden, daß auf den eben so groben als unverständigen Angriff
vom badischen Standpunkt aus eine Zurückweisung folge.
Wir wissen nicht, ob die badische Regierung ihre Zustim-
mung zur Aufhebung der Durchgangszölle an die Bedingung
einer gleichzeitigen Ermäßigung der Rheinzölle geknüpft hat. Wir
bezweifeln Dies aber nicht; denn wir wissen, daß seit einer Reihe
von Jahren die Gr- Regierung die Landdurchfuhr- und die
Rheinzöllc stets als in innigem Zusammenhänge stehend betrachtet
hat. Wir wissen, daß bei der Generalkonferenz vor zwei Jahren

sie für Baden lange glicht den
Rheins ^nter dem alten Druck enormer Zölle entstünde.
(Schluß folgt.)

die Aufhebung oder Ermäßigung der Durchgangszölle badischer
Seits als von einer Ermäßigung der Rheinzölle abhängig er-
klärt worden ist. Wir wissen, daß sich die Gr. Regierung in
diesem Sinne noch auf dem jüngsten Landtage ausgesprochen hat,
und daß ihre Ansicht von den Ständen, diesen verfassungsmäßi-
gen Vertretern der stummen Steuerzahler, einmüthig gebilligt
worden ist.
Das Bremer Handelsblatt hat eine große Vorliebe für
Aufhebung der Durchgangszölle des Zollvereins, und Das findet
Jedermann begreiflich, schon wenn er aus den Namen des Blat-
tes Hinsicht. Das Bremer Handelsblatt hat aber keine Vorliebe
für die Emanzipation des Rheines, und Das findet man auch
erklärlich, wenn man sich den Namen des Blattes vergegenwär-
tigt. Ihm, dem Handelsblatte, wäre es wohl ziemlich gleichgül-
tig, wenn die stattlichste der deutschen Wasserstraßen, die Rhein-
straße, aus unserer Karte weggcstrichen würde, wenn sie wenig-
stens für die überseeischen Waarenbezüge geschlossen bliebe. Ihm,
dem Handelsblatte, wäre es gleichgültig, ob der Ballen Kaffee,
der vom Rhein herauf nach Mannheim, und von da in die
Schweiz geht, wie jetzt, mit 22 kr. Rheinzoll für den Zentner
belastet bliebe, oder.in dieser Zolllast erleichtert würde, wenn nur
der Kaffee, der von Bremen aus der Schweiz zugeführt wird,
den Durchgangszoll von 17^ kr. vom Zentner nicht mehr zu
tragen hat.
Sollte es einem Vereinsstaat beifallen, die Aushebung der
Durchgangszölle beantragen, von dieser Maßregel aber alle Stra-
ßen ausgenommen wissen zu wollen, die von Bremen aus durch
das Zollvereins-Gebiet ziehen, so würde das Handelsblatt hier-
über im höchsten Maße entrüstet sein. Daß aber ein VereinS-
staat vorhanden ist, der von der sonst allgemeinen Maßregel der
Aufhebung der Transitzölle auch feine Hauptstraße nicht abge-
schlossen haben will, daß im vorliegenden Falle insbesondere Ba-
den die Aufhebung der Durchgangszölle nur für zulässig erachtet,
wenn auch die Rheinzölle, also die „Durchgangszölle auf dem
Rhein", dieser Haupt-Zu- und Abfuhrstraße des badischen Lan-
des, namhaft ermäßigt werden, das ist dem Handelsblatte son-
derbarer Weise höchst anstößig. Eine Ausnahme zum Nachtheile
Bremens würde von ihm als Verrath an den Interessen^ deS
deutschen Verkehrs betrachtet werden; eine Ausnahme zum Nach-
theile der Rheinschifffahtt und des Rheinhandels scheint ihm so
entschuldbar, daß eS in der Bekämpfung dieser Ausnahme fast
einen Verrath an den deutschen Vcrkehrsinteresfen zu erblicken
geuöthigt ist. Freilich wird uns das Handelsblatt im gegebenen
Falle am Ende noch gar bestreiten wollen, daß der Rhein unsere
Haupt-Zu- und Abfuhrstraße ist. Man erlaube uns indeß die
Behauptung, daß, wie man in Bremen am besten weiß, waS
Bremen frommt, so man im badischen Land wohl auch am besten
wisse, was uns frommt. Niemand verkennt bei uns die Wohl-
that, welche d e Aufhebung der Durchgangszölle allen Theilen
des Zollvereins und so auch dem Großherzogthum bringen würde;
aber Niemand hier zu Lande verbürgt sich, daß, so groß diese
Vortheile an sich sein mögen, sie für Baden lange nicht den
Verlust ausgleicheu könnten, der durch die gleichzeilige Belassung
des Rheins unter dem alten Druck enormer Zölle entstünde.

Erste Hauptversammlung des Gewerbevereins.
V" Mannheim, 3. Nov. Der GewerbevereLn begann
gestern mit seinen Hauptversammlungen, welche in den Winter-
monaten regelmäßigen Fortlauf haben werden. Ueber diese erste,
wie auch über die nachfolgenden, berichten wir gerne und stets,
da das Streben und die Thätigkeit des Vereines sich in den
I Hauptversammlungen am deutlichsten enthüllt und zur öffentlichen

Erscheint, Montag» auSgeuom-
Rr. 263. Freitag, 5 November
Haltungsblatte Vierteljahr!. L fl.
 
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